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  • Day 62

    Tam Coc & ein Zwischenfazit

    December 29, 2022 in Vietnam ⋅ ☁️ 14 °C

    Moiniii,

    Häufig werde ich auf dieser Reise mit Sätzen konfrontiert wie:

    „Du hast bestimmt eine Wahnsinns Zeit“ oder
    „Du bist bestimmt super glücklich, dass du das alles machen kannst“.

    Oft nicke ich einfach nur, weil eine ehrliche Antwort den Rahmen des Gesprächs sprengen würde. Häufig hab ich auch keine schnelle Antwort parat, weil mir manchmal die Zeit fehlt über diese Dinge nachzudenken. Es gibt so viele Dimensionen dieser Reise die so schwer in Worte zu fassen sind, aber ich möchte versuchen ein kleines Zwischenfazit zu ziehen, nach zwei Monaten Vollzeit-Reisen.

    Wenn mir diese Reise eins gelehrt hat, dann ist es gut zu mir selbst zu sein. Es gibt kein Ziel dieser Reise mehr, es gibt keine Erwartungen wie sich bestimmte Erfahrungen oder Orte anfühlen sollen. Es gibt nur noch das Erleben von neuen Erfahrungen und das Erkunden von neuen Orten. Genau das treibt mich an: Abenteuer. Neben den Tagen wo sich Reisen anfühlt wie Fliegen, gibt es auch so viele Tage an denen mir gar nicht nach Reisen ist. An diesen Tagen an denen es einem nicht gut geht und man alleine in seinem Bett in einem Dorm liegt & sich das Gewohnte zurück wünscht. Sich wünscht alles wäre wie immer, weil das Gewohnte einfacher ist. An Tagen an denen sich manchmal das Gefühl von Einsamkeit breit macht. An Tagen an denen man doch Erwartungen hatte und enttäuscht wurde, weil es sich nicht so anfühlt wie gedacht. An Tagen an denen man denkt, man macht nicht das beste aus seiner Zeit. Genau an diesen Tagen ist es so wichtig gut zu sich selbst zu sein. Genau an diesen Tag ist es wichtig nicht zu hart zu sich selbst zu sein und sich die Zeit und den Platz zu nehmen sich auch mal schlecht zu fühlen. Nicht jeder Tag kann voll von Sonnenschein und Glitter sein. Nicht jeder Tag kann ein Hoch sein. Es ist normal sich auch mal schlecht zu fühlen. Unglücklich zu sein. Zweifel zu haben & zu Hinterfragen was genau man hier eigentlich macht und wieso. All das ist normal & gehört für mich zu gleichem Maße zu dieser Reise wie all die wunderschönen Momente die man erlebt. Man lernt mit diesen Gefühlen umzugehen und wächst daran.

    Ich habe wieder gelernt Selbstvertrauen zu haben. Auf mich selbst zu hören. Zu erkennen was ich brauche und möchte und dann die nötigen Entscheidungen zu treffen, um mich näher an die Erfüllung meiner Bedürfnisse zu bringen. Ich hab so viel Vertrauen wie noch nie in meine eigenen Fähigkeiten. Seit langem weiß ich genau was und wen ich vermisse und was mir fehlt.

    Noch vor einigen Monaten wäre diese Art von Reisen für mich unvorstellbar. Nichts im Vorhinein zu buchen, nicht zu wissen in welches Land ich als nächstes Reise, alleine zu Reisen und es zu genießen und vor allem: mich an erste Stelle zu stellen. All das hat mich verändert und mich wieder näher zu mir selbst gebracht. Mir gezeigt was wirklich wichtig für mich ist & welche Dinge ich im Leben wirklich schätze und brauche, um glücklich zu sein. Ich hab noch mehr Neugier als zuvor, noch mehr Drang nach Abenteuer, Drang eigene Geschichten zu schreiben & Dinge zu erleben und eben nicht nur Orte & Sehenswürdigkeiten zu sehen. Ich möchte noch mehr Grenzen verschieben, Leute kennenlernen die mir neue Perspektiven aufzeigen, Fähigkeiten lernen und vertiefen, Gedanken in Taten umsetzen und nicht nur darüber zu sinnieren.

    Das alles klingt nach viel Erkenntnis in so einer kurzen Zeit & ich bin so gespannt wie die restlichen vier Monate mich noch verändern und was ich aus dieser Zeit mache. Ich werde lange nicht mehr so Frei sein, um zu machen was ich möchte. Dinge auszuprobieren. Zeit für mich zu haben. Mich gut zu fühlen und mich schlecht zu fühlen. Ich nehme jeden Tag wie er ist und versuche nicht mehr Alles zu kontrollieren oder auf Alles vorbereitet zu sein. Es gibt keinen Druck das meiste aus der Zeit zu machen. Es gibt keinen Druck so viel wie möglich zu sehen oder zu Erleben. Niemand urteilt über mich und nur ich muss im Reinen sein mit dem was ich mache. Das Leben ist zu kurz um sich zu Sorgen und mit diesem neuen Gefühl geht es sich so viel leichter und unbeschwerter durchs Leben.

    Vielleicht schreibe ich so ein kleines Fazit in zwei Monaten wieder und alles ist anders und das wäre auch okay. Bis dahin — bis moiniiii.
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