• ReiseRäuberrei
Apr – Jul 2024

Bota & Frihet

Pilgrims auf dem Weg nach Norden. Weil Compostella alle machen und die anderen Wege zu oft vergessen werden.
STRÄWKCÜR von Deutschland über Dänemark nach Schweden.
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  • Trip start
    April 29, 2024

    Zeit für einen neuen Plan

    November 23, 2023 in Germany ⋅ 🌬 8 °C

    Ja was gibt's zu erzählen. Leben ist Veränderung und hier startet ein neues Abenteuer. Bekanntlich ruckelt es erstmal wenn es in den nächsten Gang schaltet . Hier hat es ordentlich geruckelt.

    Loslassen & Reisen.

    LIEBE GEHT RAUS! ❤️
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  • Packen; wiegen; optimieren

    February 15, 2024 in Germany ⋅ ☁️ 11 °C

    Unzählige Male haben wir unsere Dinge im Rucksack gewogen, optimiert und doch rausgenommen, um Gewicht zu sparen.

    Am Ende haben wir uns nur noch eine Frage gestellt:

    Ist es lebensbedrohlich, wenn es nicht dabei ist?

    Unsere neue "Wohnung" mit Küche und allem was wichtig ist, wiegt ca. 13 Kilo für jeden von uns ( Exklusive Wasser und Essen )

    LIEBE GEHT RAUS! ❤️
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  • Liebe und Heirat ❤️

    March 8, 2024 in Germany ⋅ ☀️ 9 °C

    Unsere Botschaft für die Welt: Liebe! Liebt euch selbst und einander. Liebe ist wichtig für diese geschundene Welt.
    So wagen wir zu unserem Natur- und Reiseabenteuer ebenso das Liebesabenteuer -FÜR IMMER-!
    Für uns Frauen und Feministen gab es dafür nur einen Tag, der perfekt schien: der 8. März - Weltfrauentag!
    Wir heiraten! Ganz sanft und ruhig, nur wir zwei an einem sonnigen Märztag.

    Wir möchten ein Zeichen setzen für alle Menschen, die queer lieben und leben, für alle, die es nicht offen leben können aus Angst, Diskriminierung, Gewalt und anderen hässlichen Gegebenheiten.
    Wir sind viele! Wir denken an euch!

    LIEBE GEHT RAUS! ❤️
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  • Meilenstein Wohnung/Wagen

    March 28, 2024 in Germany ⋅ ☁️ 8 °C

    Der größte Meilenstein ist da: Wir geben die Wohnung ab und ziehen bis zum Start in die Wilma, unserem Bauwagenzuhause.
    Die vergangenen Wochen waren manches Mal eine Tortur: Beim Ausbau der Küche mussten wir mit Entsetzen feststellen, dass die Verkleidung an den Fließenspiegel geklebt wurde und dieser dann teilweise abgerissen wurde. Wir hatten eine Woche, die kaputten Fließen zu ersetzen, die Wohnung zu streichen und tiptop herzurichten. Über Freunde, deren Bekannten, dessen Cousins Cousine und so weiter bekamen wir kurzfristige kompetente Unterstützung und die Fließen wurden ersetzt, während wir malerten. Dann kam die Übergabe: Nach kleinen Diskussionen und Nachbesserungen (jammern auf sehr hohem Niveau in einer Wohnung mit nicht so hohem Niveau) haben wir sie dann übergeben können. Alles Paletti und wir sagten 'Adieu Wohnung'!

    Und: 'Hallo Wilma!' Hier fing das Aufräum-/Sortier-/Verkaufsabenteuer von Neuem an. Aber wesentlich angenehmer - so in der Natur :)

    Überzeugt euch selbst anhand der Bilder. Danke an unsere lieben Helfer:innen.

    LIEBE GEHT RAUS! ❤️
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  • Letzte Vorbereitungen

    Apr 28–29, 2024 in Germany ⋅ ☀️ 15 °C

    Der letzte Tag in unserem wilden Zuhause "Villa Wilma" ist angebrochen. Die Vorbereitungen sind fast abgeschlossen. Unsere 3 Gefährten sind gepackt: Dotti (Fines Rucksack), Heidl (Susis Rucksack) und Rolf (Pilgerwagen).
    Bevor wir morgen vormittag nach Magdeburg zu unserem ersten Footprint aufbrechen, stehen heut noch zwei Besuche, letztes Packen und Check sowie Wilmas Schickmachfeinschliff an, bevor J. - unsere liebe Wagenuntermieterin - einzieht. Die letzten Tage vergingen wie im Flug. Wir realisieren wohl erst mit dem Start, dass es wirklich los geht. Bisher ist es Planung, ein Traum, Bilder im Kopf... ab morgen wird es Wirklichkeit. Erst dann wird es sich nach Reisen, nach Freiheit, nach Neuem, nach "Ich muss nichts mehr, außer: "essen, schlafen, laufen und sein" anfühlen.
    Wir schütteln das Getummel Leipzigs und den Großstadtschmuddel von uns und öffnen uns für den grünen Weg nach Norden. Einen Weg mit vielen flexiblen Zielen. Nur noch einmal schlafen, dann gehen wir los!

    LIEBE GEHT RAUS ❤️

    P.S.: auf dem Foto siehst du uns zu unserem Probeausflug - ob alles sitzt und passt und wackelt und Luft hat - oder so ähnlich!
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  • Sanfter Einstieg

    Apr 29–May 1, 2024 in Germany ⋅ ☁️ 16 °C

    Magdeburg. Das Wetter ist supersonnig und wir haben unseren Start. Als wir mit Sack und Pack unsere Villa Wilma verlassen haben, war uns schon erstmal mulmig zumute. Schlüssel weg, Tor zu, kein Zurück. Ein sanfter Start, weil wir zunächst einen Halt bei Bruders Familie einlegten. Noch 2 schöne Tage in Fünfsamkeit. Die lieben wir, die Schnutis.
    Lecker Kochen (selbstgemachte Burger) und lecker Essen gehen (La Perla Magdeburg) - letztes gutes Essen vorm Start in die Natur. :D

    In diesen zwei Tagen haben wir unsere Lumatras samt Schlafsäcken das erste Mal konsequent auf dem Boden eingeweiht und ausprobiert. Soweit war das schon mal ganz neckisch. Eine Umgewöhnung ist es dennoch. Aus vorher 180 cm Breite im Bett werden nun 140 cm mit Enge. Eine kleine Herausforderung... neben dem Härtegrad ;)

    Wir haben unseren Proviant für die ersten Tage zusammengestellt. Ob das alles so passt, werden wir ja mal sehen...
    Was schätzt ihr, wie lange das auf dem Foto (Tisch) reicht?

    LIEBE GEHT RAUS! ❤️
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  • Auf nach Niedersachsen

    May 1–2, 2024 in Germany ⋅ ⛅ 20 °C

    Heute sind wir die ersten Schritte - nein, die ersten Kilometer gewandert. Erst ging es mit dem Zug von Magdeburg Sudenburg nach Marienborn und von dort zu Fuß Richtung Helmstedt auf dem Braunschweiger Jakobsweg. Ein schöner Weg und gleich mit dem Aussteigen trafen wir auf den ersten - und für diesen Tag letzten - weiteren Wanderer. Ob jung oder alt, das Pilgern ist eine flexible Begegnungsstätte unter freiem Himmel. Etwas wirklich Tolles. Der Herr, dem wir begegnet sind, ist auf dem Grünen Band unterwegs. Ebenso ein empfehlenswerter Weitwanderweg - auch in Etappen machbar.

    Nach etwas mehr als 12 km sind wir am Lappwaldsee angekommen. Dieser See mit seinen Ufern erinnert zum einen an eine Mondlandschaft und zum anderen an die Ostsee. Ein alter Braunkohleabbau, der geflutet wurde und bald auch zu einem Naturort werden soll mit Rad-/Wanderwegen, Badestellen etc. Nur jetzt darf man noch nicht rein. Dazu brauch es noch die ein oder andere bürokratische Erlaubnis hier und da. Für die Füße war es dennoch kurz angenehm. Salzig. Kalt. Weich.

    Wir saßen eine ganze Weile am Ufer. Haben die Sonne und den Wind genossen. Dann kam etwas Unsicherheit durch, weil wir nicht wussten, wo wir nun das Zelt aufschlagen sollten. Am Ufer war es sehr windig und leider auch von überall einsehbar. Also haben wir uns noch einmal aufgerappelt und uns einen blickdichten Platz gesucht. Gefunden. Aufgebaut. Abendessen gekocht. Asia-Nudeln. Scharf. Huiuiuiui. Und dann ab in die Koje. Wo genau: siehe Karte.

    Wie die Nacht wird... lasst euch überraschen. Just in diesem Moment singen die Vögel und im Hintergrund rauscht leises romantisches Technogedöns. :D

    Gute Nachti.

    LIEBE GEHT RAUS! ❤️
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  • Muskelmiez & Blasenkater

    May 2–3, 2024 in Germany ⋅ 🌙 20 °C

    Der zweite Tag brach an und begrüßte uns mit Sonnenschein und Vogelzwitschern (nagut, im Hintergrund auch Straßenverkehrsgeräusche - wir blenden aus). Die Nacht am See - im Gebüsch - war ruhig und entspannt. Wir konnten recht gut schlafen, auch wenn wir uns erstmal entknautschen mussten. Das erste Frühstück am Gaskocher war geglückt und hatte geschmeckt. Nach Haferschlotze, Kaffee und Tee gings daran, alles wieder einzupacken. Zack, ging ja flott, ohne dass wir uns beeilen müssten. Geübt sind wir, auch ohne Übung. Ein gutes Zeichen :)

    Wir machten uns gegen 10 Uhr auf den Weg. Was uns gleich am zweiten Tag auffiel, ist, dass die Entfernungen von Ort zu Ort auf der Karte nicht ganz der Realität entsprachen. Vom See nach Räbke wären es wohl etwa 12 km sagte GoogleMaps. Nach 12 km waren wir aber noch nicht da. Nicht tragisch: wir stiegen in den Bus und fuhren das letzte Stück. Die Füße wollten eben nicht mehr. Unsere Regel Nr.1: wir reisen so, dass es uns gut geht. Wir wollen Freude spüren und Blasenschmerzen nicht zum Äußersten treiben. 3 Blasen sind es heute geworden: 2 bei Josi und 1 bei Susi. So ein Mist. Hätte ja nicht gleich am zweiten Tag sein müssen. Naja, was tun? Momos Hirschtalg muss ran. Nach dem Duschen schön fett eingeschmiert. Ab in die Socken und abwarten!!! Heiße Gräten!!! Wird schon gut werden.

    Warte mal: Da fehlt ein Abschnitt vorm Duschen. Unterwegs mit dem Bus verpassten wir unseren Ausstieg und drückten für die nächste Haltestelle (in Leipzig sind die Haltestellen etwa 500-1000m auseinander - hier etwa bis zu 10km) und der Busfahrer fragte nach hinten, wo wir raus wollen und wir sagten: Hier!? Und er hielt an. Ließ uns raus und wir waren sehr sehr dankbar. Das ist übrigens das: "Der Weg gibt dir, was du brauchst." Im Bus selbst waren wir unter Kids und Jugendlichen. Ein Schulbus. Wir fühlten uns wie kleine Äffchen im Zoo. :D Interpretationen lassen wir offen...

    Wir kamen an einem ziemlich tollen Camping Platz in Räbke an und ließen uns nieder. Herrlich. Kaum ein Mensch da. Nur ein niederländisches Vater-Sohn-Gespann quer durch Deutschland unterwegs. Beide fuhren per Rad Richtung Peine, um die Tochter und den Sohn beim Musizieren (Schlagzeug + Dudelsack) zu unterstützen. Mega Sache so ein Gig mit beiden. Und dann noch diese Kombi. *daumenhoch*

    Und dann waren da noch Karsten und Kurt. Karsten ein Alt-Magdeburger der auf den Platz zog und sich dort zuhause fühlt und für alle gern auch Ansprechperson war. Ein schönes Miteinander. Und Kurt - so ein toller Name - ist der Betreiber vom "Bus4you". Die beiden haben einen alten Omnibus ausgebaut und zum Snack-Ort auf'm Platz gemacht. Jeden Abend gibt's Drinks, Snacks, bissl Musi und Nachbarschaftsgespräche. Wunderbar.

    Wir überlegten sogar, einen Tag länger zu bleiben, weil es so schön war.

    Ach und Doris darf nicht unerwähnt bleiben. Doris ist 75 Jahre jung, hat einen Minipudel namens Teddy und ist ebenso auf den Platz in einen Wagen/Minihaus gezogen. Sie macht - nein lebt - seit 20 Jahren Line-Dance und geht 4 mal die Woche tanzen. Was eine quirlige Dame. Mit grauem Dutt oben auf dem Kopf und dem weiß gelockten Pudel unterm Arm.

    Man sollte diesen Ort auf WunderBar umtaufen. Dort darf man nämlich ganz ohne doofen bürokratischen Schnickschnack wohnen. Ganzjährig. Mit echtem Briefkasten. Das Herz schlug höher...

    Wir sammeln Eindrücke und Möglichkeiten. Wir spüren, wie wir unterwegs Ausschau halten nach Wohn- und Lebensmöglichkeiten. Was uns zuspricht und wo wir im Hier und Jetzt Details entdecken, die NICHT zu uns passen. Ein schöner Prozess. Er hat noch Zeit und darf sanft dahin"passieren".

    Im Zelt war es gemütlich. Was uns auffiel: im Wald zu campen heißt, wir können raus und Geschäfte machen, wie wir wollen. Camping heißt: latschen. Zum Toi-Häuschen. *augenverdreh* Jammern auf hohem Niveau :D

    Uns geht's gut. Das ist wichtig. Trotz Muskelkater und Blasen. Uns geht es gut. Füße einbalsamiert. Eingepackt. Buch lesen. Küssen. Schmusen. Schlummeln.

    LIEBE GEHT RAUS! ❤️

    Heute: 13,5 km
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  • Kreuz & queer Feldein

    May 3–4, 2024 in Germany ⋅ ☁️ 13 °C

    Karsten erinnerte uns gestern, dass es Donnerstag ist. Also ist heute Freitag.
    Der fünfte Tag unserer Reise war mal etwas durchwachsen.
    Relativ ok erwacht, gefrühstückt und beladen sind wir losgestapft. Josi diesmal mit Dotti im Rolf und dem Foodbag auf dem Rücken. Füße entlasten! (Na, wer hat sich gemerkt, wer was ist?)

    Übrigens: Hirschtalg wirkt Wunder. Ohne Scheiss. Die Blasen von Josi waren zurückgegangen. Cooleo!

    Dennoch: aufpassen und entlasten. Das Zeltteil von Susi ebenso auf den Rolf. So gings recht gut. Wir sind heut über herrliche Felder gelaufen. Schmale grasbewachsene Pfade, die kaum Füße sehen. Ein schönes Gefühl, so in die menschenleeren Felderreihen zu ziehen. Saftiges Grün, leuchtendes Gelb. Und Weite. Wir sehen bis zum nächsten Ort. Lelm. Als wir ankamen, sahen wir uns ein wenig um. Ein wirklich kleines Dorf nahe Königslutter.
    Wir beschlossen, mit dem Bus in die Kleinstadt zu fahren. Dort gab es ein nettes kleines Café. Wir tranken heiße Schokolade, Cappuccino und aßen ein Tiramisu, das sehr groß, lecker und günstig war. Wir trafen auf Preise, die wir in Leipzig das letzte Mal vor 10 Jahren sahen :D

    Wir erkundeten die kleinen Gassen. Eine wirklich schöne kleine Stadt. Viele Fachwerkhäuschen. Schief und krumm. Charmant. Wirklich zauberhaft.

    Nach dem Bummeln landeten wir in einem kleinen Park. Bänke luden zum Lesen ein. Das richtige für Josi. In der Nähe ein Discounter. Susi holte noch frische Pilze und Bananen für später. Zum Kochen. Genau das richtige für Susi.  

    Wir entschlossen uns zu wilden Fahrten in falschen Bussen zu falschen Orten. Unbeabsichtigt. Weil hier jeder Bus 384 heißt und in alle Richtungen fährt. Verquer!
    SIEHE KARTE!
    Nachdem wir dann wieder in Königslutter waren, hatten wir keinerlei Lust mehr auf "irgendwo hinfahren und von dort weiterlaufen" und stiegen dann doch in den richtigen Bus zum richtigen Ort ein.
    Wir kamen gegen 16 Uhr in Veltheim an und wurden von einer so wunderschönen Herberge überrascht, dass wir fast weinen mussten. Und so viel Liebe. Wir spürten, dass der und die Gastgeber*in jeden Menschen willkommen hießen und wohlwollend ein Zuhausegefühl vermittelten. Ein herzliches Dankeschön an Uschi und Sepp, die diese kleine Herberge mit Kapelle so pflegten und zum Domizil geschundener Füße und offener Herzen machten.

    LIEBE GEHT RAUS! ❤️

    Heute: 8 km
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  • Blasenmarsch

    May 4–5, 2024 in Germany ⋅ ☁️ 15 °C

    Samstag. Erwacht von Sonnenstrahlen im Raum. In einer Herberge, die sich nach Zuhause anfühlt. Susi hat ok geschlafen. Die Oberschenkelseiten stänkern und schlafen mehr als sie sollten. Das nervt natürlich. Wir probieren ein paar Hilfsmittelchen aus. Skills sind mit am Start. Josi schläft gut. Was nicht selbstverständlich ist und daher ein Gewinn. Mentale und körperliche Unterstützung für die jeweils andere ist daher für uns beide sehr wichtig. Ohne geht's nicht.

    Heute sind wir in Veltheim gestartet und uns erwartete ein unfassbar schöner Abschnitt. Wald, Wiesen, tolle Wege, Weite und Lachen. Ja, gelacht haben wir heute viel und ausgelassen. Über absoluten Kokolores. Zack, lagen 6 km hinter uns. Die Zeit lachte mit uns. Auf einer Wiese in der Nähe vom "Stillen Winkel" haben wir eine längere Rast eingelegt. Eier geschält, Trockenwurscht und Schoki schnapuliert sowie in unseren Büchern gelesen und einfach die Sonne getankt. Das war schön.

    Und Blasenversorgung. Blasen haben wir gesammelt, wie manche Blümchen am Wegesrand. Zusammen haben wir jetzt 5 Blasen. Sichtbare. Wir überlegen, ob wir Ihnen Namen geben :D (Fotos nur nach Anfrage)

    Zum letzten Stück haben wir uns aufgemacht mit dem Gedanken, evtl ein Stück mit dem Bus zu nehmen. Die Füße waren noch ok, vor der Schmerzgrenze, daher die Überlegung. Wir sind dann doch weiter gelaufen. Und noch weiter. Und dann noch ein Stück. Und langsam wurde es schmerzhaft und wir fuhren eine Station mit dem Bus. Naja... und dann waren wir quasi da. Ganz schön viel Weg heut geschafft - ohne es eigentlich zu wollen. Wir sind klasse! Das könnt ihr glauben... und ebenso sind wir total Matsch jetzt... körperlich. Die Füße. Puh. Also. Okee, lassen wir das.

    Unser kleines gewähltes Highlight für heute: wir gönnen uns Brot und Käse und snacken ein wenig. BROT!!!! UND KÄSE!!!!
    Brot ist das Beste auf der Welt - würde Josi sagen :D Guten Appetit.

    LIEBE GEHT RAUS! ❤️

    Heute: knapp 16 km
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  • Sanftheit & Windjacken Anausanaus

    May 5–6, 2024 in Germany ⋅ ⛅ 16 °C

    Es ist Sonntag und unsere Erste Woche ist um. Heute haben wir uns nur eins vorgenommen: wir schauen uns Braunschweig an und bleiben noch eine Nacht in der Stadt.

    Der Jakobsweg führt hier einmal quer durch die Stadt und füllt dadurch einen ganzen Tag. Die Läden haben zu - zum Glück. :D Dafür kann man hier so viele schöne Häuser sehen (Fachwerkhäuser) und Kirchen und Dome. Besonders hat uns die Klosterkirche gefallen mit ihrem wunderschönen Garten und dem kleinen Häuschen dort unter den alten großen Bäumen. Herrlich.

    Unerwartet gefällt uns Braunschweig sehr gut. Eine schöne Stadt, die Vielfalt zeigt. In der Cafebar "Bruns" lassen wir uns nieder und verzeichnen bis dahin 6 km. Einen Kaffee und einen Kakao samt Eistüte haben wir uns verdient und genossen. Solche kleinen Schmankerl mögen wir zwischendurch sehr, auch wenn wir sehr aufs Geld achten und darauf, wie viel wir für was ausgeben. Das benötigt schon etwas Disziplin. Kennt ihr das evtl auch, dass man im Urlaub gleich auf die Kacke haut, eben weil man im Urlaub ist? Nunja... um es mal mit den bekannten Worten aus der Reha zu sagen "Sie sind hier doch nicht im Urlaub" - verzwickte Mühle, na klar sind wir das, aber mit einer anderen Herangehensweise.

    Wir tingeln also gemütlich durch die Stadt: das Wetter ist abwechselnd sonnig und wolkig. Warm und kühl. Na was denn nun? Also Windjacke an und aus und an und aus. Ey!

    Bis wir am Nachmittag nach einer klitzekleinen Busfahrt - diesmal klappt's prima mit dem richtigen Gefährt - in Lehnsdorf an der Kreuzkirche ankommen. Eine von außen sehr schöne gepflegte und einladende Kirche mit geöffneter Tür. Rolf wird geparkt, wir gehen rein. Erstmal Stempeln.

    Kurz nachdem wir drinnen sind, geht die Tür auf und ein kleiner alter sehr adretter Herr betritt die Kirche und sieht uns an "Susi und Josi?" - Wir bejahten und begrüßten Herrn Brinkmann. "Dieter", stellte er sich vor. Sehr gerne, Dieter. Er begann zu erzählen: von der Kirche, ihrer Geschichte, was er hier tut, dass er u.a. hier im Gospelchor singt, die Pilger:innen begrüßt und einweist und einiges mehr. Er hat Charme. Ein wirklich wunderbarer Zeitgenosse (81 Jahre), der gleich nebenan mit seiner Frau lebt. Jeden Morgen öffnet und jeden Abend schließt er die Kirche. Ihm ist besonders wichtig, dass Gäste jederzeit hinein können. Auch wenn das viele Kirchen hier nicht so machen.
    Wir sind sehr dankbar. Die Kirche ist wunderschön. Von außen und von ihnen. Liebevoll hergerichtet, nachdem sie mehrfach zerstört wurde. Vor allem die Malereien, die mit alten Schablonen aus dem Archiv wieder erneuert wurden.

    Dieter zeigte uns die Herberge. Sie gleicht einem Jugendclub. Es ist eine alte Pfarrscheune, die saniert wurde. Wir schlafen unterm Dach in einem Aufenthaltsraum mit Bartheke und einer Luftmatratze sowie einem oldschool Klappbett. Jeden Tag eine neue Erfahrung. Und jede Möglichkeit, die sich uns bietet, nehmen wir dankbar an. Ein wichtiges Detail beim Pilgern: nimm an, was der Weg dir gibt. Hier ist Dankbarkeit für Kleinigkeiten besonders spürbar und lebbar. Es geht um die Begegnung und ist sie auch noch so kurz. Nimm sie auf und mit.

    Dieter wollte gern ein Foto von uns. Für seinen Pilgerodner, den er ordentlich führt. Manche Pilger:innen whatsappen sogar mit ihm aus verschiedenen Enden der Welt. Vielleicht auch wir.

    Nun haben wir unser Lager "entfaltet" und alles schlafbereit gestaltet. Noch einmal kurz die Kirche besucht und bestaunt, gegessen, gelesen, gewaschen und ab ins Bett. Die Erschöpfung jeden Abend ist zu spüren, doch die Erlebnisse begleiten uns weiter, bleiben bestehen und gehen zuweilen bis ins Herz.

    LIEBE GEHT RAUS! ❤️

    Heute: 9,5 km
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  • Ressourcen

    May 6–8, 2024 in Germany ⋅ ☁️ 14 °C

    Heute haben wir versucht nach Steinbrück in die Herberge zu kommen. Es hat eine Weile gedauert, bis eine Reaktion von der Herbergsgastgeberin kam. (Wir rufen meist am Morgen bei Aufbruch an, um für den Abend eine Unterkunft zu bekommen) Es war bereits zu spät, als sie sich doch meldete. Wir zogen weiter. Wie wir das entschieden haben, lest ihr hier:

    Wir haben uns dann beratschlagt, wie wir es machen. In einer kalten Nacht im Freien schlafen oder vorzeitig nach Hildesheim fahren, um dort eine Pause einzulegen. Wir haben uns ein Recherchefenster von 30 min gegeben, um zu schauen, welche Möglichkeiten es gibt und was es kostet. Nach diesem Zeitfenster haben wir eine Entscheidung gefällt. Diese Herangehensweise ist übrigens ziemlich gut, um energie- und ressorurcenschonend zu handeln.

    Wir haben uns für 2 Nächte in Hildesheim entschieden, um uns eine Pause zu nehmen. Wir spüren deutlich, dass das auch nötig ist. Unsere Bedürfnisse sind wichtig. Sie zu missachten würde uns ggf. irgendwann bedürftig machen, weil die Energie für Wichtiges verloren ging oder geht.

    Susi bekam Migräne und auch Josi haderte mit Kopfschmerzen. Auswirkungen von viel Input und Erfahrungen. Wir erleben viel und das darf verarbeitet werden. Wie Susi ihre Migräne beschrieb: "Sie ist einerseits wie ein Schwamm, die das Gehörn (dt.: Gehirn) auszutscht und andererseits merke ich, wie neue Gehörnzellen entstehen." Diesen Satz findet Josi natürlich ziemlich gut auf den Punkt gebracht. Genau dieser Prozess ist erschöpfend. Unser Gehörn arbeitet derzeit auf Hochtouren. Wir werden überhäuft mit neuen Bildern, Gerüchen, Geräuschen, Menschen, Begegnungen, Umgebungen und Umgewöhnungen. Wir haben all unsere Sicherheiten aufgegeben, um die Erfahrung zu machen, wieder ganz bei uns anzukommen und UNS eben wieder mehr zu spüren mit allem, was wir brauchen. Und unsere Körper treten wirklich gut mit uns in Verbindung.

    Somit verabschieden wir uns mit 2 Tagen Pause in Hildesheim. In einem gemütlichen Zimmer am Stadtrand und lassen unsere Gehörne ruhen, ordnen, Kraft tanken und Platz schaffen für die nächsten Eindrücke in der Welt, die vor uns liegt.

    LIEBE GEHT RAUS! ❤️

    Heute: 10 km
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  • Hallo Osnabrück

    May 8–9, 2024 in Germany ⋅ ☀️ 19 °C

    Wir lassen den Tag Revue passieren. Am Fenster sitzend und die Sonne warm im Gesicht. Erst lesen, dann schreiben.
    Hier sind unsere neuen Zeilen:

    Nachdem der Schrittezähler konsequent 24h auf Null blieb, wurde es heute morgen wieder Zeit, neue Schritte und Pfade zu gehen. Bevor Füße, Beine, Arme - der ganze Körper wieder so richtig in Gang kamen, fuhren wir mit Bus und Bahn nach Osnabrück. Hildesheim haben wir hinter uns gelassen. Keine Stadt für uns. Osnabrück dagegen hat etwas mehr Charme. Wir steigen aus: Bahnhof Osnabrück Altstadt. Wir laufen ein paar wenige Meter und landen auf einem Stadtfest. Kirmes. Überall Buden. So ein Mist. Weil: da gibt's doch so viele leckere Leckereien.

    Auf dem Weg an Churros, Langos, Süßkram und Corndogs vorbei (nagut, Churros mussten sein) trafen wir einen bekannten Menschen aus Leipzig. Die Welt ist ein Dorf. Ohne Mist. Das macht Freude.

    Ein Eis und ein paar "Neins" (Buchhandlung, Kartenläden u.a.) weiter, fanden wir uns zurück auf dem Jakobsweg. Bzw. nicht zurück, sondern auf dem Anfang eines neuen Stücks. Mit Hildesheim haben wir den Braunschweiger Jakobsweg verlassen und beginnen die Via Baltica in Osnabrück. STRÄWKCÜR. Denn ab hier gehen wir den Jakobsweg rückwärts. Weil wir ja nach Norden wollen. Jeder Jakobsweg geht allerdings "richtig rum" nach Süden Richtung Santiago de Compostella in Spanien. Wir machen eben doch gerne mal nach unserer Nase. Funktioniert ebenso gut. Kannste glauben :D

    Wir liefen etwas mehr als 1h bis zur Herberge. Diesmal in einem echten Kloster mit echten netten und tollen Schwestern und mit Einzelzimmern. Das kennen wir natürlich so gar nicht. Nachdem die Frage fiel "Gibt es keine Doppelzimmer?", wurde uns klar, dass das keine herkömmliche Herberge ist. Wenn hier Veranstaltungen und Gäste da sind, sind das meistens Gastschwestern oder Menschen, die sich bewusst in die Stille zurückziehen. Genau dafür sind die Einzelzimmer. Spartanisch aber sehr modern eingerichtet. Bett. Schreibtisch. Schrank. Garderobe. Bibelpult. Bad.

    So sehr sind wir in unserer eigenen Bubble, so dass wir das erst vor Ort aufnehmen und richtig verstehen. Auch wenn es in manchen Klöstern Mehrbettzimmer und Matratzenlager gibt, erhalten wir hier 2 separate Räume im Exerzitienhaus Kloster Nette. Hier werden Stille und Einkehr bewusst gelebt.

    "Freust du dich, dass du dein eigenes Zimmer hast?" fragt Susi nach. Susi weiß um Josis Bedürfnis nach Ruhe hin und wieder.

    Josi: Es ist schon sehr schön, in einem stillen Raum für sich zu sein. Allein. In Stille. Kein Wort. Kein Geräusch außer Vogelgezwitscher. Das mag ich sehr. Ich liebs ehrlich gesagt auch sehr. Zuhause brauche ich das auch ab und zu. Alleinsein ist für mich Antrieb für Wortmalerei. Für Kreativität. Für Ordnen und Sortieren können. Bewusst-sein und werden. Meditation.
    Was ich hier aber nicht so schön finde, ist, allein einschlafen zu müssen. Denn das fällt mir mittlerweile schwerer, als gemeinsam in den Schlaf zu finden. Ich liebs, zusammen mit Susi zur Ruhe zu kommen und einzuschlummeln. Also ist es beides. Schön und nicht so schön. Für dieses Mal ists schon ok.

    Susis Gedanken dazu sind ebenso wichtig. Was denkt sie?:
    Josis Worte treffen es schon gut. Es ist okay, aber auch wieder ne Umstellung - keine schlimme. Ungewöhnlich. Anders eben.

    Das ist ein recht interessantes Thema: Alleinsein. Habt ihr euch schon einmal damit bewusst auseinandergesetzt?
    Kleine Buchempfehlung: "Die Freiheit, allein zu sein - Eine Ermutigung" von Sarah Diehl.

    Was macht Alleinsein eigentlich mit euch? Lasst uns an euren Gedanken teilhaben, wenn ihr mögt.

    LIEBE GEHT RAUS! ❤️

    08.05.24: 10 km
    09.05.24: 14 km
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  • Statt Footprint > Foodprint

    May 9, 2024 in Germany ⋅ ☀️ 14 °C

    Hey Fans 😅 heute weniger Worte, dafür lassen wir die Videos für sich sprechen. Für mehr Hacks folgt uns gern....

  • Statt See - Miniburg

    May 10–11, 2024 in Germany ⋅ ☁️ 17 °C

    Freitag. Wir sind im Gemeindehaus in Engter erwacht. Es gab 2 Betten je 140 cm Breite, aber wir haben uns zusammen in eins geschmust. War einfach schöner. Wir waren gestern Abend so kaputt, dass wir schon vor Achte im Bett und dem Schlafe nahe waren.

    Am Morgen gegen zehn Uhr sind wir losgegangen. Heut wollten wir nicht ganz so weit laufen, sondern einfach auch mal irgendwo bleiben und verweilen. Auf dem Weg lag ein Campingplatz. Mit kleinem Badesee. Dort kamen wir etwa 12:30 Uhr an und fanden es echt schön. Ab auf die Liegebank und Sonnetanken mit Buchlesen. Da der Platzwart erst 15 Uhr wieder da war, mussten wir warten. An so einem schönen Ort war das keine schwere Aufgabe. Dabei haben wir unseren Hautteint mal etwas gebrutzelt. Aus Hauttyp Weizenmehl Typ 550 wurde Dinkel vollkornmehlbeige Typ 0815. Susi hat sogar schon Akzentuierungen von Pumpernickel.
    Siehe Fotos. Sieht man doch sofort, den Unterschied!!!

    Als es dann so spät war - also 15 Uhr -  wurde uns leider mitgeteilt, dass kein Platz mehr für unser Minizelt sei. Wir wurden weiter geschickt. Sooooo schade. Wir wären gern 2 Tage geblieben. Somit nehmen wir Kurs auf den nächsten See.

    Wir haben dann nach unseren faulen 6 km am Morgen, noch einmal fast 6 km dazugelegt. Wir sind durch einen Wald gelaufen. Links ein Nadelwald und rechts ein Laubwald. Beide lediglich durch den Weg getrennt. Ein schönes Bild. Beide sind so unterschiedlich. Das war schön so im Vergleich zu sehen. Leider ergab sich auf dem Weg kein Plätzchen, wo wir hätten schlafen können. Wir liefen weiter. Haben hinter jeder Ecke und nach jeder Wiese geschaut. Kein Platz für Zeltgirls und weil es nicht ganz legal wäre, zogen wir weiter und weiter.

    Dann haben wir uns entschlossen, beim nächsten Haus, dass sich da hinterm Wald, bei den sieben Zwergen, auftut, zu klingeln. Aus der Ferne sahen wir drei Häuschen. Das Bedürfnis zur Ruhe zu kommen und unser Hunger hat die Idee zu Klingeln unterstrichen: Beim ersten Haus geklingelt - ein Hundesalon - es öffnete eine Dame in Schürze. Die Schürze mit Hundebildern geschmückt und eine Schere in der rechten Hand. Verdutzt schaut sie uns an und verneint etwas überrumpelt unsere Frage nach einem Wissenstück zum Zelten. Gut. Ok. Nächsten Haus.
    Der erste Eindruck: eine kleine Burg. Ganz sehr klein, aber auf Steinmauern gebaut. So schön. Erstmal die Stufen erklimmen, um an die Klingel zu kommen. Hat geklappt. Die Tür öffnet langsam. Ein Herr tritt hinaus und schaut ebenso verdutzt. Auf unser Frage antwortet er mit Pause, um unser Anliegen erstmal zu realisieren. Pilgerinnen kommen nicht so oft vorbei und fragen nach einem Zeltlagerplatz. Er sagte "ja", führte uns hinunter zur Wiese und verweilte gemeinsam mit uns, um einen Schwatz zu halten. Aus seinem Leben erzählte er: er besaß mal viel Jagdgrund. War Meteorologe. Hat einen Sohn und seine Hündin Nelly. Nelly war supersüß und ließ sich von uns gleich liebkuscheln.
    Sogar sein Sohn Enno kam noch einmal kurz vorbei - ebenso mit Hündin Lilly - und wir erzählten ein wenig miteinander.

    Dann bauten wir unser Zelt auf. Nelly hat noch einmal geprüft, ob es alles in Ordnung ist und wird diese Nacht über Haus und Hof und uns wachen.

    Sollten wir 8 Uhr wach werden, können wir gern auch klingeln und bekommen Kaffee. Mit dieser guten Aussicht verabschieden wir uns in die laue Frühlingsnacht.

    LIEBE GEHT RAUS! ❤️

    Heute: 11,5 km
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  • Foodprint

    May 11, 2024 in Germany ⋅ ☀️ 22 °C

    Endlich mal wieder anständig kauen 😁 richtig toller Burger und Pommes.....echtma

  • Moorwalk

    May 11–12, 2024 in Germany ⋅ ☀️ 18 °C

    Samstag. Halb acht in Altbarenaue. Die Nacht war kühl, aber wir waren warm eingehuschelt im Zelt in unseren Schlafsäcken. Nelly hat uns in den Schlaf gebellt. Ein fremdes Objekt im Garten muss schon erstmal realisiert und angenommen werden. Nelly hat es schnell verstanden und die Nacht war für uns alle ruhig.

    Wir trauten uns langsam und verknautscht aus dem Zelt und hörten kurz nach Achte eine bekannte Stimme rufen: "Kaffe ist fäddisch" Heino rief zum Frühstück. Seine Miniterrasse vor der Tür am Ende der Haustreppe lud zum Verweilen ein. Es war frisch. Das Wetter eher ungemütlich, doch Kaffee und Tee waren wohlig warm und wohltuend. Nelly mitten drin. Sie begrüßte uns am Zelt verhalten und gleichzeitig euphorisch. Ein schöner Moment.
    Als Susi zu Heino kam - mit Emailletasse - gab's erstmal ein liebevolles "daas Ding kannste gleich ma wechpackn". Eine Aufforderung zum gemeinsamen Frühstück statt Kaffee einfach in den Pott. Obwohl ein richtiges Frühstück bei uns anders geht (heute übrigens megaleckere Nugatbits - jammy). Heino frühstückt nicht. Außer Pillen und Pfeife. Auch gut. :D
    Er erzählte erneut aus seinem Tabakdöschen (Nähkästchen ist hier unpassend): Was er alles erlebte, was er tat und was nicht. Wen er wie wahrnahm und durch welche Gegebenheiten sich Freundschaften entwickelten. Politik war auch dabei. Was ihn auf jeden Fall zufrieden gemacht hat in seinem Leben, das war die Arbeit, die ihm sehr viel Freude brachte und die Menschen in seinem Umfeld. Freude an dem, was man tut, ist so wichtig.

    Heinos Kaffee ging zur Neige. Susis auch fast. "Mach ma deinä Tassä läär." Hieß soviel wie, komm wir trinken noch einen und schnacken noch ein bisschen. Ein liebevoller Aufruf zum Bleiben. Wenn man das nicht kennt, kann man das auch falsch verstehen.

    Es war ein schönes Gespräch am Morgen. Wir packen zusammen und verabschiedeten Heino mit einer Umarmung und einer Karte mit lieben Worten und einer Handynummer. Wir sind gespannt, ob wir noch einmal etwas von ihm hören.

    Wir brachen auf. Etwas nach 10 Uhr. Mit den ersten 500 Metern verabschiedeten sich die Wolken und die Sonne begleitete uns wieder. Wir zogen über weite Felder bis wir ans Moor kamen. Viel Wasser, was kein bisschen in Maps zu sehen war. Schöne Überraschung. Ein wunderschöner Weg. Außer für die Füße...
    Auf dem Weg am Moor entlang kam uns ein Pilgerer entgegen. Wir schnackten kurz und wie so oft gehen die Gespräche bei Pilger:innen schnell in die Tiefe. Smalltalk ist hier selten angesagt.

    Frank hieß er. Ein toller Mensch - sofort spürbar. Wir tauschten unsere Insta-Accounts und schrieben uns später noch. Er ist auf dem Weg nach Köln und ist in Bremen gestartet. Er läuft wesentlich mehr als wir pro Tag und kommt etwas schneller voran. Erstaunlich, was manche Menschen täglich schaffen. Wir gehen langsamer und nehmen uns mehr Zeit und weil Josis Knochen nicht ganz so gut mitmachen. Es ist ok. Wir sind weder auf der Flucht noch bei einem Wettbewerb.

    Und dennoch vergleicht man oft. Ein antrainiertes Detail unserer Gesellschaft. Wie nehmt ihr das wahr und wie geht es euch damit?

    Wir lassen es mehr und mehr los. Es kostet uns manchmal Energie, es uns selbst einzugestehen, dass wir nicht schneller und höher müssen. Drei Worte, die den Alltag manchmal bestimmen.
    Schneller. Höcher. Müssen.
    Lasst sie uns aufbrechen. Buchstaben auswechseln und neue Worte finden.
    Zeitnehmen. Bedürfnisorientiert. Können.

    Der Tag war etwas anstrengender. Wir sind heut durchgelaufen. Der letzte Kilometer war eher ein Zombiwalk. Die Glieder schmerzten und Josis Fuß meckerte, was das Zeug hielt. Knochenschlotze.

    14 Uhr kamen wir an der Herberge an. Das Lutherhaus. Generell ein sehr sehr aufgeräumter, cleaner Ort. Vörden.
    Die Herbergsbeaufttagte Frau Schrader hieß uns willkommen, zeigte uns alles und wir erzählten noch eben ein wenig gemeinsam. Das Gemeindehaus war sehr schön gemütlich und bot viel Platz.
    2 Matratzen und eine große Couchlandschaft luden zum Ausruhen ein.

    Nächster Schritt: alles abladen, paar Münzen schnappen und Essen fangen. Was es gab? Siehe BurgerFoodPrint :)

    Dann folgte nur noch eine Aufgabe vor dem Sonntag: einen kleinen Einkauf machen. Alles fast vor der Nase. Susi zog los.

    Einmal hin:
    Zeug zusammensuchen. Bloß gut, das Josi nicht dabei war. Zu viele Gummibärendosen.

    Dann einmal her:
    Mist, Geld vergessen. Josi anrufen, ob sie das Portemonnaie bringen kann.
    Na klar.... Ach nee, sie war ja eingeschlossen. Schlüssel bei Susi im Beutel. Beutel im Einkauf. Einkauf zurückgelegt bei der Kassiererin.

    Noch einmal hin:
    Schlüssel holen.

    Wieder her:
    Aufschließen. Geld mitnehmen. Schlüssel dalassen.
    Josi wollte erst ablösen, aber Susi wollte nicht.

    Unbedingt nochmal hin:
    Einkauf holen und bezahlen.

    Geschafft. Bett fertig. Gummibärchen raus, Tüte auf. Alles gut.

    Wie Tage manchmal so laufen.
    Mal sehen, was morgen so wird....
    Gut Naxi.

    LIEBE GEHT RAUS! ❤️

    Heute: 11,3 km
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  • Heilung.

    May 12, 2024 in Germany ⋅ ☀️ 16 °C

    Sonntag. Wir haben gut geschlafen. Länger als sonst. Häufig sind wir abends kaputt und manche Knochen schmerzen, schlafen tief und recht gut und wachen morgens regeneriert wieder auf.
    Heute nicht so ganz. Leider.
    Josis Fuß streikt. Normales Abrollen ist nicht zufriedenstellend möglich. Humpeln wird die nächste Konsequenz. Erfahrungsgemäß ist das nisch sooo guuut.

    Na ein Glück, dass wir heute den Bus zum See nach Damme nehmen wollten.
    Alles gepackt, raus in die Sonne, ab zur Bushaltestelle. In 11 Minuten müsste der Bus kommen.

    Wir warten. Wir stellen fest, sonntags fährt hier nüscht, wenn nicht am Vortag bestellt wurde. Na klasse. Nix mit Glück. Was nun?

    Susi reagiert souverän und stellt Möglichkeiten auf. Josi fühlt sich verloren, überfordert. Der scheiss Körper macht häufig nicht, wie sie es sich vorstellt. Tränen fließen.
    *Der Pilgerweg gibt dir, was du brauchst, nicht das, was du willst.*
    Eine Wahrheit, die für Josi nach wie vor eine Übungsaufgabe ist.

    Okay. Wir haben die Möglichkeiten abgewogen und entschieden, Steffi in Vechta zu fragen, ob sie uns abholt und wir unseren geplanten Aufenthalt bei ihr 3 Tage vorziehen können. Sie sagt ja und ist erstaunlicherweise bereits in der Nähe, da sie an den selben See wollte wie wir. Universum? Als müsse es so sein. Weitere Tränen fließen. Traurigkeit, Enttäuschung, Erleichterung, Freude. Gefühle eben, die so aufkommen.

    An manchen Tagen ist es nicht leicht, wenn wir Ziele anvisieren und aufgrund körperlicher Zwickmühlen umplanen müssen. Eigentlich ist unsere Entscheidung sehr gesund. "Eigentlich" ist ein Wörtchen, welches die innere Kritikerin gerne wählt, um uns ein schlechtes Gewissen zu machen. Kennt ihr sie auch?

    "Eigentlich" ist ein Unwort:
    Unangebracht. Unschön. Unerwünscht.
    Da uns Sprache jedoch in einem großen Maße beeinflusst, ist es nicht einfach, solche Unwörter wegzulassen oder die inneren Muster einfach mal so abzustellen bzw. zu transformieren. Es braucht Übung und immer wieder wiederholendes Bewusstmachen und Umformulieren.

    Wir üben es: Wir haben die gesündeste aller Möglichkeiten gewählt, um zu heilen und unsere Reise dann gestärkt fortzusetzen. Unsere Füße tragen uns in die Welt. Sie tragen nicht nur uns, sondern ebenso auch unsere Rucksäcke, unsere Gedanken, unsere Wünsche, unsere Vorstellungen. Und jedes innere Bild wird zu einer Tat, wenn wir daran glauben. Also ist es unsere Aufgabe, die für uns richtigen Bilder zu manifestieren. Gesundheit. Freude. Stärke. Weite. Im Körper. Im Geiste. Im Herzen.

    Steffi hat uns eingesammelt. Mitgefühlt. Wir teilten, was uns bewegt und heilen miteinander. Auf allen drei Ebenen. Das schönste: Wir lachen viel. Wirklich sehr viel. Wir tanzen. Wir blödeln. Wir essen. Wir sind.

    Für die nächsten Tage bleiben wir im Sein. Im Miteinander. Bis es weitergeht... bis dahin bleibt wohl auf und liebt euch ein bisschen mehr.

    LIEBE GEHT RAUS! ❤️

    Heute: 2 km
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  • Schuhbaum und Abschiedsrunde

    May 19, 2024 in Germany ⋅ ☁️ 19 °C

    Da sind wir wieder... Urlaub im Urlaub, wir sind sehr dankbar für diese Möglichkeit. So viel Liebe war da!

    Steffilein, dickes Küsschen.

    Wir haben unheimlich viel gelacht, haben uns Stück für Stück wieder in die Natur "getraut", sind geheilt und haben neu geplant. Ebenso haben wir anständig gegessen (manchmal etwas zu "anständig").

    Wir haben alles Revue passieren lassen. Uns geht es gut, auch wenn es ruhiger um uns war. Das Thema mentale Gesundheit kam in den Tagen stärker bei uns auf.

    Susi:
    Es ist die Veränderung, der Prozess in mir, der so wichtig ist und dennoch Unbehagen mit sich bringt. Weil es neu ist und neue Dinge können erstmal Angst machen. Woher kommt dieses Gefühl? Ich hatte die Tage hier viel Zeit, darüber nachzudenken. Zum einen schätzt mensch die kleinen Dinge mehr, die uns 3 Wochen begleitet haben. Zum anderen ist nun wieder alles griffbereit, was gebraucht wird. Unter anderem hatten wir eine tolle Unterkunft mit einem lieben Menschen, Waschmaschine, fließend Wasser, vertraute Gespräche, Rückzugsmöglichkeiten, Internet, Auto und einen Alltag. Kurz: alles war wieder da mit Ankunft bei Steffi. Zack. Diese Veränderung ist eine neue Erfahrung.
    Wie so oft stellt sich mir die Frage, was wir bzw. ich benötige, um zufrieden zu leben.

    Die Antworten kommen auf unserem Weg. Fakt ist, dass ich beim Pilgern bei mir bin und nicht zu sehr abgelenkt vom Außen. Der Frieden im Kopf unterwegs war eine neue Erfahrung. Meine eigene Übersichtlichkeit und mein Fokus veränderte sich und das ist ok.
    #still in process#

    Fine:
    Ich habe Susi beobachtet: Ihren emotionalen Prozess. Für mich bewegend zu sehen, da ich an diesem Punkt schon einmal war und gut nachvollziehen kann, was es mit einem macht. Pilgern zu gehen und mit dem nötigsten auszukommen, ist nicht nur Reduktion an Dingen, sondern auch eine Minimierung an Gedankenmurks, weil man nicht mehr viel zu bedenken hat außer Essen, Schlafen, Laufen.
    Mir geht es mental anders. Ich habe keine Schwierigkeiten mit der materiellen Veränderung. Allerdings habe ich meinen Murks mit meinem Körper. Ich habe Pläne und Willen im Kopf, was den Weg betrifft. Mein Körper sagt oft etwas anderes. Das ist schwer für mich anzunehmen. Ich bedanke mich dann ironisch bei den Genen, die in mir zusammenkommen. Hüften, Knie, Rücken, Hohlkreuz, Fuß... "Warum nur?", ist die Frage, die mich begleitet. Und ich weiß: Hierin liegt meine Aufgabe! Annehmen. Meinen Körper schätzen lernen, mit allem was er ist. Er trägt und versorgt mich. Das passt in meinem Kopf noch nicht gut zusammen. Körperliche Selbstfürsorge und mentales Sein. Die Theorie ist mir vollkommen bewusst. Doch das "Begreifen" im wörtlichen Sinne braucht noch Zeit. Ohne dieses Begreifen kommt es nicht im Bewusst-Sein an. So ist es übrigens mit allen Dingen, die wir im Leben lernen ;)
    Ich möchte zuversichtlich sein. Mutig auch. Ich nehme mir Zeit.

    Nachtrag:
    Fine ist übrigens mein Kosename in der Familie. Gern möchte ich ihn wieder öfter hören. Deshalb lest ihr diesen jetzt häufiger :)

    ----‐----------------

    Und weil wir nun die Zeit für die Heilung nutzen, darf eines nicht fehlen: Fines alte Turnschuh haben ausgedient. Seit 2019 tragen sie sie schon durch längere Wanderungen: Via Regia, Lechweg, Einzelwege in Bayern und Leipzig und nun den Braunschweiger Jakobsweg sowie Via Baltika. Die Füße haben gesagt: Es reicht! So soll es sein. In Vechta waren wir alle ein wenig rumbummeln. Schuhe kaufen für Fine. Richtige Wanderschuhe. Da musste bissl tiefer in die Tasche gegriffen werden. Die Auswahl war klein. Aber wir wurden fündig. Steffi spontan auch :D sie ist schließlich die Ersatz-Wanderwoman für Fine.
    Festes Schuhwerk passt. Jetzt hieß es einlaufen. Check.

    Und nun stehen wir vor dem nächsten Abschnitt: morgen geht's wieder auf Tour. Wir haben uns für Stade entschieden. Ein Stück Via Jutlandika. Von Stade über Glücksstadt, Itzehoe und Rendsberg bis Schleswig und dann Oeversee und Flensburg. (Änderungen vorbehalten) Wir halten euch wieder auf dem Laufenden. Freut euch auf Neuigkeiten von den Schnieplys.

    LIEBE GEHT RAUS! ❤️

    Kilometer der vergangenen Woche:
    etwa 30 km
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  • Stade - Dornbusch - Krautsand

    May 21–22, 2024 in Germany ⋅ ☀️ 21 °C

    Liebste Leser:innenschaft,

    die Reise geht weiter. Wir haben schweren Herzens Steffi in ihrem schönen Zuhause zurück gelassen und haben uns auf den Weg zur Via Jutlandica gemacht.

    Sie liegt im Norden, beginnt in Harsefeld und geht bis Pattburg. Äh... eigentlich andersrum. Aber wir gehen ja weiter rückwärts.

    Da wir "nur noch" 10 Tage haben, bevor es nach Dänemark geht, haben wir uns auf diesem Weg ein paar Ecken herausgesucht, die wir mitnehmen möchten und haben einmal mehr die Öffis genutzt, um sie zu erreichen.

    Wir starteten in Stade. Dort sind wir aus dem Zug gestolpert und in eine wunderschöne kleine Hafenstadt gelangt. Vom Bahnhof direkt in die Stadt: Es fühlte sich nicht wie eine Stadt an, sondern wie Urlaub. Das Städtchen überzeugt mit seinen kleinen und großen Fachwerkhäuschen. Schief und krumm. So viel Charme. Wir haben einen Halt mit Fischbrötchen eingelegt. Hmmmmmm, lecker. Sogar mit Möwen über uns, die nicht in Fressattacken übergingen. Das war bezaubernd nett und angenehm. Könnte man glatt kurz ins Schwärmen kommen. Und hier ist das "Moin" der gute Ton des Vorübergehens. Überall. Fast immer. "Moin." Da schwappt ne leichtä und offänä Atmo rübä! Fühlt sich gut an, dieser Ort.

    Ok.
    Häuschen, Hafen, Möwe, Fischbrötchen. Check! Und hops, in den nächsten Bus. Unser Ziel war für diesen Tag ein anderes. Stade bleibt uns in toller Erinnerung.

    In den vollen Bus gequetscht geht's weiter nach Dornbusch bei Drochtersen. Dort hatten wir einen Campingplatz ausgeguckt an einem klitzekleinen See. Hier anzukommen hieß, noch einen kleinen Fußmarsch vorzunehmen. 6 km von der Bussi bis dahin. Asphalt! Wer von euch keine Ahnung hat, was Asphalt für die Füße bedeutet: Kackmist! Harter Boden bedeutet oft, schmerzhafte Füße. So viel haben wir gelernt. Waldboden, Wiesen und andere weiche Böden sind optimal. Aber Ruhe mit dem Jammerkasten. Wir kamen an! Vor dem Eingang eine Schranke mit Bitte, erst zur Rezeption zu kommen. Wir haben unseren Rolf aber nicht davor stehen lassen. So dick issa nu auch wieda nich.

    Eingecheckt.
    Geld bezahlt.
    Mehr als gedacht.
    Die Preise sind oft auf den Seiten angegeben, aber nicht ganz durchschaubar, wovon wieviel nun Fakt ist.
    Naja.
    BEZAHLT!
    Zelt aufgebaut.
    Gemütlich gemacht.
    Essen gekocht: Instant China-Nudeln mit Pesto. Ging ganz gut rein. Such doch mal offn Bild :D

    Migräne bei Susi kündigt sich an.
    Susi ist unsere Wetterfröschin. Sie zeigt,  was bald aufzieht. Diesmal war es schlimm. Ich litt mit ihr und wir legten uns schlafen.

    Die zwei netten Niederländer, die unsere Nachbarn waren, haben wir dann gar nicht wirklich so beachtet. Nur ein kleines Gespräch kam zu stande aus Deutsch, Niederländisch und Englisch. Klappte gut.
    Der eine war in Norwegen, der andere auf einer Insel zwischen Island und Schottland - Färöer - mit dem Motorrad unterwegs gewesen. Bei trafen sich an der Grenze Dänemark/Deutschland und fuhren das letzte Stück gemeinsam nach Hause. So entstehen auch Freundschaften.

    Schön war: der Färöer-Reisende ist selbst Pilgerer gewesen. "Ich war erst kein Pilgerer. Ich brauchte diesen Ausweis nicht, wollte einfach laufen und dann wurde ich zu einem. Es hat mich verändert." (Er ging den spanischen, portugiesischen und französischen Jakobsweg)

    Die Nacht brach an. Die Frösche quakten lautstark in den Himmel und die ersten Wolken kamen mit dem Schlafe angezogen.
    Der Morgen begrüßte uns mit Regen. Zunächst Nieseln. Ein schönes sanftes Geräusch auf dem Zelt.

    Und dann....

    GEHT LIEBE RAUS! ❤️
    ...und es geht morgen weiter...

    Heute: 10 km
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  • Über Umwege nach Glückstadt

    May 22–23, 2024 in Germany ⋅ ☁️ 19 °C

    (Grenze Niedersachsen/ Schleswig Holstein)

    Glückstadt. Was ein bedeutungsvolles Wort. Geknüpft an Erwartungen. Vorstellungen. Bunte Bilder.

    Doch von vorn:
    Unser heutiger Tag begann mit einem Nieseln und noch immer einem Matschkopf bei Susi. Wir trauten uns kaum raus an unserem ersten richtigen Regentag. Aber wat mutt, dat mutt!
    Wir krabbelten aus unserem Zelt und entfalteten uns draußen zu den flotten Motten, die wir heute sein würden.

    Der Regen wurde stärker.

    Zum Glück stand das Zelt unter einem Baum - in weiser Voraussicht. Wir packten alles ein, so nass wie es war und stapfen zur Repzeptionshütte. Dort durften wir die kleine überdachte Terrasse für's Frühstück nutzen. Seit Tagen endlich wieder Dinkelschlotze, Kaffee und Kakao. Das war schön *Ironie off* :D
    Ein bisschen schön war das schon. Das hat diese Draußenlebenatmosphäre einfach an sich. (Hält bestimmt nur paar Tage an. Haha.)

    Frühstück macht stark.
    Noch mal pullern und dann liefen wir los!
    100m. 300m. 500m. 800m.

    "Moin. Wo wollt ihr hin? Zum Sperrwerk? Da ist heut bestimmt keiner."

    "Was? Wohin? Wie bitte?"

    Ein sehr netter Herr, der hier in einem unglaublich schönen großen Reetdachhaus wohnt und scheinbar regelmäßig Pilger:innen und andere abfängt und nachhakt. Warum? Am Ende des Weges ist ein Sperrwerk, was meist die Brücke oben hat und die Radler und Wanderer nicht drüber können. Das heißt, alle müssten 6 km zurück, weitere 6 km Umweg und dazu noch weitere Km laufen/radeln, um wieder dort - aber von der anderen Seite - anzukommen.
    DANKE AN DIESEN MENSCHEN.

    Er rief mit scheinbarer Schnellruftaste im Werk an und fragte nach. Es bewahrheitete sich. Wir durften zurück. Mittlerweile regnete es aus Eimern.
    Dann mal los.
    Wir liefen also zu der Bussi vom Vortag zurück und nahmen dort den Bus bis zum Werk. Das letzte Stück trugen uns unsere Füße bis zur Fähre, wo wir warteten, an Board gehen zu können. Fines kleines Kind kam raus. So spannend. Zum Ausflippen. Richtig kuul, wie das so geht mit den schweren Autos und LKWs und Menschis auf einem Haufen Metall, das nicht untergeht, sondern drüben am anderen Ufer auch noch ankommt. Genial!

    Achso: Wir hatten bis zur Fähre übrigens 87 Autos überholt, die alle warten mussten. Es passten vielleicht 25 auf die Fähre. Hier haben wir zu Fuß getrumpft. Kann man mal machen. Hehe.

    Die Fähre legte ab. Von Wischhafen nach Glückstadt. Als wir drüben ankamen, hatten wir noch einen kleinen Fußweg von 2 km bis zur Herberge. Der Weg war erst grün und schön und ging leider schnell in ein tristes grau-braun über. Die Leute waren etwas griesgrämig und die kleine Stadt fühlte sich tatsächlich Lost (Verloren) an. Eine tote Stadt. Nach unserer Ankunft im Gemeindehaus und nach dem herzliche Willkommenheißen durch Frau E, haben wir zunächst alle Sachen abgelegt, dem fröhlichen Senioren-Kaffeekränzchen "Hallo" gesagt und viel Freude gewünscht. Danach sind wir noch in die Innenstadt gelaufen, um selbst einen Kaffee und Kakao zu trinken. Fußläufig nur wenige Minuten. Wir haben uns dort umgesehen und waren im ersten Restaurant, was sich bot: Anno. Sehr edel und modern eingerichtet. Schick. Leider nur nicht für einen Snack für uns gedacht und somit verließen wir es wieder. Ein weiteres, was uns empfohlen wurde, fanden wir und gingen hinein.

    Es sog uns in einen Strudel - keinen Apfelstrudel - ein Strudel in die Vergangenheit. Das Gefühl von "Pleasentville" kam kurz auf und wechselte dann fließend zu "Go Trabi Go" und krönte mit "Golden Girls".

    Ein Abenteuer für sich. Der Kuchen war auf jeden Fall sehr lecker. Es gab Mandarinen-Quark-Kuchen und einen Windbeutel mit Sahne und Kirschsoße. Dazu Kaffee und Kakao! Voila!

    Während wir bezahlten, fing es erneut an, richtig stark zu regnen. Also rein in die Regenjacke, noch kurz zu Aldi und ab zur Gemeinde zurück. Die lieben alten Damen sind bereits weg. Wir konnten die Räume abchecken, wo und wie es sich am besten schlafen ließ. Diesmal - nicht das erste Mal - hatten wir keine Matratzen oder ähnliches. Lediglich die Räume. Auch darüber sind wir sehr dankbar. Es ist nicht selbstverständlich und daher wichtig zu honorieren. In jeder Herberge hinterlassen wir einen schriftlichen Gruß und eine Spende. Eigentlich geht man von einer Spende von 5-10 Euro pro Nase aus. Wir haben mittlerweile ein recht gutes System: je nach Comfort geben wir auch mehr. Da diese Menschen sich meist in verschiedener Weise engagieren, möchten wir dies auch anerkennen. Wenn ein Mensch Unterschlupf oder Hilfe braucht, wird man hier meistens gern sehr herzlich aufgenommen.

    Auch wir überlegen, je nach Wohnort nach der Reise, ob wir uns in irgendeiner Weise engagieren. Pilger:innen aufnehmen oder oder oder. Etwas zurückzugeben, wäre uns ein Anliegen. Wir werden sehen, wohin es uns verschlägt und ob dies dort möglich ist.

    Es war schon etwas später und wir hörten an diesem Abend noch etwas Wasser im Kellerraum plätschern. Es regnete noch immer flutartig. Wir sahen mal nach und sahen, dass der Keller volllief und die Pumpe nicht funktionierte. Wir riefen Frau E an und sagten Bescheid. Bald schon kam ihr Mann und kümmerte sich darum. Er begrüßte uns nach dem Noteingriff lieb und schnackte mit uns noch etwas. Er erzählte uns, dass er mit 63 selbst den spanischen Jakobsweg ging. Wie er verschiedene Menschen dort traf und sie bis heute noch in Kontakt stehen. Ebenso auch mit manchen Pilger:innen, die bei ihm und seiner Frau anklopften. Wir mögen diese Geschichten sehr. Jede einzelne nehmen wir mit und bewahren sie in unseren Erinnerungen.

    Die Chance ist sehr hoch, dass wir in Dänemark ebenso Kontakte knüpfen, da dort weitaus mehr gepilgert wird. Wir sind gespannt.

    Es regnete sich aus. Es wurde trockener,  ruhiger und wir fanden unseren Schlafplatz im Großen Saal auf dem Boden nahe der Heizung. Mit sattem Magen, müden Augen und Sohlen sowie ausgebreitetem Zelt zum Trocknen über die Nacht fanden wir in den Schlaf.

    LIEBE GEHT RAUS! ❤️

    Heute: 12,5 km
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  • Auf nach Rendsburg

    May 23–24, 2024 in Germany ⋅ ☀️ 15 °C

    Von Glückstadt nach Rendsburg. Das Wetter ist halb sonnig und halb wolkig. Es weht Wind. Die Frisur hält. Nicht.

    Am Morgen packten wir alle siebenundsiebzig Sachen zusammen (haben nicht gezählt) und ließen die Gemeinde Glückstadt mit lieben Grüßen und unseren typischen Herzgeldspenden (Susi faltet immer Herz-Origamis) hinter uns. Heut lag ein schönes Stück Weg vor uns. Der Deich entlang der Elbe. Weite, Grün, Schafe, Vögel, Leuchtturm und Wind begleiteten uns. Daran konnten wir uns nicht satt sehen. Es ist so schön auf diesen Abschnitten. Die Bilder sprechen für sich...

    Wir liefen bis Borsfleth. Ein kleines Dorf mit einer KfZ-Werkstatt, einem Biergarten und ein paar Häuschen. Hier und da eine Kuh, ein Schaf und ein wehender Güllegeruch und schon hatten wir das Stadtgefühl hinter uns gelassen. Wir waren wieder in unserem Lauf-Flow gekommen, den wir mittlerweile so lieben.

    Von Borsfleth aus fuhren wir mit dem Bus und Zug nach Rendsburg. Dort liefen wir durch eine kleine Einkaufsgasse, wo ein junger Typ Musik machte. Wir lauschten einen Moment und fanden ihn, sein Auftreten und seine Musik richtig toll. Eine kleine Spende war ein Muss und wir kamen kurz ins Gespräch. Fin! Er lebt seit 7 Jahren von seiner Musik und reist per Fuß oder Gefährt durch die ganze Welt und wir fragten, ob er auch auf Hochzeiten spielen würde. Er bejahte und wir haben uns vernetzt. Vielleicht sehen wir ihn wieder. Das wäre toll, er würde zu uns und unseren Feier-Wünschen sehr sehr passen. Wir bleiben dran sowie gespannt. Hier ein Link zu seinem Insta-Profil: https://www.instagram.com/finck_de?igsh=aWoyNGl…

    In Rendsburg hatten wir auch ein Date mit Ulrike. Ulrike ist auch ein "Trail-Angel" (= dt.: Engel des Weges; so nennt man in Amerika die Menschen, die den Langstreckenwander:innen mit Essen, Trinken, Unterkunft etc. helfen oder bspw. einfach Getränkeboxen o.ä. auf den Wegen deponieren und immer befüllen).

    Ulrike war ein wahrer Engel, wie sich herausstellte. Zunächst empfahl sie uns noch die Marienkirche in Rendsburg, die wir uns auf dem Weg zu ihr und durch die Stadt ansahen. Als wir gegen 16 Uhr bei ihr ankamen, begrüßte uns eine groß gewachsene strahlende ältere Dame mit offenem Herzen. Sie führte uns in ihr wunderschönes Haus und sagte, es gibt bald Abendessen. Sie kochte, wir packten aus in einem tollen kleinen Zimmer und durften duschen und uns ganz zuhause fühlen. Wir waren wirklich sehr froh über dieses kleine Paradies.

    Ulrike ist in ihren Siebzigern und wandert selbst heute noch durch Berg und Tal. Sie hat uns von ihren Touren, ihren Erlebnissen erzählt und davon, wie sie lange auch von einer anderen Pilgerin per Mail am Weg nach Compostella teilhaben konnte. Sie lief mehr als 3000km in 5 Monaten. Was eine Wucht!!! Auch hat Ulrike uns auf bedächtige, sehr liebevolle und ebenso auch humorvolle Weise von ihrem Mann erzählt, der leider schon verstorben ist. Er hat ihr Haus auf eine ganz individuelle Weise handwerklich gestaltet, dass wir sofort nachvollziehen konnten, wieso sie dieses Haus so liebt. Mario, ihr Mann, war da. Überall und an jeder Ecke dieses Hauses und in Ulrike. Es ist wunderschön, dass zu sehen und zu spüren.

    Ulrike aß mit uns (Reispfanne) - obwohl sie zwischendurch zur Klingel flitzte, um dem Postboten mal eben ihr altes E-bike zu verkaufen. Auch nicht schlecht. Übrigens haben wir hier in der Gegend schon oft gesehen, dass Menschen einfach vor die Tür stellen, wenn sie etwas verkaufen wollen. Zettel mit Preis dran. Zack. Das Kleinanzeigen-Ebay nur analog. Funktioniert.

    Das Essen war so lecker und wir konnten gemeinsam mit Ulrike bei Wein und Gesprächen den Abend draußen in der Terrassenecke verweilen. Der Abend war toll. Sie erzählte auch von ihrer Mutter, die ihr ein Tagebuch hinterließ, als sie starb und froh ist über ihre Erzählungen von Krieg und innerem kleinen Frieden. Sie las uns ein paar Zeilen daraus vor und eir waren dankbar dafür. Es ist eine tolle Idee, so etwas seinen Kindern zu hinterlassen. Wir kennen unsere Mütter nur als Mütter, aber nie als die Frauen, die sie vor uns waren. Diese Geschichten schenken uns weitere Bilder unserer Geschichte. Darf gern jede Mama und jeder Papa nachmachen. Habt den Mut dazu :)

    Am nächsten Morgen lud uns Ulrike noch zu einem ausgiebigen Frühstück ein und Josi trank erstmalig eine Tasse Kaffee. Ohne negative Folgen!!! Toll. Wir aßen, schnackten und dann begleitete uns Ulrike noch durch den Stadtpark bis zum Zug. Das war sooooo schön. Sie ist eine Sonne, sie ist Liebe, sie lacht so schön und ist jedem Menschen offen und zugewandt gegenüber. Eine tolle und tief berührende Erfahrung, die uns beiden unendlich viel mit auf den Weg gibt.

    DANKE, ULRIKE! DU BIST EIN ENGEL!

    Was wir auch im Hinterkopf und im Herzen bewahren: Sie würde gern mal nach Leipzig reisen. Wenn das kein Grund für ein Wiedersehen ist!

    Wiedersehen! Ein tolles Schlusswort der heutigen Erlebnisse.

    Seht euch! Draußen. Zusammen. In die Augen. Oder einfach so.

    LIEBE GEHT RAUS! ❤️

    Heute: 12,5 km
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