O Porriño - Arcade (ca. 22 km)
15 de septiembre de 2022, España ⋅ ⛅ 25 °C
- Run! -
Ganz oft werde ich gefragt, warum ich mich dazu entschieden habe, den Jakobsweg zu laufen und warum noch dazu alleine. Zugegeben - eine gute Frage aber ich merke immer wieder, dass ich diese nur sehr ungern gefragt werde. Dennoch beschäftigt sie mich selbst natürlich auch. Es ist gar nicht so leicht diese Frage zu beantworten, jedes Mal vergesse ich etwas oder finde gar nicht die richtigen Worte dafür. Ich glaube, es gibt da einige Gründe und am Ende bleibt wie jedes Mal bevor ich mich wieder auf den Weg mache, eine innere Stimme bzw. ein innerer Drang, der mich spüren lässt: Lauf einfach los!
Wenn ich laufe, vergesse ich oft alles um mich herum. Irgendwie kann ich hier den Abstand zu einer Welt gewinnen, in der mich manchmal die Oberflächlichkeit des Lebens erdrückt und in der ich am Liebsten verstummen möchte. Eine Welt, in der ich mir manchmal erhoffe und wünsche, dass ausnahmslos alles in sich zusammenbricht und wir die Möglichkeit haben, alles noch einmal ganz von vorne, gut und richtig aufbauen zu können. Ja, ich glaube, es ist einer der Hauptgründe der mich dazu antreibt zu laufen. Und das ist kein Wegrennen vor einer Welt, in der ich nicht leben möchte. Nein, das Laufen hilft, mich wieder selbst aufzubauen und mich von den Fehlern im System der irdischen Welt erholen zu können, um dann den Kampf gegen die Oberflächlichkeit und das, was schief läuft, wieder aufnehmen zu können.
Ich möchte in keiner Welt leben, die von (Vor-)Verurteilung, Selbstverständlichkeit, Schnelllebigkeit, dem sich gegenseitig nicht zuhören, großartige Kleinigkeiten übersehen, dem Materiellen nacheifern, Emotionen nicht zulassen, nur (sichtbare) Leistung und Erfolg zählen lassen, Recht haben als erste Priorität, ungefilterten Nachrichten und dem Reflektieren von ausschließlich dem mir selbst passend erscheinenden, geprägt ist.
Vielleicht, ja ich glaube, deswegen habe ich gerade auch gar kein Problem mit der Tatsache, Tage, Stunden, Minuten, Sekunden Zeit mit mir selbst zu verbringen und durch die Gegend zu laufen ohne den Drang dazu zu verspüren, überhaupt irgendjemandem begegnen und reden zu müssen. Ich bin gerade sehr dankbar dafür, diesen Weg alleine gehen zu können.
- How many superfluous words do we say in a day? -
Lektion 9: Friendly reminder an mich selbst: Wenn du Dich auf der Welt völlig verloren und völlig fehl am Platz fühlst, findest du Zuflucht bei Gott! Viele Geschehnisse im Leben sind Fehler im System Welt, die nicht dem Plan Gottes entsprechen.
„Die Weltgeschichte ist ein Kampf zwischen zweierlei Formen von Liebe:
der Liebe zu sich selbst - bis zur Zerstörung der Welt; und der Liebe für den anderen - bis zum Verzicht auf sich selbst.“ (Heiliger Augustinus)
- My God turns my darkness into light. (Ps 18,28) -
Zur Route:
O Porriño - Veigadaña - Mos - Padrón - Redondela - Cesantes - Arcade
Noch im dunklen startete mein Tag heute in O Porriño. Die Stunde Zeitumstellung von Portugal und Spanien macht sich besonders Morgens bemerkbar. Statt um 7 Uhr wird es jetzt erst um 8 Uhr hell. Dafür konnte ich dabei zusehen, wie die Sonne hinter den Bergen aufging und den Himmel rot, lila, rosa und orange färbte. Als ich unter einer Brücke durchlief, um eine Autobahn zu umgehen, durfte ich den Klängen eines typisch galicischen Dudelsacks lauschen - was ein schöner Start in den Tag. Zum Glück wusste ich im Vorhinein nicht, wie viele Höhenmeter ich heute hoch und runter wandern musste. Die Steigungen kann man eigentlich ganz gut mit Wänden vergleichen, die man hoch und runter läuft. Da waren dann auch die E-bike- und Fahrradfahrer nicht mehr schneller als ich zu Fuß. Über die Ausblicke, die sich mir boten, durfte ich mich dafür allerdings nicht beschweren (manchmal lohnt sich dann doch auch ein Blick zurück, um zu sehen, was man geschafft und “sich erarbeitet” hat). Nach knapp 17 km machte ich eine lange Pause und genoss meinen ersten frisch gepressten spanischen Orangensaft, einen Cappuccino und die für Spanien typischen Churros. Und während ich langsam beginne, manche bekannten Gesichter zu vermissen, laufen vier Spanier um’s Eck, die ich schon öfter aber länger nicht mehr gesehen habe. Auf spanisch fragen sie mich alle, ob es mir gut geht und ich versuche mit meinen nicht vorhandenen Spanischkenntnissen “Si, muy bien.” zu antworten (dafür reichen sie dann doch gerade noch so aus). Um mich von meinen schmerzenden Füßen abzulenken, lief ich irgendwann vor mich hin summend durch die Gegend, worauf hin mich eine Irin ansprach, mit der ich mich für ein paar Minuten unterhielt und zusammen eine weitere Steigung erklimme. Auf dem Weg hier lernt man wirklich jede kleinste Geste zu schätzen. Deswegen ist es auch immer wieder eine große Freude, wenn mir Autofahrer mit breitem Lächeln aus dem Auto zuwinken und manchmal auch hupen, um mir so im Vorbeifahren “Buen Camino” zu wünschen. Zum Abschluss des Tages ging ich mit zwei Mädels, ungefähr im gleichen Alter, aus Australien und Italien essen.Leer más
Viajero Tolle Bilder und ein schöner Empfang- steht er tatsächlich da, um die Leute zu begrüßen, die die Grenze überschritten haben?
Viajero Ne, ist ja schon ein ganzes Stück nach der Grenze und auch erst heute gewesen. War quasi wie Straßenmusik.