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  • Day 55

    Phnom Penh

    January 14, 2023 in Cambodia ⋅ ⛅ 24 °C

    Schonmal was von Phnom Penh gehört? Das ist die Hauptstadt von Kambodscha und hat mit 2 Millionen Menschen doppelt so viele Einwohner wie Köln und mit dem Mekong auch einen größeren Fluss. Wir kannten die Stadt nicht, jetzt kennen wir sie. Obwohl es ehrlicherweise nicht ganz einfach ist, sich den Namen zu merken.

    An der Grenze lief alles wie geschmiert und wir haben jetzt einen tollen kambodschanischen Sticker im Reisepass. Hier ist auch alles wuselig, aber gefühlt alles eine Stufe gediegener, als in Vietnam. Auf Märkten oder an Ständen wird man fast nicht angequatscht, dies wird aber durch sehr eifrige Tuktuk-Fahrer kompensiert. Man merkt, dass wir nun näher an Thailand dran sind, denn die Anzahl dieser tollen Gefährte ist hier exponentiell höher, als in Vietnam.

    Als wir Nachmittags mit dem Bus in Phnom Penh ankamen, stand eine obligatorische erste Stadtbesichtigung auf dem Plan. Wir waren beim National Museum und beim Königspalast. Dann machten wir uns auf die Suche nach einem netten ATM, der uns gebührenfreie Kohle ausspuckt. Bisher haben wir noch keinen gefunden. Immerhin spucken die hier überhaupt Geld aus, wenn auch mit Gebühren. Dirk führt eine Liste mit kambodschanischen "Blöden Banken", die Gebühren erheben. Sonst verliert man wirklich den Überblick, welche man schon ausprobiert hat und welche noch nicht.

    Als es anfing etwas zu nieseln, entdeckten wir einen Automaten der Canadia Bank und zogen uns zum Preis von 105 US-Dollar 100 US-Dollar aus dem Automaten. Die Menschen lieben den Dollar hier wirklich. Du bezahlst in Dollar und bekommst Riel als Wechselgeld zurück. Allerdings nicht zum Kurs von 1 : 4.108, sondern 1 : 4.000. Leichter zu rechnen und besser für den Verkäufer. Andersrum funktioniert das Spielchen leider nicht. Wenn Du Dir was für nen Dollar kaufen willst und nur Riel hast, kostet es 4.200. Am besten ist, immer ein paar Scheinchen von jeder Währung dabei zu haben. Wir zogen also die Kohle aus dem Automaten und nutzten diesen als Unterstand, da sich der Nieselregen zu einem mittelschweren Monsunschauer entwickelte. Nach 3 Minuten wurde uns das auf 18 Grad klimatisierte Geldautomatenglashäuschen zu frisch und wir gesellten uns draußen unter einem Baum zu einigen anderen Regenschutzsuchenden. Ein Mann war sowas wie der Parkplatzeinweiser für das hinter uns liegende, eingezäunte Gelände. Er saß auf seinem kleinen Stuhl am Straßenrand und war am kiffen. Irgendwann stand er mit seinem roten Parkplatzeinweiserstab auf, ging auf die Straße, ein Auto hielt an, der Parkplatzeinweiser bekam Geld, das Auto fuhr weiter. Vielleicht hat der Mann ja noch einen Nebenjob. Er wurde nach einigen Minuten auf uns aufmerksam und zeigte Dirk eine französische Flagge in einem Youtube-Video. Dirk schüttelte den Kopf: "Germany!". Der Mann drehte sich um, machte eine Spracheingabe in sein Handy und zeigte Dirk grinsend ein anderes Youtube-Video, in dem Adolf Hitler zu sehen war. Dirk schüttelte wieder den Kopf. Zeit zu gehen! Wir kauften uns mit unseren frischen Dollars 2 Regenponchos bei einer anderen Wartenden und sprangen in das nächstbeste Restaurant. Wir hatten tolles Essen und Getränke direkt an der Mündung des Tonle Sap in den Mekong und als es nach 2 Stunden aufhörte zu regnen, stapften wir durch die Pfützen nach Hause.

    Der nächste Tag brachte einen Besuch des Central Market und einen 3 km-Spaziergang zum Genozid-Museum. Was hier in den Siebziger-Jahren los war, ist unerträglich. Erst der amerikanische Krieg, der neben Vietnam auch massiv auf Laos und Kambodscha ausgeweitet wurde, anschließend 1975 eine Revolution der Roten Khmer. Diese führten eine absurde Schreckensherrschaft bis 1979, bei der sie versuchten, einen reinen Agrarstaat zu etablieren, indem sie (vereinfacht gesagt) sämtliche Städte durch Zwangsumsiedlung aufs Land entvölkerten und alle Intellektuellen, ausgebildeten Handwerker etc. (Sogar alle, die eine Brille trugen, da diese Menschen als intelligent galten) einkasernierten und töteten. Völliger Irrsinn! Nach 2-3 Stunden in dem ehemaligen Gefängnis S-21, das nun eine Gedenkstätte ist, fuhren wir per Tuktuk zum Fluss und setzten uns auf ein Schiff, das uns während des Sonnenuntergangs eine Stunde über den Mekong schipperte. Bemerkenswert war nicht nur der Sonnenuntergang, sondern auch der Gegensatz zwischen "Arm und Reich": auf einer Insel im Mekong steht ein Hyatt-Super-Duper-Luxushotel direkt an der Flussmündung, zu dessen Füßen liegen ca. 50 Fischerboote. Diese waren teilweise überdacht und lagen voll mit Zeug, das aussah wie persönliche Gegenstände. Eine kurze Google-Recherche ergab, dass die Menschen dort wohnen. Was für ein Gegensatz! Der ist teilweise auch in der Stadt erkennbar, da überall verglaste Wolkenkratzer gebaut werden und in den Seitenstraßen der "normale" südostasiatische Punk abgeht. Ebenso sind nicht nur Motobikes und Tuktuks auf den Straßen unterwegs, sondern auch ein Haufen protziger, hochpreisiger Autos.

    Abends setzten wir uns beim Night-Market auf einen Teppich und verspeisten dort Frühlingsrollen und gebratene Nudeln mit Ei. Als Absacker gabs dann noch 2 Pils für 0,75 $ pro Stück (Happy Hour from 7 AM to 11 PM). Tolle Geschäftsidee!

    Am nächsten Morgen fuhren wir per Tuktuk zum Fluss und stiegen in den Bus nach Battambang in Richtung Osten.
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