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- Giorno 2
- lunedì 14 luglio 2025 21:06
- ☁️ 20 °C
- Altitudine: 14 m
FranciaRouen49°26’24” N 1°4’39” E
Ein Nationalfeiertag à la française

oder Sonnenuntergang in Rosé...
Ich hatte lange gesucht, telefoniert, gelesen, gestöbert. Viele Restaurants waren für den Abend des französischen Nationalfeiertags bereits ausgebucht – verständlich, denn der 14. Juli ist in Frankreich so bedeutend wie Weihnachten: Revolution, Freiheit, Marseillaise, Picknick, Tanz und Feuerwerk. Letztlich stieß ich auf das Le Rouf, direkt an der Seine. Ein Geheimtipp? Vielleicht. Jedenfalls ein Glückstreffer.
Wir kamen gegen halb neun an, ausgeruht, frisch gemacht und wieder voller Energie nach unserer ausgedehnten Siesta. Ein roter Teppich war ausgerollt wie für ein Filmfestival – nur statt nach Cannes, führte er zum Aufzug. Dieser zog uns elegant aufs Dach.
„Reserviert für zwei“, sagte Margriet im besten französisch, und der Kellner nickte freundlich, ohne übertriebenes Lächeln – ganz französisch. Auf der überdachten Dachterrasse bekamen wir einen Platz in der zweiten Reihe, mit freiem Blick über die Seine und auf die Dächer Rouens.
Die untergehende Sonne tauchte die Stadt in jenes zarte Pastell, das wir wenige Stunden zuvor in Monets Bildern gesehen hatten. Ich ging kurz zur Toilette. Als ich zurückkam, saß Margriet da wie gemalt. Sie lächelte still und genoss diesen Anblick, dieses Licht. Ich setzte mich.
Wir bestellten unsere übliche Karaffe Wasser – und einen gekühlten Rosé aus der Provence. Der gleiche, den Margriet gestern schon liebgewonnen hatte. Er kam leicht in der Farbe, zart lachsfarben, fast durchscheinend. Kühl, trocken, mit Aromen von weißen Pfirsichen, frischen Erdbeeren, einem Hauch Lavendel und einem zarten Grapefruit-Zipfel in der Nase.
Margriet hob das Glas, roch daran und sagte:
„Wie Urlaub in Südfrankreich…“
Dann nahm sie einen Schluck und schloss die Augen.
„Er ist wie du – verspielt, aber nicht süß.“
Ich lachte. Ein bisschen gerührt, ein bisschen verlegen.
Sie wählte Räucherlachs, fein auf einem Kräutersalat angerichtet. Ich entschied mich für Boeuf Tatar – handgeschnitten, mit Kapern, Eigelb, etwas Dijon. Perfekt.
Die Terrasse füllte sich. Doch es waren keine Touristen, wie man sie aus Montmartre kennt – es waren Franzosen, gut gekleidet, zurückhaltend fröhlich, fast alle in Familien oder als Paare unterwegs. Der Nationalfeiertag ist in Frankreich auch ein Fest der Zusammenkunft – Bastille Day, das Gedenken an den Sturm auf die Bastille 1789, und heute ein Fest der Freiheit, des Stolzes, des Lichts.
In der Dunkelheit bestellten wir noch einen Portwein zum Feuerwerk. Ein Kellner, der gerade vorbeihuschte, winkte ab. Sie hätten keinen.
Wir schauten uns überrascht an. Kein Portwein?
Ein anderer Kellner – ein schlanker Mann mit tadelloser Haltung, der vorher schon einem Gast mit Souveränität die Weinkarte erklärt hatte – bemerkte unsere Verwirrung. Margriet und ich setzten uns, ohne ein Wort, ein Stück aufrechter hin. Der Mann lächelte, trat zu uns und fragte erneut. Er sei Alex, der Sommelier des Hauses.
Er entschuldigte sich für seinen Kollegen, der nicht wusste, ob wir „Bordeaux oder Porto“ gemeint hatten. Ich prustete los. Margriet sah mich irritiert an:
„Was ist so lustig?“
Ich musste ihr den alten Witz vom Sachsen erzählen:
„Der Sachse sagt zum Handwerker: Bitte verleechen Se mir hier im Wohnzimmer Baguette! – Und am nächsten Tag liegt kein Parkett, sondern sechs Meter lange französische Weißbrotstangen auf dem Boden.“
Margriet lachte herzlich – sie kennt meinen Humor und mein Anhaltinisch.
Alex bog um die Ecke, lächelte breit und kam wieder auf uns zu – mit einer Flasche 20 Jahre altem Portwein, der zusätzlich 20 Jahre im Keller von Le Rouf gereift war. Er öffnete sie vorsichtig und schenkte uns – eine Ausnahme – je ein großzügiges Glas ein, da sie diesen sonst nur Flaschenweise verkaufen würden. Fanden wir ungewöhnlich.
Der Portwein war rotbraun, fast schon mahagonifarben, mit Aromen von getrockneten Feigen, Leder, Walnüssen und dunkler Schokolade. Samtig im Mund, rund, warm – wie flüssiger Abend.
Ich bestellte mir eine Zigarre dazu. Margriet wollte nicht paffen, aber sie sog tief den Rauch ein, wenn er an ihr vorbeizog.
„Das riecht nach Bibliothek und Kaminzimmer“, sagte sie.
Dann begann es. Das Feuerwerk.
Über der Silhouette von Rouen explodierten goldene, rote, silberne Kaskaden. Leuchtende Sterne fielen über die Stadt, über die Kirche Saint-Maclou, über die Seine. Menschen auf den Straßen jubelten.
Wir saßen oben, die Gläser in der Hand, den Rauch, das Licht, den Portwein, die Musik aus der Ferne. Es war, als wäre man für einen Moment nicht nur Gast in Rouen, sondern ein Teil dieser alten Stadt.
Nach Mitternacht stiegen wir wieder in den Aufzug. Unsere Haut roch nach Sommer, unsere Köpfe rauschten leise – von Wein, Zigarre, Port und Feuerwerk. Zuhause fielen wir glücklich ins Bett.
Ich weiß nicht mehr, ob wir noch gesprochen haben. Vielleicht reichte das Lächeln.Leggi altro