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  • Day 339

    Moped-Sue und die Kebab-Gang

    December 21, 2018 in Vietnam ⋅ ⛅ 23 °C

    Die letzten Vietnam-Tage verbringen wird rund um Hanoi und die Halong Bay. Wir starten in Ninh Binh - genauer gesagt Tam Coc - und siehe da, Gesundheit und Stimmung sind tatsächlich besser. Dürfte neben dem Wetter und der Reduktion der selbstverständlich begründeten und trotzdem unnötigen Nörgeleien meinerseits auch am erstklassigen Homestay liegen, das die sonst sparsame Sue für uns ausgesucht hat. Auch das gemietete Moped ist in erstaunlich gutem Zustand und wir fassen bei der Erkundung der wunderschönen Umgebung den Mut, die Plätze zu tauschen. Das ist nicht nur auf der Reise neu, sondern generell ein Novum. Sue am Töffli-Steuer. Ungeheuer? Nicht wirklich. Obwohl weder Führerschein noch Praxiserfahrung fühle ich mich hinter Easyrider-Sue genau so sicher wie auf der Rückbank vom chilenischen Schnellzug Pedro Fictivo. Wobei, so sicher dann doch auch nicht, schliesslich fährt der wie auf Gleisen. Aber mindestens so sicher wie neben Irik Frey in jungen Jahren, mit dem ich immerhin meinen einzigen und harmlosen Verkehrsunfall erleben durfte. Schrecklich traumatisierend. Wie auch immer, die schöne Sue macht das wunderbar, wie eigentlich alles. Aber bitte nicht Santa aka Axa sagen. Sonst gibts nächstes Jahr keine Geschenke mehr und die kleine Sue ist traurig.

    Wir stoppen nach einem herrlichen Bootsausflug auch bei der grössten Pagode Vietnams. Die buddhistische Anlage hat geschätzt die Grösse des Vatikans und ist genau so übertrieben wie die grössten Kirchen, Synagogen, Moscheen oder sonstigen Tempel dieser Welt. Unfassbar gross und gülden. Alles in der Hoffnung diese höhere Instanz wird das aktuelle oder sonst eben das nächste Leben verbessern. Ich finds beknackt. Aber das darf zur Abwechslung gerne den anderen einmal egal sein. Von der Insel Cat Ba aus geht es auf einen Boat-Trip durch die berühmte Halong Bay. Was kühl beginnt, wird herrlich warm und spektakulär schön. Und wer einen ganzen Tag unterwegs ist und zwischendurch sogar im Kayak sitzt, der hat sich auch eine schöne Hotstone-Massage verdient! Finde ich. Sue auch. Keine Ahnung wie das auf Dreizehn und fünfundreissig Kilo geschätzte Mädchen sechzig Minuten lang dermassen druckvoll ans Werk gehen kann. Aber herrlich wars. Sue auf dem Schragen daneben liegend findet die gekonnt und mit vollem Körpereinsatz ausgeführten Turnübungen auf meinem Rücken ebenfalls ziemlich beeindruckend. Und so gibt es - für Thailand unüblich - ein saftiges Trinkgeld. Budget hin oder her.

    In Hanoi selber verbringen wir lediglich die letzte Nacht. Dank Weekend sind die Strassen im Old Quarter für den Verkehr gesperrt und voll mit Menschen, Tischen und Musik. Genau so, wie ich mir alte asiatische Städte immer vorgestellt habe. Eng, laut, hektisch, mit vielen Gerüchen und tausenden dieser kleinen Baby-Hocker. Bei jedem Hinsetzen bin ich auf das Schlimmste vorbereitet und erwarte quasi, dass das kleine Stühlchen ob meiner Masse - oder sagen wir Grösse - die Segel oder eben die Beinchen streicht und kollabiert. Was natürlich umgehend zu grossem Gelächter unter der lokalen Bevölkerung führen und dem westlichen Koloss neben schmerzenden, aufgeschlagenen Händen auch mit Essensresten zugekleisterte Hosen bescheren würde. Wie peinlich. Ist zum Glück nie passiert. Wirklich.

    Bevor wir Vietnam endgültig verlassen - wir haben schliesslich nur ein Single-Entry Visum -, das Wichtigste zum Schluss. Istanbul hat geantwortet. Ankara auch. Was Doktor Brinkmann - der Arzt dem die Frauen vertrauen - für die Schwarzwaldklinik war, ist Doktor Koray für die moderne Haupthaarästhetik. Der Arzt dem die Halbglatzen vertrauen. Reimt sich nicht und ist auch scheiss egal. Der Mann ist top. Sagen andere. Seine Antwort stimmt mit den anderen drei, ebenfalls teuren Experten auf diesem Gebiet überein und darf somit als absolut zutreffend bezeichnet werden. Zusammengefasst lautete diese uni sono: „Vergiss es, mach ich nicht. Zu ausgedünntes Haar im Spenderbereich. Vielleicht wenn du sechs bis zwölf Monate Finasterid geschluckt hast. Oder wir nehmen Haare vom Arsch. Du hässlicher Vogel!“ ... So oder so ähnlich. Ich verlasse Vietnam mit Magen- und Kopfschmerzen. Das war wohl ein Street Food Menu zu viel. Oder die Kebab-Typen? Ich hab keine Ahnung. Sue auch nicht.
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