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  • Day 39

    Oh, wie nass ist Panama

    December 1, 2022 in Panama ⋅ ⛅ 27 °C

    Nach regnerischen Tagen im Nebelwald sehnen wir uns nach Sonne und Strand und ein bisschen Wärme. Genau das verspricht die Insel Bocas del Toro in Panama. Karibische Strände, warmes Wasser und leuchtende Seesterne. Um dorthin zu gelangen nehmen wir morgens um halb sechs den Shuttlebus in San Jose (Costa Rica). Wir fahren bis Mittags durch, dann gibt es eine Mittagspause kurz vor der Grenze. Während wir unsere Wraps verspeisen schwimmt im Teich zu unseren Füßen eine Wasserschildkröte von der Größe eines Pizzatellers auf uns zu. Ich strecke ihr meinen Finger entgegen, denn in Flores kamen die kleinen Schildkröten dann immer neugierig aus dem Wasser geklettert. Dieses Exemplar öffnet sein riesiges Maul und will zubeißen. Gerade rechtzeitig kann ich das ungewollte Zusammentreffen noch abbrechen.

    Als es nach der Mittagspause auf die Grenze zu geht, öffnet der Himmel seine Schleusen und der Regen fällt sintflutartig vom Himmel. Unsere Regensachen sind natürlich im Koffer verstaut, aber unser Fahrer drückt jedem beim Aussteigen eine Mülltüte als Schutz in die Hand. Um aus Costa Rica ausreisen zu dürfen, muss man 8 Dollar am Grenzübergang bezahlen. Wir fragen uns, was die Konsequenz wäre, wenn wir uns weigern und einfach hier bleiben würden. Während Joe unsere Ausreiseschulden zahlt, ziehe ich unsere Regencapes alias Umweltsünden aus dem Koffer, die wir in Tikal gekauft haben.

    Es schüttet wie aus Eimern, als wir unsere Koffer über die Brücke über einen Fluss namens Río Sixaola nach Panama ziehen. Dort angekommen müssen wir wieder durch eine Grenzkontrolle. Diesmal dürfen Joe und ich nicht gemeinsam einreisen sondern müssen einzeln vorsprechen. Mein Zollbeamter nuschelt durch die dicke Glasscheibe auf Spanisch und lacht nur, als ich ihn bitte, langsamer und/oder deutlicher zu sprechen. Der Scanner, der meine Fingerabdrücke aufnehmen soll, funktioniert nicht. Während alle anderen Mitreisenden schon fertig mit ihrer Grenzkontrolle sind wischt der Beamte mit einem schmuddeligen Tuch erst über den Scanner und dann über meine Finger. Irgendwie schaffe ich es dann doch, auf legalem Wege einzureisen.

    Es geht weiter mit dem Bus zur Küste. Dort soll uns eine Fähre nach Bocas del Toro bringen. Die Fähre entpuppt sich als altes Motorboot mit viel zu wenigen Rettungswesten. Die Koffer werden am Bug unterm Steuerrad verstaut, während wir uns auf den überfüllten Planken einen Platz suchen. Eng aneinander gedrängt kämpft unser Boot sich vierzig Minuten durch die stürmische See nach Bocas del Toro.

    Dort angekommen fahren wir ans Ende der Insel zu einem Hotel namens Bird Island. Hier gibt es nichts außer Entspannung. Das Wetter ist weiterhin unbeständig, also verbringen wir unsere Tage in der Bar, um immer wieder bei Sonnenpausen in den Pool zu springen. Sobald der Regen einsetzt werden wir von Dillan, dem Barkeeper, mit Bier versorgt. Das Essen ist extrem gesund mit vielen exotischen Früchten und fremdem Gemüse. Während Joe diesen gesunden Lebensstil genießt sehne ich mich nach allem, was durch eine Fritteuse gejagt werden kann. Wir verbringen unsere Tage lesend, spielend und ich gehe sogar zum Yoga.

    In einer ausreichend großen Regenpause besuchen wir den Starfish Beach und bewundern die fußgroßen leuchtend orangefarbenen Seesterne im kristallklaren Wasser. Joe entdeckt einen Mann am Strand, der seinen Freunden die Haare schneidet. Er fragt, was ein Haarschnitt kostet und entscheidet, sich für 3 Dollar kurzerhand einen Friseurbesuch zu gönnen. Als ich dem Friseur erkläre, dass die Seiten zuhause immer auf neun Millimeter getrimmt werden, lacht er und hebt seinen Rasier und sein Messer und sagt, ich könne mich entscheiden.
    „Ich will einfach dieselbe Frisur wie der da!“, sagt Joe und zeigt auf den jungen Mann, dessen Haarschnitt seinem am ähnlichsten ist.
    Als der Friseur daraufhin anfängt, die Haare an den Seiten komplett abzunehmen, ahne ich Böses. Aber im Ergebnis steht der neue, kürzere Haarschnitt Joe so gut, dass er überlegt, sich auch zukünftig in Deutschland die Haare kürzer schneiden zu lassen.

    Das Hotel veranstaltet eine Salsa-Nacht und Joe verkündet den Angestellten mehrfach, dass er nicht daran teilnehmen möchte. Als Begründung nennt er die 6 Dollar Teilnahmegebühr. Schließlich schlägt meine Yogalehrerin Mira beim Frühstück auf den Tisch und sagt: „Weißt du was, Joe, ich lad’ dich heute Abend ein!“
    Also bleibt ihm nichts anderes übrig, als abends mit uns die Hüften zu schwingen. Und dafür, dass er so außerordentlich wenig Lust hatte, zeigt er einige überraschende Dance-Moves.

    Viel zu schnell sind unsere ruhigen Tage am Ende der Welt vorüber gezogen. Selten haben wir in einem Hotel so viele tolle Bekanntschaften mit dem Personal geschlossen. Auch unsere Mitreisenden, mit denen wir vier Tage in der kleinen Bar gehockt und auf besseres Wetter am Horizont gewartet haben, sind uns ans Herz gewachsen. Das Einzige, was uns nach Panama Stadt lockt, ist die Aussicht auf besseres Wetter. Wollen wir hoffen, dass wir hier nicht enttäuscht werden.
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