• Mosel runter Mosel rauf!

    June 10, 2022 in Germany ⋅ ⛅ 14 °C

    Nach einer entspannten Autofahrt nach Koblenz und 2 Stationen Zugfahrt bis Winningen, stehe ich kurze Zeit später an dem Punkt wo ich den Weg tags zuvor verlassen habe. Nach wenigen Metern des Einlaufens knallen die ersten Höhenmeter rein. Steil hoch geht’s durch die Weinberge. Als Belohnung noch mal Hammerausblicke. Sofort werden die Hosenbeine abgezipt und von Langarm auf Kurzarm Modus gewechselt. Nach einer ersten Getränkezufuhr geht es weiter.

    Der RBW folgt von Winningen bis Koblenz Güls nicht sklavisch dem Moselsteig. Ich bin kurz vor Güls jedoch mal wieder unaufmerksam und renne natürlich den Zeichen des Moselsteigs hinterher. Die Mogelpackung dürfte aber eher von kleinerem Ausmaß gewesen sein. Im Ort haben sich beide Wege wieder, aber für den Moselsteig ist hier auch Schluss. Das Schaulaufen zum Deutschen Eck folgt ab jetzt nur noch mittels Zuweg Zeichen. Direkt am Moselufer erreiche ich die Gülser Eisenbahnbrücke. Hier geht es nun auf die andere Seite, wo sich Rheinburgenweg und Moselsteig (-zuweg) auch endgültig Adieu sagen.

    Für mich geht es wieder in die entgegengesetzte Richtung, Moselaufwärts, Berg aufwärts! Am Rande des größten Koblenzer Stadtteil Karthause durchläuft man die nördlichen Ausläufer des Hunsrücks. Dieser Teil der Strecke führt in einem großen Bogen durch den Koblenzer Stadtwald. Das merkt man dem Weg auch irgendwie an.

    Auf der gegenüberliegenden Moselseite steigen im 5 Minuten Takt Kleinflugzeuge vom Flugplatz Winningen in die Höhe, drehen über mir eine große Kurve um Momente später weiter Richtung Hunsrück oder Moselaufwärts zu entschwinden. Bereits am Vortag ist mir der rege Flugverkehr aufgefallen, den ich bei meinen bisherigen Besuchen in dieser Gegend nie so intensive wahrgenommen habe. Meine Recherche ergibt, dass sich der Flugplatz bis 1965 ungefähr dort befand, wo ich gerade unterwegs bin. Er musste weichen, um dringend benötigten Wohnraum für die Stadt Koblenz zu schaffen. 1971 nahm das neue Gelände oberhalb von Winningen den Flugbetrieb auf.

    Der Weg führt weiter, recht Ereignisarm über den Layer Kopf, ohne großartige Aussichten. Andere Wanderer Fehlanzeige, nur einige Jogger und Mountainbiker scheinen hier ihr Revier zu haben. Nach Überquerung der Hunsrückhöhenstraße wird es langsam besser. Über den höchsten Punkt, dem bekannten Kühkopf samt Turm führt der Weg jedoch nicht. Über teils nette Pfade erreiche ich den Rittersturz und stehe zum ersten Mal seit ca. 30 Km wieder hoch über dem Rhein. Der Panoramablick auf Teile der Stadt, die Rheinbrücken und insbesondere die Festung Ehrenbreitstein erinnern erstmals wieder daran, das ich auf dem linksrheinischen Pendant des Rheinsteig unterwegs bin.

    Der Rittersturz war ein beliebtes Ausflugslokal hoch über den Dächern von Koblenz. Während seiner Blütezeit konnte man den Ort auch gemütlich mit einer Seilbahn erreichen. Zudem wurde hier 1948 eine richtungsweisende Tagung der 11 Ministerpräsidenten zur Errichtung eines neuen föderalistischen Deutschen Staates abgehalten. Zitat Wikipedia: „Damit war die Rittersturz-Konferenz einer der ersten Schritte auf dem Weg zum Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und zu deren Gründung.“ 1974 war das Schicksal des Lokals besiegelt. Es fiel der Hangrutschgefährdeten Steillage zum Opfer und musste abgerissen werden. 1978 wurde an dieser Stelle die dreigliedrige Stele zur Erinnerung an einen historischen Ort errichtet. An dieser Stelle endet auch die offiziell 6. Etappe des Rheinburgenweg.
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