Auggen - Le Puy-en-Velay

May - June 2010
Jakobsweg Teil 1 Read more
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  • Day 12

    Gy - Brans

    June 7, 2010 in France ⋅ ⛅ 20 °C

    Um 7.30 Uhr gehts heute los. Die Etappe wird lang für mich. Die Unterkunft in Gy war ebenfalls traumhaft. Eine richtige kleine Wohnung in einem urigen Häuschen nebst gefülltem Kühlschrank.

    In Marnay verabschiede ich mich von Maria, die hier übernachten wird. Leider sind bei unserer Ankunft in Marnay schon alle Apotheken zu, so dass ich mein Schienbein immer noch nicht gescheit versorgen kann.

    Ab Marnay bin ich also allein mit meinen Gedanken und dem Schmerz, dem stummen Begleiter, auf dessen Anwesenheit man nur allzugern verzichtet.

    Unterwegs versuche ich mir die Unterkünfte für die kommenden Tage zu organisieren.

    Wieder geht es entlang der ehemaligen Bahnstrecke. Die ehemaligen Bahnhöfe, Schrankenwärterhäuschen und Lokschuppen sind wunderbar ausgebaut und sicher furchtbar gefragt.
    Bei Banne überschreite ich ein weiteres Mal den L’Ognon. Damit befinde ich mich nun im Departement Jura.

    In der Abbey d’Acey war leider auch kein Bett mehr zu bekommen. Dafür genieße ich ein weiteres Mal die Vorzüge eines gastlichen Ehepaars in einer privaten Unterkunft: Unglaublich nette Leute, selbstgekochtes Essen ( Kressesuppe, Hühnchen, mit Kartoffeln aus dem Garten). Dazu leckeren Käse aus der Region, viel Brot und Wein.

    Es gibt hier eine Art Flüssigkäse, der Wein enthält und unglaublich lecker schmeckt.
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  • Day 13

    Brans - Sampans

    June 8, 2010 in France ⋅ 🌧 19 °C

    8.45 verlasse ich Brans. Überschwenglich werde ich verabschiedet.
    Dem Bein geht es nicht wirklich besser. Allerdings habe ich heute nur eine kurze Etappe.
    Über die hügelige Landschaft streicht der Wind, der mir willkommen ist, bringt er doch etwas Erfrischung.
    Ich komme zu dem Schluss, dass ich meinen Rucksack erleichtern muss. Das Zelt und die Matraze müssen weg. Die Frage ist: wann? In St.-Jean-de-Losne, meinem nächsten Ziel, wollte ich eigentlich zwei Tage im Zelt verbringen.

    Meine Möglichkeiten:
    1. Ich schicke das Zelt danach nach Hause
    2. Ich trage es noch bis Cluny. Danach wird das Gelände bergiger. Dort muss das Zelt 100%ig weg.

    In Offlanges, kurz nach dem Start, geniesse ich ein tolles Panorama. Eine meiner Reisebekanntschaften führt die Probleme im Schienbein auf mangelnde Durchblutung zurück. Kurzerhand greife ich zum Selbstversuch: Ich streiche mir mit einer Brennnessel über das lädierte Schienbein. Aua. Brennnesseln sind auch hier unangenehm.

    Das Fernwandern ist also nicht ohne Probleme, allerdings liegen einem die Probleme hier näher: Statt dem lädierten Knöchel von Ballack schmerzt hier das eigene Bein. Die Frage, ob das Wasser bis zur nächsten Trinkwasserquelle reicht beschäftigt einen mehr, als Gedanken um Altersvorsorge. Es ist einfach konkreter.

    Am Croix Boyon mache ich eine kleine Pause. Es ist völlig still mitten im Wald. Plötzlich kommt auf einmal das französische Pilgerpaar aus dem Wald gestiefelt, dass ich ebenfalls schon von Thann her kenne. Die beiden hatte ich zuletzt in Viller-sur-Sulnot getroffen.
    Gerade habe ich auch mein Vesper beendet fängt es an zu regnen. Kein Problem. Binnen 30 Sekunden bin ich samt Rucksack regenfest verpackt.
    Um die Stimmung zu heben lutsche ich genüsslich ein Mars, das ich mir gegen morgen gekauft hatte. Während der Regen immer heftiger wird, schmilzt die Schokolade langsam im Mund dahin.

    Um 14.00 Uhr, nach einem kurzen knackigen Anstieg ist die Abtei Mt. St. Roland erreicht. Vor dem beeindruckenden Gebäudekomplex unterhalte ich mich eine Weile mit einer Gruppe französischer Ordensschwestern.

    Die Gruppe Schwestern ist auch der Grund, warum ich nicht in der Abtei unterkomme. Kurzerhand organisiert man mir ein Zimmer im nächsten Ort.

    Auf dem Abstieg wird das Schienbein nochmals mit Brennnessel behandelt.

    Statt einem Zimmer im Kloster erwartet mich in Sampans ein kleines Schlösschen. Ein eigenes Zimmer nebst Badewanne.
    Die Dame des Hauses ist nicht da, aber der Housekeeper (Hausdiener) kümmert sich liebend um die Gäste und bekocht mich sogar.
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  • Day 14

    Sampans - St.-Jean-de-Losne

    June 9, 2010 in France ⋅ ☀️ 23 °C

    Nach etwa zwei Stunden Wanderzeit erreiche ich das Ufer der Saone. Um 9 war ich in Sampans gestartet. Damit befinde ich mich nun im Departement Cote d‘ Or im Burgund. Dem Departement mit den grossen Grand Cru Weinlagen, an denen ich die nächsten Tage noch vorbeikommen werde.

    Der Weg entlang der Saone ist malerisch. In den Tümpeln zu Seiten der Saone und auf ruhigen Flussabschnitten blühen gelbe Seerosen. Ab und an versucht ein Angler sein Glück; wobei der Abschnitt an dem ich laufe wohl ein besonders geeigneter Ort ist, um Nachts auf Karpfen zu fischen.

    Nach einiger Zeit finde ich auch ein hübsches Plätzchen, um eine Pause einzulegen. Kaum sitze ich, fährt auch schon ein Boot an mir vorbei.

    Der Weg führt immer weiter entlang der Saone bis das malerische Städtchen St.Jean-de-Losne mit seinem Jachthafen erreicht ist. Am Kai liegen einige zu Wohnschiffen umgebaute Frachtkähne.

    In der Stadt kann ich meine Vorräte auffüllen und auch endlich eine Apotheke aufsuchen.

    Auf dem Weg bin ich zum Entschluss gekommen, das Zelt hier zurück zu schicken. Das Wetter ist einfach zu unbeständig. Ich werde das an meinem freien Tag in die Wege leiten.
    Wie eine Bestätigung darauf beginnt es am Abend furchtbar zu regnen. Zum Glück kann ich ein Zelt für wenig Geld mieten; mein eigenes bleibt also trocken, so dass ich es verschicken kann.
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  • Day 16

    St.-Jean-de-Losne - Ferme de Saule

    June 11, 2010 in France ⋅ ☀️ 23 °C

    In der Nacht hat es furchtbar gewittert. Bis 2.00 Uhr war an Schlaf in meinem gemieteten Zelt nicht zu denken. Geschüttet hat es nicht minder. Als ich dem Zelt am Morgen entsteige bin ich überascht: Es ist warm und durch den Nebel ist zu erahnen, dass dies heute ein sonniger Wandertag wird.

    Um kurz nach 8.00 Uhr breche ich auf. Durch das schlechte Wetter der letzten zwei Tage war ich nicht wirklich in der Lage, meine Ausrüstung auf Vordermann zu bringen. An Waschen war bei dem Regen sowieso nicht zu denken, die Klamotten wären niemals trocken geworden. Im Zelt gabs natürlich auch keinen Strom zum Aufladen meiner elektrischen Geräte.

    Der Weg führt mich heute zuerst entlang des Burgogne-Kanals. Dem Kanal sieht man an, dass es gestern geschüttet hat, er ist zum Überlaufen voll.
    Die Morgenstimmung mit leichtem Nebel, den Reihern und Schwänen, den kleinen Stockenten und den Hausbooten, auf denen langsam das Leben erwacht, gefällt mir ausserordentlich.

    Auf halbem Weg treffe ich auf einen anderen Wanderer nebst Begleitung. Die Begleitung stellt sich als die Herbergswirtin meiner heutigen Herberge heraus, die den Wanderer bis hier begleitet hat. Er ist vom Mont-Saint-Michel aufgebrochen und in Richung Elsass unterwegs jetzt.

    Der Weg ist heute nicht mehr so lückenlos ausgeschildert, was mich aber nicht weiter stört, da ich mich ja in der netten Begleitung der Herbergswirtin gemeinsam auf den Weg zur Herberge mache.

    Am Vortag waren wohl die drei Karlsruher hier. Naja – ich bin heute wohl alleine, aber mein kleiner DVB-T Fernseher funktioniert, so werde ich später etwas WM kucken.
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  • Day 17

    Ferme de Saule - Nuits-Saint-Georges

    June 12, 2010 in France ⋅ 🌧 20 °C

    Die Herberge La Saule war wirklich urig. Ein Selbstversorger-Refugio. Die Herbergsbetreuer haben allerdings ein paar Grundnahrungsmittel und Konserven deponiert. Diese kann man nehmen und dafür einen kleinen Obulus in ein Kässchen entrichten. Zum gestrigen Abendessen gabs also Spaghetti, Ratatouille und Wein.

    Das Frühstück fällt spartanisch aus: Eine grosse Tasse Kaffee (der ganz exzellent schmeckt) und eine Scheibe Zwieback.

    Von La Saule, einem ehemaligen Aussiedlerhof des Klosters Citeaux, könnte man eine, ebenfalls als Jakobsweg ausgeschilderte, 30KM-Abkürzung nach Beaune nehmen. Allerdings würde man dann neben dem Kloster auch die berühmten Weingüter bei Vougot und Nuits-Saint-Georges verpassen. Ich habe genügend Zeit, deshalb entscheide ich mich für den längeren Weg.

    Bei Villebichot, gerade mal 9 KM nach dem Start, bekomme ich richtig Hunger. Keine Boulangerie weit und breit….aber ein Festzelt, das gerade errichtet wird. Hier findet heute ein Käfer-Treffen statt. Für ein paar Cent bekomme ich ein Baguette, eine Tasse Kaffe und eine Hand voll leckerer Tee-Kekse (wie Spekulatius).

    Bei Gilly-les-Citeaux lege ich eine Pause ein. Die Weinberge, heute morgen noch in weiter Ferne, sind mittlerweile ganz nah. Am Schloss vorbei und durch den Schlossgarten mit seinen Teichen erreiche ich nach kurzer Zeit den Weinort Vougot mit seinem berühmten Chateau. In diesem trifft sich einmal im Jahr ein exklusiver Club von Weinverkostern, um die grössten Weine dieser Region zu probieren.

    Durch die Grand-Cru-Lagen des Burgund geht es auf meinen Ankunftsort Nuits-Saint-Georges zu. Im Ort angekommen werfe ich einen Blick in die Kirche. In dieser findet gerade eine Probe für ein morgiges Benefizkonzert statt. Ich setze mich und lausche eine Weile dem Terzett aus Klavier, Oboe und Querflöte.

    Danach kucke ich mir die netten Altstadtgässchen an. Im Ort erstehe ich ein Eckchen Käse des Klosters Citeaux und eine Flasche Rotwein. Natürlich kein ganz teuerer, aber ich lege Wert darauf, dass es ein Wein der Region ist.

    Die Unterkunft (privat) ist wiedermal erstklassig: Erneut habe ich eine richtige kleine Wohnung für mich, sogar mit einem kleinen hübschen Garten davor.
    Dort werde ich heute Abend Käse und Wein kosten und auf den Sieg der deutschen Fussballer anstossen – hoffentlich.
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  • Day 18

    Nuits-Saint-Georges - Meursault

    June 13, 2010 in France ⋅ ☁️ 17 °C

    Um 9.00 Uhr gehts los auf die nächste Etappe. Das Frühstück mit der Familie war ganz lecker, die Leute sehr sehr freundlich. Im Ort werfe ich noch zwei Postkarten ein.
    Da ich erst um 18.00 Uhr am Ziel in Meursault sein muss, bleibt mir heute genügend Zeit, um mir Beaune anzuschauen.

    Oberhalb von Comblanchien mache ich meine erste Pause, um mich und meinen Rucksack zu erleichtern. Zum ersten Mal seit Reiseantritt bin ich gezwungen, mein Geschäft in freier Wildbahn zu verrichten. Leider bricht der Ast, an dem ich mich halte und ich schürfe mir bös den Handballen auf. Gerade habe ich meine Hosen hochgezogen tauchen Mountainbiker/BMX-Fahrer auf. So wie es aussieht (es zogen sich mehrere kleine Pfade durchs Dickicht), habe ich mein Geschäft wohl auf deren Bahn verrichtet. Bevor die Radfahrer was merken, seh ich zu, dass ich alles schnell verbuddle und Land gewinne.

    Heute weisst die Beschilderung immer und immer wieder von den Anweisungen meines sonst sehr exakten und aktuellen Führers ab. Aber wenn das Schild „rechts“ und der Führer „links“ sagt, kann geradeaus nicht komplett verkehrt sein, denke ich mir.

    Um 13.00 Uhr erreiche ich schliesslich Beaune. Von hier aus sind es noch 400 KM bis Le Puy en Velay. Ich geniesse es durch die Innenstadt zu schlendern und besichtige das Hotel Dieu – ein mittelalterliches Krankenhaus. Danach mache ich mich auf den Weg nach Meursault.

    Kurz vor dem Ort, treffe ich auf eine Famile aus Meursault, die wohl gerade einen Spaziergang durch die Reben gemacht hat. Wir schlendern die letzten Meter bis in den Ort gemeinsam und ich berichte von meiner Reise. Spontan werde ich nach Hause zu einem Panaché eingeladen.

    Abends im Restaurant merke ich, dass es nicht immer Vorteilhaft ist, auf gut Glück zu bestellen: Da „Senf“ hier so nah an Dijon eine Spezialität ist, bestelle ich aus vier möglichen Gerichten, das Gericht mit Senf, Kartoffeln und Bohnen – soweit habe ich die Karte verstanden. Was allerdings „Andouillettes“ sind, begreife ich, als das Gericht serviert wird: Eine Wurst aus Innereien.

    Ich habe wirklich Hunger und so beisse ich in den sauren Apfel, bzw. ich versuche den Wurstbrei aus Kutteln und anderem für mich nicht Indentifizierbarem ohne grosses kauen runterzuschlucken. (Nachtrag: Später auf der Reise teilt mir ein Mitwanderer mit, dass ich da wohl eine echte Spezialität aus der Gegend um Lyon gegessen hätte)

    Dafür das der Himmel am Tag ab und an richtig schwarz war, bin ich schliesslich doch froh, satt und trocken hier in der Herberge zu sein.
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  • Day 19

    Meursault - Jambles

    June 14, 2010 in France

    Am Morgen gehts um 8.10 Uhr weiter. Ohne Frühstück, lediglich mit etwas Instant-Kaffee. Das Wetter ist bedeckt, über Nacht hat es geregnet.

    Seit geraumer Zeit bewege ich mich auf flachem Terrain. Damit ist ab heute Schluss. Am Horizont zeichnen sich schon die Hügel ab, die es zu überqueren gilt.

    In den Reben herrscht geschäftiges Treiben. Da wird geschnitten, gebunden, gefräßt und gespritzt. Nach einer Weile kann ich vom Geruch her drei verschiendene Spritzmittel unterscheiden – davon raubt einem eines komplett den Atem.

    Um 10.00 Uhr ist der Canal du Centre erreicht. Seinem gewundenen Lauf folge ich nach Chagny. Im Office de Tourisme erkundige ich mich nach einem Zimmer. Das nächste verfügbare Zimmer ist allerdings nicht in Mercurey (wie geplant) sondern erst in Jambles – das sind 12 KM weiter.

    Das bedeutet: Heute gilts !!

    Ich lege, nachdem ich mich in Chagny verpflegt habe, einen Zahn zu. Um 13.40 Uhr komme ich, nach einem harten Abstieg in Mercurey, dem geplanten Etappenziel, an. In der Kirche ergattere ich einen wundervollen Stempel für meinen Pilgerpass.

    Nach Mercurey beginnt dann der lange Aufstieg auf ein Hochplateau. Oben angekommen geniesse ich die absolut phantastische Aussicht. Diese Etappe ist für mich ohne Zweifel bis jetzt die Schönste, da sehr abwechslungsreich. Oben auf dem Plateau ist es völlig ruhig. Man hört lediglich das Summen der vielen Bienen. Wenig später stehe ich dann unvermittelt mitten in einer Herde grasender Rinder. Ich mache einen kleinen Bogen. Die Rinder sind zwar friedlich, aber mit dem obligatorischen Stier will ich mich nicht anlegen. Auf dem Abstieg komme ich auch noch an einer kleinen Herde Ziegen vorbei.

    An dem Hof, zu dem die Ziegen gehören hängt ein Schild: „Ziegenkäse zu verkaufen“. Da schlage ich natürlich zu – hm lecker.

    Ziemlich geschafft laufe ich dann schliesslich im 17.00 Uhr in Jambles ein. Bei einer örtlichen Winzerei erstehe ich eine Flasche Rotwein.
    Das waren heute 35 KM mit ziemlichem auf und ab.
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  • Day 20

    Jambles -Taize

    June 15, 2010 in France ⋅ ⛅ 17 °C

    Wider Erwarten fühle ich mich eigentlich ganz fit – gestern tat mir wirklich jeder Knochen weh. Um 8.20 Uhr setze ich meinen Weg fort.
    Beim Start der Etappe steht das Ziel „Taize“ noch nicht fest. Mit der Ochsentour von gestern rückt Taize jedoch in Reichweite. So will ich mittags entscheiden, ob ich von St. Gengoux le National weiterziehe.

    Wie die Rinder hier gehalten werden finde ich einfach Klasse: 10-20 Kühe zusammen mit ihren Kälbern auf der Weide. Dazu oft ein Ochse. Ein richtiger Familienverband.

    Es ist gut immer etwas Baguette im Rucksack zu haben. Baguette ist nicht teuer, Baguette schmeckt zu allem, Baguette ist leicht…nur am Packmaß müssen die Franzosen noch arbeiten.

    In der Mittagspause fertige ich mir aus einer alten Plastiktüte eine Gamasche. Ich habe links den Schuh immer noch oben nicht ganz zugeschnürt, wegen der Schmerzen im Schienbein. Dadurch habe ich ständig Steine im Schuh.
    Durch halb Frankreich zu marschieren ist eine Sache, dabei aber halb Frankreich in den Schuhen mitzuschleppen eine andere. Nun bin ich es leid alle 2 KM die Steinchen aus den Schuhen zu holen.

    Im Ort Gulles-les-Roches finde ich im Straßengraben eine Jakobsmuschel. Die hat wohl ein anderer Pilger vor mir verloren. Ich hebe Sie auf und werde sie mit mir weitertragen.

    In St. Gengoux le National, ein Stadt mit einem wirklich sehr hübschen Altstadtkern, decke ich mich nochmal mit Vorräten ein. Da es erst Mittag ist, entschliesse ich mich nach Taize weiterzuziehen. Auf halbem Weg nach Taize überhole ich einige Jugendliche, mit Tüten voller Lebensmittel und Getränken. Warum, dass erfahre ich am nächsten Tag.

    Als Weg wähle ich von zwei möglichen Varianten die Voie-Verte – die zum Radweg ausgebaute Bahntrasse. Eben – aber ca. 10 KM auf Teer.
    Ich entscheide mich für diese Möglichkeit, weil schlechtes Wetter aufzieht. Wenn ich Taize vor dem Regen erreichen will, dann nur auf dieser Variante.

    Um 17.45 Uhr komme ich dann in Taize an und werde freundlich empfangen. Gerade hat es angefangen zu regnen.
    Das waren heute wieder 37,5 KM in 9 Stunden. Jetzt bin ich allerdings einen Tag vor meinem Plan und kann einen vollen Tag in Cluny bleiben.
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  • Day 21

    Taize - Cluny

    June 16, 2010 in France ⋅ 🌧 15 °C

    Taize war eine interessante Erfahrung. Ich bin zum ersten Mal hier. Ein riesen Jugendcamp. Mit stiller Einkehr hat das hier absolut nix zu tun. Eher mit dem Trubel eines Pfadfinderlagers.

    Ich besuche eine Messe, die wirklich toll gemacht ist. Eine wirklich eindrückliche Erfahrung – ich geniesse das sehr. Was allerdings auffällt während der Schweigezeit: Es gibt hier viel zu viel Kranke ! Die Leute husten hier um die Wette. Kein Wunder – es regnet, das nicht gerade üppige Essen wird im Freien eingenommen, die meißten Jugendlichen sind wohl kleidungstechnisch nur auf Sommer eingestellt gewesen. Wie erwähnt ist das Essen eher knapp. Besonders überrascht bin ich vom Frühstück: Ein Brötchen, Butter und eine Schokoladenstange, die ins Brötchen gesteckt als Belag dient. Gesund ist anders. Das erklärt mir jetzt auch die Jugendlichen von gestern. Die hatten Hunger! Wo sonst schleppen Jugendliche Tüten mit Lebensmitteln über 10 KM durch die Gegend.

    In Taize mache ich eine nette Bekanntschaft mit zwei Pilgerinnen aus Ungarn, die gerade vom Camino Frances zurückgekehrt sind und nun nach Hause trampen. Ich geniesse es sehr mit den beiden, die etwa in meinem Alter sind, Erfahrungen auszutauschen.

    Als ich dann nach dem Mittagessen Taize verlasse regnet es in Stömen. Da ich aber bis Cluny nur 10 KM zurücklegen muss mache ich mich auf den Weg. Weil es bei dem Wetter schnell gehen soll entschliesse ich mich erneut für die Voie Verte.

    Cluny ist schnell erreicht. Ich besichtige im Vorbeigehen die Ruinen der alten Kathedrale. Diese sind gewaltig.
    Da es immer noch nieselt gehe ich ins Office de Tourisme, wo ich mir den Weg in meine geplante Unterkunft weisen lasse. Cluny Sejour wird in meinem Führer mit 30 Betten ausgewiesen. Als ich dort jedoch ankomme heißt es: „Complet“ – Voll. Man verweisst mich an ein nahes, günstiges Hotel. Doch dort heißt es ebenfalls – Complet ! Ich tapere zurück zur Touristen-Information. Scheinbar ist in Cluny irgend ein Kongress oder Fest. Sämtliche günstigen Zimmer sind belegt !! Ich könnte in einer Chambre d´hote (einem Privat-Unterkunft) unterkommen – für 80€ oder mehr. Das aber übsteigt mein Buget !! Die nette Dame telefoniert ein wenig durch die Gegend: Kirche..nichts zu machen, auch nicht mit Credencial. Campingplatz – nix. Nirgends ist eine Unterkunfs zu arrangieren. Es ist wirklich traurig. Als ein auf dem Jakobsweg Gehender bekomm ich in einer so kulturhistorisch wichtigen Station kein Lager. Ich habe mich schon damit abgefunden, weiter in die Nacht zu laufen und mich in irgendeine Scheune zu legen. Mein Zelt hab ich ja nicht mehr.

    Irgendwann gelangt die Dame vom Office de Tourisme dann an die Nummer des für dieses Gebiet zuständigen Pilgerbeauftragten. Und dass ist meine Rettung! Herr S. kommt 5 KM mit dem Auto nach Cluny, holt mich ab und ich werde im ehemaligen Kinderzimmer einquartiert.

    Von Cluny habe ich leider wenig gesehen – an den geplanten Ruhetag war wegen der Zimmerlage nicht zu denken. Der Aufenthalt bei Familie S. entschädigt mich jedoch für das Entgangene. Aufs Freundlichste werde ich in der Famile beherbegt. Das Essen, das Frau S. kocht ist das absolute Gegenteil von dem, was ich in Taize hatte. Herr S. organisiert mir auch noch die nächste Unterkunft und überreicht mir ein aktuelles Herbergsverzeichnis, welches ich abfotografiere. Die Gastfreundschaft, die ich dort erfahren habe, wird mir für immer ein Beispiel sein.

    Ich habe bis jetzt nie über Tage hinaus reserviert (maximal für den nächsten oder übernächsten Tag). Nach der Erfahung in Cluny gehe ich jetzt dazu über, so gut es geht 3 Tage im Voraus zu planen.
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  • Day 22

    Cluny - Ouroux

    June 17, 2010 in France ⋅ 🌧 14 °C

    Herr S. bringt mich am nächsten Morgen wieder auf dem Weg. Ich besuche kurz die örtliche Boulangerie und mache alles regenfest, denn es regnet erneut ziemlich heftig.
    Heute geht es auf und ab.
    Der Regen macht mir kaum was aus. Aber er bringt ein anderes Problem mit sich: Es ist wiedermal unmöglich zu waschen. Die Wäsche wird bis zum nächsten Tag einfach nicht trocken.
    Wie sich leider herausstellt sind auch die französischen Wettervorhersagen nicht immer treffend: Gestern kam im Fernsehen (Herr S. hat extra für mich gekuckt): Ab und an etwas Schauer. Seit dem Start heute morgen regnet es aber was der Himmel hergibt.

    In Tramayes suche ich in der Kirche etwas Schutz, um mir das Zimmer für den morgigen Tag zu organisieren. Wie so oft bekomme ich allerdings kein Netz. Im nächsten Jahr muss ich unbedingt so eine Telefonkarte für die öffentlichen Apparate kaufen. Denn öffentliche Fernsprecher gibt es hier in jedem Nest.

    In einem Weiler hinter Tramayes habe ich erneut eine Meinungsverschiedenheit mit einem ortsansässigen Köter. Der Hund kommt in meinem Rücken bis auf knapp 1,5 Meter an mich herangeschossen, fletscht die Zähne und knurrt mich an. Ich bin abwehrbereit, die Stöcke eng am Köper doch fest im Griff. Ich entschliesse mich jedoch beruhigend auf den Köter einzureden, der schliesslich Leine zieht. „Beissen tut mich hier nur, wer mit dem Leben abgeschlossen hat“. Ein Wanderstock eigenet sich eben nicht nur zum wandern.

    Bis Ouroux hält der Regen weiter an. Den Ort erreiche ich um 16.40 Uhr. Klatschnass bis auf die Knochen. Untergebracht bin ich zusammen mit einem älteren französischen Pilgerpaar im ortseigenen Wanderheim. Wir schmeissen alle unsere Lebensmittel zusammen und kochen zusammen zu Abend.
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