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  • Day 169

    500-Jahrhundertsturm im Camper

    July 27, 2020 in New Zealand ⋅ ⛅ 15 °C

    Es gibt verregnete Tag hier und da auf unserer Reise, und es gibt das schlimmste Unwetter innerhalb von 500 Jahren, das wir hautnah miterleben dürfen ⛈💨 😱Wir sitzen also erneut in der Bibliothek und es regnet den ganzen Tag. Wir hoffen darauf, dass es zumindest zum Abend, wenn die Bibliothek schließt, aufhört oder zumindest nachlässt. Vergebens... 😩 Wie zum Monsun in den Tropen gießt es hier. Wir flüchten mit ein paar anderen verschreckten Campern aus der Bibliothek in unser Auto, fahren dann um die Ecke zum Bezirksamt von Whangarei und bereiten unter einem Vordach unser Abendessen zu 🍽 Der peitschende Regen und Sturm macht es nicht angenehm, aber halbwegs trocken bleiben wir. Die Reinigungskräfte aus der Bibliothek gesellen sich bald zu uns und warten auf ihr Abholen. Wir plaudern mit Shelly, die kurz später von ihrem Freund abgeholt wird 🙋🏾‍♀️ Ca. 30 Sekunden später kommen die beiden erneut vorbei und bieten uns eine Unterkunft für die Nacht bzw. das Wochenende an. Wir müssen wirklich mitleidserregend ausgesehen haben 🤦🏼‍♀️🤦🏼‍♂️ Wir lehnen dankend ab, bekommen aber die Visitenkarte von John, Shellys Freund 🙋🏼‍♂️und sollen uns melden 📲

    Wir speisen zunächst und merken plötzlich, dass der Reifen schon ein Drittel im strömenden Wasser steht. Der ganze Parkplatz und die Straßen haben sich in reißende Bäche verwandelt und die Gullis kommen nicht mehr hinterher 🌊 Sogar die Eingangshalle der Behörde neben uns läuft langsam mit Wasser voll. Wir entscheiden uns die Feuerwehr anzurufen, die ziemlich überlastet ist 👩🏻‍🚒 und gleich danach bei Shelly und John nach Unterschlupf zu fragen 😬 Der Weg zu ihnen ist ein Abenteuer: eigentlich nur 5 Minuten, aber wir brauchen 30. Mehrere Straßen sind bereits überflutet und selbst Allrad-Fahrzeuge trauen sich nicht mehr durch die bis zu 1m tiefen strömenden Wassermassen 😲 Bäche treten über die Ufer und uns wird ein wenig Bange, dass wir uns mit Frosty eher ein höhergelegenes Plätzchen suchen sollten 🚙 Bei John und Shelly angekommen, dürfen wir das Nachtlager in ihrem umgebauten Frachtcontainer aufschlagen. John und Shelly bieten uns sofort und von da an ununterbrochen Getränke an. Bei zahlreichen Gin-Tonic aus der Dose bemerken wir, dass wir einen Tag in dieser Woche “verpennt” haben. Es war Freitag, und wir hätten schwören können, es sei Donnerstag 🙄Also Freitag Abend, Party Time! 🍾 Wir werden reichlich umsorgt und lernen noch die anderen WG-Bewohner und Freunde der beiden kennen. Am nächsten Morgen, noch etwas verkatert will uns John, der in Whangarei groß geworden ist, seine Lieblingsstellen zeigen 🥴 Mehrere Straßen sind schlichtweg überflutet oder Erdrutsche blockieren die Straßen. Wir fahren viel rum, kommen aber kaum zu den gewünschten Orten. Dem Kopfbaues Magen von Jessy beteten die Serpentinen keinen guten Morgen 🤢 Wir haben trotzdem eine gute Zeit, genießen den Baileys-on-the-road (Philipp und John) und das Fish-and-Chips. Wir kriegen im Laufe des Tages mit, dass es das schlimmste Unwetter seit 500 Jahren war 🌪 Zum Vergleich, es fiel an einem Tag halb so viel Regen, wie in Berlin das gesamte Jahr fällt 😦 Unzählige Grundstücke, Kuhweiden, Straßen etc. stehen unter Wasser und werden zu riesigen Seen 💦Erschreckend und beeindruckend zugleich. Wir waren heilfroh bei den beiden fürs Wochenende untergekommen zu sein.

    Linda und Tim treffen wir auch noch noch kurz am Wochenende, die weiter gen Süden reisen und uns einen Gutschein für eine Bootstour geben, die sie kürzlich gemacht hatten. Die Tour hat eine Delfin-Garantie, da diese sind nicht aufgetaucht, gab es Gutscheine. 🐬 Abends wird gegrillt mit John, seinem Bruder und Arbeitskollegen. Nicht so ganz unsere Runde, aber wir nehmen erst mal alles an Eindrücken mit. Die zweite Runde Gin-Tonics werden am nächsten Tag beim Laufen ausgeschwitzt und abends beim Salsa weggetanzt 🏃🏼‍♀️ 🕺 Es ist schon eine halbe Ewigkeit her, dass wir Salsa getanzt haben. Das italienische Tanzlehrer-Pärchen ist uns nicht so geheuer, aber trotzdem ein schöner Sonntagsausklang 🎶

    Wir reisen am Montag wieder ab, da der Container, in dem wir schlafen durften, eigentlich an Steve vermietet ist, der aber übers Wochenende nie da ist. Sein Vermieter John hat uns kurzerhand und ohne zu fragen dort einquartiert und auch für das nächste Wochenende wieder eingeladen 😅 Wir machen mit John noch eine Inspektion für Frosty bei seinem Kumpel aus. Der hat seine Werkstatt auf dem privaten Hinterhof und macht uns einen guten Preis 💰 Genau das, was wir wollen.

    Wir kaufen Luftballons, Jessys Papa Olaf wird bald 60 und wir wollen ein paar Videos an Schwester Daniela schicken, die die Videobotschaft zusammenstellt 🎥 🎈 So hüpfen wir den Tag über mit einer silber-glitzernden riesigen 6 und 0 an verschiedenen Stellen rum zur Belustigung der Passanten 😄

    Wir haben uns zudem mit Trish (siehe letzten Eintrag wer das ist 😉) in Kerikeri verabredet und warten in ihrem Bio-Café auf sie. Wir werden einige Male von ihr vertröstet, da sie noch Einkäufe erledigen muss 😒 Sie ist generell ziemlich verhuscht und nervös. Wahrscheinlich auch, weil sie das Café erst seit drei Wochen übernommen hat. Als wir dann mit ihr zu ihrer Farm fahren, sind wir beeindruckt und schockiert zugleich. Die beiden Gefühle duellieren in uns 🎭 Nachdem ihre Schweine gefüttert sind 🐷 und wir die kilometerlange, holprige und matschige Anfahrt zu ihrem Anwesen auf dem Berg genommen haben, treffen wir noch kurz einen der 4 Söhne (von 4 verschiedenen Männern). Diesen hat Philipp damals auf Hawaii schon nicht leiden gekonnt 😆 Das große Haus auf dem Berg ist umlagert von freilaufenden Hühnern, Truthähnen und Pfauen 🐓🦃🦚 die ihr Gebiet auch gehörig markiert haben 💩 Im Haus wird es nicht besser: Es stehen überall Kartons, Möbel, Dinge rum, die das Haus recht voll aussehen lassen und sie zum Top-Messi qualifizieren 🥇 📦 Wir hören, dass sie hier alleine mit ihren 7 Katzen und 3 Hunden lebt. Kurz vorm Dinner werden wir dann von einer in der Ferne gequält schreienden Kuh unterbrochen. Trish macht sich mit einem Nachbarn (auf einem Quad) auf die Suche... sind ja nur 500 Hektar 😅 In der Zwischenzeit streifen wir durch das Gruselkabinett. Der Abend ist jedoch sehr schön, wir speisen von ihren Avocados und Eiern und steuern Nachos und Rotwein dazu 🍷 Bei dem Gespräch bekommt die Trennungsgeschichte von Trish und Jim eine ganz andere Wendung. Mit Jim hatte Philipp sehr viel auf Hawaii unternommen und war seitdem noch per Mail in Kontakt geblieben 📬 Trish gibt sich wenig Mühe, uns noch für ein paar Tage Farmarbeit zu überreden, aber wir haben sowieso schon gute Ausreden im Hinterkopf. Nach einer langen Erkundungstour zu zweit durch ihre Ländereien am nächsten Morgen, fahren wir wieder zu unserem Lieblingsstrand, essen Frühstück und machen Yoga 🧘🏼‍♂️🧘🏼‍♀️ 🥞

    Das Wetter ist unbeständig und wir gehen in die Bibliothek. Die Bibliotheken Neuseelands sind gleichzeitig Gemeindehäuser, wo sich ein Querschnitt der Gesellschaft tummelt, und natürlich nicht alle zum Bücherlesen 👩‍💻 👨‍💻 In der Bibliothek in Kaikohe tummeln sich viele übelriechende, schwergewichtige Einheimische in Gummistiefeln oder barfuß, die das kostenlose WLAN zu schätzen wissen 🤳 Um etwas Bewegung zu bekommen und weil wir eh duschen wollen, fahren wir ins Schwimmbad in der Nähe 🏊🏻‍♂️ 🏊🏻‍♀️

    Am nächsten Tag steht dann endlich die Bootstour an für die wir den Gutschein von Linda und Tim einlösen können. Philipp legt also seinen besten französischen Akzent parat und stellt sich beim Schalter als Tiomthee vor 😜 Wir haben Glück und kommen ohne Probleme aufs Boot. Das Wetter passt uns und den Delfinen, selbst eine leicht verbrannte Nase ziehen wir uns zu ☀️ 🐬 Wir drehen noch einige Geburtstagsvideos, gehen auf den Green Farmers Market und essen wieder an unserem Spot in Paihia.

    Das Wochenende steht vor der Tür und nach einem Tag in der Bibliothek fahren wir wieder zu John und Shelly und freuen uns auf den komfortablen Container 🛌 Wir lernen an dem Abend noch Keith kennen, halb Maori, halb Kroate und finden heraus, dass es eine größere kroatische Gemeinde in Northland gibt. Deswegen wurden wir auch mit Dobro Dosli auf dem EIngangsschild in der Bibliothek von Kaitaia empfangen 💡 Der große Bauernmarkt in Whangarei findet am nächsten (frühen) Morgen statt und wir bringen große leere Beutel mit 🛍 Als alle Beutel voll mit Obst und Gemüse sind, ziehen wir wieder los 🍇 🌽 🍅 John ist beeindruckt von den Mengen an Gemüse, Obst, Salat und speziell dem 7kg-Sack Möhren 🥕 an dem Jessi nicht vorbeigehen konnte. Gleich darauf bringen wir Frosty in die Werkstatt und holen ihn kurz darauf frisch inspiziert und gewartet wieder ab 🚙 ✅ John stellt uns dann auch noch gleich seine Eltern vor, die in einem Haus mit tollem Blick über den Hafen von Whangarei wohnen. Johns Vater kam aus den Niederlanden, weshalb John auch die niederländische Staatsbürgerschaft hat, neben der neuseeländischen 🇳🇱 🇳🇿

    John und Shelly nehmen uns für eine Nacht mit in das Wochenendhäuschen Johns älteren und wohlhabenden Bruders in einer abgelegenen Bucht 🏡 Wir reisen mit Boot und viel Proviant an 🚤 Man kommt hier nur über den Strand und nicht ohne Allrad-Fahrzeug hin. Wir schlafen hier in einem Campervan und die anderen beiden in einer einfachen Ferienhütte. Wir sammeln tagsüber (lebendige) Muscheln, versuchen es zumindest 🐚 John findet eine Handvoll. Jessy versteckt die Muscheln im Watt vor den gierigen Wilderern, weil wir sie später (lebend) direkt auf dem Grill erhitzen werden 😭 Abends gibt es ein Feuer in einer umfunktionierten alten Waschmaschinen-Trommel 🔥 und wir süffeln glückselig Corona-Bier. Da es aus Mais hergestellt wird, hat Jessy auch keine Probleme mit Gluten 🤗 🍻 und Philipp schmeckt es sowieso gut. Beim Abendessen tun sich zwei Welten auf. Fleisch und Speck runtergespült mit Cola auf der einen Seite, Gemüse und Tofu (vom Grill) und Salat auf der anderen Seite 🤣 Beim Corona sind wir aber wieder einer Meinung. Das nächtliche Fischen ist zwar bestens vorbereitet, aber weder von Geduld noch Erfolg gekrönt 🎣 Wir stehen kurz später wieder an der Pennertonne und begießen den tollen Tag.

    Die Sonne scheint am nächsten Morgen und wir krackseln auf den „Berg“ nebenan. Shelly und John sind fix und fertig und nach dem erklommenen Hügel wird Ei mit Speck und dem Rest Fleisch vom Vorabend gegessen 🥩 Wir sind wieder beim Obstsalat und Schnittchen 😅 Nach einer Tour mit dem Auto in nahegelegene Buchten (die wir meistens schon auf eigene Faust ein paar Wochen zuvor erkundet haben, aber es unserem stolzen Tourguides nicht sagen) gönnen wir uns Süßkartoffel-Wedges und ein veganes Magnum zum Abschluss 🤤
    Zurück in Whangarei wird das Boot und Auto durch die Waschanlage gejagt. Wir schauen verzückt dem recht korpulenten, mit tiefhängender Hose bekleideten John beim Auto-Säubern zu 🧼 😆 Unsere Hilfe lehnt er dankend ab. Wir schlafen abends im Wohnzimmer, weil John befürchtet, dass Steve (aus dem Container) Montag morgens vor der Arbeit gegen 5-6 Uhr vorbeikommen könnte. Und tatsächlich: Steve macht einen Abstecher in den Container, bevor er 5.30 Uhr zur Arbeit fährt. Schwein gehabt ☺️

    Wir reisen nach ausgiebigem Frühstück, Yoga, Wäsche waschen und Suppe kochen ab und treffen Eric auf seiner Yacht 🛥 🙋🏼‍♂️ Eric gehört ein 20m-langer Katamaran, mit dem er um die Welt segelt ⛵️ Gerade ist die Tour auf Stand-By, somit nutzen wir die Chance uns bei ihm vorzustellen. Wir haben ihn zuvor auf einer der Portale gefunden, auf denen man ein Boot oder Crew online suchen kann. 👨‍💻 Es gibt selbsgefangenen Thunfisch, als Hawaiian Poke, eine Reis-Fisch-Gemüse-Schale. Wir können einiges an Gemüse vom Bauernmarkt beisteuern. Sehr lecker, hätten wir da nur nicht die Maden auf den Sitzkissen und dem Gemüsemesser gesehen 🤢 Die Tour durch das Boot ist daher ein wenig getrübt, aber Eric hat sowieso erst mal nicht vor, Neuseeland während der Reisebeschränkungen zu verlassen. Er gibt uns aber den Tipp, in einer Facebook-Gruppe motivierte Segler anzuschreiben, die gen Fidschi aufbrechen wollen 🤩 Dann schauen wir mal...
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