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  • Day 27

    Pokhara IV & Schwarz-Weiß

    November 24, 2022 in Nepal ⋅ ⛅ 16 °C

    Moiniii,

    Obwohl heute mein Geburtstag ist, ist der Tag untermalt von einer Stimmung aus Schwarz & Weiß. Irgendwie beschreibt dieser Kontrast generell meine Reise nach Nepal treffend. Inmitten von den weltgrößten Giganten, einem unbeschreiblich schönem Trek durch das Himalaya-Gebirge und unzähligen, einschneidenden Erlebnissen und Erinnerungen hüllt ein Hauch von Schwarz dieses strahlende weiße Bild in einen Schleier aus Grau.

    Während ich meine Wanderung bei gutem Essen, unbeschwerten Konversationen und weiterer Reiseplanung ausklingen lasse blicke ich immer wieder in pechschwarze Augen von müden Gesichtern. Diese allgegenwärtige Armut reißt tiefe Schnitte in die trockene, rissige Haut. Gezeichnet vom Leben. Hart arbeitende Kinder, Mütter und Väter wissen, dass ihnen nichts geschenkt wird, außer mitleidige Blicke von Avocado-Toast-Doppelmoral-Gutmenschen. Oft erfüllt mich Scham über meinen eigenen Egoismus. Über die westliche Ignoranz, die ich so tief im Herzen trage, dass vereinzelte Schläge in meiner Brust Brechreiz auslösen. Ich hab so viel und gebe doch so wenig. Meine Taschen sind so voll, aber wo ist meine Güte? Momente voller trügerischem Stolz — weil ich wenig feilsche — sind mein einziger Lichtblick der diese Reise für mich erträglicher macht. Ich weiß nicht, ob ich zu hart mit mir selbst ins Gericht gehe, aber angesichts der ungerechten Verteilung von Glück und Reichtum kommt es mir nur fair vor. Glück. Das ist das einzige was mich und diese Menschen unterscheidet. Geografisches Glück. Mehr ist es nicht, denke ich mir als ich die Stimme des kleinen jungen im Café höre. Er singt ein nepalesisches Lied und seine Stimmbänder schnüren meinen Hals so fest zu, dass es sich anfühlt als würde ich durch einen Strohalm atmen. Er lacht und tanzt und ich frage mich, ob ich der einzige in diesem Café bin der tiefe Trauer empfindet. Meine Gedanken kreisen um die verlorene Kindheit und die Sorgen, die diese Kinder schon von klein auf in ihren kleine Herzen tragen.

    Mein Geburtstag wirkt so unbedeutend klein und doch freu ich mich über jede Nachricht, jeden Anruf und über den kleinen Muffin von Tommy und Jules. Ich freu mich auf die Pizza heute Abend, aber abgeschlossen mit diesen Gedanken habe ich noch nicht. Irgendwie muss ich einen Weg finden sie einzuordnen. Ich muss einen Weg finden diese traurige Stimmung in positive Handlungen zu übersetzen. Wie? Kein Plan, aber das wird mich noch den Rest meiner Reise begleiten.

    Bis moinii!
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