• Streckensilbermedaille

    July 16 in Germany ⋅ 🌧 16 °C

    Entgegen meiner Angewohnheit, in festen Unterkünften extrem lange zu pennen, stand ich heute schon 7:30 Uhr auf und ging direkt runter zum Frühstück. Das fiel ausreichend und appetitlich aus und die zwei großzügigen Tassen Kaffee übertünchten mein kleines Schlafdefizit. Oh nein, jetzt habe ich etwas Schwarzes als Tünche bezeichnet - wie kann ich nur! 😆 Außerdem quatschte ich kurz mit dem anderen Goldsteig-Wanderpaar, das sich in die Pension verirrt hatte. Natürlich sind sie ca. 20 min vor mir gestartet, natürlicher hatten sie kein Zelt dabei und noch natürlicherer habe ich die beiden noch vor der ersten Bergwertung mit einem Antritt stehengelassen, bei dem selbst ein Tadej Pogačar auf der Zielgeraden nur das Nachsehen gehabt hätte. 🤣 Ach nee, falsche Sportart und falsche Selbsteinschätzung. 😭

    8:30 Uhr war alles zusammengepackt, ich zahlte meinen Vierziger und dampfte mit erfreulich frischen Beinen den Berg hoch. Den ersten Schock verursachten die Bauarbeiter im Trinkwasserschutzgebiet, aber sie ließen mich freundlicherweise passieren. Ein erstes kleines Highlight war nach gut 400 hm die Räuber-Heigl-Höhle, welche ich jedoch nicht betrat. Schönes Versteck jedenfalls. Trotzdem sollte man den Micha aus Bad Kötzting nachträglich wegen ausgiebigen Wildcampens im Nationalpark ein zweites Mal zum Tode verurteilen, haha. 🙃 Der mit Abstand coolste Felsen folgte auf dem Fuß: Der 999 m hohe Kreuzfelsen. Gott, habe ich mich über die Kletterei gefreut und wurde mit einer fantastischen Asussicht belohnt. Da hat sich der Frühstart gelohnt.

    Nach mir kamen die ersten Leuten aus der Gegenrichtung und ich lief weiter zum Mittagsstein-Denkmal sowie zur Kötztinger Hütte. Erstmals über 1000 m Höhe dieses Jahr. Zeit zum Mittag war noch nicht, außerdem hatte das Wetter da wie jeden Tag eine Überraschung parat. Immer schön felsige Wege und nette Ausblicke. Der anspruchsvolle Weg beim Rauchröhren hat mir sehr gut gefallen, der Gipfel selbst ist für Nicht-Kletterer unbezwingbar. Der Große Riedelstein (mit 1.132 m der Höchste heute) mit dem Waldschmidt-Denkmal (nicht der Fußballer) war aber gut erreichbar - zumindest ohne unangeleinte Hunde, die mich ankläffen. Ich weiß doch selber, dass ich stinke. 🤣 Der Kleine Riedelstein wurde mein vierter Tausender und ich bekam den Wetterumschwungswind zu spüren.

    Unten am Eck schüttete es, sodass ich mich beim Getränkeautomat untergestellt habe. Die Anmeldung für die Chamer Hütte habe ich verstreichen lassen, die 12 km über solches Terrain wären bei dem Wetter heavy geworden. Ich wollte also ins Tal, aber der nächste Bus käme erst in zweieinhalb Stunden. Ein aufmerksames Vater-Sohn-Gespann hat mir angeboten, mich im Auto mitzunehmen - es war zwar die falsche Talseite, aber ich nahm dankend an. Getrampt bin ich auch noch nicht so häufig. 😅 So lernte ich das schöne Arnbruck kennen, wo das Wetter wieder gepasst hat, ich kenne nun die bergige Innenstadt von Viechtach mitsamt Sparkasse und Einkaufsläden (und die Busroute dorthin), weiß über die russische Verwandtschaft der mich im Bus begleitenden Pubertiere im Anfangsstadium Bescheid und wurde nach der zweiten Busfahrt im Regen von Bad Kötzting ausgespuckt. Jetzt soll man mir bitte mal erklären, wie man Bad Kötzting, Bad Kösen, Bad Köstritz, Bad Kreuznach und Bad Kissingen auseinander halten soll. 🤣 Ich scheiter schon bei Köstritzer und Ur-Krostitzer. 😅

    Ich schlenderte im Regen den Kilometer zum Campingplatz hin, führte den Self-Checkin durch und baute im Trockenen auf, ehe die nächste Welle kam. Hier ist kaum was los und ich liege direkt am Weißen Regen. Hat 'nen Grund, warum die Ortschaften und Gewässer nicht nach der Sonne benannt wurden. Ich bleibe gleich zwei Nächte hier, sodass der Platz sozusagen mein Basislager für die morgige Arber-Expetition ist.

    Song des Tages ist "Heartlight" von Kenny Loggins, das mich zum Frühstück beschallte und bei dem kurzen Weg von 12 km (mit 800 hm), dem zweitkürzesten Tag meiner Thruhiker-Karriere, trotzdem mein Herz sehr erleuchtet wurde.
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