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  • Day 61

    Siem Reap (Angkor Wat)

    January 20, 2023 in Cambodia ⋅ ⛅ 31 °C

    Früh morgens zu einem Fluss zu fahren, um anschließend über das Wasser zum nächsten Zielort zu gelangen. So hatten wir es schon kurz vor Weihnachten nach Con Dao gemacht, leider war die Fahrt damals nicht so schön, da sich zwei Drittel der Fahrgäste übergeben mussten. Das war diesmal anders, denn wir fuhren nicht aufs offene Meer mit vielen Wellen, sondern auf den Sangker-River mit wenigen Wellen. Der Sangker verbindet Battambang mit der Stadt Siem Reap, unserem nächsten Ziel. Den Transfer dorthin bestreitet man entweder 5 Stunden in einem Sammeltaxi oder 6,5 Stunden in einem Sammelboot.

    Um kurz vor 8 morgens tuckerte unser Luxusdampfer mit ca. 20 Passagieren los. Die Eindrücke auf dem Flussweg waren ganz andere und auch ganz besondere im Gegensatz zu den Strecken über Teer und Schotterpisten. Die ersten 30 km lag der Fluss tief in seinem Bett und war hauptsächlich geprägt von Hütten und Häusern oben an der Böschung sowie tonnenweise Müll, der rund um die Häuser liegt, achtlos die Böschung runtergekippt oder angeschwemmt wurde. Da der Fluss nicht begradigt ist, gibt es teilweise sehr viele enge Kurven, in denen lustigerweise wie auf der Straße fleißig gehupt wird ("Obacht, wir fahren in eine unübersichtliche Kurve"). Im weiteren Verlauf flachte das Ufer immer weiter ab. Und je flacher das Ufer wurde, desto außergewöhnlicher wurden die umliegenden Bauten. Für den Hochwasserschutz sahen wir zunächst einige Hütten und später ganze Dörfer, die ihre Gebäude auf meterhohen Stelzen errichtet hatten. Dann steuerten wir in Richtung des größten Binnengewässers in Kambodscha, den Tonle Sap. Je näher wir an das Gewässer kamen, desto weitläufiger wurde das umliegende Überschwemmungs- und Sumpfgebiet. Die Menschen machen sich hier nicht mehr die Mühe, Stelzen zu errichten, sondern bauen alles einfach auf Flößen. So muss sich niemand mehr Gedanken um die erforderliche Höhe der Stelzen machen, da der Bau einfach auf dem Wasser schwimmt. Beeindruckend waren auch die vielen Fischernetze, die über sowas wie überdimensionierte Bambuskatapulte ins Wasser gelassen und wieder hochgezogen werden können. Nördlich des Tonle Sap ging es über einen super engen Kanal, der größentechnisch mit der Warmen Pader zwischen El Rancho und Gaucho vergleichbar ist, zu unserer Endstation 20 km vor Siem Reap und dann mit dem Tuktuk in die Stadt.

    Das Siem Reap Pub Hostel war ein richtiges Backpacker-Hostel mit Gästen aus allen westeuropäischen Ländern, die es jemals gegeben hat. Menschen vom Südkontinent haben sich ebenfalls dort aufgehalten. Es gab sogar einen Pool, den wir einige Male genutzt haben. Wir sind jetzt fast richtige Backpacker. Um den Status richtiger Backpacker zu erlangen, müssen wir allerdings irgendwann nochmal in einem großen Schlafsaal übernachten. Mal sehen, ob wir dieses Level noch erreichen (wollen). Wir checkten für 4 Nächte ein, es gab nämlich Erstaunliches zu entdecken.

    Wir kauften uns ein Mehrtagesticket für Angkor Wat. Angkor Wat war Schätzungen zufolge zwischen dem 11. Und 14. Jahrhundert n. Chr. die erste Millionenstadt in der Geschichte der Menschheit. Mitten im kambodschanischen Dschungel befinden sich etliche alte Tempelanlagen, die im Laufe der Jahrhunderte vom Urwald verschlungen und teilweise wieder freigelegt wurden. Die Natur holt sich alles wieder. In einigen Tempeln gibt es unglaubliche Verschmelzungen zwischen den Bauten und darauf gewachsenen Bäumen. In einem der Tempel wurden vor einiger Zeit auch Sequenzen für den Film Tomb Raider mit Angelina Jolie gedreht. Angelina Jolie. Die verfolgt uns hier irgendwie.

    An Tag 1 erlebten wir bei der Sunrise Tour den Sonnenaufgang vor dem Haupttempel Angkor Wat. Die Spiegelungen im davor liegenden damals künstlich angelegten Gewässer rundeten die grandiose Szenerie ab. Im Anschluss wurden wir durch den Tempel und einige weitere Tempelanlagen geführt. Unglaublich, was die Menschen damals geleistet haben und mit wahnsinnigen Kraftanstrengungen so viele Steine von A nach B gebracht und dann von C auf D gestapelt haben. Es gab im späten Mittelalter natürlich auch einige Konflikte. Die meisten Tempel sind hinduistische Tempel. Irgendwann hat ein Herrscher entschieden, dass jetzt alles buddhistisch sein soll, übernahm die Hindutempel und baute auch neue Buddhatempel. Die Hindustatuen wurden teilweise durch Buddhastatuen ersetzt. Das fanden die Hindus aber nicht so gut und haben teilweise die Buddhastatuen wieder zerstört. Das übliche hin und her. Abschließend fragte Dirk unseren Guide, woran es gelegen hat, dass dieses riesige Areal von den Menschen aufgegeben wurde. Rom existiert ja schließlich auch noch und ist bedeutend älter.

    Antwort Guide: 1992 hat die UNESCO entschieden, die Stätten zum Weltkulturerbe zu ernennen. Daraufhin mussten die Menschen, die hier gelebt haben, das Areal verlassen. Hm. ("Das lesen wir später vielleicht nochmal nach").

    Antwort eines Artikels auf spiegel.de: Nach dem 14. Jahrhundert wurden keine neuen Tempel mehr gebaut. Anfang des 15. Jahrhunderts gab es in dem Gebiet eine jahrelange Trockenperiode, auf die Jahre mit heftigen Monsunregen folgten. Direkt danach gab es das gleiche Spiel nochmal. Dies hat zum Kollaps des künstlich angelegten Wasserkanalsystems geführt, woraufhin die Anlagen vermutlich verlassen wurden.

    An Tag 2 mieteten wir uns zwei Mountainbikes, erkundeten auf einem 45-km-Rundkurs weitere Tempelanlagen und erlebten den Sonnenuntergang an einer Tempelanlage auf einem Berg.

    An Tag 3 ließen wir die Tempel hinter uns und teilten uns auf, um uns sportlich zu betätigen: Anna ging golfen und Dirk ging joggen. Anschließend rösteten wir am Pool. Kann man so machen!

    Wir wussten nicht so richtig, was uns in Angkor Wat erwarten würde. Das, was wir gesehen haben, haben wir in dieser Ausprägung nicht für möglich gehalten: Unglaubliche monumentale Architektur, eine Verschmelzung aus Bauwerken und Natur, kilometerbreite- und lange in Handarbeit angelegte Seen und Kanäle. Diese mittelalterliche Stadt muss eine Größe und Wucht mit nur schwer vorstellbaren Ausmaßen gehabt haben. Die Tempel von Angkor Wat prägen heute die Landesflagge von Kambodscha 🇰🇭

    Die Bilder im Anhang und in Annas Story geben im Ansatz wieder, was wir gesehen haben. Bessere gibts wahrscheinlich auf www.google.de :)
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