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  • Day 21

    Orang-Utan im Gunung Leuser Nationalpark

    October 8, 2022 in Indonesia ⋅ ☁️ 27 °C

    Würden wir die Orang-Utans wirklich sehen? Nur wegen ihnen sind wir in den Norden von Sumatra gereist und heute war der grosse Tag gekommen.
    Morgens um 9h holten uns unsere drei Guides André, Chrisman und Banbam ab und zu Fuss ging es gleich los zum Gunung Leuser Nationalpark, mit rund 9.000 km² Fläche eines der grössten Naturreservate Indonesiens. Er beginnt ca 2km hinter unserer Öko Lodge hier in Bukit Lawang - nach einem steilen und rutschigen Aufstieg. Nach 10min waren wir bereits schweissgebadet. 😅
    Dazu hatten Alice und ich uns in den Kopf gesetzt, eine Reportage für ihre Schule zu drehen, was den Trek noch einen Tick anspruchsvoller werden liess. Kurz vor dem Eingang des Parks erstreckte sich eine weitläufige Gummibaumplantage. Eindrücklich zu sehen, wie der klebrige weisse Saft, der aus der täglich neu eingeschnittenen Rinde fliesst, träge in eine Kokosschale tropft, welche später eingesammelt wird.
    Endlich im Park angekommen, erklärte uns André die Regeln: Möglichst leise sein und immer genau hinschauen, bevor man Halt bei einer Pflanze sucht. Sie könnte Dornen haben oder - schlimmer noch - eine Schlange sein. 😳🐍
    Nun, festhalten mussten wir uns, denn der Boden war lehmig und rutschig und wir kraxelten enge Waldpfade hoch und wieder runter, vorbei an eindrücklichen Baumriesen und ihren Lianen, welche gleich Tarzan und Jane Phantasien in uns weckten. Die Mädchen kletterten an ihnen hoch und posierten glücklich für uns. Doch ausser riesigen Ameisen 🐜🐜🐜 waren auch nach anderthalb Stunden immer noch keine Tiere zu sehen. Dabei ist der Leuser Nationalpark bekannt für seine Artenvielfalt. Für den Sumatra-Orang-Utan ist er die wichtigste Zuflucht. Etwa 75 % des Wildbestands, also rund 7000 Tiere leben in diesem Gebiet. Aber auch der Sumatra-Tiger und das Sumatra-Nashorn, beides stark bedrohte Arten, haben hier eine ihrer grössten Populationen. Plötzlich: „Orang-Utans!“ Unsere Guides zeigten aufgeregt zu den Baumkronen. Wir sahen vorerst nichts ausser einer Horde Touristen, die ebenfalls ihre Hälse reckten. Bisher waren wir alleine unterwegs gewesen, aber sobald es etwas spannendes zu sehen gibt, sind plötzlich ganz viele andere auch da. 😂 Tatsächlich war eine Orang-Utan-Mama und ihr Kleines zu sehen, aber sehr weit oben in den Baumkronen. Die meist Indonesischen Touristen, die wohl schon eine Weile darauf warteten, dass die beiden sich nähern würden, endeckten gleich eine andere Attraktion: uns! Keine Ahnung warum, aber wir sind hier ein beliebtes Fotosujet! Jeden Tag müssen wir für wildfremde Menschen posieren, welche eine Riesenfreude daran haben, ein Foto mit uns zu machen.
    Da unsere Indonesischkenntnisse noch nicht so gut sind und hier kaum jemand Englisch spricht, konnte uns auch keiner dieses Phänomen erklären.
    Nach einer halben Stunde, in welcher die Orang-Utan-Mama nicht näher kam, gingen wir weiter. Um uns zu stärken packten unsere Guides leckere Früchte aus und arrangierten sie kunstvoll auf Palmblättern - schöner als in manchem 5-Sterne Restaurant. (An dieser Stelle kurz Werbung: Falls ihr nach Bukit Lawang reist, unbedingt bei „Orangutan Jungle Treks“ buchen. Sie sind einfach grossartig! Ihr findet sie auf Tripadviser. )
    Danach wendete sich das Blatt. Wir sahen Makaken, Thomas Leaf Affen und Schweinaffen, eine Unterart der Makaken.
    Und schliesslich, diesmal ganz nah: eine weitere Orang-Utan-Mama mit ihrem dreijährigen Baby! Sie schien sich überhaupt nicht an uns zu stören - im Gegenteil. Wir mussten ihr auf Geheiss von unseren Guides ausweichen, durften ihr aber mit einem Sicherheitsabstand folgen. Eindrücklich, mit welcher Leichtigkeit sich beide mit ihren langen Armen (die längsten von allen Menschenaffen) von Baum zu Baum schwangen. Das Baby durfte sich schon etwas von der Mama entfernen und Kletterversuche wagen, aber erst mit sieben Jahren würde es seine eigenen Wege gehen. Wir lernten, dass Orang-Utans („Wald-Menschen“ in Indonesisch) sich jede Nacht ein neues Nest bauen und dass sie Einzelgänger sind. Wir hatten richtig Mühe, uns von ihnen zu trennen. Auf dem Weg zum Fluss gingen wir noch am verfallenen „Orang Utan Rehabilitation Center“ vorbei. Hier wurden bis vor kurzem aus der Gefangenschaft befreite Orang-Utans ausgewildert. Zum Glück ist das nicht mehr nötig, da es heute auch in Indonesien unter Strafe verboten ist, Orang-Utans als Haustiere zu halten.
    Die Abkühlung im Fluss war herrlich! Und das von den Guides mitgebrachte Nasi Goreng wurde von uns gierig verschlungen. Danach ein weiteres Highlight: zurück ins Dorf mit dem Raft! Grosse Traktorenpneus werden dabei zusammengebunden und man sitzt bequem in einem Netz. Die Stromschnellen waren aufregend doch gut zu meistern und unterwegs sahen wir noch fünf weitere Orang Utans. Davon zwei ganz nah am Flussufer.
    Was für ein Tag! Wir werden ihn nie vergessen!
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