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  • Day 111

    Cali 1 - Salsa, Hostelleben, wenig Cali

    February 12, 2017 in Colombia ⋅ ⛅ 27 °C

    Von der Finca in Biota geht es direkt mit dem Bus weiter nach Cali! Leider gibt es keinen Direktbus, sodass wir auf die gute, alte Local-Art reisen und ein paar mal umsteigen muessen. Hernan und Birgit bringen und noch bis zur Maria (Haltestelle mit Jesus und Maria plus Kreuz und Schnick Schnack). 🚎

    Wir sind nun auf dem Weg zu unserer ersten workaway-Station. Das Konzept von workaway ist, dass freiwillig einige Stunden am Tag gearbeitet werden im Austausch fuer Unterkunft und meistens Verpflegung. Dann schauen wir mal. So ein ähnliches Konzept kennen wir ja schon von unserer Zeit in Panama, als wir auf Bocas ein leerstehendes Urlaubsresort renoviert haben. Wir reisen also ca. 12 Stunden mit verschiedenen Bussen als wir gegen halb 10 abends inmitten einer Tanzstunde in unserer Bleibe platzen. Die geballte Ladung Bachata kommt uns entgegen und wir stehen mit offenem Mund und Verwunderung samt Gepäck vor unserem Host, Chef und Tanzlehrer "Boris". 😳 Er zeigt gerade lasziv die gelernten Schritte mit und an seiner Kollegin... Er ist halb Israeli, halb Russe und empfängt uns halbherzig nach der Tanzstunde. Sehr nett hingegen kümmern sich die anderen Volunteers Nick und Leticia sowie Aura um uns. Aura ist die einzige Angestellte im Hostel "Havana en Cali", welches erst im Dezember 2016 eröffnet hat. Boris gibt uns dann kurz bescheid, dass wir morgen über unsere Arbeitszeiten sowie unsere Arbeiten reden. Uns verschlägt es nur noch schnell in die nächste Pizzeria um die Ecke und danach ins Bett. 🍕💤 Zumindest der erste Eindruck von Cali, dem Ort für die nächsten drei Wochen, gefällt uns. Wir haben ein eigenes Zimmer sowie fast eigenes Badezimmer und Stockwerk, da alle anderen eine Etage über uns untergekommen sind. Das ist schon ein besonderer Luxus fuer uns, das 1,80m-Bett allerdings nicht. 😁

    Am ersten richtigen Tag in Cali schlafen wir zunächst aus, naja versuchen es zumindest, da eine überaus lebensfrohe Familie direkt neben uns aktiv den Morgen mit Gesang und Geplauder begrüßt (uns wird schnell erklaert, dass dies jeden Morgen so ist!!). 🙄 Boris vertröstet uns bis zum Nachmittag, wo wir dann ca. 2 Stunden mit ihm über unsere Arbeiten sprechen und er uns im Hostel herumführt. Ganz nett dort... also frisch renoviert und in den oberen Etagen eine einzige Baustelle, die jedoch nach und nach Gestalt annimmt. Havana in Cali ist es jedoch lange noch nicht. Unsere Arbeiten werden hier also vorrangig aus kleineren handwerklichen Tätigkeiten bestehen. 👷🏼👷🏼‍♀️ Philipp soll sich der Holzbearbeitung annehmen und Jessy ein Kunstprojekt bekommen. Aus beidem wird letztendlich nichts, da einerseits das Holz erst 2 Tage vor Abreise eintrifft und Boris quasi unerfüllbar hohe Kunstansprüche hat. Er hat generell einen hohen fast schon perfektionistischen Arbeitsanspruch an seine FREIWILLIGEN und deren Arbeitsergebnisse. Der erste Eindruck von Boris ist also geteilt negativ und seine 15-jährige Dienstzeit beim israelischen Militär schlagen in fast jeder sozialen Interaktion durch, egal mit wem. Mit seinen Arbeitern auf der Baustelle, seinen Angestellten sowie Freiwilligen und sogar seinen "Freunde" geht er strikt, arrogant und anmassend/beleidigend um. Bereits am ersten Tag vertraut sich Aura uns an und weint bitterlich sobald er aus dem Haus ist. Sie wird regelmaessig von dem 1,65m großen "Mann" mit Segelohren bloßgestellt. 😤 Nun gut, mit uns geht er zumindest nicht so schlecht um & ist quasi hellauf von uns DEUTSCHEN begeistert und betont immer wieder, dass er doch nur deutsche Freiwillige haben will, weil nur die wirklich gute Arbeit leisten....

    Unangenehm für uns, wenn er das vor anderen macht oder gar andere dabei runtermacht 🙄
    In Bezug auf die Arbeit können wir, wie gesagt, kaum etwas richtig machen und werden an jeder Ecke kontrolliert und verbessert. Wir verspachteln und ueberstreichen Wände, malen Telefonkabel an, reparieren Moebel, spielen den Hausmeister und putzen. Die angepriesenen kostenlosen Spanisch- und Salsastunden, ökologischen & Kunstprojekte sind wohl auch ein kleiner Schreibfehler in der Beschreibung auf workaway gewesen. 😠

    Nun gut, abgesehen von unserem kleinen Giftzwerg (von uns liebevoll “Schweinebacke” am 2. Tag getauft) geht es uns um unsere erste Erfahrung mit workaway sowie natuerlich um das Tanzen! Cali ist die Hauptstadt des Salsa und des Sports. Jessys Weihnachtsgeschenk wird also direkt am Montag eingelöst und es geht mit den anderen Freiwilligen zu der Tanzschule "Manicero". Die 16-Tageskarte wird gleich gekauft und das Tanzbein geschwungen! Philipp startet in Level 1 und Jessy mit schon ein paar irischen Salsa-Erfahrungen in Level 2. Wir arbeiten uns in den nächsten Wochen hoch bis zu den anspruchsvollsten Levels und bekommen immer mehr Freude am Tanzen. Vor allem abends in den zahlreichen Lokalen in Cali, um die gelernten Schritte zu üben. Neben unserer Arbeit: 4 Stunden taeglich an 7 Tagen in der Woche (ohne Verpflegung!), gehen wir jeden Tag fleißig zur Tanzschule. 💃🏼🕺🏼 Wir schaffen es zwar nicht in eins der Schwimmbäder, aber Philipp kann seine Basketballkünste an einem Abend auspacken und zockt ne Runde auf dem Outdoor-Basketballplatz mit Einheimischen ⛹🏼

    Wir besuchen ebenfalls die für uns fast obligatorischen Intercambios. Boris mitorganisiert diese Sprachaustausch-Veranstaltungen jeweils am Dienstag und Samstag an verschiedenen Orten nahe des Hostels. Er ist ebenso auf uns Ausländer angewiesen, da es sonst ein reiner kolumbianischer Abend wäre und es nicht viel an unterschiedlichen Sprachen auszutauschen gäbe. Daher bekommen wir meist einen Snack gesponsert und zahlen keinen Eintritt. Dort lernen wir jedes Male neue Leute kennen, die uns am liebsten mit nach Hause nehmen würden, um uns dann ihr Land und ihre Stadt selber zu zeigen. Die Sprache steht natuerlich im Vordergrund und wir ueben uns fleissig im Spanischen und auch Franzoesischen. Wir treffen uns mit 3 Leuten von diesen Intercambios. Lina und Julian lernen wir bereits beim ersten Sprachaustausch kennen. 🙋🏻🙋🏻‍♂️ Ein Pärchen aus Cali, welches nächstes Jahr nach New York zum Studieren ziehen möchte und daher Englisch lernen will. Macht Sinn! Gut für uns, denn unser Spanisch läuft auf Hochtouren und wir lernen immer mehr dazu! Lina und Julian nehmen uns an einem Sonntag mit zum "El Cerro". Dies ist ein Berg mit drei riesigen Kreuzen, zu welchem hunderte Caleños (Einwohner Calis) täglich aber vorrangig Sonntags pilgern. Dort gehen sie zur Messe (unter einem provisorischen Zelt) und treiben Sport an öffentlichen Sportgeräten im Freien, machen Selfies in der neusten und vor allem knappen Sportkleidung. Der Ausblick und die Erfahrung mit den Einheimischen um 7:00 Uhr früh dort hoch zu stapfen ist jedoch einmalig. ⛰ Die nur drei Stunden Schlaf von der vorherigen Nacht merken wir erst, als wir in Julians Auto sitzen und zum Rio Pance zu fahren. Ein Fluss 1,5 Stunden außerhalb von Cali, in dem wir uns erfrischen wollen. Wir stellten uns sowas wie die Spree vor, mit Wiese zum liegen und schlafen. Nichts da! Ein Bach inmitten von Felsen und Steinen, eiskalt und kristallklar. Wir lassen uns sozusagen inmitten des Flusses auf ein paar Felsen nieder, kühlen uns ab, genießen die Sonne und spielen mit den "wilden" Hunden. 🏞 Gefuehlt sitzt halb Cali in dem Bach, auf einer Strecke von mehreren Kilometern und goennt sich Erholung. Je naeher an der Quelle man ist, desto sauberer ist der Bach natuerlich und wir sind bis ganz oben gefahren ;-)

    Eine weitere Bekanntschaft des Sprachaustausches, namens Felipe 🙋🏽‍♂️, macht uns auf eine Fahrrad-Demonstration in Cali aufmerksam. Diese findet jeden Mittwoch statt und Teilnehmer setzen sich, ähnlich wie bei Touren in Bogotá und Deutschland, für bessere Fahrradwege und generell mehr Rechte der Fahrradfahrer ein. Ausserdem gehts um den Spass an sich und es wird was getrunken und geraucht. Da beschließen wir natürlich den nächsten Termin wahrzunehmen! Also Fahrrad leihen wir uns Raeder aus und los geht die wilde Fahrt! Mit rund 500 anderen Caleños geht es offiziell um 20:19 Uhr (mit natürlich ca. 40 Minuten Verspätung) los. 🚴🏼🚴🏼‍♀️ Wir ziehen mit einigen Stopps zum Parolen-Rufen wie "Es mejor en bicicleta!" übersetzt "Mit dem Rad ist es besser!" durch Cali und blockieren hier und da Autospuren und ganze Kreuzungen und kommen nach ca. 3 Stunden wieder zu Hause an. Felipe radelte noch die restlichen 40 km zu sich nach Hause.... war auch irgendwie ein komischer Vogel, aber ganz nett. 😅

    Teil 2 folgt
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