Satellite
  • Day 20

    Lochmara

    December 20, 2018 in New Zealand ⋅ ☁️ 18 °C

    Die Marlborough Sounds sind ein ausgedehntes Netzwerk von Meeresarmen im Norden der Südinsel von Neuseeland. Die Sounds sind durch den Anstieg des Meeresspiegels und der dadurch verursachten Überflutung von Flusstälern entstanden. Inmitten dieser Wasserlandschaft liegt Lochmara Bay. Ein kleines Idyll zwischen vielen anderen wunderschönen Buchten. Lochmara befindet sich nur 3,5 KM vom Queen Charlotte Trail entfernt. Man kommt ausschließlich über den Wasserweg dorthin. Von dort aus wollten wir zum Trail. Aber es kam wieder einmal ganz anderes.
    In Lochmara Bay lernten wir eine deutsche Weltenbummlerin kennen. Ich schätzte sie auf Mitte Zwanzig. Dennoch hatte sie schon die halbe Welt bereist. Sie war bereits jeweils für mehrere Monate in Asien, Australien, Amerika und Afrika. Work & Travel machte es ihr möglich. Sie beabsichtigte, in Neuseeland ein ganzes Jahr zu bleiben. Sie erzählte uns, dass die Arbeit hier in der Bucht einfach der Wahnsinn sei. Absolut stressfrei, ein entspanntes Arbeiten. So ganz anders als in Deutschland.
    In Lochmara wird die Natur beobachtet und erforscht. Es werden Bienenstöcke umsorgt, es gibt freilaufende Hühner, Schafe, Alpakas, schwarze Schweine, Papageien, Echsen und keine Ahnung was noch. Nachts leuchten die Glühwürmchen, die dort besonders häufig und groß sein sollen. Ebenso leuchtet nachts das Meer. Irgendeine Planktonart kommt in diesem Gewässer besonders häufig vor. Sie schwärmte so sehr von ihrer kleinen Bucht, dass wir uns entschlossen, länger zu bleiben und einfach mal die Wanderwege vor Ort und Stelle zu versuchen. Es machte wirklich alles einen super friedlichen und ruhigen Eindruck. Überall im Wald verstreut hingen Hängematten zwischen den Bäumen, die zum Chillen einluden. So konnte es sein, dass man ruhig dort lag und plötzlich nicht mehr allein war, weil sich Tiere genähert hatten. Diese zeigten keine Angst, eher Neugier. Nur die Echsenarten huschten wie gewohnt sehr schnell weiter.
    Dort gibt es einen Vogel, der mir besonders gut gefällt. Er hat strahlend blaue Augen und ist blitzschnell. Aus großer Höhe taucht er ins Wasser und schwimmt wie ein Pinguin pfeilschnell unter Wasser weiter. Es ist der Noppenwasservogel Neuseelands, genannt Pitt Shag. Er zählt zu den bedrohten Tierarten. Wir hatten das Glück gleich zwei frei lebende Exemplare beobachten zu dürfen. Die Stewartscharbe (deutscher Name) ist eine Vogelart aus der Familie der Kormorane. Die Art besiedelt ein kleines Gebiet an der Küste der neuseeländischen Südinsel. Sie brütet in Kolonien und ernährt sich vorwiegend von Fischen. Der Vogel hat einen sehr spitzen Schnabel, den ich leider auch zu spüren bekam. Als ich mich auf einen vor mir im Wasser schwimmenden Rochen konzentrierte und versuchte, ihn anzulocken und meine Hand unter Wasser bewegte, dachte sie wohl, meine Hand sei ein Leckerbissen. Die Vogelattacke geschah so schnell, dass mir keine Zeit zum Reagieren blieb. Verletzt wurde ich zum Glück nicht. Leider war von dem Rochen nichts mehr zu sehen. Bald tauchten jedoch noch größere Exemplare auf.
    Und ich konnte sogar zwei von ihnen mit Fischen füttern und streicheln. Ich habe erst später erfahren, dass Stachelrochen auch in Neuseeland giftige Stacheln haben. Sie setzen diese Stacheln allerdings nur zur Verteidigung ein.
    Das war ein echtes Erlebnis. Vieles an Rochen ist bis heute kaum erforscht. Bekannt ist ihre hervorragende Ausrüstung, um im Flachwasser zu jagen. Bei Bedarf wird ihr ganzer Körper zu einer elektrischen Empfangsanlage, mit der sie feinste Gerüche und Geräusche wahrnehmen können. Raffiniert gebaut ist vor allem der Rochenstachel, eine kombinierte biologisch-chemische Waffe. Regelmäßig einmal im Jahr treffen sich alle Stachelrochen in einem Höhlensystem vor Neuseeland, wo sie sich in taumelnden Liebesspielen paaren. Die in Lochmara vorzufindende Exemplare können bis zu drei Meter breit werden.
    Während Herbert sich nach diesem „Abenteuer“ in die Sonne an den Strand legte, machte ich meine erste Kajakrunde im offenen Gewässer. Und dies ohne zu kentern. 🙂 Auch wenn wir auf die zunächst geplante Trail-Wanderung verzichtet haben, hatten wir dennoch einen sehr schönen Tag in den Marlborough Sounds.
    Read more