Satellite
  • Day 32

    Ostersonntag in Santiago

    April 21, 2019 in Spain ⋅ ☀️ 16 °C

    Der Tag der Emotionen
    Heute Nacht habe ich in einer schönen und ruhigen Herberge übernachtet. Aber was passiert nachdem der Körper zur Ruhe kommt? Bei mir äußert sich das meistens in Schmerzen. Dieses mal hatte ich einen heftigen Migräne-Anfall. Ab 4Uhr ging nichts mehr. Nach mehreren Medikamenten, einer heißen Dusche und ein paar Stunden Ruhe in der Küche ging es langsam aufwärts. Mein Körper verarbeitet die Erlebnisse eben anders. Ich gehe zusammen mit Fernando Kaffee trinken, die Sonne scheint, es ist Ostersonntag, ich bin glücklich, meine Schmerzen fast weg und dann schießen mir die Tränen in die Augen. Einfach so. Ich bin mit Mariza auf dem Platz vor der Kathedrale verabredet. Wunderbar! Wieder Tränen. Anschließend möchte ich noch Souvenirs und Empanadas besorgen und die Oster-Pilgermesse besuchen. Da hält mir jemand die Augen zu-es ist Matteo! Unglaublich-das ist der Camino! Gemeinsam gehen wir in die Iglesia San Francisco, denn die Kathedrale wird leider renoviert. Die Kirche ist voll bis unters Dach. So etwas habe ich noch nicht gesehen. Über 2000 Pilger sind gestern angekommen und viele hier. Und trotzdem sehe ich sofort Jean und Marc.
    Die Messe bewegt mich sehr. Es singt ein wunderbarer Chor, der Priester hat eine begnadete Stimme. Es wird vorgelesen, dass gestern deutsche Pilger ankamen, die in Saint-Jean-Pied-de-Port gestartet sind! Damit bin unter anderem ich gemeint!
    In mehreren Sprachen werden Ostergrüße verlesen. Und immer wieder muss ich weinen. Und ich bin nicht die Einzige.
    Die Messe dauert lange und ich muss mich sputen. Schnell eingekauft, den Rucksack aus der Herberge geholt und auf zum Platz vor der Kathedrale.
    Hier rufe ich tiefbewegt meine Mama an. Sie hat mir den ganzen Weg gefehlt, war aber in meinem Herzen immer mit dabei.
    Dann genieße ich die Stimmung hier. Die Freude, das Lachen und Weinen der ankommenden Pilger. Ich treffe noch James und Cho, es ist bereits halb drei und ich muss bald zum Flughafen. Und dann sehe ich diese wunderbaren roten Haare-Kate. Sie hat es tatsächlich geschafft. Sie ist 30 Kilometer in der Sonne zügig gegangen, damit wir uns noch sehen. Wir fallen uns weinend und lachend zugleich in die Arme.
    Viel Zeit bleibt uns leider nicht denn um 15Uhr mache ich mich mit dem Bus auf zum Flughafen.
    Mein Abenteuer, meine Reise zu mir selbst, mein Weg, mein Camino endet heute.
    Der Weg war lang, hart, steinig, sonnig, windig, nass, kalt, heiß, voller Schmerzen und Entbehrungen aber auch voller Freude, erfüllt von Begegnungen und Gesprächen. Er hat meinen Horizont erweitert und mir gezeigt was wirklich wichtig ist. Mein Camino war magisch!
    Ich danke meiner Familie die mir das ermöglicht hat.
    Danke Niko-ich liebe Dich!
    Read more