272 m über Hanoi

Anschließend charterten wir uns für umgerechnet 1,88 € ein Fahrzeug und ließen uns zum Lotte Center fahren. Dieser im Jahre 2014 fertiggestellte Wolkenkratzer ist mit 272 m Höhe derzeit dasЧитать далее
Anschließend charterten wir uns für umgerechnet 1,88 € ein Fahrzeug und ließen uns zum Lotte Center fahren. Dieser im Jahre 2014 fertiggestellte Wolkenkratzer ist mit 272 m Höhe derzeit das dritthöchste Gebäude Vietnams. Im obersten 65. Stockwerk gibt es eine rundum verglaste Aussichtsplattform, die einen Rundumblick über die vietnamesische Hauptstadt erlaubt. An zwei Stellen sind zusätzlich jeweils verglaste Beobachtungsplattformen über dem gähnenden Abgrund eingebaut: nur etwas für Schwindelfreie. Das Vergnügen war die 8,28 € pro Person voll und ganz wert. Das Hochhaus beherbergt ein 5-Sterne-Hotel, ein Kaufhaus sowie zahlreiche Wohnungen mit Rundumservice-Betreuung.
In die Aussichtsplattform ist zusätzlich eine kleine Präsentation von Kunsthandwerk integriert, das man bei Gefallen vor Ort auch erwerben kann.
Ganz hervorragend ließ sich von hoher Warte die seltsame Praxis der hiesigen Grundstücksparzellierung betrachten. Das ist nicht nur auf Hanoi beschränkt, sondern gilt allgemein für das ganze Land. Die Flurstücke liegen oft, ja in der Mehrzahl, als langgestrecke schmale Handtücher gleich Heringen in einer Dose parallel nebeneinander mit der Schmalseite zur erschließenden Straße. Das resultiert dann selbstverständlich in den überall zu beobachtenden eher schmalen und dafür hohen Gebäudeformen. Diese Häuser können natürlich nur von den Schmalseiten (und von oben her) Tageslicht ins Innere bekommen. Bei der Aufteilung der Räume entstehen so gefangene Räume im Inneren ohne Fenster und mit einer Lüftung allenfalls durch einzuplanende senkrechte Schächte.Читать далее
Es war faszinierend, aus der Höhe zu beobachten, wie der Tag allmählich schwand und die Dunkelheit über die Stadt hereinbrach. Die Autos schalteten mehr und mehr die Scheinwerfer an und Schritt für Schritt flammten die Neonreklamen und die Straßenlaternen auf.
Als Abendessen hatten wir eine sehr leckere traditionelle vietnamesische Reisnudelsuppe (Pho, das PH als F ausgesprochen) mit einer Beilage aus gefüllten Pfannkuchen und einem Berg von frischen Kräutern und grünem Salat.
Später im Hotel gab es dann noch einen Absacker für einen ruhigen Schlaf, denn morgen müssen wir relativ früh aufstehen.
Man wird hier im Lande im Handumdrehen zum Millionär - so schnell kann man gar nicht gucken. Man fühlt sich unwillkürlich an den Song "Who Wants To Be A Millionair" aus dem Film "High Society" mit Grace Kelly, Frank Sinatra und Bing Crosby erinnert. Die lokale Währung, der Vietnamesische Dong, legt seit langem einen sagenhaften Umrechnungskurs an den Tag. 1 VDN entspricht heute 0,000035 €, 1 Mio. VDN sind ergo rund 35 Euro. Die Banknoten zeigen sämtlich auf einer Seite das Konterfei des Staatsgründers Ho Chi Minh und auf der Rückseite jeweils ein verschiedenes Bauwerk bzw. eine Szene aus dem täglichen Leben .Читать далее
Das letzte Mal besuchten wir diesen Ort am Heiligen Abend 2016: die Halongbucht. Damals waren wir auf mittelmäßigen bis schlechten Lokalstraßen von Hanoi aus 4 1/2 Stunden nach dort unterwegs. Heute brauchten wir auf einer inzwischen entstandenen Autobahn mit einer Zwischenrast nur noch rund 3 Stunden.
Die Halong-Bucht (vietnamesisch: Vinh Hạ Long) ist ein rund 1.500 km² großes Gebiet im Golf von Tonkin in der Provinz Quảng Ninh im Norden Vietnams. Nach offiziellen Angaben ragen 1.969 Kalkfelsen, zumeist unbewohnte Inseln und Felsen, zum Teil mehrere hundert Meter hoch aus dem Wasser. Das Kalksteinplateau, das die Bucht beheimatet, sinkt langsam. 1994 erklärte die UNESCO die Bucht zum Weltnaturerbe.
Der Name Vịnh Hạ Long bedeutet „Bucht des untertauchenden Drachens“ - im Gegensatz zu Thang Long („aufsteigender Drache“, dem alten Namen von Hanoi). Der Legende nach entstand die Bucht durch einen Drachen, einem Long, der nahe am Meer in den Bergen lebte. Als er zur Küste lief, zog er mit seinem Schwanz tiefe Furchen in das Land, das dann vom Meer überflutet wurde, nachdem der Drache ins Wasser abgetaucht war.
Der Name Ha Long verbindet die Geschichte der Drachen mit dem Kampf der Vietnamesen gegen Invasoren. Nach der Gründung Vietnams wurde das Land von ausländischen Feinden angegriffen. Der Gott Ngoc Hoang schickte die Drachenmutter und ihre Drachenkinder zur Erde, um den Vietnamesen im Kampf gegen die Feinde zu helfen. Als die feindlichen Schiffe die Küste stürmten, spuckten die Drachen sofort zahlreiche Juwelen aus. Diese Juwelen verwandelten sich in kleine und große Felseninseln und verbanden sich zu einer festen Zitadelle. Die angreifenden Schiffe der Feinde wurden zerstört.
Nach dem Sieg sahen die Drachen, daß es hier nicht nur schöne Landschaften gab, sondern die Menschen fleißig waren und sich gegenseitig halfen. Deshalb kehrten die Drachenmutter und ihre Drachenkinder nicht in den Himmel zurück, sondern blieben auf der Erde, wo die Schlacht stattfand, um die Menschen in Dai Viet (Groß-Vietnam) für immer zu beschützen.
Der Ort, an dem die Drachenmutter landete, hieß Ha Long, und der Ort, wo die Drachenkinder neben der Drachenmutter landeten, hieß fortan Bái-Tử-Long-Bucht. Die durch die Drachenschwänze aufgewirbelten Wellen hießen Bạch Long Vĩ – die heutige Halbinsel Trà Cổ.
Geologisch entstand die heutige Bucht durch einen im Holozän (gegenwärtige Erdzeit, nach der letzten Eiszeit) ertrunkenen Kegelkarst. Die Kalke entstammen dem Kambrium vor ca. 500 Millionen Jahren, also dem ältesten Paläozoikum (Erdaltertum).
Ein Kegelkarst ist eine unter feuchttropischen Klimabedingungen auf Carbonatgesteinen entstehende Karstlandschaft, die im Gegensatz zum mediterranen Karst von Vollformen, den Karstkegeln, geprägt ist.
Intensive Verwitterung der Kalke schafft tiefe Hohlformen, zwischen denen die Kuppen erhalten bleiben. Die als cockpits bezeichneten ersten Hohlformen haben daher meist einen sternförmigen Grundriß mit nach innen gewölbten Begrenzungslinien. Ihr Tiefenwachstum endet oft erst mit dem Erreichen nicht lösungsfähiger Gesteine unterhalb der Carbonatgesteine oder im Niveau des Vorfluters, also häufig nahe dem Meeresspiegelniveau (vgl. Abbildung).
Fortgesetzte Korrosion an der Basis der Kuppen führt zur Versteilung ihrer Flanken und damit zur Ausbildung der typischen Karstkegel, die teilweise als isolierte Formen aus der Ebene aufragen. Durch weitere Verwitterung der Kegel entstehen schließlich die steilwandigen Karsttürme, die vielfach selbst zahlreiche Lösungsformen aufweisen: an der Basis der Türme, im Übergangsbereich zur bodenbedeckten Ebene finden sich Hohlkehlen und die größeren Fußhöhlen an denen manchmal Deckenkarren ausgebildet sind. In größerer Höhe auftretende Höhlen werden als Halbhöhlen bezeichnet. Des weiteren können im Eingangsbereich den Höhlen Außenstalaktiten hängen (vgl. Abb.).
Die Grotten und Höhlen können teilweise, wie einige Strände auch, nur bei Ebbe betreten werden. Viele von ihnen sind grün, also über und über mit Pflanzen bewachsen, auf den größeren gedeiht teilweise dichter Dschungel. Teilweise haben die Naturkräfte regelrechte Tunnel durch den Fels geschaffen.
Quellen: Spektrum der Wissenschaft und Wikipedia
Wir legten auf der Fahrt einen Zwischenstopp ein. Das größere Gebäude am dortigen Parkplatz beherbergt eine Firma, die auf die Herstellung und vor allen Dingen die Vermarktung von Perlenschmuck ausgerichtet ist. Menschen und Himmel über Menschen, vor allen Dingen offenbar vom indischen Subkontinent! Durch die offenen Türen der Halle konnte man in der Ferne bereits erste Kegelkarstausläufer wahrnehmen.
Nachdem wir das Notwendige zur körperlichen Dehydrierung abgeschossen hatten, machten wir, dass wir weiter kamen. Wir näherten uns nun der Lokalität Ha Long. Und wir trauten unseren Augen nicht. Die gesamte Gegend ist inzwischen zubetoniert und mit Neubauten zugepflastert, deren Gros aber immer noch leersteht. Es drängt sich der Eindruck auf, daß hier möglicherweise Beherbergungskapazitäten am Bedarf vorbei geschaffen worden sein könnten.
Der Strand ist mit ausgewachsen verpflanzten Kokospalmen besetzt und offenbar zu einer Live-Discozone mutiert. Außerdem ist ein Vergnügungspark mit Riesenrad, Achterbahn und anderen Dingen entstanden, der mit einer über monströs hohe Stützen geführten Seilbahn erreicht werden kann. Horden von Touristen, herangekarrt von unübersehbar vielen Bussen fluteten das Schiffsterminal am Hafen. Kurz: ein veritabler Rummel!
Wir begaben uns an Bord des uns zugedachten Schiffes und harrten der Dinge, die da weiter kommen sollten.Читать далее
Welch ein Schock erwartete uns jedoch!
Die Schönheit der Natur ist unverändert und entspricht unseren Erinnerungen von vor 9 Jahren. Die Faszination bleibt, wenn nur das Drumherum nicht wäre, das der Mensch jetzt im Zeichen des Tourismus veranstaltet! Die Halongbucht wurde durch die UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt, das jetzt allerdings Tag für Tag von geschätzt mehreren Hundert Ausflugsdampfern heimgesucht wird. Lassen wir jedes Schiff nur einmal rund 100 Passagiere transportieren, dann tummeln sich täglich hier 20 - 30.000 Menschen zwischen den Felswundern. Das ist jedoch noch nicht alles, denn jeder Mensch erzeugt allein durch seine Präsenz vor Ort ein gerüttelt Maß an Abfällen.
Rummel nicht nur an Land, nein, nun auch noch mitten in der Bucht! Auf einer Menge der Ausflugsschiffe herrschte eine regelrechte Partyatmosphäre mit dröhnenden Lautsprecherbässen. In an Bord installierten Whirlpools räkelten sich die Passagiere. An Zwischenstopps auf der Tour durch die Felsenlandschaft konnte man eingekeilt in die Menschheit im Massendurchlauf eine Karsthöhle besichtigen, eine Kajak- oder gar eine Speedboottour unternehmen und sich später inmitten von Hunderten von Menschen an einem kleinen Strand ergötzen. Na vielen Dank auch!
Dieser letzte Inselstopp hat noch einen weiteren interessanten Hintergrund. Das Inselchen mit dem Sandstrand trägt den Namen Titop-Insel - eigenartiger Name! Nun, 1962 besuchte der russische Kosmonaut German Titow Vietnam und dabei auch zusammen mit Ho Chi Minh die Halongbucht. Titow war im Raumschiff Wostok 2 im August 1961 nach Juri Gagarin der zweite Mensch im All. Man wollte in der Halongbucht schwimmen, und da bot sich dieses bis dahin offiziell namenlose kleine Eiland dazu an. Hinterher dekretierte Ho Chi Minh, daß die Insel von diesem Zeitpunkt an und zu dessen Ehren den Namen des Russen tragen solle. Da es im Vietnamesischen nun aber kein W gibt, benutzte man um eine ähnliche Lautung zu erzeugen einfach ein P am Ende: fertig war Titop Island! Am Strand befindet sich übrigens auch noch eine überlebensgroße Granitbüste des Kosmonauten.
Aber all das, was sich hier allgemein unseren Sinnen bot, entspricht absolut nicht dem, was wir einem Umgang mit Weltnaturerbe gegenüber als sachgerecht und angemessen empfinden. Offensichtlich fällt es vielen Menschen immer schwerer, einfach nur einmal mit Muße und in Stille das zu bewundern, was die Natur erschaffen hat. Wir blieben bei den Zwischenstopps einfach an Bord und genossen die relative Ruhe, denn drängelnde Menschenmassen sind nun mal nicht unser Ding!
Ergänzend sei hier noch ein aktueller Artikel von Stefan May aus den Salzburger Nachrichten vom 5. April 2025 angefügt, der unsere Eindrücke untermauert (https://www.sn.at/wochenende/tourismus-vietnam-…):
"Tourismus in Vietnam: Gedränge im Idyll
Halong-Bucht: Der große Andrang. Vietnams malerisches Unesco-Welterbe wird auch von Touristen geflutet.
Kurz nach acht Uhr am Morgen schlüpft ein junger Mann ins Hotel und blickt suchend um sich. "Halong-Bucht?", fragt er und schleust den wartenden Gast aus Europa rasch durch zwei Seitengassen zur nahen Hauptstraße. Kurz darauf brummt ein Autobus heran. Einige Plätze sind schon besetzt. Während der Tourist zusteigt, verschwindet der Guide draußen im Gewühl.
Es dauert eine Stunde, dieses Einsammeln der Reisegesellschaft an den Hotels von Hanois Altstadt. Diese durchpflügt der Fahrer stoisch in Schrittgeschwindigkeit zwischen entgegenkommenden Radfahrern, fliegenden Händlern und anderen Reisebussen - auch diese mit Ziel Halong-Bucht, eine der Hauptattraktionen Vietnams.
Es ist ein Spiel wie in der Fabel vom Hasen und dem Igel: Sobald der Bus in die Nähe eines Hotels kommt, um die Gäste aufzusammeln, steht der Guide schon mit ihnen parat. Schlängelt sich dann auf dem Motorrad voraus zum nächsten Haltepunkt: die geölte Maschinerie einer Alltagsroutine.
Zwei Stunden Autobahn sind eine gute Gelegenheit für die Insassen, ein wenig Urlaubsschlaf nachzuholen. Dann der erste Halt: Museum der Perlenerzeugung. Jeder und jede erhält eine Karte mit der Busnummer umgehängt. Ordnerinnen leiten die Ströme der Ankommenden: Klo links, Perlenkunde samt Anschauungsmaterial rechts, dahinter Cafeteria, wo sich eine geduldige Schlange bildet. Draußen parkt Bus hinter Bus, drinnen schieben sich die auf Halong-Bucht gebuchten Menschen an Tischen vorbei, hinter denen Arbeiterinnen konzentriert Austern-Perlmuttstückchen zwischen die Schalen schieben.
Eine weitere Stunde Autobahnfahrt. Auf dem Damm zur Marina parken bereits eine Menge Busse, gegenüber schaukeln Ausflugsschiffe im Wasser. Der Guide verteilt Tickets: das zweistöckige Schiff auf Pier zwei. Weitere Gruppen kommen aufs Boot. Die Bordlautsprecher scheppern von den simultanen Durchsagen der Guides, danach von dröhnender Discomusik. Die Platten fürs Mittagessen werden aufgetischt, man würde ja gern plaudern, aber wie? Und so bedient sich die bunt zusammengewürfelte Tischgesellschaft schweigend an Huhn, Shrimps, Fisch, Muscheln, Omelette in Herzform sowie Frühlingsrollen in Reispapier und bestaunt bei der Ausfahrt aus dem Hafen die ersten vorüberziehenden grünen Kegel in der Bucht der 2000 Inseln.
Still, ruhig und zauberhaft ist die Halong-Bucht nur auf den Bildschirmschonern dieser Welt. Erste Anlegestation: eine Insel mit Sandstrand. Die Guides mahnen zum raschen Aussteigen, in zwei Minuten lege das Schiff ab und kehre zum Abholen in einer Dreiviertelstunde zurück. Es fährt hinaus und ankert in Sichtweite, wie Dutzende andere, um wartenden Schiffen Platz zum Ein- und Aussteigen an den etwa zehn Stegen zu machen.
An Land: Trubel. Einige streifen die Kleidung ab und planschen im Badezeug im warmen Wasser. Andere klettern hintereinander auf den 91 Meter hohen Hügel hinter dem Strand, über die von täglich Hunderten Touristenfüßen spiegelglatt getretenen Stufen. Nur nicht stehen bleiben. Das Schiff wartet nicht. Unmittelbar nach dem Ablegen wird dann die nächste Attraktion angekündigt: ein Felstunnel, durch den man sich entweder rudern lassen oder selbst im Kajak durchfahren kann. Die Guides machen einander mit ihren Mikrofonen Konkurrenz. Aussteigen, einsteigen, dazwischen eine Rettungsjacke aus einer Gitterbox fischen und anlegen.
Das Geschehen erinnert an ein Autodrom: Boote, die knarrend aneinanderschaben, Kajaks, die sich steuerungslos im Kreis drehen, begleitet von hilflosen Ruderschlägen ihrer Insassen. Alles zwängt sich durch den Tunnel in einen von üppig übergrünten Felsen eingerahmten Kessel. Eine Runde und durch den Tunnel zurück zum Schiff. Happy Hour: zwei Cocktails zum Preis von einem.
Die Abfahrtszeit verstreicht, die Guides haben die Ausflügler auf ihren Listen abgehakt, nach einer halben Stunde kommt ein triefnasser junger Mann herangehetzt - offenbar aus einem Kajak geplumpst. Leinen los zum letzten Programmpunkt: Höhlenbesuch auf einem Inselfelsen. In der Höhle ist es feucht, heiß und stickig. Langsam schiebt sich der Menschenstrom vorwärts. Foto rechts, Foto links. Alle paar Meter versucht sich ein Guide verständlich zu machen, lässt grüne Laserpointer über die Felswände streifen. "Halong ist viel zu geschäftig", klagt ein britisches Ehepaar. "Zu viele Boote, zu viele Menschen. Wir bevorzugen mehr die abgelegenen Orte, wo man das wirkliche Vietnam finden kann, nicht das englische oder amerikanische."
Als das Schiff ablegt, dämmert es. Auf dem Sonnendeck bricht der geruhsamste Teil des Ausflugs an. Wie Kulissenwände, die versetzt auf einer Bühne stehen, ragen die Felsinseln aus Kalkstein, Gneis und Muscheln aus dem wellenlosen Wasser, samtig wie dunkles Tuch, einer gefluteten Gebirgslandschaft gleich. Die Furchen im Land soll, so die Legende, ein Drache mit seinem Schweif gezogen haben. Die Felswände sind teils glatt, steil und von moosigem Grün. Dann verschwindet die Sonne. Und mit einem Mal sind Türme, Buckel und Zinken schwarz, ja abweisend, eine unbezwingbare Barriere mit labyrinthischen Wasserwegen dazwischen. Bis zum nächsten Morgen, mit neuen Gästen."Читать далее
Voller Entsetzen waren wir uns einig, dass dies unter den gegebenen Umständen auf alle Fälle unser letzter Besuch in der Halongbucht gewesen sein wird. Wir waren in der inzwischen hereingebrochenen Dunkelheit bei unserer Rückkehr zum Hafen kurz vor 19:00 h dankbar für die Überschaubarkeit unseres Autos, dessen Fahrer uns nach zügiger und sicherer Fahrt nach nur zwei Stunden wieder am Hotel absetzte.
Danach tat ein lokales Bier zum Verarbeiten und Abschluß des Tages nur allzu wohl!Читать далее
Man schlendert durch die Umgebung seiner Unterkunft und fängt einfach Eindrücke ein und hält sie fest. Plötzlich kräht mitten im Straßenlärm ein Hahn. Man schaut sich um, und da scharrt er vor einem Restaurant in einer Baumscheibe, munter und unbekümmert. Ein Schuster sitzt in eine Reparatur vertieft in seinem schmalen Laden, eine Blumenfrau sortiert auf dem Gehweg vor einem Laden kleinblütigen Rittersporn. Neben ihr steht bereits ihr Fahrrad voller bunter Blüten, bereit für den Verkauf. Eine Frau schält Wasserkastanien und füllt diese dann in Cellophantüten ab. Die Straße am Hoan Kiem-See, dort wo sonst die Motorroller das Straßenbild bestimmen, ist heute gesperrt. Es ist Wochenende, und da gehört sie ganz den Fußgängern.
Putzig ist nebenbei bemerkt, daß hier in Vietnam eine illegale Kopie unseres deutschen Media Marktes ihr Unwesen treibt. Sie tritt hier mit dem anglisierten Namen "Media Mart" auf, wobei das Design und die Farbe des Namenszuges im übrigen völlig mit dem deutschen Vorbild übereinstimmt. Die deutsche Firma hat bislang kein Mittel gefunden, dem Missbrauch Einhalt zu gebieten.Читать далее
Ein neues Abenteuer steht uns heute Nacht bevor. Wir werden nämlich mit dem Schlafwagenzug von Hanoi nach Hué, der alten Kaiserstadt fahren. Die Entfernung beträgt lediglich 660 km, also ungefähr 100 km mehr, als die Distanz Berlin - Köln. Der Zug benötigt dafür jedoch geschlagene 13 Stunden und 30 Minuten: eine Stundengeschwindigkeit von unter 50 km! Das rührt daher, dass die Eisenbahninfrastruktur hierzulande immer noch defizitär ist: die Folgen des Vietnamkrieges machen sich bis heute bemerkbar. Die Strecke ist überwiegend immer noch nur eingleisig ausgebaut, so dass entgegenkommende Züge an Ausweichstellen aufeinander warten müssen, und das verzögert die Reisezeit erheblich.
Die Schlafwagen, die wir gebucht haben, tragen den Namen "Lotus Train" und gehören einer privaten Gesellschaft, die diese an die regulären Züge der vietnamesischen Staatsbahn anhängt. Dieser Zug ist in unserem Falle der sogenannte Reunification Express, also der Zug der Wiedervereinigung, der Hanoi mit Saigon verbindet. Die Schlafwagenfahrmkarte kostet für zwei Personen um die 100 €.
Um 18:45 Uhr waren wir mit dem Taxi zum Bahnhof gefahren, der zur abendlichen Stunde fast taghell erleuchtet dalag. Mit einiger Mühe fanden wir den für uns bestimmten Wartebereich, und um kurz vor 19 Uhr öffnete sich der Zugang zu unserem Gleis.
Unser Viererabteil, das wir nur zu Zweit nutzen, ist angenehm ausgestattet mit sauber bezogenen Betten und einer "Freßkiste" mit Snacks, Wasserflaschen und Bananen. Für morgen früh fanden ein kleines Frühstückspaket vorbereitet vor.
Der Zug verließ pünktlich den Bahnhof, und wir rollten mitten durch die Stadt, wobei wir witzigerweise genau die Train Street durchfuhren, die wir vorgestern von der anderen Seite als externe Beobachter her besucht hatten.
Gemächlich zockelten wir aus der Stadt hinaus, als uns der Schlafwagenschaffner mit einer zusätzlichen kostenlosen Bierlieferung überraschte. Ich hatte uns vorhin aus der Altstadt noch drei sogenannte Banh Mis besorgt, das Stück zu 60.000 VND (2,20 €). Das sind kleine Baguettes, ca. 25 cm lang, die man unterschiedlich belegt überall in dafür spezialisierten Läden kaufen kann. Die Baguettes zählen genau wie die verbreiteten Croissants und die pain au chocolat (Schokoladenbrötchen) zum kolonialen Späterbe der Franzosen. Dank der Banh Mis hatten wir so ein zwar frugales aber umso schmackhafteres Nachtmahl.Читать далее
Nach kaum durchschlafener Nacht kamen wir am 6. April gegen 9:15 h morgens in Hué an. Über Nacht hatte es wohl ausgiebig geregnet. Die Bahnstrecke zwischen Hanoi und Hué befindet sich wahrlich in keinem guten Zustand. Trotz des hinlänglichen Komforts im Waggoninneren waren wir doch permanent kräftig durch die Schienenstöße durchgerüttelt und –geschüttelt worden. An einen tieferen und erholsamen Schlaf war dadurch auf den schmalen Betten keinesfalls zu denken gewesen, so daß wir im Fazit von einer Wiederholung derartiger Fortbewegungsweise in Vietnam zukünftig absehen wollen. Den Rest des Tages nutzten wir nolens volens zum Nachholen der ausgefallenen Nachtruhe.
So manchen Ausdruck aus dem Französischen haben die Vietnamesen als Lehnwort in ihren Sprachschatz übernommen: Bahnhof heißt z.B. hhà ga (von franz. la gare), Seife heißt xà phòng (von franz. le savon),
Bier: bia (la bière)
Kaffee: cà phê (le café)
Butter: bo (le beurre),
Kuchen: ga tô (le gâteau)
Schokolade: sô cô la (le chocolat)
Brot, weich: bánh mì (le pain de mie)
Senf, Mostrich: mù tat (la moutarde)
Salat: sa lát (la salade)
Auto: ô tô (l'auto)
Bus: xe buýt (le bus)
Sandale: xang dan (le sandale)
Mantel: áo mang tô (le manteau)
Blouson: áo bu dông
Krawatte: cà vat
Koffer: va li (la valise)
Puppe: búp bê (la poupée)
Salon: xa lông
u.s.w........
Ja, und "sehr gut" heißt übrigens auf Vietnamesisch korrekt: rất tốt,
was jedoch keinesfalls etwas mit toten Nagetieren zu tun hat! 😂😉
Das "Senna"-Hotel, in dem wir hier unterkamen, hat einen hübsch gestaltenen Gartenbereich, der zum Ausruhen einlädt, mit Koi-Wasserbecken und künstlicher Felsenlandschaft.Читать далее
Die Zitadelle von Huế wurde ab 1804 vom Begründer der kaiserlichen Nguyễn-Dynastie, Gia Long, erbaut. Der genaue Standort wurde mittels Geomantie (Wünschelrutengehen) ermittelt. Als Vorbild, dem sie in verkleinertem Format folgte, diente die Verbotene Stadt der chinesischen Ming-Dynastie. Tausende von Arbeitern errichteten um eine nahezu quadratische Grundfläche einen 10 km langen Erdwall, der von einem mehr als 20 m breiten Wassergraben umgeben ist. Später wurde der Erdwall durch eine Steinmauer (6 m hoch, 20 m dick) ersetzt. Während der Herrschaft von Gia Longs Sohn und Nachfolger Minh Mạng wurden diese Arbeiten abgeschlossen.
Der Parfümfluss (Sông Huong) fließt südöstlich des Komplexes, und der Kaiserkanal (Ngu Ha) verläuft direkt durch das Zentrum.
Nach und nach kamen weitere Gebäude, Höfe und Gärten in der im Südosten der Zitadelle liegenden Verbotenen Stadt hinzu. Die Herrschaft des Kaisers dauerte bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Bis dahin umfasste das Innerste - die dem Herrscher und seiner Familie vorbehaltene Verbotene purpurfarbene Stadt - viele Gebäude und mit mehreren Hundert Räumen. Die Bausubstanz litt in der Folge zwar unter Termiten und Zyklonen, blieb aber eindrucksvoll.
Bei der Schlacht um Huế während der Tet-Offensive flogen die US-Streitkräfte gezielte Bombenangriffe gegen die Zitadelle und die dort in Stellung gegangene nordvietnamesische Armee und die Vietcong. Die Tet-Offensive hat ihren Namen vom nordvietnamesischen Neujahrsfest her, das sich nach dem Mondkalender richtet. Die Nordvietnamesen starteten ab dem 30. Januar 1968 eine Angriffswelle, die sich auf die Großstädte Saigon und Hué und auf Militärstützpunkte der Südvietnamesen und der mit ihnen verbündeten amerikanischen Truppen richtete.
Die Nordvietnamesischen Streitkräfte (Viet Cong) eroberten die Zitadelle für 25 Tage und hißten ihre Flagge auf dem das Areal beherrschenden Fahnenturm. Bei diesen Kämpfen, welche bis zum 24. Februar 1968 andauerten, wurde die alte Kaiserstadt vollständig zerstört. Lediglich die Tempel Thái Hòa und Cần Thanh sowie Thế Miếu und Hiển Lâm Các blieben erhalten. In den steinernen Umfassungsmauern sind noch heute Spuren dieser Schlacht zu finden. 1993 wurde die Zitadelle von Hué zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt.
Direkt innerhalb der Zitadelle, nahe den Mauern der Kaiserlichen Stadt, stehen neun "heilige" Kanonen. Diese bronzenen Geschütze wurden 1803 von Kaiser Gia Long in Auftrag gegeben und aus Gegenständen gegossen, die von den Tay-Son-Rebellen konfisziert worden waren. Obwohl die Geschütze nie in einer Schlacht verwendet wurden, gelten sie als symbolische Beschützer der Zitadelle und der Nguyen-Dynastie. Jedes der 6,10 m langen Geschützrohre lagert in einer Lafette aus Eisenholz, und man gab jeder Kanone einen individuellen Namen nach den Jahreszeiten, aber auch nach den Elementen wie z. B. Feuer, Erde, Holz, Luft und Wasser.
Der Tay-Son-Aufstand, oft auch als vietnamesischer Bürgerkrieg von 1771–1802 bekannt, waren eine Reihe militärischer Konflikte in der vietnamesischen Geschichte, die auf einen vietnamesischen Bauernaufstand in Tay Son (in Zentralvietnam) folgten.
Beim Näherkommen wird man gegenüber dem Eingang zur Kaiserlichen Stadt bereits von dem dreistöckigen 17 m hohen Fahnenturm, begrüßt, vietnamesisch Cot Co oder Ky Dai. Im frühen 19. Jahrhundert setzte dem Turm einen 30 m hohen Fahnenmast auf. Nachdem dieser 1904 durch einen Taifun und später dann noch im Vietnamkrieg beschädigt wurde, stammt der heutige Betonturm aus dem Jahr 1949. Während der Tet-Offensive 1968 wehte die Flagge des Viet Cong für 25 Tage über diesem Turm.
Da die Zitadelle neben den Kaisergräbern zu einem der beiden touristischen Glanzpunkte vor Ort zählt, konzentriert sich hier folgerichtig auch der Zustrom der Touristen. Bevor man den ehemaligen Palast betreten darf, muß erst eine Eintrittskarte zu 200.000 VND (7,20 €) pro Person erworben werden. Und nun ist es nicht etwa so, daß man in der Internetära die Möglichkeit des Erwerbs eines Onlinetickets vorgesehen hätte, nein! Man darf sich brav in lange Warteschlangen vor den drei besetzten Schaltern einreihen und wacker vor sich hin transpirieren, denn die herrschende Schwüle bei 26° C treibt einem den Schweiß aus allen Poren und belastet den Kreislauf.
Es scheint für die Vietnamesen von besonderem Reiz zu sein und bringt sie offenbar dem genius loci erheblich näher, wenn sie sich für den Besuch dieser Stätte historisch angehaucht kostümieren. Folglich sieht man scharenweise vor allem Frauen bunt gewandet in den typischen Ao Dais und mit historisierendem Kopfputz durch die Gegend flanieren und an den unmöglichsten Stellen für Fotos posieren. Ohne ein entsprechendes Beweisfoto oder –selfie ist man ja nie hier gewesen!
Eine ausgelassene Gruppe historisch kostümierter junger Menschen war wohl für ein professionelles Fotoshooting unterwegs, denn sie lief uns bei unserer Visite immer wieder über den Weg und vor die Linse. Man beachte: all diese historisierenden Kostüme sind zu 100 % aus Kunstfasern und entsprechend wasserundurchlässig. Man stelle sich die so erzeugte Transpiration der Träger vor...
Wenn man bedenkt, daß das gesamte Ensemble von Zitadelle und Kaiserpalast „lediglich“ aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts stammt, einer Epoche, als in Europa nach Stilmerkmalen des Klassizismus gebaut wurde, wird doch im Vergleich zu anderen Stätten hier in Vietnam ein ziemliches Tamtam darum gemacht. Das erinnert etwas an den überzogenen Stolz der US-Amerikaner auf ihre „Historical Buildings“ und ihr „National Architectural Heritage“, das stets etwas parvenühaft daherkommt – und uns Europäer innerlich grinsen läßt…..
Quellen: Wikipedia und https://localvietnam.de/Читать далее