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  • Day 2

    Mucho Maggi

    March 26 in Italy ⋅ 🌧 12 °C

    Wenn wir es uns hätten aussuchen können, hätten wir unsere Nachbarn nicht gleich in den ersten Stunden nach unserer Ankunft in Florenz kennenlernen wollen. Direkt kennengelernt haben wir sie auch nicht, allerdings war das Apartment so hellhörig, dass wir mehr über diese Menschen erfuhren, als uns lieb war: Zu unserer Rechten ein Pärchen, das der Meinung war, es sei eine gute Idee, nach 0 Uhr noch duschen zu gehen, sich die Haare zu föhnen und alle paar Minuten die Wohnung durch die knarzende Holztür zu verlassen, um den Wasserkocher im Flur anzuschalten; links Frühaufsteher, die das Gleiche eben nur sehr früh am Morgen taten. Kurz: Die erste Nacht hätte besser laufen können. Besser hätte auch das Wetter sein können, denn es regnete und ein Ende des Regens schien nicht in Sicht. Norman, der vermutlich aufgrund des Schlafmangels anfing, eine Fantasiesprache zu sprechen, die dem Italienischen gleichen sollte, kommentierte die Situation nur mit den Worten: "Mucho Maggi" (gesprochen: Madschi). Über die nähere Bedeutung dieser Worte ließ er mich im Unklaren. So oft, wie ich diesen Ausdruck an dem Tag noch zu hören bekam, stand lediglich fest, dass es ein äußerst vielseitig einsetzbarer Ausruf war.
    Angesichts des Wetters und Normans Verlangen, Michelangelos "David" zu sehen, kamen wir auf die grandiose Idee, im Internet nach Online-Tickets für die Galleria dell'Accademia zu suchen, mussten aber recht schnell feststellen, dass viele andere vor uns bereits den gleichen Gedanken hatten - Verrückt! Bewaffnet mit einem Regenschirm und einer Regenjacke begaben wir uns deshalb nach draußen. Überraschenderweise war die Schlange vor der Galleria dell'Accademia sehr lang und Normans Verlangen, den David zu sehen, plötzlich kaum noch vorhanden. Glücklicherweise hatte Florenz ja noch viele andere Sehenswürdigkeiten zu bieten, wie die "Ponte Vecchio", den Dom von Florenz, der auch bei Regen nicht minder imposant war, oder die "Piazza della Signoria", hinter deren Herkules-Skulptur wir ein in Stein gemeißeltes Porträt entdeckten. Einer Sage nach soll Michelangelo sich hierbei selbst porträtiert haben, und zwar buchstäblich hinter seinem Rücken, während er sich mit einem Bettler unterhielt. Ich fragte mich, wie das wohl bei Norman aussähe, der bereits sehend Meisterwerke unschätzbaren Wertes produzierte (s. letztes Bild).
    Obwohl wir mit belegten Paninis gegen die Kälte anzukämpfen versuchten, waren wir irgendwann so durchnässt und durchgefroren, dass wir uns dazu entschieden, zur Unterkunft zurückzukehren und uns aufzuwärmen. Es könnte sein, dass uns nach der warmen Dusche in unserem Bett liegend kurz die Augen zufielen. Das ist aber reine Spekulation. Fakt ist, dass wir uns gegen 19 Uhr erneut aufmachten, um unseren Mietwagen abzuholen. Da es mittlerweile aufgehört hatte, zu regnen, legten wir am beleuchteten Dom noch einen kleinen Fotostopp ein, ehe wir unseren Weg zum Hauptbahnhof fortsetzten. Bei Sixt angekommen mussten wir dem Mitarbeiter mindestens zehnmal erklären, dass wir kein Upgrade in Anspruch nehmen möchten, auch wenn - so versicherte er uns - gerade unser Auto in Neapel bei Dieben sehr beliebt sei. Trotz des durchaus innovativen Versuchs, mehr Geld einzuheimsen, blieb er erfolglos und wurde mit jeder Angebotsablehnung unfreundlicher, sodass wir einfach nur froh waren, als wir die Filiale verlassen konnten. Spätestens nachdem wir den Lancia gestartet hatten, bezweifelten wir, dass sich neapolitanische Diebe ausgerechnet dieses Auto aussuchen würden, es sei denn, es handelte sich um Menschen mit wenig Geschmack und einem Faible für schlecht zu bedienende Kupplungen.
    Wenngleich der Hauptbahnhof nicht der beste Ort war, um sich einzufahren, gelang es Norman sehr schnell, sich an das Auto und den Fahrstil der Italiener zu gewöhnen, sodass wir noch einen kleinen Abstecher zum "Piazzale Michelangelo" machten, wo wir eine Kopie der Davidstatue im Rücken und musikalisch von einem deutschen Gitarren-Duo begleitet die Aussicht über Florenz am Abend genossen. Getoppt wurde dies lediglich von einer frisch zubereiteten Pizza. Dem Gesicht nach zu urteilen, das Norman beim Verzehr dieser Pizza machte, würde das nicht unsere letzte Pizza bleiben. Aber auch das ist natürlich reine Spekulation.
    Mit Pizza im Bauch und Ohropax im Ohr beendeten wir schließlich unseren 1. Tag in Florenz.
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