im Kanu, zu Fuß, per Auto – eine Ostsee-Reise mit Herz und Humor Читать далее
  • Mandy hady Schulte

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  • Von Kuchenfeen und Brauerzauber...

    13 июня, Германия ⋅ ⛅ 19 °C

    Es war einmal ein später Nachmittag, als zwei tapfere Wanderinnen – Miss Daisy von der Nordsee und ich, ihre treue Chauffeurin – aufbrachen, um ein verborgenes Schloss mitten im grünen Herzen von Usedom zu finden. Der Weg war lang, die Sonne neigte sich golden über die Felder, und der Wind trug den Duft von Hopfen und alten Geschichten.

    Unser Ziel: Schloss Mellenthin. Ein Schloss, das eigentlich gar keins ist – doch das störte niemanden. Denn was nach Schloss aussieht, Bier braut, Kuchen serviert und einen Wassergraben hat, darf sich mit Fug und Recht märchenhaft nennen.

    Schon am Eingang staunten wir: Ein Parkplatzschild kündete von der Kuchenfee, die hier offenbar hochoffiziell hofiert wird. „Endlich mal die wahren Heldinnen der Geschichte!“, sagte ich zu Margriet. Sie nickte andächtig. Wir waren auf heiligem Gebäckboden.

    Doch bevor wir über die steinerne Schlossbrücke durften, stand da ein Brückenzoll-Hüter, ein Mann mit verschmitztem Lächeln und ehrbarem Amt. Für eine kleine Silbermünze (nun ja, 2-Euro-Stück), gewährte er uns Durchlass – aber nicht ohne einen Hinweis: „Wisst ihr auch, dass es sich bei diesem Schloss eigentlich um ein Gutshaus handelt?“ Margriet und ich sahen uns an. „Märchenschloss klingt aber eindeutig besser“, sagte ich. Der Wächter lächelte – und ließ uns passieren.

    Wir schritten über die Brücke, wie zwei Hofdamen im Sommerurlaub, und betraten den Innenhof – wo Holztafeln und Sitzgelegenheiten ein mittelalterliches Festmahl versprachen. Im Sudhaus, der Halle der Biere, brodelte es vor Vorfreude – und auch ein wenig Unmut. Ein Koch mit Schürze und dramatischer Augenbraue murmelte nur: „Jaja… alle wollen immer nur gucken.“ Wir nahmen’s mit Humor, nickten verständnisvoll und machten unsere Runde extra leise – fast auf Zehenspitzen - versprachen aber feierlich, auch bald etwas zu essen, und zogen uns diskret wieder zurück.

    Dann: das Schlossinnere. Und dort – o Wunder! – die sagenumwobene Kuchentheke. Sie funkelte wie ein Schatz in Vanille, Sahne und Baiser. Schwarzwälder Kirschtorte, Stachelbeerkuchen mit Wolkenschleier, ein Eierschecken-Monument, würdig, in die große Chronik der Königskuchen aufgenommen zu werden. „Wenn ich hier verschwinde“, flüsterte ich zu Margriet, „dann such mich bei der Kuchenfee.“ ;0)...

    Wir setzten uns im Gastraum direkt hinter die Bar – ein Logenplatz, wie gemacht für Königinnen. Zwei Biere aus dem Schlossbrunnen – hell und dunkel, streng nach dem Gesetz der Bierbalance – wurden serviert. Wir kosteten, nickten anerkennend. Märchenhaft gut. Und dazu ein herzhaftes Mahl, das selbst in einer Ritterküche Ehre gemacht hätte.

    Doch der Abend wäre nicht komplett ohne ein großes Stück Kuchen – „aus wissenschaftlichen Gründen“, wie ich betonte. Margriet lachte, als sie ihren eigenen Gabelstich von meinem Stück wagte. „Man kann nie zu alt für Dessert sein“, sagte sie weise.

    Die Sonne malte noch letzte Lichtstreifen auf das Kopfsteinpflaster, als wir den Schlosspark betraten. Zwischen Blüten und Kräutern summten Hummeln, und Margriet – die stille Beobachterin – wurde zur Naturfilmerin. Mit ruhiger Hand fing sie zwei Hummeln im gleichen Bild ein. „Doppelhummel!“, rief sie stolz und zeigte mir ihr Werk. Ich war ernsthaft beeindruckt.

    So endete unser Tag im nicht-ganz-Schloss, aber ganz-großem Erlebnis. Wir fuhren zurück nach Monte Gristow – satt, zufrieden und leicht verzaubert.

    Und wenn wir nicht eingeschlafen sind… dann träumen wir jetzt noch vom Kuchen...
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  • Prerow und der Nordstrand

    14 июня, Германия ⋅ ☀️ 18 °C

    Ich hatte Margriet schon die ganze Woche von dieser Wanderung vorgeschwärmt. Eine der schönsten an der ganzen Ostseeküste – mit Leuchtturm, Urwald, Weststrand-Romantik und überhaupt allem, was das wanderfreudige Herz begehrt. Ich lauf diese jedes Jahr einmal ab. Margriet ist 85. Ich war mir also nicht ganz sicher, ob ich sie auf eine 18-Kilometer-Tour über Sand- und Wurzelpfade schleppen sollte. Sie dagegen sah mich ruhig an und sagte: „Ich laufe dir davon wie ein Duracell-Häschen. Ich trau mir das zu.“ Ich lachte.

    Also los. Erstmal Frühstück beim Bäcker – frische Brötchen, ein Croissant (aber so eines, das aussieht, als wäre es aus Frankreich importiert worden und unterwegs dreimal aufgegangen - es war noch warm). Weiter nach Ahrenshoop, wo wir das Auto abstellten, um den Bus nach Prerow zu nehmen.

    Der Busfahrer war ein Original. Ich sagte: „Zwei nach Prerow, bitte möglichst nah an den Nordstrand.“
    Er: „Prerow Mitte. Weiter fahr ich nicht. Ich bin zwar Insulaner. Aber da war ich noch nie.“
    Ich war etwas beeindruckt von dieser norddeutschen Konsequenz – ein Mann, der beruflich Bus fährt und trotzdem noch nie einen Fuß an den eigenen Nordstrand gesetzt hat. Das ist entweder Zen oder Dienst nach Vorschrift.
    Der Fahrpreis war 11,50 €. Ich reichte einen 50er. Er sah mich an, als hätte ich ihn beleidigt. Ich kramte Kleingeld zusammen und kam auf exakt 8,64€. Er griff nach dem Fünfer, zwinkerte und sagte: „Passt doch.“ Ich mochte ihn jetzt sehr.

    Im Bus frühstückten wir wie zwei Ausflügler aus dem Bilderbuch. Margriet kaute schweigend und wirkte vollkommen unbeeindruckt. Ich hingegen war voller Vorfreude – oder Sorge, dass ich sie demnächst Huckepack zum Leuchtturm tragen muss.

    In Prerow war es still. So still, dass man das Gefühl hatte, man würde die Dorfbewohner wecken, wenn man zu laut läuft. Wir marschierten durch das schläfrige Örtchen zum Nordstrand. Und dann – wow. Weißer Sand, flache Dünen, ein Hauch Karibik, wenn man die Temperatur am Morgen ignoriert. Margriet sah sich um und sagte nur: „Das ist hübsch.“ Was, übersetzt aus dem Margrietischen, bedeutet: spektakulär.

    Ein Vater saß mit seinem Sohn in einer Sandkuhle und baute eine Kleckerburg. Ich fragte vorsichtig, ob wir sie als Kulisse für ein Foto benutzen dürften. Der Vater strahlte stolz. Margriet setzte sich neben das Bauwerk, lächelte – und baute kurzerhand eine zweite Burg daneben. Kleckertechnik mit Erfahrung. Sie erklärte mir, wie sie das früher an der Nordsee gemacht hätten, „damals, als sie noch ohne UV-Filter draußen spielte“. Wir lachten.

    Dann ging es weiter. Am Ende des Nordstrands öffnete sich die Landschaft zu einem stillen Paradies, das jedem Naturfreund das Herz höherschlagen lässt. Das Naturschutzgebiet war wie eine kleine, geheime Welt, in der die Zeit langsamer zu vergehen schien. Das Meer rauschte sanft, während hinter uns die Dünen flüsternd mit dem Wind spielten. Die Luft war erfüllt vom salzigen Duft der See, vermischt mit einem Hauch von feuchtem Moor und frischem Grün. Ein sanfter Wind spielte mit den vorherrschenden Kiefern, und ab und zu ertönte ein melodisches Zwitschern, das wie eine zärtliche Einladung klang, einfach stehenzubleiben und den Moment zu genießen.

    Es war einer dieser seltenen Orte, an denen sich das Herz öffnet, und die Seele einen kurzen Atemzug der Freiheit nimmt – ein Fleck Erde, der Geschichten erzählt von Meer und Wind, von Flug und Stille.

    Ich war überwältigt. Margriet lief. Und lief. Und lief. Ich hatte Mühe, Schritt zu halten. Ich trug schließlich auch den größeren Rucksack ;0)...

    Am Leuchtturm dachten wir an eine Pause. Dort gibt es ein Café. Angeblich. Nur erreicht man es ausschließlich, wenn man vorher durch den Museumsshop geht – und dafür 8 € Eintritt zahlt. Ich fragte, ob wir einfach nur ins Café könnten. Die Antwort war ein trockenes: „Dann sind Sie hier falsch.“ Es war eine Art spirituelle Prüfung. Wir bestanden sie, indem wir umdrehten. Kaffee kann warten.

    Wir zogen weiter, Richtung Weststrand. Und das war dann ein ganz eigenes Kapitel.
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  • Der Darss- 18 Kilometer Ehrgeiz und Sand

    14 июня, Германия ⋅ ☀️ 19 °C

    Ich hatte Margriet schon die ganze Woche von dieser Wanderung vorgeschwärmt. Eine der schönsten an der ganzen Ostseeküste – mit Leuchtturm, Urwald, Weststrand-Romantik und überhaupt allem, was das wanderfreudige Herz begehrt. Ich laufe diese Strecke einmal im Jahr. Margriet ist 85. Ich war mir also nicht ganz sicher, ob ich sie auf eine 18-Kilometer-Tour über Sand- und Wurzelpfade schleppen sollte. Sie dagegen sah mich ruhig an und sagte: „Ich laufe dir davon, wie ein Duracell-Häschen. Ich trau mir das zu.“ Ich schmunzelte.

    Also los. Erstmal Frühstück beim Bäcker – frische Brötchen, ein Croissant (aber so eines, das aussieht, als wäre es aus Frankreich importiert worden und unterwegs dreimal aufgegangen - es war sogar noch warm). Weiter nach Ahrenshoop, wo wir das Auto abstellten, um den Bus nach Prerow zu nehmen.

    Der Busfahrer war ein Original. Ich sagte: „Zwei nach Prerow, bitte möglichst nah an den Nordstrand.“
    Er: „Prerow Mitte. Weiter fahr ich nicht. Ich bin Insulaner, aber da war ich noch nie.“
    Ich war etwas beeindruckt von dieser norddeutschen Konsequenz – ein Mann, der beruflich Bus fährt und trotzdem noch nie einen Fuß an den eigenen Nordstrand gesetzt hat. Das ist entweder Zen oder Dienst nach Vorschrift.
    Der Fahrpreis war 11,50 €. Ich reichte einen 50er. Er sah mich an, als hätte ich ihn beleidigt. Ich kramte Kleingeld zusammen und kam auf exakt 8,64 €. Er griff nach dem Fünfer, zwinkerte und sagte: „Passt doch.“ Ich mochte ihn jetzt sehr.

    Im Bus frühstückten wir wie zwei Ausflügler aus dem Bilderbuch. Margriet kaute schweigend und wirkte vollkommen unbeeindruckt. Ich hingegen war voller Vorfreude – oder Sorge, dass ich sie demnächst Huckepack zum Leuchtturm tragen muss.

    In Prerow war es still. So still, dass man das Gefühl hatte, man würde die Dorfbewohner wecken, wenn man zu laut läuft. Wir marschierten durch das schläfrige Örtchen zum Nordstrand. Und dann – wow. Weißer Sand, flache Dünen, ein Hauch Karibik, wenn man die morgendliche Temperatur ignoriert. Margriet sah sich um und sagte nur: „Das ist hübsch.“ Was, übersetzt aus dem Margrietischen, bedeutet: spektakulär.

    Ein Vater saß mit seinem Sohn in einer Sandkuhle und baute eine Kleckerburg. Ich fragte vorsichtig, ob wir sie als Kulisse für ein Foto benutzen dürften. Der Vater strahlte. Margriet setzte sich neben das Bauwerk, lächelte – und baute kurzerhand eine zweite Burg daneben. Kleckertechnik mit Erfahrung. Sie erklärte mir, wie sie das früher an der Nordsee gemacht hätten, „damals, als man noch ohne UV-Filter draußen spielte“. Wir lachten.

    Dann ging es weiter. Am Ende des Nordstrands öffnete sich die Landschaft zu einem stillen Paradies, das jedem Naturfreund das Herz höherschlagen lässt. Das Naturschutzgebiet war wie eine kleine, geheime Welt, in der die Zeit langsamer zu vergehen schien. Das Meer rauschte sanft, während hinter uns die Dünen flüsternd mit dem Wind spielten. Die Luft war erfüllt vom salzigen Duft der See, vermischt mit einem Hauch von feuchtem Moor und frischem Grün. Ein sanfter Wind spielte mit den vorherrschenden Kiefern, und ab und zu ertönte ein melodisches Zwitschern, das wie eine zärtliche Einladung klang, einfach stehenzubleiben und den Moment zu genießen.

    Ich war überwältigt. Margriet lief. Und lief. Und lief. Ich hatte Mühe, Schritt zu halten. Ich trug schließlich auch den schwereren und größeren Rucksack.

    Am Leuchtturm dachten wir an eine Pause. Dort gibt es ein Café. Angeblich. Nur erreicht man es ausschließlich, wenn man vorher durch den Museumsshop geht – und dafür 8 € Eintritt zahlt. Ich fragte, ob wir einfach nur ins Café könnten. Die Antwort war ein trockenes: „Dann sind Sie hier falsch.“ Es war eine Art spirituelle Prüfung. Wir bestanden sie, indem wir umdrehten. Kaffee kann warten.

    Wir zogen weiter, Richtung Weststrand. Und das war dann ein ganz eigenes Kapitel.
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  • Am Rand der Zeit - der Weststrand

    14 июня, Германия ⋅ ☀️ 24 °C

    Vor uns lag der Weststrand. Kein Ort für Eile. Kein Ort für Pläne. Ein Ort, den die Bäume selbst gestaltet haben – vom Wind gebogen, vom Salz gezeichnet. Als wollten sie nicht wachsen, sondern erzählen. Und sie taten es. In bizarren Silhouetten, schräg im Sand ruhend, still und wachsam zugleich. Die einen standen noch, die anderen lagen wie gefallene Riesen, Würde in jeder Wurzel.

    Die Ostsee lag klar und fast unbewegt. Ein bläulicher Atem. Das Wasser, kühl wie der erste Gedanke am Morgen. Kein Vogel am Himmel, kein Flügelschlag – nur das leise Zucken von Wellen, das sich gegen das Ufer legte wie ein Versprechen.

    Wir redeten über Quallen, über ihre Zartheit, über das stille Leben unter der Oberfläche. Margriet warf ein:„Früher waren die größer. Und sie brannten.“ Ich verzichtete auf Nachfragen. Und wir unterhieltenuns über die Menschen – jene, die sich frei machten vom Stoff, aber auch vom Takt der Welt. Sie liefen, standen, badeten – als gehörten sie schon immer zum Horizont.

    Gegen Mittag entschieden wir, dass es Zeit für unsere Zivilisationsinsel mitten im Naturidyll war. Wir spannten einen kleinen, altgedienten Regenschirm zwischen zwei Treibholzästen auf – eine Improvisation, die so aussah, als hätte sie MacGyver mit Rotwein entworfen. Margriet setzte sich würdevoll darunter, die Füße im Sand, den Blick aufs Meer. Ich reichte ihr Brotsticks, Vintage Cheddar und ein Gläschen vom wohltemperierten Schwarzriesling. Dazu Foie Gras aus der Dose, denn wir waren zwar am Ende der Welt, aber nicht am Ende des Geschmacks.

    Wir tranken, wir schwiegen, wir lachten leise.

    Das Meer rief – ein kalter Ruf. Margriet watete hinaus. Ich folgte beherzt. Margriet stand bis zur Hüfte im Wasser. Klar, kalt, belebend – wie eine liebevolle Ohrfeige von Mutter Natur. Erst ein zarter Seufzer, dann eine Betty-Boop-Pose, wie eine Szene aus einem alten Film, nur viel schöner, weil echt. Ihr „Huh!“ war das Süßeste, was dieser Tag hören würde.

    Nach dieser filmreifen Szene packten wir zusammen. Der nächste Akt spielte im Darßer Urwald – ein Gebiet, in dem die Mücken mit einem beunruhigend hohen Organisationsgrad operieren. Man kann dort vieles machen: die Natur genießen, Bäume bestaunen, den leisen Klang der Einsamkeit hören. Oder – wie wir – spontan einen bayerischen Schuhplattler tanzen, um die Mücken zu vertreiben. Margriet klatschte, ich drehte mich, wir wirkten wie zwei Touristen, die auf einem Wanderweg den Verstand verloren haben. Es fühlte sich genau richtig an.

    Kurz vor Schluss: noch einmal ans Meer. Nur wir zwei und der Spätnachmittag. Das Licht war weich geworden, silbern. Das Wasser glitzerte wie Diamanten, als hätte es verstanden. Wir standen da, nebeneinander, ein bisschen wehmütig, ein bisschen stolz, ein bisschen salzig. Wir standen still. Vielleicht ein Moment, vielleicht eine Ewigkeit. Margriet hob die Hand, ich auch. Wir winkten.

    Und die Ostsee – ja, ich bin mir sicher – sie winkte zurück.

    Eine Woche Ostsee, fast vorbei. Margriet lächelte.

    Und wenn wir morgen fahren, dann mit Sand in den Taschen, Mückenstichen auf den Schienbeinen und dem beruhigenden Gefühl, dass alles genau so richtig war.
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  • Born - Ein Spargel, ein Bier, ein Moment

    14 июня, Германия ⋅ ☀️ 23 °C

    Born ist ein Ort, der klingt, als hätte jemand ihn extra für müde Wanderer erfunden. Kein Verkehrslärm, keine Ampeln, nur Reetdächer, die sich in der Abendsonne ein bisschen rekeln wie Katzen auf dem Fensterbrett. Die Türen kunstvoll geschnitzt, die Giebel voller Geschichten, die niemand mehr genau kennt – aber alle nicken ehrfürchtig, wenn man sie erzählt.

    Wir parkten unter einer Linde, deren Äste vermutlich noch den letzten Schwank vom vorletzten Sommer wussten. Im Beckers Boddenstuf, einem Lokal mit genau dem richtigen Verhältnis aus rustikalem Charme und ehrlicher Küche, fanden wir einen Platz auf der Terrasse. Jedenfalls bestellten wir: zwei Rostocker Pils. Als das Bier kam, zischte es so verheißungsvoll, dass selbst Margriet kurz „Oooh!“ machte. Ich trank wie ein Mann, der einen Wandertag ausspült. Margriet trank wie eine Frau, die’s nicht nötig hat – aber doch genießt ;0)...

    Beim Essen wurde es fast feierlich. Margriet entschied sich für Spargel mit Kartoffeln, ich für den Heringssalat – so eine Art kulinarische Verbeugung vor der Küste. Wir aßen schweigend. Nicht, weil es nichts zu sagen gab, sondern weil die Worte Pause hatten. Nur ab und zu murmelten wir Sätze wie: „Weißt du noch …“ oder „Das war heute …“ – und meinten damit nicht nur den Tag, sondern irgendwie die ganze Woche. Und als wir da saßen, schweigend, aber lächelnd, dachte ich: Das ist es. Das ist dieser Moment, den man später vergisst und dann doch nie ganz. Weil er sich wie ein Kieselstein in die Tasche des Herzens schleicht.

    Als die Sonne sich anschickte, hinter dem Bodden unterzugehen wie ein müder König in sein Himmelsbett, bezahlten wir. Es war kein dramatischer Abschied, eher ein stiller, warmer.

    Wir stiegen ins Auto, fuhren über die Landstraße Richtung Süden – die Fenster halb offen, der Abendwind spielte leise mit Margriets Haar. Wir waren satt. Wir waren müde...
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  • Bad Doberan - Frühstück mit Molly

    15 июня, Германия ⋅ ☁️ 20 °C

    Es war einer dieser stillen, sonnigen Sonntagmorgen, bei denen selbst die Vögel höflich zwitschern und sich niemand beeilt. Wir packten zum letzten Mal unsere Sachen im Monte Gristow, unserem Basislager der vergangenen Woche. Ein bisschen melancholisch, aber auch neugierig auf das, was noch kommt.

    Unser erstes Ziel auf der Heimfahrt: Bad Doberan. Ich hatte Margriet versprochen, dass dort nicht nur gutes Frühstück auf uns wartete, sondern auch mit viel Glück eine kleine Dampflok mit großer Persönlichkeit. Die „Dicke Molly“, eine Schmalspurbahn mit Charme, die direkt durch die Innenstadt tuckert, als gehöre sie zur örtlichen Möblierung.

    Wir parkten und spazierten durch den gepflegten Kurpark. Es war still. Sehr still. Keine Jogger, keine Spaziergänger, nicht einmal ein verlorener Coffee-to-go-Becher auf einer Bank. Der Park wirkte wie frisch entlüftet, als hätte jemand kurz vorher "alle raus, jetzt kommen Margriet und Mandy" gerufen. Die Alleen standen ordentlich parat, das Licht fiel weich durch die Baumkronen – und wir hatten das alles für uns allein.

    Dann entdeckten wir sie – die Alte Schule, ein imposanter Backsteinbau mit ehrwürdigem Charme. Margriet war fasziniert von den kunstvollen Giebeln, ich von dem Schild, das auf einen holländischen Investor hinwies. „Bestimmt ein pensionierter Käsebaron, der dachte: Ich restaurier’ jetzt mal deutsche Geschichte.“ Vielleicht stimmte das sogar.

    Im Kaffeehaus saßen schon ein paar der frühen Vögel – die Art von Gästen, die Butter in grammgenauen Portionen schneiden und beim zweiten Kaffee auf Tee umsteigen. Wir gesellten uns dazu, bestellten Frühstück und – weil es Urlaub war – auch ein Stück Kuchen. Alles schmeckte nach echtem Handwerk, nach „Wir machen das hier noch selber“ – und das war spürbar.

    Kaum hatten wir gezahlt, kam Bewegung in die Straße. Ein leises Rumpeln kündigte sie an – die Molly. Und da war sie: schwarze Dampfwolken, roter Anstrich, ein Klang wie aus einem alten Märchenbuch. Sie rollte gemächlich über das Kopfsteinpflaster – direkt an uns vorbei. Margriet und ich zückten synchron die Kameras, wie zwei Reporter auf Dampflokpatrouille.

    Als der Schaffner pfiff und Molly wieder in Gang kam, wurden wir beide ganz still. Für einen Moment war es, als stünde man in einer anderen Zeit. Wir hörten das Kreischen der Metallräder, rochen den Dampf – und beide sagten fast gleichzeitig:
    „Weißt du noch, wie laut die Züge früher quietschten, wenn sie in den Bahnhof einfuhren?“

    Und da war sie wieder – diese Mischung aus Nostalgie, Freude und dem kleinen Stich, dass dieser Urlaub bald vorbei ist. Wir gingen langsam zurück zum Auto. Wismar wartete. Und die Heimreise. Aber nicht ohne das Hafenfest.
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  • Wismar - Kopfstein, Koggen, Kirmesklang

    15 июня, Германия ⋅ ☀️ 24 °C

    Die Hansestadt Wismar lag nur einen Steinwurf – oder 40 Autominuten – von Bad Doberan entfernt, und der Gedanke an ein Hafenfest zum Abschluss der Reise klang nach einem runden Finale. Margriet und ich rollten also an einem sonnenschwülen Vormittag in die Stadt hinein und fanden direkt am Alten Hafen einen Parkplatz – ein kleines Wunder, das wir mit einem zufriedenen "na also" quittierten.

    Schon von dort aus sahen wir die stolzen Dreimaster im Hafenbecken dümpeln, deren Planken nach Teer und Geschichten dufteten. Es war, als hätten sie kurz angelegt, nur um uns zu verabschieden. Der Wind klapperte in den Wimpeln, ein Akkordeon jammerte in der Ferne, und irgendwo zwischen Fischbrötchenduft und gebrannten Mandeln spielte eine Blaskapelle ihr Bestes gegen das Kreischen des Riesenrads an.

    Doch so richtig zog es uns nicht zum Jahrmarkt. Wir nickten uns nur wortlos zu – Kirmesstimmung war nicht der Abschied, den wir suchten. Also ließen wir die Zuckerwatte links liegen und bogen stattdessen ab in Richtung Altstadt.

    Wismar ist UNESCO-Weltkulturerbe, und das nicht ohne Grund. Backsteinromantik soweit das Auge reicht, Häuser, die sich leicht zueinander neigen, als würden sie sich im Flüsterton Geschichten aus der Hansezeit erzählen. Wir schlenderten durch das alte Wassertor, wo eine unscheinbare Gedenktafel uns mit einem „Ach was!“ innehalten ließ: Nosferatu – eine Symphonie des Grauens, dieser berühmte Stummfilm von 1922, war hier gedreht worden. Margriet sah mich an, ich sah sie an – keiner von uns wusste das. Aber plötzlich passte alles zusammen: die etwas schiefe Gasse, das dämmrige Licht, die Ahnung von Geschichte in den Mauern.

    Wir folgten dem Kopfsteinpflaster durch die Gassen, machten hier und da ein Foto, atmeten Backstein, Ostseeluft und ein wenig Wehmut. Es wurde drückend warm, ein schweißtreibender letzter Gruß des Nordens. Und wir wussten: Jetzt war es Zeit.

    Zeit, die Küste hinter uns zu lassen, die Hanse zu verabschieden und Kurs auf Süden zu nehmen. 600 Kilometer bis nach Hause. Die Straße rief – oder vielleicht war es doch nur das Navi.

    Wir stiegen ein, fuhren los. Und als wir Wismar langsam hinter uns ließen, schien das Meer in der Rückspiegelsonne noch einmal kurz aufzuleuchten. Ein letztes, glitzerndes „Macht’s gut“...
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  • Ankommen, Innehalten, Erinnern

    15 июня, Германия ⋅ ☁️ 23 °C

    Wir kamen heim mit knurrendem Magen, müden Füßen und einem Navi, das sich mehrmals selbst verfluchte. Die A1 war gesperrt, der Himmel halb beleidigt, und irgendwo bei Bremen hatten selbst die Kühe auf den Umleitungswiesen Mitleid mit uns. Aber kurz vor sechs, als das vertraute Straßenschild auftauchte, fiel alle Anspannung von uns ab – wir waren da. Daheim. Ein Ort, an dem die Kaffeekanne weiß, wo sie hingehört.

    Ich kochte etwas Einfaches, aber Herzhaftes. Nichts, was in Paris auf einer Karte stehen würde, aber Margriet nickte zufrieden. Wir aßen schweigend. Und dann sprachen wir. Über das, was war. Über die Woche, die so reich war, dass man sie kaum in Worte fassen kann – aber ich versuch’s trotzdem.

    LIEBE MARGRIET,

    Du hast in dieser Woche etwas geschafft, das mir tiefen Respekt abringt – und ich sag’s jetzt einfach mal ganz deutlich: Ich verneige mich.
    Du bist 85 Jahre alt. Und du bist in acht Tagen 76 Kilometer zu Fuß gegangen – 120.000 Schritte! Dazu 16 Kilometer gepaddelt, gegen Wind, gegen Wellen, aber nie gegen dich selbst. Du hast das alles mit einer solchen Selbstverständlichkeit gemacht, dass ich manchmal vergessen habe, wie besonders du bist.

    Ob du am Weststrand unter dem Regenschirm Schwarzriesling getrunken hast, im Nordstrand Kleckerburgen gebaut, im Darßer Urwald den Schuhplattler gegen Mücken getanzt oder mit einer „Betty Boo“-Pose in die eiskalte Ostsee gestiegen bist – du hast jedem Tag deinen ganz eigenen Glanz verliehen.

    Ich glaube, wir beide wissen, dass du ab morgen erstmal Urlaub vom Urlaub brauchst. Du wirst an deiner Nordsee ankommen, vielleicht mit müden Beinen, aber mit einem Herz, das voller Geschichten schlägt. Geschichten von Weite, von Wind, von Wald und von diesen kleinen stillen Momenten, die sich für immer in unser Gedächtnis schleichen.

    Und dann war da noch unser gemeinsamer Filmabend:
    „Mrs. Harris und ein Kleid von Dior“.

    Eine Geschichte über Anstand. Über Träume. Über den Mut, sich etwas zuzutrauen, auch wenn man in der zweiten Lebenshälfte steckt – oder vielleicht gerade deswegen. Wir sahen uns an, lachten über Mrs. Harris’ Reise, verstanden jedes bisschen ihrer Sehnsucht.
    Ich weiß nicht, ob es Zufall war – oder Schicksal –, aber ich habe dich darin gesehen. Eine Frau mit Stil, mit Würde, mit Träumen. Mit einem feinen Gespür für das Gute im Leben – und einem unerschütterlichen Glauben daran, dass es nie zu spät ist, sich selbst etwas zu schenken.

    Jetzt, da du morgen nach Hause fährst, will ich dir einfach noch sagen: Danke.
    Danke, dass du mich begleitet hast.
    Danke für deine Neugier, deinen Humor, deine unbändige Energie.
    Danke, dass ich dir meine Heimat zeigen durfte – und dass du sie so offenherzig aufgenommen hast.

    Diese Woche wird mir unvergesslich bleiben.
    Und du sowieso.

    In tiefer Dankbarkeit,

    Mandy ;0)...
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