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  • Day 83

    Muang Ngoy

    February 11, 2023 in Laos ⋅ 🌙 23 °C

    Der Touri-Terror-Bus brachte uns zuverlässig von Luang Prabang nach Ngon Khiaw, von wo wir uns in ein Boot setzten, um den Nam Ou 90 Minuten flussaufwärts nach Muang Ngoy zu tuckern. Die Landschaft ist hier perfekt. Der Fluss schlängelt sich durch den Urwald und kleinere und größere Kalksandsteinberge. Wir können uns daran nicht satt sehen und müssen uns manchmal wirklich kneifen, um zu realisieren wo wir uns gerade befinden.

    Der ehemalige Off-Track-Geheimtipp Muang Ngoy ist offenbar keiner mehr. Wir stiegen aus unserem Boot und wurden von einigen Hostelbesitzern am Steg abgefangen. Die Dame, bei der wir vorab gebucht hatten, offenbarte uns, dass sie überbucht ist und zeigte uns Alternativen, die wir nicht wollten. Also suchten wir uns selbst eine Alternative und checkten im Rainbow Guesthouse ein. Das hatte insofern was gutes, dass wir abends eine Wandertour mit Übernachtung bei unserem neuen Hostel buchen konnten.

    Wir packten uns eine kleine Tasche zusammen und zogen am nächsten Morgen mit unserem Guide Kieuu los in den Dschungel. Den ersten Stop machten wir unweit des Dorfes bei einer Höhle. Diese diente im Vietnamkrieg als Luftschutzbunker für die Bewohner der näheren Umgebung. Wir mussten nochmal nachfragen: Luftschutzbunker? Hier? Nur nochmal zur Einordnung: Es gibt hier keine wirklichen Straßen. Man fährt mit dem Boot über eine Stunde in das nächste Dorf, das eine ordentliche Straßenverbindung hat. Das ist wirklich hinterstes Hinterland und hier wurden regelmäßige Luftangriffe geflogen. Unvorstellbar! Die Umgebung wurde in den letzten Jahren offenbar von Blindgängern befreit, sodass eine Wanderung auf den entsprechenden Wegen kein Problem darstellt. Wir stapften weiter in ein kleines Dorf mit 200 Einwohnern und machten dort Mittagspause in der Hängematte. Die Dörfer, die hier nicht direkt am Fluss liegen, sollten vor der Pandemie ans Stromnetz angeschlossen werden. Das wurde nach der Pandemie aber irgendwie vergessen, sodass sich die Menschen hier mit kleinen Solarzellen und Speicherbatterien aber durchaus zu helfen wissen. Wir wanderten weiter entlang eines kleinen Flusslaufes, den wir mangels Brücken oder Furten einige Male Barfuß durchkreuzen mussten. Wir tauchten entlang eines Pfades weiter in den Urwald ab, was den positiven Effekt hatte, dass wir nun Schatten hatten. Einige Moskitos waren auch zugegen, allerdings nicht so viele, da aktuell Trockenzeit ist. In der Regenzeit ist dieser Pfad nicht ohne weiteres begehbar, da extrem viele Insekten unterwegs sind und große Teile des Weges in einen Flusslauf integriert sind. Dann gibt es auch viele Blutegel. Auf die Frage, ob es gefährliche Tiere gibt, antwortete

    Kieuu: "No. Not dangerous."
    Dirk: "No dangerous animals? No snakes?"
    Kieuu: "Oh yes. King Cobra sometimes. Last time 3 days ago. When I see, I run away."

    Danke für den Tipp! Kieuu ist hauptberuflich Farmer und geht gelegentlich im Urwald jagen. Auf der Speisekarte stehen Vögel, Schlangen aber vor allem Eichhörnchen. Am liebsten Eichhörnchen, die sind nämlich sehr lecker! Wir schlängelten uns weiter durch den Wald und kamen ordentlich ins Schwitzen. Am späten Nachmittag erreichten wir 15 km und 850 Höhenmeter aufwärts unser Nachtdomizil auf 1.050 Höhenmetern, das Dorf Kheiukhanh. Hier leben ca. 250 Personen, die in zwei ethnische Gruppen aufgeteilt sind. 75 % des Dorfes zählen zu den Kha, 25 % zu den Hmong. Jede Gruppe spricht eine komplett eigene Sprache, untereinander sprechen einige laotisch, sodass sich selbst unser Guide nicht mit jedem verständigen kann. Das Leben in dem Dorf ist auf das nötigste beschränkt. Strom gibt es nur begrenzt aus den Solarzellen. Hühner, Schweine und Hunde aller Altersklassen laufen wild zwischen den Menschen umher. Zu essen gabs für uns Reis, Kürbis und Gemüse, das auf offenem Feuer zubereitet wurde. Es ist relativ staubig und an 1-2 Stellen lodern kleine Lagerfeuer, wenn es dunkel wird und die Leute versammeln sich dort. Wir unterhielten uns mit einem netten jungen Mann, der etwas Englisch konnte. Er wollte wissen, was wir zu Essen hatten (s.o) und wollten das gleiche von ihm wissen. Bei ihm gab es an dem Abend Eichhörnchen vom Grill - was sonst! Unsere Gastgeberin trennte ununterbrochen bis in die Nacht hinein so etwas wie Fahnenblätter von getrockneten Pflanzen. Diese werden später an Bambusstiele gebunden und auf dem Markt als Besen verkauft. Wir verbrachten die Nacht im Bambusabteil einer Holzhütte, die auf Stelzen stand, auf einer großen Isomatte. Eigentlich ganz schnuckelig!

    Morgens wachten wir vom Schmatzen der Schweine auf, die hinter unserer Hütte entweder gefüttert wurden oder was leckeres zu fressen gefunden hatten. Kurz danach meldeten sich die ersten Hähne und wir waren wieder wach. Nach der Instant-Nudel-Frühstückssuppe machten wir uns auf den Weg ins Tal. Einige Wolken, die im Tal unter uns festhingen, erzeugten ein entzückendes Bild am Morgen. Bei schweißtreibenden Temperaturen jenseits der 30 Grad wanderten wir talabwärts, um nach 11 km im Örtchen Had Sa Phuey mit dem Boot abgeholt zu werden. Wir fuhren nach Sopchem zum Mittagessen, um anschließend die letzten 8 km auf dem Fluss mit dem Kajak zurückzulegen. Wir hielten unterwegs an zwei kleinen Sandstränden und kehrten am späten Nachmittag zurück nach Muang Ngoy.

    Bei der Rückfahrt sahen wir auf dem 1 km entfernten Berg eine Stelle, aus der Rauch emporstieg. An sich ist das hier nicht ungewöhnlich und so dachten wir uns nichts weiter dabei. Am Abend sah Anna, dass der Wald auf dem Berg brannte. Der Brand weitete sich aus und umfasste bald die ganze Bergkuppe. Um auf Nummer sicher zu gehen, packten wir uns vor dem Schlafengehen einen kleinen "Notfallrucksack" mit dem Nötigsten, um schnell abhauen zu können, falls es eng wird. Wurde es für uns aber nicht. Allerdings erfuhren wir, dass zwei Jungs aus Israel am späten Nachmittag auf dem Berg waren und ihnen durch das Feuer der Rückweg abgeschnitten wurde. Einige Bewohner aus dem Dorf fuhren mit ihren Rollern und Taschenlampen den Berg hoch und blieben die Nacht über bei den beiden. Beim Wegrennen durch den Wald hatten sie sich einige Verletzungen zugezogen, sodass sie am Tag danach den Berg heruntergebracht werden mussten und mit einem Helikopter ins Krankenhaus in die Hauptstadt Vientiane geflogen wurden.

    Wir verbrachten noch einen Tag in Muang Ngoy, um die Seele baumeln zu lassen und verabschiedeten uns nach vier ereignisreichen Tagen von einer der schönsten Landschaften, die wir auf unserer Tour gesehen haben.
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