N39 Jakobsweg II

July - August 2023
Hey Friends!
Ich probiere jeden Tag einen Blogeintrag zu formulieren, planmäßig immer gegen 23 Uhr vor dem Einschlafen - nehme mir aber gern den Druck heraus, dass an manchen Tagen es auch okay ist, wenn keiner erscheinen wird 🍀
Buen Camino!
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  • Day 10

    Tag 10: Regen in Sicht!

    July 15, 2023 in Spain ⋅ ☁️ 18 °C

    Regen in Sicht!
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    Start: 8:30 Uhr
    Ankunft: 17:35 Uhr
    Strecke: 30,4 Kilometer
    Wetter: 22 Grad und Regen
    Lied des Tages: Xavier Rudd - Storm Boy
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    Nach einer super Nacht in den Gemäuern des Klosters, stand heute die 10. Etappe an. Leider begann der Tag direkt mit schlechten Neuigkeiten: einerseits eine Regenwahrscheinlichkeit von 80% über den Tag und die Zweite war, dass Oliver und Ruby so von Schmerzen geplagt sind, dass sie die heutige Etappe nicht antreten konnten. Die beiden mussten kapitulieren und blieben im Kloster für einen Restday. Wenn ich mir so deren Wehwehchen angehört habe, klingt das aber leider auch nicht so, dass sie die nächsten Tage weiterlaufen können 😕

    That‘s the camino! Manchmal reicht eine Unachtsamkeit auf dem Weg, man knickt bei einem der sehr steinigen Abstiege um und holt sich einen Bänderriss. Toy toy toy, dass wir erstmal von Verletzungen verschont bleiben! Mit einem Guten Besserungsgruß ging es für uns dann auf den heutigen Weg. 30 Kilometer to go uuuund los!

    Auf den ersten Metern direkt mich in Regenkleidung bepackt, da es anfing zu regnen, wartete nach den ersten 5 Kilometern die Pilgerfähre, die uns auf die andere Uferseite brachte. Irgendwie witzig, wie konträr alle verschiedenen Jakobswege doch sind. Auf dem Camino Frances gerade wieder 42 Grad in der Wüste, auf dem Camino del Norte gerade mal die Hälfte und man muss sich die Ankunftszeit nach einer Fähre takten, da diese nur unregelmäßig fahren. Verkehrte Welt!

    Ihr in Deutschland auch gerade mit 37 Grad gut versorgt, war ich dann aber doch ein wenig Dankbar, dass ich die Vorzüge des Küstenwegs nutzen darf, welcher den Ruf hat, dass hier oftmals Aprilwetter herrscht. 🌦️

    Ich war heute sehr müde von den Beinen her. Irgendwie hat es sich heute nicht wie 30 Kilometer angefühlt, weil der Weg sich einfach sooooo gezogen hat! Einige wunderschöne Abschnitte am Meer entlang, war aber auch viel Straße dabei. Egal, AirPods rein, Musik an und ab geht der Lachs!

    Nach 9 Stunden heute im Ziel angekommen, wartete auf uns eine sehr bekannte Herberge auf dem Camino del Norte. Von einem 83-jährigen Priester betreut, der hier auch vor morgen genau 84 Jahren geboren ist und seit 40 Jahren diese als Anlaufstelle für Pilgernde aus der ganzen Welt anbietet! Vor dem gemeinsamen Abendessen, durften wir für 30 Minuten Einblick in seine Geschichte hören - sehr spannend!

    Ca. 125.000 Pilger waren schon zu Gast in den letzten 40 Jahren, heute waren es 71 und darunter insgesamt 18 verschiedene Nationen. Kanada, USA, Australien, Südafrika, Japan, Mexiko und Peru nur einige davon! 🌍

    Mir auf dem Jakobsweg vorgenommen, mit einem Tagesbudget von 50 Euro für Essen, Übernachtung und Luxusartikel klarzukommen, war heute wieder ein guter Tag für die Budgetplanung. Donativoherbergen werden in solchen Tagen sehr gerne angenommen! Natürlich könnte ich auch mehr Geld ausgeben, aber macht es nicht manchmal sogar Spaß, ein wenig knausrig mit sich zu sein und das als Challenge anzusehen?

    Es soll natürlich nicht darunter leiden, dass man zu wenig Energie in Form von Essen zu sich nimmt, aber dadurch, dass man ca 2.500 Kalorien am Tag alleine durch die 8-9 Stunden Laufen verbraucht, habe ich am Tag im Schnitt ein Kaloriendefizit von 2.000. Meine Figur freut sich natürlich sehr darüber, aber weil ich das wusste, habe ich ja bewusst die letzten Monate ein bisschen Reserven mir angeschafft. Bin ich nicht ein intelligenter, vorausschauender Mensch? 😌

    Den Abend noch mit einem kleinen Ständchen eines spanischen Opis ausklingen lassen, steht heute Regeneration auf der Prioritätenliste ganz oben. Ich hoffe, dass morgen wieder ein besserer Tag wird! Es geht nämlich in die nächste Großstadt: Santander. Mit ca 15 Kilometern auch eher wieder ein super entspannter Tag, können wir uns aber auch alle Zeit der Welt lassen. Wir haben bisher 2,5 Etappen rausgelaufen und sind dadurch sehr im Vorsprung - aber was haben wir bekanntlich gelernt?

    The camino is not a race, daher werden die 15 Kilometer morgen mit Kusshand angenommen 🤝

    Muchos saludos desde Güemes! 🇪🇸✌🏻

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    Kosten des Tages:
    -Frühstückspause 1: 5,40 Euro
    -Frühstückspause 2: 3,70 Euro
    -Mittagssnack: 3,70 Euro

    Gesamt: 12,80 Euro
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  • Day 11

    Tag 11: Santander is calling!

    July 16, 2023 in Spain ⋅ ☁️ 19 °C

    Santander is calling!
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    Start: 8:55 Uhr
    Ankunft: 14:50 Uhr
    Strecke: 15,1 Kilometer
    Temperatur: 23 Grad, sonnig
    Lied des Tages: Joris - Herz über Kopf (Live @ Bauhaus)
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    Wow, was ein wunderschöner Tag! Mit großen Glücksgefühlen pünktlich 21:57 Uhr gemeinsam mit Lawkin wieder in der Herberge angekommen, hatten wir einen super schönen Abendausklang bei ein, zwei, drei Flaschen Vino Tino, Croquetas de Jamon, Pimientos de Padron und leckeren Chorizo mit vielen tollen Pilgern. Ihr kennt das Spiel, daher erstmal der Reihenfolge nach:

    Mit dem Wissen, das heute nur 15 Kilometer anstehen, hatten wir einen sehr entspannten Morgen. Gegen 7:45 Uhr erwacht, gab es bis 8 Uhr Frühstück. Wie in jedem Hotel lieben die Mitarbeitenden jene Menschen, die 5 Minuten vor Abpfiff dort am Buffet erscheinen. Solltet ihr eine Sache über mich wissen wollen: genau der bin ich und das jedes Mal! Schlechtes Gewissen? Fehlanzeige 😌

    Mit einem pan con mermeleda und einem Café americano ließ es sich perfekt in den sonnigen Tag starten. Lawkin die letzten beiden Tage alleine gelaufen, wartete er heute morgen eine Stunde auf mich, bis Mister Langner dann gegen 8:45 Uhr aufbruchbereit war.

    Sau, war der Camino heute schön! Man konnte entscheiden, ob man an der Straße die kürzere Strecke Richtung Santander laufen wollte oder den 5 km längeren Küstenweg nahm. Wir haben Zweiteres gewählt und es hat sich sowas von gelohnt!
    Kleine süße Wege mit direkter Sicht auf das blaue Meer, das Wellenrauschen in den Ohren und tollen Gesprächen - 10/10!

    Die ersten 2 1/2 Stunden wie im Flug vergangen, stoßen wir beim letzten Part des heutigen Caminos auf besondere Platzverhältnisse: ein touristenbewanderter Strand. Einerseits war es so konträr, da man soooo viele Menschen sah, die augenscheinlich im Urlaub waren, ihr loca vida genossen und dazwischen zwei stinkend-schwitzende Pilger auf dem Weg nach Santiago, mit ihren übermäßig schweren Rücksäcken und Wanderschuhen an.

    Um ein wenig das Chamäleon zu imitieren, zog ich meine Birkenstock aus, um barfuß im Sand zu laufen. Nicht, dass wir jene Menschen zu sehr verschrecken! Ein wenig Gefühl von Kindheit verspürt, da ich früher mit Papa und Mama immer in Binz an der Ostsee jeden Sommer geweilt habe und wir oft gemeinsam am Strand entlang promeniert sind, war das ein sehr besonderer Abschluss der heutigen Etappe.

    Am Ende des Strandes, nachdem wir Richtung Festland abgebogen sind, gab es noch ein leckeres Radler, um die letzten 700 Meter zu unserem Pilgertransfer anzutreten: die Fähre Richtung Santander. Die Wege manchmal nicht an der Küste pilgertauglich, war das die dritte Fähre auf dem Camino del Norte, die uns ans andere Ufer brachte. Jede aufs Neue wird mit maximal Genuss angenommen! ⛵️

    Gegen 14:50 Uhr in der Herberge angekommen, verbrachten wir nach einer Dusche einen entspannten Nachmittag. Ich, auf meiner Internetseitenapp das erste Mal wieder mein Instagram gecheckt, hatte ich zwar viele verpasste Nachrichten, über welche ich mich gefreut hatte, aber es dann doch nach 5 Minuten wieder zu gemacht, da speziell die Storys und Beiträge der anderen Personen gerade nicht meinen Weg tangieren sollten.

    17:30 Uhr Lawkin langsam hungrig geworden, sind wir in eine Bar aufgebrochen, um etwas Kalorien zu uns zu nehmen. Wie ich am Anfang des Beitrags schon geschrieben hatte - was eine besondere Bar! Also nicht, weil sie übermäßig gutes Essen oder Trinken hatte, aber einfach wieder diese Zufälle. Zu zweit in den Abend gestartet, gibt es in Spanien erst immer nach der Siesta ab 19:30 Uhr essen. Wir beide, wie typisch Deutsche bzw. wahrscheinlich auch Iren, die Hiobsbotschaft zähneknirschend hingenommen und uns bis dahin ein paar Tapas bestellt.

    Erst setzte sich ein Tscheche an den Tisch gegenüber, den ich direkt durch seine schrecklich aussehenden Füße als Pilger identifizierte, kam dann Alex, eine Pilgerin aus Nordirland, die ich gestern getroffen hatte, zufällig um die Ecke. Mein persönliches Highlight war aber Rose, die Spanischlehrerin. Wir gestern uns schon verabschiedet, da ich 20 Kilometer weitergelaufen bin und sie in Santander wieder abreiste, die Wahrscheinlichkeit so gering war, sich in solch einer großen Stadt zu sehen, klopfte es einmal auf meine Schulter und wen sah ich: Rose!

    Daraufhin direkt die nächste Flasche Rotwein bestellt und sie eingeladen mit zu verweilen, hatten wir einen wunderschönen Abend. Von den Einheimischen wurde ich mehrmals für mein Spanisch gelobt - naja gut, to be honest: es ist wirklich noch nicht gut, aber es wird!

    Gegen 21:45 Uhr mich dann doch final von Rose mit einer herzlichen Umarmung verabschiedet, da sie hier in Santander bleibt und wir morgen 37 Kilometer auf der Taktiktafel haben, bin ich mit einem super schönen Gefühl wieder Richtung Herberge gelaufen. Auf dem Camino Portugues im Dezember immer die anderen Pilger informiert, dass sie mich übers Fenster nach Schließung 22 Uhr reinlassen sollen, möchte ich wirklich nicht in den Konflikt mit den spanischen Herbergen treten und bin mal vernünftig! Sind ja jetzt schon 3. Klässler 🙃

    Morgen bin ich von planmäßig 8 Uhr bis 18 Uhr unterwegs, es stehen ein paar unschöne Strecken durch Industriegebiete an. Daher würde ich mich freuen, wenn ihr mir ein bisschen Gesellschaft während des Laufens leistet - klingelt gerne durch! Meine AirPods und Handy sind aufgeladen :)

    In diesem Sinne: Buena Suerte desde Santander! 🇪🇸

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    Kosten des Tages:
    -Snack am Strand: 14 Euro
    -Bootsüberfahrt: 6,60 Euro
    -Herberge + neue Credential: 19 Euro
    -Santander Nights: 35 Euro

    Gesamt: 74,60 Euro
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  • Day 12

    Tag 12: Marathon minus 5 Kilometer

    July 17, 2023 in Spain ⋅ ☀️ 20 °C

    Marathon minus 5 Kilometer ✅
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    Start: 8:05 Uhr
    Ankunft: 18:00 Uhr
    Strecke: 37 Kilometer
    Temperatur: 27 Grad
    Lied des Tages: Marc Anthony - Vivir Mi Vida
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    Sau marianne liege ich hier gerade platt im Herbergenbett. Es ist 20:54 Uhr und ich musste mich heute schon früher von der Gruppe verabschieden, weil alles schmerzt. Mein Rentnerkörper dann doch nicht mehr ganz wie in Hochleistungszeiten und nun mit paar mehr Kilos auf den Rippen, war das heute für mich ein Husarenritt!

    37 Kilometer standen auf dem Tacho. Nicht, weil wir sonderlich viel Lust drauf hatten, sondern weil die Herbergensituation nach Santander so dermaßen bescheiden war, dass uns keine wirklichen Alternativen blieben.

    Gegen 8 Uhr die Herberge in Santander verlassen, liefen wir gewohnt wieder die ersten 2 Stunden ohne Frühstück los. Irgendwie ist es dann immer ein mega schönes Gefühl, schon was geschafft haben und sich mit einem Frühstück zu belohnen! Jede aufmerksam lesende Person des Blogs wird wissen, was es heute gab - aber Wiederholung schadet ja nie! Natürlich ein Pincho de Tortilla mit einem Café Americano sin Leche und als Nachspeise ein koffein-und kohlensäurehaltiges Erfrischungsgetränk, in Fachkreisen auch Coca Cola genannt ☺️

    Die ersten 13,5 Kilometer keinerlei Frühstückslokale gefunden, war es heute mal nach 3 Stunden soweit, bis wir dieses 5-Sterne-Mahl zu uns nehmen durften. Eine Dreiviertelstunde Pause gemacht, suchten wir heute viele Lösungen, um jeden Meter herausschummeln zu können. Einsparen ist glaube ich auch ein gutes Wort dafür!

    Unsere Beine waren sehr schnell müde, Lawkin hat man es heute besonders angesehen. Der alte Mann ist ja auch paar Jährchen älter, 41 wenn man genau sein möchte!

    Während des Laufens einige tolle Telefonate gehabt, fing der Tag mit Pascal an - ein Anfang 20 jähriger aus dem Vogtland. Durch einen Freund hat er meinen Podcast mit Poschi empfohlen bekommen und schrieb mich danach auf Instagram an. Er stecke gerade in einer psychisch sehr schwierigen Phase, würde dringend einen Therapieplatz benötigen, allerdings hat er darauf erst frühestens in 2 Jahren die Chance, einen zu erhalten.

    Der Jakobsweg kann so vieles sein, aber auch vor allem Therapie. Eine Therapie des Lebens trifft es vielleicht ganz gut! Ich motivierte ihn den Schritt in seine völlige Panikzone anzugehen. Heute bei Kilometer 400 für ihn eine Stunde telefonierte, bedankte er sich von Herzen für die Ermutigung, dass ich der ausschlaggebende Grund war, das er den Camino Frances angegangen ist und jetzt schon so unglaubliche Momente erlebt hat.

    Ein tolles Gefühl mit nur ein paar Nachrichten so etwas in Menschen auslösen zu können. Buen Camino Pascal! Uuuund eine witzige Story dazu: er plant am 6. oder 7. August in Santiago anzukommen, was ungefähr mit unser geplanten Ankunft matchen könnte. Ich hab den Mann noch nie gesehen, aber wie cool wäre das denn?

    Auf den letzten Kilometern von meinem lieben Schwesterherz Annika unterhalten worden, ist es schön zu wissen, dass sich so viele enge Personen für den Blog und die Reise an sich interessieren. Allerlei Gossip ausgetauscht, sind wir jetzt wieder auf dem neuesten Stande! 🙋🏼‍♂️🙋🏼‍♀️

    Mit Ankunft in der Herberge und Spaniens größten Fußschmerzen, schwingte ich mich gewohnt schnell unter die Dusche, um dann kurz die Füße im Bett hochzulegen. Es ist sooo spannend, wie ich all diese Gewohnheiten hier auf dem Camino total liebe! Wie Caro am Telefon die Tage sagte: manche Menschen fliegen in den Urlaub, um von ihren Gewohnheiten und dem Alltag ein wenig zu fliehen - Alex Langner fliegt in den Urlaub, um endlich mal einen Alltag und jene Gewohnheiten zu haben. Trifft es dann doch sehr gut auf den Punkt, in diesem Sinne: 15 Punkte für Gryffindor!

    Alle 2-3 Tage steht ein Waschtag an. Mal ist es Handwäsche, Oma wäre stolz auf mich - heute stand eine Waschmaschine mit Trockner zur Verfügung. In der Regel teilt man es mit anderen Pilgern, um die Kosten von 7 Euro aufzuteilen. Sind doch Sparfüchse!

    Heute bin ich so erschöpft, dass ich den Abend auf dem Zimmer verbringe. Das Abendessen, was super super lecker war, schnell gegessen, freue ich mich jetzt auf einen etwas anderen Abendausklang. Als bekennender Trash TV Liebhaber, hab ich zufällig erfahren, dass die neue Staffel Bachelorette wohl angefangen hat. Mit einem RTL Plus Abo bewaffnet, geht es jetzt in das Weiterbildungsprogramm! Man lernt bekanntlich nie aus 😌

    Mit 37 Kilometern in den Mauken, verabschiede ich mich in die Nacht! Morgen stehen ein Glück nur 21 Kilometer auf der Taktiktafel - Buenas tardes aus Santillana del Mar 🇪🇸✌🏻

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    Kosten des Tages:
    -Frühstück: 8 Euro
    -Mittagssnack: 8 Euro
    -Herberge: 17 Euro
    -Abendessen: 10 Euro

    Gesamt: 43 Euro
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  • Day 13

    Tag 13: Queso, vino tinto y buena sidra

    July 18, 2023 in Spain ⋅ ☁️ 19 °C

    Queso, vino tinto y buena cidra! 🍷
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    Start: 8:15 Uhr
    Ankunft: 15:10 Uhr
    Strecke: 21,5 Kilometer
    Temperatur: 20 Grad und bewölkt
    Lied des Tages: Freya Ridings - Castles
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    Gerade wie so 17-jährige Teenager wurden wir von der Hospitalera gegen 22:45 Uhr zur Nachtruhe aufgerufen. Am Abend noch im lokalen Supermarkt mit Rotwein, Käse und Cider eingedeckt, wurden wir dann doch früher als geplant unterbrochen. Einmal wieder als Jugendlicher fühlen - Check ✅

    Der Tag begann für mich dann doch sehr durchwachsen. Die Nacht über leichte Schüttelfrostanfälle gehabt, hat mein Körper wohl auf den vorigen Tag mit 37 Kilometer reagiert. Dazu ist das Wetter so wechselhaft, dass zwischen 20 Grad und Regen bis hin zu 30 Grad Sonnenschein alles täglich sich ändert.

    Mich sehr langsam laufend in die heutige Etappe gekämpft, war ich sehr dankbar, dass sie nur 21 Kilometer andauerte. In diesen Tagen fühle ich solche kurzen Etappen am meisten! Mich bei meiner zweiten Pause bei Kilometer 12 in ein Lokal gesetzt und eine Stunde ein Buch gelesen. Das Café am Rande der Welt Part 2 - den ersten Teil sehr genossen und eine super Empfehlung, muss ich mich glaube in den Zweiten noch ein bisschen hineinfuchsen!

    An tollen Kirchen heute vorbeigelaufen, ein wenig die spanische Natur begutachtet mit vielen Tieren auf der Strecke, war die Etappe dann doch eine Gute! Ein kurzen Abschnitt am Strand laufen dürfen, ist es schön zu sehen, wie hier sehr viele junge Menschen das surfen lernen. Ich glaub eines Tages ist es bei mir auch soweit! In meiner Jugend immer jene Frisur getragen, fehlen jetzt nur noch die Künste dazu 🏄‍♂️

    Gegen 15:15 Uhr an der Herberge angekommen, stellte mir Lawkin 2 Spanier vor. Bei einem von jenen ist es der 13. Camino! Sooo spannende Storys, die er erzählt hat. Kurze Dusche genommen, haben wir uns dann auf den ortsansässigen Marktplatz bei Croquetas de Jamon und einem cerveza gesetzt und weitere Geschichten aus dem Pilgergarten ausgetauscht. Ohjeee, ich sehe jetzt schon jeden Juli meines Lebens mit Pilgern zu verbringen. 👣

    Es gibt ungefähr 8 große Caminos, die nach Santiago de Compostela führen. Aber die Pilgerwege der Welt führen nicht nur nach Santiago. So gibt es auch eine wohl super empfehlenswerte Strecke in Italien. Von Florenz nach Rom, ca. 650 Kilometer durch die Toskana. Neben Rom, ist Jerusalem der dritte Ort der Welt, an den Pilger ihre Wanderschaften machen. Na da haben wa ja noch was vor uns in den nächsten Jahren ☺️

    Ich denke schon jetzt an meine zukünftigen Kinder. Andere Mitschüler bei der Frage des Lehrers, wo sie in den Sommerferien waren, diese mit Mallorca, Portugal oder Ostsee beantwortend, sehe ich es jetzt schon: Papa hat mich mit auf den Jakobsweg in Jerusalem genommen, war super! 👍🏻😤 hahahaha, na gut - ist ja zum Glück dann noch ein wenig Zeit bis dahin!

    Nachdem ich mich für einen 90-minütigen Powernap von der Gruppe verabschiedet hatte, waren sie gegen 19:30 Uhr immer noch an gleicher Stelle. Nun mehr mit 3 weiteren Cervezas intus und allerlei regionalen Schnäpsen, welche sie vom Kellner ausgegeben haben bekommen. Die Gesprächsthemen wurden offener und auch in solchen kann ein Alex Langner natürlich glänzen! 🤓

    Mit einem Supermarkteinkauf noch das heutige Dinner geshoppt, wählte Carlos mit den 13 Caminos, sowohl den Käse aus, als auch den Rotwein und dazu den Cidre. Der Mann ist auf jeden Fall vom Fach! Noch gezeigt bekommen, wie man Cidre richtig einschenkt, dass er perfekt genießbar ist, gehe ich super zufrieden in die Nacht! 🙏🏻

    Morgen durch die wieder einmal schwierige Herbergensituation, stehen 31 Kilometer auf dem Tacho. Ohhhhh Mann eh! Also will mich natürlich nicht beschweren, aber so ein 20er Lachs hätte ich direkt ungesehen unterschrieben! Hilft ja nüscht, bisschen Magnesium für die Nacht inhaliert und dann wird es doch morgen wieder ✌🏻

    Muchos saludos desde Comillas bei Kilometer 341 🇪🇸

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    Kosten des Tages:
    -Frühstück 1: 11 Euro
    -Frühstückspause 2: 3,50 Euro
    -Herberge mit morgigen Frühstück: 22 Euro
    -Nachmittagsessen + Cerveza: 20 Euro
    -Supermarkteinkauf: 5 Euro

    Gesamt: 61,50 Euro
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  • Day 14

    Tag 14: Soldiers of the camino

    July 19, 2023 in Spain ⋅ ☁️ 20 °C

    Soldiers of the camino! 🫡
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    Start: 8:30 Uhr
    Ankunft: 16:20 Uhr
    Strecke: 31,4 Kilometer
    Temperatur: 21 Grad, bewölkt
    Lied des Tages: Kontra K - Soldaten 2.0
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    Die ersten 2 Wochen sind geschafft! Wenn ich jetzt schon manchmal auf die zurückgelegte Strecke schaue, kann ich es mir gar nicht so richtig vorstellen. Heute war Kilometer 372 - das ist einmal von Leipzig an die Ostsee. Nice!

    14 Tage Training zeigen langsam Wirkung. Die Caminolegs, wie Lawkin sie heute getauft hat, entstehen und Muskeln sind an den richtigen Stellen gebildet worden, dass man nach mehreren Muskelkatersessions der letzten Tage, jetzt inzwischen ein höheres Tempo an den Tag legen kann. Ich natürlich nach wie vor als Alex Killermichel Langner einen kleinen großen Nachteil vorne als Rucksack dran, hab ich aber das Gefühl, dass der Junge so langsam weniger wird! 🐷

    Mit gut 31 Kilometern auf der Taktiktafel, stand heute wieder ein etwas längerer Lauftag an. Warum auch immer, liefen die ersten 13 Kilometer ohne Pause wie ein Gang 5 Uhr morgens nach dem Club zum Mccens am Haubi, nämlich wie am Schnürchen! Die Vorfreude auf einen BigMac alias Pincho de Tortillas so groß gewesen, dass man die Extrameter gerne gelaufen ist.

    Gegen 10:30 Uhr Lawkin und die 3 Spanier von gestern Abend getroffen, musste ich erstmal dick schmunzeln. Haben sich die Jungs erstmal schön 2 Bier zum Frühstück reingelassen und mich mit aller bester Laune begrüßt. Ich mich mal sowas von gar nicht dagegen wehren können, musste ich auch mit einem Caña nachziehen 🍻

    Für viele läuft es sich dann besser, ich hab die Erfahrung gemacht, dass ich wohl Bier erst nach Ankunft immer zu mir nehme - man lernt nie aus! Ne Cola wurde mir trotzdem genehmigt, was mich natürlich sehr gefreut hat ☺️

    Die folgenden knapp 20 Kilometer mit zwei kurzen Pausen verbracht, kann ich mich wirklich heute mal gar nicht beschweren. Na klar, man hat 4-5 Blasen an den Füßen. Aber so sauer darüber gewesen, dass die Männer nicht mal im Büro angeklopft haben, ob sie hereinkommen dürfen, sitzen die Jungs seitdem im Wartezimmer und bekommen keine Beachtung. Bisschen Manieren beibringen, auch mal wichtig auf dem Camino!

    Zur Belohnung und der Freude darüber, dass es so ein guter 31 Kilometertag war, hab ich mir heute mal richtig was gegönnt: ein Cachopo Asturiano. Eine Spezialität in der inzwischen dritten Region, die wir auf dem Camino del Norte durchlaufen. Es fing mit dem Baskenland an, ging mit Kantabrien weiter und nun in Asturien. Jedes für seine Spezialitäten bekannt, ist es hier vor allem der Cider und das Cachopo. Eine Art Cordon Bleue, nur ein Schnuff leckerer!

    Die 21 Euro heute mal in die Hand genommen, checkte ich nach einer Stunde in der Herberge ein, nahm eine Dusche und legte mich nach Camino Gewohnheit erstmal kurz ins Bett, um den Füßen ein wenig Regeneration zu gönnen. 16:30 Uhr die spanischen Jungs am Zielort im Restaurant dort getroffen, saßen sie 20:30 Uhr immer noch an gleicher Stelle. Lawkin schon völlig hinüber, wird der trinkfeste Ire in den Tagen von den Spaniern gnadenlos unter den Tisch getrunken 😌

    Ich den Mann eingesammelt, dass es gegen halb neun doch mal Zeit wäre, in die Herberge einzuchecken, begegnete er mir mit den Worten: „Ist ja gut Papa“ haha. Dass ich mal der Vernünftige irgendwann im Leben sein werde, hätte ich auch nicht gedacht. Ich bin mir aber sicher, dass in den nächsten Tagen bestimmt der Schalter wieder umgelegt wird 🍻

    Schon von vielen nach der Fortführung des Camino Gossip Girls gefragt worden, erreichen wir in 2 Tagen die Halbzeit und dort werde ich mal einen kleinen Zusammenfassungsbeitrag machen mit allerlei Gossipinhalte - dürft euch also drauf freuen! 🙋🏼‍♂️

    Hoffen wa mal, dass es morgen wieder so gut mit den Beinen von statten geht und die Sonne endlich mal wieder rauskommt. Im Gegensatz zu letztem Jahr mit 38 Grad im Durchschnitt auf dem französischen Jakobsweg, würde ich die Temperaturen für ein paar Tage sofort nehmen 📝

    Mit nur 20 Kilometer to go morgen überlege ich fast, ob ich nochmal raus zur Gruppe gehe, um mit einem Glas Vino Tinto auf den Tag anzustoßen. Jaaa doch, das klingt nach einer sehr guten Idee, denn nächste Weisheit des Jakobsweges: No Vino, No Camino! 🍷

    In diesem Sinne: Salud und kommt’s gut in die Nacht ✌🏻

    Eure Soldiers of the camino

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    Kosten des Tages;
    -Frühstück mit Bier: 7 Euro
    -Pause 1: 5 Euro
    -Pause 2: 5 Euro
    -Nachmittagsgönnung: 26,80 Euro
    -Herberge: 18 Euro

    Gesamt: 61,80 Euro
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  • Day 15

    Tag 15: Yo no soy marinero!

    July 20, 2023 in Spain ⋅ ☁️ 19 °C

    Yo no soy marinero! ⚓️
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    Start: aber mal komplett entspannt um 9:05 Uhr
    Ankunft: 15:30 Uhr
    Strecke: 21,2 Kilometer
    Temperatur: 24 Grad, viel Sonne aber heiter blau und wolkig
    Lied des Tages: Los Lobos - La Bamba
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    Aua, aua, aua, was ein Abend! Es ist 8:20 Uhr und ich schaue in Gesichter, die zwischen Kissen im Gesicht und auch bisschen Jahrmarktfeeling, nach ein paar Runden BreakDance bzw. Karussell fahren, aussehen. Wie Herbert Grönemeyer eins den WM Song 2006 getauft hat: Zeit, dass sich was dreht!

    Ich unglaublich stolz auf mich, dass ich nach sehr intensiven Abendstunden gegen 23:30 Uhr den Absprung geschafft habe, folgte Lawkin gegen 2 Uhr und Sarah aus Österreich, welche Geburtstag hatte, mit den 3 Spanieren dann gegen 4:15 Uhr. Was haben wir gelernt? Never try to fuck with the camino! Die ersten Jünger aus Kreisen der Familie Gonzales machten sich 6:30 Uhr auf, die anderen 7:15 Uhr, welche es mit 3 Weckern musikalisch unterlegt hatten.

    Ich es selbst nur durch Erzählungen mitbekommen, bin ich immer wieder dankbar über Spaniens tiefsten Schlaf. In aller Seelenruhe 8 Uhr aufgewacht und das ganze Zimmer war schon leergefegt. Als ich Lawkin und Sarah gesehen hatte, war ich dann aber doch ein wenig beruhigt!

    Jaaa, das war dann so ein Abend, an dem man nicht nochmal 20 Minuten FindPenguins aufschlagen konnte, um einen Blogeintrag zu schreiben. Der Wille war da, habe es zumindest geschafft, die Bilder in den Beitrag zu laden, aber dann fielen sie mir auch schnell zu, die Äugleins.

    Bevor es heute in den, leider wieder 35 Kilometer andauernden Tag, geht, nochmal ein paar Zeilen zu gestern:

    Warum auch immer, sind meine Beine in diesen Tagen ein absoluter Selbstläufer! Anscheinend an den richtigen Stellen Muskeln gebildet, war gestern ein super schöner Wandertag. 21 Kilometer durchs Grüne, teilweise am Meer entlang und die Zeit ist super schnell rumgegangen. Mit Daniel eine Stunde telefoniert, wird er sich um die Blumen in meiner Wohnung kümmern, dass diese auch ein wenig Wasser in den heißen Monaten nach nun guten 2 Wochen erhalten. 🌿🌱

    Über den Leipziger Clubgossip bestens informiert worden, ging es über Planungen für die ersten Frauenheimspiele der RB Mädels im September über Geschichten aus dem Jakobsgarten. Eine gute Beschäftigung während des Laufens! 📞

    Gegen 15:30 Uhr an der Herberge angekommen, ist diese einfach eine alte Bahnhofshalle und durch das Fenster sieht man die losfahrenden Züge, von den man keinerlei was hört. Muss ich euch gleich nochmal abfotografieren bzw. da man nur 2 Videos pro Beitrag hochladen darf, beim nächsten dann zeigen. Sau spannend!

    Nach einer Dusche, dann das Füße hochlegen dieses Mal auf der Couch im Herbergenwohnzimmer verbracht. Früher immer mit Mama nachmittags bei Schokokeksen geschaut, ist in den Tagen eine super Nachmittagsbegleitung die Tour de France. Den Jungs da am wirbeln zuzuschauen mit dem Wissen, dass man seine heutige Sporteinheit schon geschafft hat, gibt einem irgendwie eine sehr angenehme Ruhe!

    Mit Erscheinen der 3 Spanier Pepe, Dani und Nacho setzen wir uns gegen 17 Uhr dann vor die Herberge, da es dort Bier für 1,50 Euro gab. Gegen 21 Uhr dann immer noch dort verweilt mit schöner spanischer Latinomusik und vielen Gesangseinheiten begleitet, machten wir uns in die Stadt auf, um zu Abend zu essen. Für Lawkin und mich gab es wieder das Cachopo, nachdem es gestern soooooo lecker war und dann ging es in den freien Fall.

    Den Geburtstag von Sarah aus Wien gefeiert, welche 26 wurde, gab es neben Rotwein, Cervezas, auch wieder allerlei Cider und irgendwann dann auch regionale Spezialitäten à la Shots. Wie oben beschrieben wirklich zum perfekten Zeitpunkt den polnischen gemacht, bin ich jetzt einigermaßen fit und starte mal in die heutigen 35 Kilometer.

    10 Stunden Laufweg to go, pack mas! 🫡💪🏻

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    Kosten des Tages:
    -Frühstück: 9 Euro
    -Snack: 8 Euro
    -Herberge: 26 Euro (Sarah als Geburtstagsgeschenk eingeladen mit Lawkin)
    -Bier in der Herberge: 20 Euro
    -Abendessen: 25 Euro

    Gesamt: 87 Euro 😫
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  • Day 16

    Tag 16: Halbzeit! 🕰️👣

    July 21, 2023 in Spain ⋅ 🌙 18 °C

    Halbzeit! 🕰️👣
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    Start: 9:00 Uhr
    Ankunft: 19:10 Uhr
    Strecke: 37 Kilometer
    Temperatur: 27 Grad und sonnig
    Lied des Tages: Erfolg ist kein Glück von Kontra K
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    Der Schiedsrichter lädt zum Pausentee! Minute 45 ist eingeläutet und die erste Halbzeit abgepfiffen. Die ersten 15 Minuten sehr intensiv im Pressing in Zone 3 gewesen, wurde von Minute 15 bis 30 ein wenig das Tempo rausgenommen und abgewartet, was der Gegner macht. Zwischenzeitlich auf die Uhr geschaut, wie lange noch bis zur Halbzeit ist, lief das Leder von Minute 30 bis 44 in wunderschönen Ballstafetten - die Spielzüge wurden ansehnlicher. Doch dann kam jene 45. Minute kurz vor der Halbzeit: Gennaro Gattuso, Zecke Neuendorf und Mark van Bommel in einer Person setzten leider zu einem sehr harten Zweikampf an.

    Man musste sich folglich in die Halbzeit schleppen und hofft, dass in dieser jede Physioarbeit der Welt dazu beiträgt, ohne Probleme wieder aufs Spielfeld zurückzukommen. 💆🏼‍♂️👨🏼‍⚕️

    Jedes Mal, wenn ich in den vorigen Beiträgen geschrieben habe, dass es sich wie von selbst läuft, kann ich die Uhr stellen, bis es sich wieder ändert. Heute kam meine erste schlimmere Blessur neben den 6 Blasen an meinem Fuß hinzu. Mein linkes Bein zeigt leider sehr starke Ermüdungserscheinungen durch die inzwischen 420 gelaufenen Kilometer. Ich erleide aktuell ein Schienbeinkantensyndrom. Für alle Jogger unter euch bestens bekannt, entsteht das oftmals bei übermäßiger Belastung auf hartem Asphalt.

    Ab Kilometer 15 hatte ich heute das erste Mal Schmerzen im linken Schienbein gespürt, machte ich direkt eine Pause. Nach der Pause auf meine Birkenstock gewechselt, war das keine allzu gute Idee. Mit jedem Schritt mehr wuchsen die Schmerzen, sodass ich öfters anhalten musste. Wieder auf meine Wandersandalen gewechselt, wurde es ein wenig besser, aber die Schmerzen doch zu stark.

    Irgendwie bis hin zu Kilometer 25 geschleppt, machte ich die nächste lange Pause, suchte nach Dehnübungen im Internet und verschlang meine erste Ibo 400 auf dem Camino. Mein Schienbein in Brennnesseln gehalten, um einen anderen Schmerz zu generieren, wirkte das nur kurzfristig.

    Mit starken Verschleißerscheinungen ins Ziel geschleppt, hab ich ein bisschen Angst und gleichzeitig Respekt für die kommenden Tage. Ich hoffe nicht, dass mich mein blödes Schienbein zu einer längeren Pause zwingt. Mein ganzes Leben lang Fußball gespielt, aber original noch nie an der Stelle Probleme gehabt. Sollte wer Erfahrungen mit der Verletzung haben, Hit me up! 📱 📞

    Aber wollen wa uns mal nicht beschweren! Heute war trotzdem irgendwie ein guter Tag, zumindest für den Kopf, der heute Maximalarbeit geleistet hat.

    Angefangen nach dem Aufstehen heute morgen, entschieden Lawkin, die Spanier, Sarah und co nach dieser harten Nacht den Bus für die heutige Etappe zu nehmen. Der Kater einfach zu groß und die Aussicht auf 37 Kilometer nicht stemmbar. Mich fragend, ob ich auch mit dem Bus fahren möchte, verneinte ich es direkt.

    Also ich meine, ich habe super viel Zeit und muss erst am 18.08. zur Mallorcaparty wieder in Leipzig sein. Entweder würde ich einen kompletten Restday dann lieber nehmen, nur eine kleine Strecke über 15 Kilometer laufen oder einfach den Tag super langsam angehen - aber der Sinn eines Buses kam für mich nicht ganz in den Kopf.

    Die Truppe auf mich dann 5 Kilometer vor unserem heutigen Ziel gewartet und seit 13 Uhr gekontert und das ein oder andere Cerveza über den Tag schon inhaliert, kam ich gegen 17:20 Uhr in Ribadesella an. Eine wunderschöne Küstenstadt mit einer herrlichen Restaurantmeile, dem Barfußgässchen ähnlich. Ich mich wirklich aufs Maximale in die Stadt geschleppt, humpelnd wie Severus Snape nach dem Angriff des Trolls auf ihn, freute ich mich in ein paar vertraute Gesichter zu schauen.

    Eine letzte Probe stand mit der Frage nochmals an, ob ich denn mit ins Taxi steigen möchte, was in 15 Minuten zur Zielherberge fährt, meinte ich: jetzt habe ich 32 Kilometer schon geschafft, dann bekomm ich die letzten 5 auch noch irgendwie hin. Hätte mir wirklich lieber meinen kleinen Zeh abgeschnitten, aber das wäre für mich eine zu große Niederlage gewesen.

    Gegen 19 Uhr kam ich dann final nach 10 Stunden laufen im Ziel an. Das Gefühl umso besser, dass man solch einen harten Tag irgendwie gemeistert hat, bin ich immer wieder begeistert, was das Mentale ausmachen kann. Mit Kontra K - Erfolg ist kein Glück immer gepusht, hab ich’s gepackt. Nice!

    Mit Spaniens größter Pizza mich am Abend belohnt - na gut, eigentlich hab ich auch nur 1/3 geschafft, weil ich einfach so platt war - tat die Regeneration am Abend sehr gut. Things I love about the camino: sich manchmal völlig an seine Grenzen zu bringen und diese immer wieder zu erweitern. ⛰️

    Der Gossipgirlpost muss also noch ein paar Tage warten, bin heute einfach zu fertig dafür, diesen Part hier noch mit in den Beitrag zu packen. Werdet es mir bestimmt verzeihen! 🍀

    Beim gemeinsamen musizieren den Abend ausklingen lassen, sind das Caminomomente, die ich auch sehr schätze. Nacho, Dani, Pepe, Lawkin und Sarah wieder bestens erholt, wurden Klassiker wie Volare, Let it be, Hallelujah und La Bamba ausgepackt. 🎶

    Mit tollen Gefühlen geht es in die hoffentlich erholsame Nacht. Morgen stehen nur 25 Kilometer an, hoffen wir auf eine gute Besserung des Schienbeins! 🙏🏻

    Buenas Noches aus San Esteban de Leces! 🇪🇸

    Euer Alexandro Langnero

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    Kosten des Tages:
    -Frühstück mit längerer Pause: 18,50 Euro
    -Pause 2: 4,40 Euro
    -Herberge: 15 Euro
    -Abendessen: 11 Euro

    Gesamt: 49,90 Euro ✅
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  • Day 17

    Tag 17: Meer in Sicht! 🌊

    July 22, 2023 in Spain ⋅ ☁️ 18 °C

    Meer in Sicht! 🌊
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    Start: 9:15 Uhr
    Ankunft: 18 Uhr
    Strecke: 25,1 Kilometer
    Temperatur: 26 Grad, sonnig ☀️
    Lied des Tages: Rusted Root - Send me on my way
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    Heute war er dann endlich da: der erste Tag in den Wellen des atlantischen Ozeans. Das Wetter oder der Moment auf den bisherigen 451 Kilometer meist nicht genau gepasst, sodass der Ausblick einem oft genügte, fand ich heute eine super schöne Stelle und zog meine Schuhe aus, stellte den Rucksack in den Sand und ab ging es!

    Ihr hättet mich sehen sollen, also Spaniens ist untertrieben, daher Europas größte Bauarbeiterbräune. Alexandro Bob der Baumeister! Meine Arme komplett braun, mein Oberkörper so, als hätte er dieses Jahr noch nie Sonne gesehen, eingesperrt wie so ein Computernerd, der den ganzen Tag nur am zocken ist.

    Herrlich, wie mich die Einheimischen angeschaut haben. Also einerseits die Bräune und dann humpelnd durch den Sand wie so ein Halbtagesmongo. Was haben wir gelernt? Blasen in Verbindung mit Sand + Salzwasser = aua. Wer kennt sie nicht, die weltbekannte Formel nach Alexander Einstein!

    Mit nur 25 Kilometern auf dem Tacho mir sehr viel Zeit heute gelassen. Irgendwie ist es ein richtig befreiendes Gefühl, wenn man nicht über 30/35 Kilometer abarbeiten muss. 22-25 ist perfekt! 👣

    Nach den ersten 12 Kilometern, dann 3 Stunden am Strand verbracht, die Füße und Seele baumeln lassen und ein wenig etwas gegen die Kellerbräune getan. Ohne schlechtes Gewissen, dass man noch so eine lange Strecke vor sich hat - Weltklasse!

    Nach der Zeit am Strand dann die nächsten 5 Kilometer angegangen, wartete nach Kilometer 17,5 meine erste Essenspause auf mich. Fast traurig gewesen, als es weder Croquetas de Jamon gab, noch Pancho de Tortilla - so wurde es dann ein Bocadillo con Tortilla. Die Spanier machen hier so fancy Baguettebrötchen, muss ich euch die Tage mal abfotografieren! 📸

    Gestern noch sehr sehr starke Schmerzen im Schienbein gehabt, versorgten mich die Mitpilgernden mit allerlei Heilungsstuff. Angefangen, dass Lawkin seine Kräuterküche eröffnete, Rosmarintropfen einrieb und dann ein wenig den Physio machte. Abends vor dem Einschlafen schenkte mir dann ein netter Österreicher seine Voltarentube und heute Morgen lag Aloe Vera Creme in meinem Rucksack. Schönes Gefühl! Man sorgt sich hier sooo sehr um den Anderen, unglaublich 🙏🏻

    Ich möchte nichts heraufbeschwören, daher schreibe ich ganz bodenständig, dass durch Allerlei Hausmittel ich heute einen guten Lauftag erleben durfte. Hoffen wir, dass es morgen so weiter geht und klopfen hiermit 3x auf Holz!

    Es heißt so langsam noch mehr Abschied nehmen von allen Mitpilgernden. Ruby und Oliver nach wie vor 2 Tage hinter uns, durch deren Verletzungen an Tag 7, dazu Elias und Danni inzwischen uns völlig enteilt und 1 1/2 Etappen voraus. Die 3 Spanier Nacho, Dani und Pepe müssen morgen schon in Gijón ankommen, daher mussten sie 15 Kilometer weiterlaufen. Hinzu kommt, dass es jetzt 2 verschiedene Möglichkeiten gibt, wie man den Camino von nun an bis nach Santiago beschreitet:

    Einerseits über den Camino Primitivo, der der Älteste unter allen Jakobswegen sein soll, mit einer wunderschönen, einmaligen Landschaft. Zwar sehr bergig, aber sehr zu empfehlen oder Zweiteres auf der Route des Camino del Nortes zu bleiben. Lawkin und ich haben uns für Variante 2 entschieden. Den Camino Primitivo wollen wir uns für irgendwann aufheben. Ihn werden wir auf jeden Fall noch laufen, aber die Strecke vom Camino del Norte entlang? Eher unwahrscheinlicher, daher die Entscheidung!

    That‘s the camino! Man genießt jeden Abend bzw. gemeinsamen Moment mit den Mitpilgernden, weil sie oftmals nur ein paar Tage andauern könnten. Sarah aus Österreich hat uns ebenfalls heute verlassen, da sie nur 13 Kilometer gelaufen ist und in Gijón aufhört, wurden heute wieder neue Peregrinos kennengelernt. 4 Mädels aus Madrid, die ihre Universität abgeschlossen haben und das gemeinsam zelebrieren wollen!

    Mit einer Spanischlehrstunde den Abend enden lassen, folgte noch eine Einladung nach Madrid, da ich ja erst am 18.08. wieder in Leipzig sein müsse und das geplante Ankunftsdatum in Santiago der 08./09. August ist. Wir werden sehen! Schau mer mal was wird 🙌🏻

    Na gut, dann habter mal eine gute Nacht bzw. es ist ja Samstag. Die Tage hier völlig unwichtig und oft ist man nicht im Bilde, welcher denn gerade ist, wünsche ich allen, die heute in den Clubs unterwegs sind, einen bonne soirée! 🥂

    Ich geh mal ganz altmodisch Samstagabend um 22:45 Uhr ins Bett - alter Mann! 👴🏻✌🏻

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    Kosten des Tages:
    -Pause 1: 8,10 Euro
    -Mittag: 10 Euro
    -Herberge: 15 Euro
    -Cola aus dem Automaten: 3,60 Euro

    Gesamt: 36,70 Euro
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  • Day 18

    Tag 18: Bergetappe ⛰️✅

    July 23, 2023 in Spain ⋅ ☁️ 19 °C

    Bergetappe ⛰️✅
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    Start: 8:45 Uhr
    Ankunft: 16:35 Uhr
    Strecke: 25,2 Kilometer mit ca. 950 Höhenmetern
    Temperatur: 24 Grad ⛅️
    Lied des Tages: Felipe Baldomir - At Home
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    Kosten des Tages heute Abend mal hier oben, da es nicht angebracht wäre, es unter die letzten Worte des heutigen Eintrags zu schreiben:
    -Frühstück 5 Euro
    -Snack: 2 Euro
    -Herberge: 12 Euro
    -Dinner: 12 Euro

    Gesamt: 31 Euro
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    Puuuuuh, meine Füße mussten sich nach dem Tag heute erstmal erholen. Selbst die doch so geliebten Croquetas de Jamon konnte ich im Ziel nicht wirklich genießen, brauchte ich erstmal 30 Minuten Füße hochlegen, bis ich mich ein wenig akklimatisiert habe. Rot-weiß gepunktetes Bergtrikot ist uns nach heute sicher! 🚴🏔️

    Den Tag gemeinsam mit Lawkin begonnen, standen heute insgesamt 25 Kilometer an. Eine super angenehme Distanz in diesen Tagen! Alles über 30 lässt einen schon unruhig in den Tag starten, daher hab ich mich doch sehr auf die Etappe gefreut!

    Wie gewohnt nach ca. 10 Kilometer, was ungefähr 2 Stunden Laufweg entspricht, unsere erste Pause gemacht, ließen wir ein wenig die Zeit bisher Revue passieren. 476 gemeisterte Kilometer, super viele tolle Menschen kennengelernt, teilweise sehr tiefe Gespräche mit völlig fremden Personen geführt und dann doch öfters als erwartet an seine Grenzen gestoßen.

    Aaaaaber was euch interessiert: wie ist denn eigentlich so der Gossipstand auf dem Camino? 🤓

    Na gut, wo fange ich an. Am Anfang so euphorisch in die Augen von Ruby und Lawkin gesehen, ist sie leider seit gut 8-9 Tagen zwei Etappen hinter uns, da sie zwei Restdays wegen einer Verletzung am Knöchel machen musste. Anfänglich das Gefühl gehabt, dass sie sehr Lawkinbezogen agierte, war er ihr starker Anker auf dem Neuland Jakobsweg. Aus Amerika alleine angereist, war sie sehr froh ihn für den Beginn zu haben. Mit einem großen Rucksack, allerdings nicht nur der Physische sondern auch der Emotionale angereist, hatte sie am Anfang die Entscheidung ein wenig weggeschoben und das weitentfernte Caminoleben genossen, ist sie aber gerade in einer sehr unglücklichen Beziehung zu einem Amerikaner.

    Dies sie irgendwann eingeholt, schob sie Lawkin wieder ein wenig weg von sich, um sich der Entscheidung zu widmen - nämlich, dass sie sich von ihm trennt. Und das auch noch auf dem Camino. Nach dem emotionalen Abschluss für sie, war dann wieder die alte Ruby zurück und genau dann kam die Verletzung. Jaaa, was soll man sagen. Es ist sehr schwer für die Personen auf dem Camino del Norte eine Bindung aufzubauen, da dieser so anspruchsvoll ist und oftmals man ungleichmäßige Tempos an den Tag legt, ob es gewollt oder ungewollt ist, sodass diese anfängliche Romanze doch ein wenig verschoben werden musste.

    Ruby läuft den Camino Primitivo bis nach Santiago, welcher 2 Tage kürzer als der des Del Nortes ist, daher werden wir uns wieder zur großen Feierei vor der Kathedrale treffen! 🙏🏻

    Lawkin ein paar Tage später ein Mädel aus Frankreich kennengelernt, waren diese auch sofort auf einer Ebene. Einen ganzen Lauftag mit 8 Stunden Gespräch erlebt, abends zu zweit zum Dinner verabredet, gab es zur Verabschiedung einen Wangenkuss, welcher sie sehr beeindruckt hat und rührte. Wie es weitergeht, könnt ihr euch jetzt bestimmt vorstellen: sie hat am nächsten Tag einen Restday eingelegt und läuft auch seitdem hinterher ☺️

    Jaaa dieses komische Ding mit dieser Liebe ist manchmal nicht ganz so einfach, wa?

    Aber natürlich haben sich hier schon andere Paare gefunden, sodass sich Miriam aus der Slowakei mit einem Pilger mal abends ein Hotelzimmer genommen hat und am nächsten Tag mit Spaniens größten Knutschflecke wieder die Reise weiter antritt - Amateurin eh!

    In der Herberge hat man relativ wenig bis keine Privatsphäre, daher haben schon mehrere Mitpilgernden dann den Gang ins Apartment in Kauf genommen. Spürnase Sherlock Langner fällt das natürlich immer sofort auf und kam dann am nächsten Morgen mit gewohnt direkten Fragen umme Ecke, weil Gossip ist natürlich Leben! 😁

    Zusammenfassend kann ich sagen, dass es allgemein sehr schwer für die Pilgernden auf dem Camino del Norte ist, sich näher kennenzulernen, weil er dafür zu anspruchsvoll ist und man kaum mehr als 3-4 gemeinsame Lauftage hat. Manche haben nur Zeit für einen Teil des Weges, dadurch dass sie wieder zur Arbeit in ihrem Heimatland müssen, manche haben die Herbergen schon vorher gebucht und müssen sich daran halten oder wie heute wurde man vor die Entscheidung gestellt: weiter auf dem Camino del Norte oder wechselt man auf den Camino Primitivo.

    Irgendwie hab ich im Gefühl, dass sich all das in Santiago entladen wird, wenn man sich bei aller Freude wiedersehen wird. Gossip Girl wird natürlich auch dann wieder berichten!

    Zurück auf den heutigen Weg: mit 950 Höhenmetern war er sehr sehr anspruchsvoll. Gerade der letzte Aufstieg hatte es komplett in sich. Da es Sonntag war, habe ich viele Telefonate geführt, da jeder gut erreichbar war. Speziell an jenem Aufstieg hatte ich gerade mit Kristin gesprochen, musste aber dann unhöflicherweise abbrechen, weil es einfach nicht mehr ging. So Multitasking mit hächeln, zuhören, reden und probieren irgendwie zu überleben 😌

    Gegen 16 Uhr dann völlig fertig angekommen, waren wir alle sehr stolz, auch diese Etappe gemeistert zu haben. Die Herberge heute knapp 4 Kilometer außerhalb des Caminos, aber durch die wieder einmal schlechte Herbergensituation nötig gewesen, bot der Hospitalero ein Shuttleservice an und holte alle Pilger ab. Morgen früh wird er uns wieder auf den Weg zurückbringen, an gleiche Stelle, dass wir den Camino fortführen können. Service 1A mit Sternchen, Bienchen und wie wir früher in der Grundschule immer bekommen haben: ein Schweinchen 🐷

    Abends noch eine gute Stunde mit Thea telefoniert, erfreute mich das Telefonat sehr! Ein wenig durch meinen Vortrag in der Elster und den Podcast mit Poschi vom Caminofieber angesteckt, lief sie in den letzten Wochen den Camino Portugues von Porto nach Santiago mit einer Freundin und kam letzte Woche in Santiago an. Manchmal verstehen nur Pilger, die dieses Gefühl ebenfalls schon erlebt haben, jene Schilderungen von ihr, aber genau das hat mich so gefreut! Auch sie haben jetzt schon viele nach diesem Jakobsweg da in Spanien gefragt und ich bin mir sicher, dass ihr viele folgen werden! In diesem Sinne: Buen camino, Thea - ich pack euch mal in die heutige Fotogalerie ein Screenshot ihres Blogs mit rein. Familie Gonzales wurde direkt in jenen mit adaptiert 🤝

    Mich heute mal in einen Rausch schreibend, bin ich nach den Telefonaten wieder bestens informiert, was der Frauenfußball in Leipzig und in Jena macht. Mit Metze original soo viel gelacht, herrliches Ding. Telefonat natürlich eröffnet worden, dass ich im Büro angeklopfen musste, um dann in deren Sprechzeit hineingelassen wurde haha

    Morgen geht es nach Gijón! Eine der letzten Großstädte, die vor unserem Ziel Santiago de Compostela liegen. Wegen des Frauen WM Spiels um 10:30 Uhr, mir extra nur einen 14 Kilometertag auf die Agenda geschrieben, sodass ich es mit gutem Gewissen schauen kann. Ich freu mich drauf!

    Den heutigen Blogeintrag möchte ich gerne mit einer sehr emotionalen Geschichte enden lassen. Lawkin hat heute erfahren, dass sich der Gesundheitsstatus einer seiner Kindheitsfreunde inzwischen so verschlimmert hat, sodass er wohl nicht die Zeit bis nach Caminoende überleben wird. Eigentlich war der Plan für ihn direkt nach Ankommen in Santiago zu ihm zu fliegen, um sich von ihm zu verabschieden, das wird aber nun nicht mehr möglich sein. Dessen Freundin, Lawkin angerufen und ihm angeboten, eine letzte Videonachricht für ihn aufzunehmen, war das sehr sehr krass.

    33 Jahre alt und unheilbar mit einem Kopftumor im Krankenhaus. Man wird nie die richtigen Worte für solch ein Video finden können, aber auch wenn ich einfach nur neben Lawkin saß und nichts sagte, stand ich ihm dadurch bei. Ich bin sehr sehr schlecht im Umgang mit dem Tod und vor allem solchen Situationen - lasst uns einfach manchmal mehr schätzen, dass wir all das hier erleben dürfen.

    Auf Lawkin und seinen Freund!
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  • Day 19

    Tag 19: Gijón is calling!

    July 24, 2023 in Spain ⋅ ☁️ 18 °C

    Gijón is calling!
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    Start: 8:45 Uhr
    Ankunft: 12:30 Uhr
    Strecke: 15 Kilometer
    Temperatur: 23 Grad, Aprilwetterig
    Lied des Tages: Freya Ridings - Love is fire
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    Nach San Sebastián, Bilbao und Santander stand heute die vierte Großstadt an: Gijón. Alle vier Städte konnte ich bisher null geografisch einordnen und kannte nur deren Fussballmannschaften. Sollte irgendwann mal bei Wer wird Millionär die Frage kommen, was diese Städte gemeinsam haben, wissen wir jetzt, dass sie alle an der Nordküste liegen!

    Meine bisherige Caminoerfahrung hat mir gesagt, dass ich diese kleinen süßen Herbergen in den Dörfern mit Natur, Schafen und Kühen umgeben, mehr mag. Ich weiß nicht, ob es sich heute bestätigen lässt, weil der Einlauf in die Stadt nicht voll von vielbefahrenen Straßen und dem typischen Autolärm war.

    Mit dem Pilgertransfer zurück zum Camino gebracht worden, lernte ich heute mal Seniora Gonzales kennen. Ich eher so von der Kategorie, der morgens viel Zeit benötigt und sachte angefasst werden muss, in Fachkreisen auch Morgenmuffel genannt, machte die Hospitalera aber mal sowas von den Hektoren. Natürlich ist es super nett, dass sie uns die 4 Kilometer zurück zum Weg fährt, aber dauerhaft auf die Uhr zu zeigen, dass man seinen Kaffee endlich austrinken soll, provozierte mich dann doch ein wenig. Auch mal ne 30 fahren - hat sie leider nicht verstanden, aber letztendlich fügte ich mich dann und machte mich innerhalb von 7 Minuten mit alles in den Rucksack rein, kurz Zähneputzen, fertig.

    Der Tag als Restday angesehen und nur 15 Kilometer auf der Taktiktafel, liefen die ersten 2 Stunden wie am Schnürchen. Pünktlich 10:15 Uhr den Livestream des ZDF‘ angemacht, freute ich mich, dass die Frauen ihr erstes Spiel bei der Weltmeisterschaft hatten. Mit dem Handy in der linken Hand, ein Auge auf das Spiel, das andere auf den Weg, schaute ich während des Gehens das Spiel an.

    6:0, nice! Das macht Lust auf mehr. Mal ein wenig optimistisch daran gedacht, dass ich mir sicher bin, bei der nächsten Weltmeisterschaft die ein oder andere aus dem Leipziger Kader zu sehen, schaute ich das Spiel dann doch sehr intensiv an. Immer mal nach offenen Bars gesucht, wo ich das Spiel in Ruhe schauen konnte, hatte zum Montagmorgen leider keine offen.

    Gegen 12:30 Uhr in Gijón angekommen, verfolgte ich mit noch 5 Prozent Akku auf dem Handy das Spiel per Liveticker zu Ende - Sonntag beim nächsten Spiel dann in der vierten und letzten Region Galicien, bin ich sehr optimistisch, dass sich dann eine geeignete Bar finden wird, um in Ruhe das Spiel zu schauen! ⚽️

    Heute hatte man mal sehr viel Zeit über den Tag und das war fast ungewohnt. Immer wenn ich Mama und Papa Zuhause besuche, keine Pläne für den Tag habe, bin ich immer besonders müde - das war heute genauso. Erstmal einen 2-stündigen Mittagsgeschlaf gemacht, suchten wir dann mit Hunger gegen 16:30 Uhr ein Restaurant auf.

    Typisch für Asturien ist natürlich nach wie vor das Cachopo und der Cidre. Beides in vollen Zügen genossen, ließen wir den Abend entspannt in der Herberge bei einem Wasser ausklingen. Auf dem Camino Frances jede Großstadt immer für riesige Partys genutzt, fühle ich mich immer noch super wohl damit, mal eine Pause von all dem exzessiven Partyleben und vor allem Alkohol zu nehmen.

    Heute kam das erste Mal das Gefühl auf, dass es wirklich gar nicht mehr so weit bis nach Santiago ist und wir es ja bald geschafft haben. Ich meine, es sind nur noch 330 Kilometer. Das ist ja wirklich gar nichts! ☺️

    Wenn alles nach Plan verläuft, kommen wir am 6./7. August vor der Kathedrale an. Vor meiner dritten Reise auf den Jakobsweg hatte ich oft Angst, dass ich es nicht genießen kann, weil es einfach das dritte Mal innerhalb eines Jahres wäre. Diese konnte ich mir in den letzten Tagen nehmen, denn es wird einfach ein riesiger Freudentaumel sein, alle Mitpilgernden, die man in den letzten 19 Tagen kennenlernen durfte, am großen Ziel zu sehen und es gemeinsam zu zelebrieren!

    Morgen startet so langsam das letzte Drittel meines diesjährigen Weges, 25 Kilometer nach Avilés. Zu zweit im Herbergenzimmer mit Lawkin, wird es sicherlich eine gute Nacht. Allgemein das Wissen zu haben, dass keine Familie Gonzales auf einen wartet bzw. völlig unerfahrene Erstklässler, die sich 3 Wecker stellen, um 6:30 Uhr den ganzen Schlafsaal damit aufzuwecken 😌

    Ich hab mir heute eine Liste gemacht mit Menschen, mit denen ich noch gerne auf dem Camino telefonieren möchte. Bestimmt einige vergessen, aber wenn ihr Lust habt durchzuklingeln - ruft gerne an! Freue mich immer wieder mal wieder Neuigkeiten aus dem ‚normalen‘ Leben zu hören!

    In diesem Sinne, muchos saludos desde Gijón! Que duermas bien 💤😴

    Euer Alejandro Langnero

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    Kosten des Tages:
    -Frühstück: 5 Euro
    -Herberge: 20 Euro
    -Cidre und Käse: 12 Euro
    -Abendessen: 20 Euro

    Gesamt: 57 Euro
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