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  • Dag 9–13

    Mi Buenos Aires querido

    5. januar 2023, Argentina ⋅ ☀️ 30 °C

    Morgens machen wir einen kleinen Spaziergang über die Insel. Um 13.00 Uhr werden wir zurück nach Tigre gefahren. Direkt am Anleger liegt das Museo de Arte de Tigre. Die kleine Sammlung vornehmlich argentinischer Künstler ist in einem spektakulären Gebäude direkt am Flussufer untergebracht. Das Gebäude wurde als Club Social gebaut und Ende des 20. Jahrhunderts von der Kommune übernommen und restauriert. Ein Besuch lohnt sich schon allein wegen des Gebäudes und der tollen Terrasse. Ein Wassertaxi (heute klappts) bringt uns anschließend zum Bahnhof. Für umgerechnet 40 ct (das Wassertaxi kostet 18 Euro) fahren wir mit dem Zug eine Stunde nach Buenos Aires. Unser Bed and Breakfast ist einem wunderschön restaurierten Haus ein paar Blocks vom Altstadtviertels San Telmo entfernt. Auf der Plaza Dorrego gibt es passend zum Aperitif eine Tangovorführung. Anschließend gibt es Pizza im Mercado San Telmo. Wirklich auffällig für uns ist, dass die Armut im Vergleich zu unseren letzten Besuchen deutlich zugenommen hat. Viele Menschen leben auf der Straße und gehen durch die Lokale um nach Essen zu fragen. Die eigene privilegierte Situation wird einem wirklich drastisch deutlich und schnürt einem zweitweise die Kehle zu. Die gewonnene Fußballweltmeisterschafft und Messi scheinen die einzigen Lichtblicke in der momentanen Krise. Überall gibt es Graffitis mit seinem Gesicht und alle Firmen werben mit Sondereditionen zur Weltmeisterschafft. Auch hinter unserem Tisch ist ein überlebensgroßes Graffiti von Messi und fast alle Passanten fotografieren sich davor.
    Am nächsten Tag absolviere ich mit meinem Freund erstmal das Touripflichtprogramm, weil er noch nie in Buenos Aires war. Wir fangen in La Boca an, dem "Tangoviertel". Tatsächlich ist es einfach eine kleine Straße, genannt Caminito mit bunt angestrichenen Häusern und einer Flut von Souvenirshops und Restaurants. Bekannt ist La Boca natürlich auch für die Fußballmannschaft Boca Juniors. La Boca gehört zu den wenigen wirklich gefährlichen Vierteln in der Innenstadt. Die touristischen Bereiche sind klar umgrenzt und teilweise eingezäunt. An den Rändern stehen Polizist:innen und Sicherheitsleute, die vorwitzige Tourist:innen wieder zurück in den "Käfig" schicken. Vom Caminito zum Fußballstadion, das momentan leider nicht besichtigt werden kann, führt ebenfalls eine "gesicherte" Touristenrennstrecke. Unser Gastgeber erzählt uns, dass Gäste von ihm, die auch die Idee hatten einfach zurück ins Zentrum zu laufen etwa fünf Blocks von ihrem Ziel entfernt von einem Polizeiauto eingesammelt und wieder zurück zum Caminito gefahren wurden. Wir machen also brav unsere Fotos im abgesteckten Bereich und steigen anschließend in den 64er Bus. Die Linie eignet sich hervorragend fürs Sightseeing. Sie fährt von La Boca vorbei an den Sehenswürdigkeiten der Innenstadt in das Upper-Class Viertel Palermo. Der öffentliche Nahverkehr ist extrem günstig. Eine Fahrt kostet etwa 20 ct, man braucht nur eine aufladbare Plastikkarte namens Sube. Allerdings sind die momentan vergriffen. Praktischerweise konnten wir uns in der Unterkunft eine ausleihen. Am Nachmittag laufen wir die Avenida de Mayo vom Kongress bis zur Plaza de Mayo herunter und essen anschließend in unserem Lieblings Café dem Gato Negro zu Mittag. Abends genießen wir den Sonnenuntergang am Puerto Madero und gönnen uns zum Abschluss eine Parilla (Gegrilltes). Die Rinder werden in Uruguay und Argentinien ganz anders zerteilt, als in Europa. Mit den Bezeichnungen der Fleischstücke können wir daher wenig anfangen. Mit Hilfe des Kellners entscheiden wir uns für Entranha und Vacio.
    Meine Eltern nehmen am nächsten Tag schon morgens die Fähre nach Colonia del Sacramento in Uruguay um zurück zum Mietwagen in Carmelo zu kommen und ihre Uruguayreise fortzusetzen. Wir bleiben noch in Buenos Aires. Erstmal geht es nach Retiro wo wir am Busbahnhof unsere Bustickets nach Paraguay kaufen. Retiro ist ein Viertel dass sinnbildlich für das ganze Land stehen könnte. Direkt an den Busbahnhof grenzt eine illegaler Slum in dem die Häuser dicht an dicht und übereinander gestapelt scheinen. Auf der anderen Seite des Bahnhofs stehen schicke Luxusapartementgebäude. Dazwischen liegen etwa 5 Minuten Fußweg. Wir wechseln also zu Fuß von einer Welt in die andere ins schicke Retiro. Dort befindet sich das Museo Isaac Blanco in einem neubarocken Palast mit einem wunderschönen Garten. Von dort laufen wir zur Buchhandlung El Ateneo Grand Splendid, die in einem alten Theater untergebracht ist. Da um 18.30 Uhr unsere Fähre geht machen wir uns auf den Weg zum Hafen. Wir haben unsere Tickets bei Colonia Express gekauft. Die andere Firma ist Buquebus, allerdings kann man hier nicht nach draußen, sondern sitzt wie in einem Flugzeug im klimatisierten Inneren. Wir fahren über die breiteste Stelle des Rio de la Plata zurück nach Uruguay. Diesmal ist unser Ziel Colonia del Sacramento. Das Schiff ist deutlich größer als die Fähre von Carmelo. Der Einstieg ist jetzt mehr wie am Flughafen, man muss 1, 5 Stunden vorher da sein um einzuchecken. Ausreise aus Argentinien und Einreise nach Uruguay passieren an benachbarten Schaltern. Die "See" ist sehr rau und trotz seiner Größe schwankt das Schiff ordentlich. Kurz nach Sonnenuntergang erreichen wir nach 1,5 Stunden Colonia. Colonia wurde von den Portugiesen als Handelsstützpunkt an der Rio de la Plata Mündung gegründet. Die Stadt war sehr umkämpft und wurde deshalb immer wieder befestigt. Ende des 18. Jahrhunderts kamen die Spanier nach Colonia. Heute ist es ein schmuckes Kolonialstädtchen mit Leuchtturm und Kopfsteinpflasterstraßen und der Touristenmagnet von Uruguay. Bei Livemusik essen wir auf dem Kirchplatz Abend und fallen todmüde ins Bett. Am nächsten Tag fahren wir mit dem Bus nach Montevideo wo wir unseren Mietwagen übernehmen und weiter nach Antoniopolis wo wir die nächsten zwei Wochen verbringen, während ich mein Onlinestudium mache.
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