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  • Day 2

    Abends Piazza Navone & Ponte St. Angelo

    March 7 in Italy ⋅ ☀️ 13 °C

    Mit dem Bus fahre ich vom Kolosseum zurück in Richtung Vatikan und steige kurz vorm Piazza Navone aus.
    Das ist ein wunderschöner Platz im Herzen Roms mit zahlreichen barocken Bauten.
    Im Zentrum steht der Vierströmebrunnen von Bernini, der mit vier opulenten Männerfiguren an den Ecken die damals bekannten Ströme der Kontinente versinnbildlicht (Donau, Ganges, Nil und Río de la Plata).
    Noch prägender für den Platz ist allerdings die Kirche Sant’Agnese in Agone.
    Die von Berninis Schüler Francesco Borromini erbaute Basilika ist der römischen Märtyrerin Agnes von Rom gewidmet, die der Legende nach an dieser Stelle im Stadion des Domitian von ihren Verfolgern nackt zur Schau gestellt werden sollte, woraufhin ihr Körper auf wunderbare Weise von ihren langen Haaren bedeckt und so dem Blick der Schaulustigen entzogen wurde.
    Den Charakter eines Hippodroms erkennt man tatsächlich heute noch an der Form des Platzes.

    Vom viel gepriesenen italienischen Flair erlebe ich aber nur Krach.
    Viel zu viele Menschen, die für ihre Selfies und social medias abstoßend narzisstisch posieren, fliegende und mitunter sehr aufdringliche Händler mit Zeug, was nur quietscht, piept und blinkt und überhaupt nicht hierher gehört.
    Angeblich soll der Platz den Künstlern gehören.
    Ein paar Porträtmaler verkaufen auch tatsächlich ihre schnelle und bestimmt nicht schlechte Kunst.
    Der Rest ist geschäft(licher)iger Lärm.

    Rundum gibt es viele kleine Gässchen, in denen man wunderbar bummeln kann. Besonders in den Abendstunden, wenn überall die Lichter angehen, wäre das eigentlich sehr idyllisch.
    Allerdings ist es nirgends romantisch oder ruhig.
    Und gibt es mal eine Ecke mit weniger Menschen, dann beschallen Lautsprecher die Ohren mit "Musik", die einfach keinerlei Flair beinhaltet.

    Trotzdem versuche ich, in alledem noch den Genuss für mich heraus zu schmecken (wobei die italienische Küche durchaus hilfreich ist) und gehe durch die Straßen und Gassen weiter in Richtung des Travere (Tiber), den ich noch überqueren muss.

    So komme ich gemeinsam mit Gnocci genau in der blauen Stunde zur Ponte St. Angelo, die vom gleichnamigen Kastell, der Engelsburg, imposant überragt wird.
    Ein wundervoller Ort; erst recht in der Dämmerung und unter der grandiosen Illumination.

    Die Brücke trug ihren Namen schon vor Berninis Erschaffung der 10 Engelsstatuen, die allesamt Attribute der Passion tragen.
    Ein bisschen erinnert das Flair an die Prager Karlsbrücke.
    Mit Blick nach links schaut man über den Tiber auf die hoch aufragende Kuppel des Petersdoms, der sich der Engelsburg gegenüber tatsächlich fade beleuchtet ausnimmt.
    Weniger romantisch ist dieser Ort deswegen nicht.

    Leider schaffen es die Menschen auch hier nicht, mal inne zu halten - und die Händler zerstören mit Ihrer Ignoranz die Schönheit dieses Ortes.
    Das Geschäft mit irgendwelchem Mist, den kein Mensch wirklich braucht, ist eben wichtiger.

    Ein Stück weiter am Ufer steht eine Harfenspielerin heldenhaft in der Frische des Abends.
    Sie würde auf die Brücke gehören und alle müssten andächtig lauschen...
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