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  • Day 18

    Miradoux - Marolsan

    May 21, 2011 in France ⋅ ☀️ 21 °C

    Die Unterkunft bei Therese war wieder was ganz Besonderes. Sie ist wahrscheinlich jeden Jakobsweg bereits gewandert und hat auch unheimlich viel berichtet (allerdings konnte ich nur einen Bruchteil verstehen, weil Sie so schnell gesprochen hat). Die Herberge war aber echt toll. Eine prima Atmosphäre. Ich bin froh, dass man mir in der Gite „Ultreia“ in Moissac diese Unterkunft vermittelt hat. Bei Therese gibts nämlich KEIN reservieren.

    Am Morgen frühstücke ich ausgiebig, dann verabschiede ich mich von allen und ziehe weiter. Der Weg hinter Mirdaoux gefällt mir sehr gut. Zum ersten Mal laufe ich bewusst an einem wilden Feigenbaum vorbei. Sogar Früchte sind daran, aber noch nicht reif. Die Aussicht über die Felder hinunter in die Ebene sind traumhaft. Wieder ist es ein sehr sonniger, sehr warmer Tag. Die Bauern der Gegend beten alle um Regenwetter. Die Herbergssituation lässt aber darauf schliessen, dass die Wanderer, die um Sonne bitten, in der Überzahl sind.

    In Castet-Arrouy ergattere ich einen weiteren Stempel in einer kleinen Kirche. Jaaa ich gebs zu: Ich bin ein Stempeljäger !!
    Ausserdem sehe ich eine Frau durch das Städtchen ziehen, gefolgt von einem großen Hund. Als ich kurz darauf die Frau überhole läuft der Hund auf einmal MIR nach. Das Problem dabei: Der Weg verläuft eine Weile auf einem Pfad entlang einer Straße. Der Hund läuft aber nicht etwa auf dem Pfad, sondern mitten auf der Straße. Wütende Autofahrer, die wegen dem Hund stark abbremsen müssen, deuten mir, meinen Köter doch gefälligst anzuleinen. Auf die Idee, dass das garnicht mein Hund ist kommt keiner. Tatsächlich dackelt mir der Hund noch fast 6 KM hinterher, bzw. vorweg. Denn der Hund scheint den Weg zu kennen. Er nimmt zielsicher jeden Abzweig, den auch ich nehmen muss, um der Via Podiensis zu folgen. Zusammen mit einem kanadischen Pilgerpaaar gelingt es mir irgendwann, den Hund abzuschütteln.

    Kurz darauf erreiche ich Lectoure. Von weither ist schon der imposante Glockenturm der Kirche zu sehen, der von nah fast wie ein ein Festungsturm erscheint. Die Innenstadt gefällt mir. Viele kleine Läden. Allerdings ist hier ein ganzschöner Trubel. Die Stadt ist voller Menschen, die sich entlang der befahrenen Hauptstrasse drängen. Ein echter Touristenmagnet eben.

    Der Abstieg aus der Stadt führt mich entlang dicker Stadtmauern. Nach dem Fluss Gers, der dem Landstrich hier den Namen gibt, geht es erst ein kurzes Stück durch einen schattiges Wäldchen. Eine Schlange zischt mich aus dem Unterholz an. Es ist nicht die Letzte, der ich heute begegne. Leider gelingt es mir nicht, ein Foto zu schiessen, dazu sind die Schlangen zu schnell. Nach dem Wald steigt der Weg nochmal an. Blicke ich zurück habe ich nochmals tolle Aussichten auf Lectoure.

    Mein Etappenziel Marolsan liegt vom Weg aus gesehen etwas versteckt. Ich sehe den Ort erst wenige hundert Meter, bevor ihn erreiche. Heute bin ich nicht der Erste in der Herberge. Zwei Belgierinnen (vermutlich in Lectoure gestartet) sind vor mir da. So muss ich mich etwas gedulden, bis die zwei Damen ihre Dusche erledigt und die Wäsche gewaschen haben. Im Anschluss streiten die beiden dann recht heftig darüber, wie sie die morgigen 10 KM absolvieren werden. Was bin ich in diesen Momenten froh, dass ich allein unterwegs bin. Morgen werde auch ich eine kurze Etappe machen, nach Condom.
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