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  • Day 29

    Marktfreuden

    April 29, 2016 in Bolivia ⋅ ☀️ 21 °C

    Das Ausschlafen hatten wir uns heute wirklich verdient. Wir sind nun genau 4 Wochen in Südamerika unterwegs und sind eigentlich nie stillgestanden. Immerhin bis 8 Uhr hielten wir es in den Federn von Santa Cecilia, unsere herrschaftlichen Unterkunft, aus. Die morgendliche Dusche danach stellte sich dann als erfrischender und spannender heraus als gedacht: Die Dusche war mit einem Durchlauferhitzer direkt am Duschkopf ausgestattet. Es bedurfte penibles Fingerspitzengefühl, um die richtige Wassermenge für die Dusche einzustellen. Nicht zu wenig, damit der Durchlauferhitzer gerade noch ansprang, aber auch nicht zu viel, damit die Leistung für die Wassererwärmung noch ausreichte. Außerdem erzeugte die Stromversorgung für den Durchlauferhitzer die nötige Spannung am Morgen. Sie verlief nämlich unisoliert direkt entlang der Wasserleitung zum Duschkopf. Aber einfach nicht hinschauen brachte die nötige Entspannung.

    Das inkludierte Frühstück fiel leider etwas mau aus. Semmeln mit Butter und Marmelade, dazu heißes Wasser. Aber verfeinert mit Salz und Kokablättern stellten wir wenigstens die Grundversorgung her. Trotz aller Widrigkeiten entschlossen wir uns, um eine Nacht in Sucre zu verlängern, da uns das Städtchen nach gestrigem Abend so beschaulich und gemütlich vorkam. Damit hatten wir uns aucheinen Tag zum rumsandeln, Blogeinträge schreiben und Wäsche waschen verschafft.

    Erst gegen 11 Uhr brachen wir auf in die Stadt. Zuerst sicherten wir uns für den morgigen Tag die Weiterfahrt nach La Paz, wo für so manch einen von uns der Höhepunkt der Reise, der Huayana Potosi, wartet. Dann ging es kreuz und quer durch die Stadt, einfach der Nase nach. Es bot sich uns ein ähnliches Bild wie in den bisherigen Städten Boliviens: Vor dem Regierungsgebäude wurde von einer kleinen Gruppe Demonstranten friedlich die Hauptstraße blockiert. Alle Einwohner der Stadt schienen sich mehr oder weniger auf der Straße zu befinden, entweder um ihre Ware von gebrannten Nüssen und Popcorn bis hin zu einer vollständigen Mahlzeit oder auch von T-Shirts bis zu Hygieneprodukten feil zu bieten oder um ihre Kinder von der Schule abzuholen und Einkäufe zu tätigen. Viele der Einwohner tragen dabei die traditionelle bolivianische Kleidung, die besonders bei den Frauen sehr auffällig ist. Sie tragen knielange bunte Kleider mit einem üppigen Faltenrock, Schürze mit Brustteil und einem melonenartigen Hut. Alles, was sie irgendwie transportieren wollen, wickeln sie sich mit festen bunten Tüchern in den Inka-Farben um den Rücken, sei es ihre zu verkaufende Ware oder ihre Kinder. Überhaupt ist auch in Sucre wieder auffällig, wie kinderreich Bolivien ist. Überall sieht man Kinder: Säuglinge, die von ihren Müttern beim Verkaufen ihrer Waren versorgt werden; Kleinkinder, die auf den Verkaufsständen sitzen und mit den Waren spielen; kleine Schulkinder, die ihre Mathehausaufgaben machen oder den Müttern beim Zubereiten von Speisen helfen; Teenager, die mit ihren Freunden von der Schule kommen.

    Ein besonderes Highlight des lokalen Lebens bot sich uns beim Besuch des Markts von Sucre. Wir staunten über die Menge von Ständen und Fülle und Frische der Waren, die feilgeboten wurden. Von Fleisch über Milchprodukte zu Obst und Gemüse, von Schokolade über Spielzeug bis zu Haushaltsartikeln, alles dicht an dicht und hoch gestapelt in den Marktständen (natürlich ohne Kühlung, aber wundersamerweise roch es kein bisschen) oder einfach nur auf einem Tuch am Boden. Im zweiten und dritten Stock des Markts fanden wir Garküchen, die einen unglaublich guten Duft verströmten und sehr gut von den Einheimischen besucht wurden. Wir beschlossen morgen dort unser Glück für das Mittagessen zu versuchen, gemeinsam genossen wir frische Ananas und Papaya, Basti und Chris wagten sogar die dargebotenen Säfte und Tees zu probieren. Sehr sehr schmackhaft! Was sie mit unserer Verdauung anstellen werden, werden wir sehen.

    Kurzzeitig mussten wir uns nochmal von dem Markt trennen, um das wohl treueste Restaurant der Stadt aufzusuchen. Basti war auf seiner letzten Südamerika-Reise vor vielen Jahren hier gesessen und hatte den wütenden Mob beobachtet, der um die Demokratie kämpfte. Danach ging es aber gleich wieder zurück auf den Markt. Wir stürzten uns einkaufswütig in die Menge und suchten uns frei nach Schnauze Zutaten für unser heutiges Abendessen.

    Zurück im Hostel starteten wir die bisher wohl größte Kochaktion des Urlaubs. Es gab Chorizo und Schweineschnitzel, Rosmarinkartoffeln, eine Ratatouille, Salat mit frischem Käse, verschiedene Soßen, selbst gemachte Guacamole und Brot. Wir wurden allseits beneidet um dieses wunderbare Essen. Weil wir uns mit der Menge doch etwas verschätzt hatten, musste leider das geplante Schoko-Früchte-Fondue ausfallen und wir ließen ganz entspannt den Abend beim Karten spielen im Innenhof des Hotels ausklingen.
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