• Bali - Fluch und Segen Teil 1

    8 Jun 2017, Indonesia ⋅ ⛅ 20 °C

    Ich weiß nicht so richtig, ob Bali bereits einen schlechten Ruf hat aber wenn die weiter so machen ist es nur eine Frage der Zeit. Ich fang jedoch mit meiner optimistischen Einstellung am Morgen an.

    Ich hatte zweieinhalb Stunden geschlafen und schon klingelte der Wecker gegen halb drei. Denn ich wollte rechtzeitig zum Mount Batur und das auf eigene Faust. Meine Sachen hatte ich bereits gestern größtenteils gepackt, damit ich im Tran nichts vergesse. Somit machte ich mich fertig und schwang mich für die einstündige Fahrt auf den Roller. Da es im Tal ziemlich warm war hatte ich mein kurz-arm Thermoshirt an. Ich fuhr durch die, man mag es kaum glauben aber einsamen Straßen, vorbei an Reisfeldern und Dörfer. Es war fast eine etwas gruslige Kulisse, Bali so still zu erleben. Nur vereinzelt sah man einen auf der Straße welche laufen oder ein Fahrzeug entgegen kommen. Wegen den Hunden musste ich jedoch aufpassen, da diese sich teilweise auf der Straße oder daneben aufhielten. Ich fuhr also durch die Dunkelheit und es wurde frischer und ich kam auf die Höhe, wo die Wolken am Berg hingen und sich ein wenig abregneten. Es war nur ein Nieselregen, kombiniert mit dem Fahrtwind jedoch etwas frisch. Außerdem hatte ich keinen Schutz für meine Augen, sodass ich diese immer wieder zukneifen musste, mit dem Visier vom Helm hätte ich nichts mehr gesehen. Je höher und näher ich kam, um so mehr Autos kreuzten meinen Weg. Diese waren sicherlich die Shuttel von anderen, welche eine Tour gebucht hatten. Ich ließ ein Auto vor mir fahren und hatte damit gleich eine bessere Sicht nach vorn, denn das Fernlicht meines Rollers ist dem Abblendlicht ungefähr gleich. Ich war nun nur noch wenige Kilometer von meinem Zielort entfernt, da Hupte es hinter mir, ist ja nichts ungewöhnliches auf Bali aber in der Nacht und ich bin der einzige der gerade auf der Straße ist. Kurz danach stoppte mich dieser Rollerfahrer und es war ein Guide, welcher zu einer Organisation gehört, welche sich um die Besteigung des Gipfels kümmert. Dieser meinte ich dürfte nicht alleine hoch, es wäre gesetzlich festgeschrieben, dass der Berg mit einem Guide bestiegen werden müsse. Daraufhin nannte er mir den Preis von 450.000 Rupiah (ca. 30€). Dieser war mir nicht fremd aber in den Paket beinhaltet sind Pick Up und Drop Off (Hol- und Bringeservice), des Weiteren Verpflegung und glaube noch eine Station, nach dem Mount Batur. Ich argumentierte also, dass ich das Paket nicht bräuchte und konnte den Preis nur auf 350.000 Rupiah (ca. 24€) herunter drücken. Das war mir nicht genug und fuhr weiter. Der Guide wünschte mir viel Glück und wenn ich nichts anderes finden sollte, konnte ich zurück kommen. Ich wollte es schließlich am Parkplatz probieren, leider fuhr ich an diesem vorbei und wenig später stoppte mich der zweite Roller. Es waren zwei Leute, welche mich ebenfalls drauf hinwiesen, das ich den Berg nicht alleine besteigen dürfte und der Preis 500.000 Rupiah wäre. Diese ließen nicht mit sich handeln, sodass ich in Anbetracht der Zeit zum ersten Guide zurück fuhr. Zum Parkplatz direkt zu fahren war nicht möglich, da die Zwei mir bis zu diesem hinter mir her fuhren. Der erste Guide wartete an einem kleinen Laden auf die anderen Gäste. Ich stellte meinen Roller ab, bezahlte und bekam einen Kaffee. Hierfür weckte der Guide den Ladenbesitzer. Der Kaffee war nicht der Beste aber der Laden sollte mir eh nochmal aufstoßen, dazu aber später.

    Kurzer Einschub, warum ich überhaupt die Tour auf eigene Faust machen will. Ich finde es interessanter es alleine zu machen, da ich die Informationen mir besorgen und mich damit beschäftigen muss. Ich will nicht abhängig von einem Guide und damit von einem Zeitplan sein. Außerdem habe ich beim Aufstieg mein Tempo, was ich gerne laufen würde. Da dieses teilweise schnell sein kann und ich für mich dann gleich eine kleine Trainingseinheit daraus mache, ist dies ein weiterer Grund. Zudem hatte ich für den restlichen Tag zwei weitere Ziele in dieser Region Balis, welches mit der Tour nicht anschließend möglich gewesen wären. Der letzte Grund ist, dass die Preispolitik für die Touren absurd für Balis Verhältnisse ist. Nach gestriger Information wurde diese Tour mal für 180.000 Rupiah angeboten und es steigt stetig. Bloß mal zum Vergleich, ein Taxifahrer kostet den ganzen Tag (also als Privater Fahrer) zwischen 600.000 und 700.000 Rupiah. Der Guide bekommt für etwa fünf bis sechs Stunden wenn die Gruppe voll wird vier mal 450.000 oder 500.000 Rupiah. Klar wird das nicht alles der Guide allein bekommen aber es zeigt die Unverhältnismäßigkeit, jedenfalls aus meiner Sicht.

    Es ist halt eine Touristenartaktion und ein Highlight auf Bali geworden, was die Balinesen sich zu nutze machen wollen. Der Mount Batur ist für seine wunderschönen Sonnenaufgänge bekannt. Hierfür muss man etwa vom Tal 1000 Höhenmeter erklimmen, um die Aussicht von ca. 1700 Meter genießen zu können. Es ist ein aktiver Vulkan, welcher das letzte Mal im Jahre 2000 ausgebrochen ist. Der Sonnenaufgang ist über dem Meer. Das Panorama ist mit dem Berg Agung (Höchster Berg von Bali) rechter Hand und dem größten See Danau Batur, unterhalb des Vulkans sehr malerisch.

    Nun zurück zu meinen Tag. Das Shuttel mit den vier anderen war noch nicht angekommen und ich nahm mein Zeug aus dem Roller und trank gemütlich meinen Kaffee. Wir waren eigentlich spät dran aber der Guide meinte, wir bräuchten nur eine Stunde für den Aufstieg. Deswegen tranken die anderen, als das Shuttel da war auch einen Kaffee, bis wir in dem Shuttel zum Einstieg geschafft wurden. Meine neue Gruppe bestand nun aus drei Frauen und ein Mann aus Indien, welche eine Woche auf Bali verbringen. Wir fuhren einen ziemlichen unebenen Weg (eher Offroad) entlang und wählten somit einen anderen Anfangspunkt als die meisten Gruppen, denn die starteten vom Parkplatz aus. Ich glaube, da ich mit dazu gestoßen bin, waren wir nun zu fünft und eigentlich darf auf ein Guide nur vier Touristen kommen. Wir bekamen unsere Taschenlampen und suchten uns unseren Weg durch den Busch. Der Guide hatte übrigens gewechselt. Als wir nur schleppend vorankamen, meinte der Guide, dass wir nicht so viel Zeit hätten und ich fragte ihn warum die Tour nicht früher gestartet sei. Daraufhin meinte er, dass die normaler Weise zwei Stunden vor Sonnenaufgang losgehen würde und er sich selber gewundert hat, dass wir so spät waren. Das Problem war, dass eine aus der Gruppe das Tempo sicherlich nicht gehen konnte. Sie hatte Asthma, war etwas kräftiger gebaut, nicht so fit und hatte mit Ballerinas, wie die anderen auch eher schlechtes Schuhwerk. Bei den ersten steilen Anstiegen mussten wir ein paar mal Stoppen. Wir waren eine Gruppe aber den Sonnenaufgang wollte ich nicht verpassen. Also war ich ein wenig hin- und hergerissen. Da auch sie registrierte, dass der hinter uns zurückgelegte Weg nicht im Vergleich zu den kommenden war, verließ sie die Gruppe an der ersten Hütte. An diesem Punkt hatten wir die Baumzone bereits verlassen, somit war es möglich auch von dieser Position den Sonnenaufgang zu beobachten. Ein wenig verrückt war, dass von dort aus, die Balinesen Taxis anboten und selber mit dem Roller den ziemlich steilen Pfad hochfuhren. Der kommende Weg war kein Pfad mehr, es ging über Geröll und Sand sehr Steil nach oben und man musste konzentriert bleiben. In unserer verkleinerten Runde ging es im Folge des Anstieges immer träger voran, da dieser ihnen zunehmend zu schaffen machte. Ich weiß es ist egoistisch aber ich wollte den Sonnenaufgang nicht verpassen. Deswegen fragte ich den Guide und die Gruppe, ob ich voraus gehen könnte und der Weg einfach zu finden sei. Dies stellte kein Problem dar und ich lief in meinem Tempo voraus. Ich konnte so Zeit gut machen und überholte eine Gruppe nach der Nächsten. Vorher war ich nicht ins Schwitzen gekommen aber nun ging es zwar schnell aber auch kraftraubend voran. Ich erreichte den Gipfel sicher, der Weg war es sicherlich nicht und suchte mir eine geeignete Position, von der aus ich und meine Gopro den Sonnenaufgang beobachten konnten. Es hatten sich bereits viele auf dem obersten Punkt eingefunden. Auch hier, wie auf dem Weg selbst, gab es provisorisch erichteten Hütten, welche Essen und Getränke anboten. Durch Holzzäune waren die verschiedenen Reviere abgesteckt und ich hatte erst eine Position gefunden aber entschied mich nochmal anders. Gegen sechs Uhr war ich oben angekommen und 20 Minuten später sollte die Sonne aufgehen. Die Gopro war in Stellung gebracht aber von der Sonne auch nach 06:30 Uhr nichts zu sehen. Unser Guide hatte bereits beim Aufstieg gemeint, dass der Sonnenaufgang durch die Wolken nicht zu sehen wäre. So war es dann auch, wir schauten ringsherum ins Weiße und es war keine Hoffnung auf Besserung. Meine Gruppe erreichte übrigens den Gipfel kurz nach halb sieben. Ich saß neben einen Pärchen, vielleicht waren es auch nur Freunde. Sie kamen jedenfalls Australien und sie reiste gerade durch die Welt und ist gerade in London unterwegs. Wegen einer kurzen Heimreise über Bali war sie nun hier. Wir unterhielten uns die ganze Zeit, tauschten uns aus und machten Spaß. Als er dann schon im Internet nach einem Sonnenaufgang suchen wollte, fragte ich ihn, ob er diesen nicht vor die Gopro halten kann :P So vertrieben wir uns die Zeit. Bei ihrer Tour war Essen mit dabei, es war soviel, dass sie es alleine nicht schaffen würden und boten mir etwas an. Die Zeit verging und tatsächlich lichtete sich das Wolkenkleid vor uns ein wenig und gab ein paar Ausblicke frei. Die Sonne blieb weiterhin verborgen aber den See und den Krater konnte man bereits sehen. Danach schloss sich der weiße Vorhang wieder und die ersten Gruppen traten den Heimweg an. Ich hielt noch einen kurzen Smalltalk mit meiner Gruppe und fragte den Guide, ob ich nicht später alleine herunter gehen könnte. Dies war wiedermal kein Problem. Nach kurzer Zeit verabschiedete ich mich auch von den beiden die neben mir gesessen hatten. Der Gipfel wurde zunehmend leerer, bis ich schließlich alleine oben stand. Nur die Balinesen in den Hütten machten ihre Bereiche sauber. Ich wartete und wartete, derweil kamen zwei Hunde und holten sich ein paar Süßigkeiten von den Opfergaben von einem kleinem Gebetsstein auf dem Gipfel. Die Balinesen flechten hierfür kleine Körbe und füllen diese mit hübschen Blüten, etwas Süßen und zünden ein Räucherstäbchen an. Statt Besserung zog sich der Himmel weiter zu und es fing an zu regnen. Ich fragte, ob ich ich mich in der Hütte mit unterstellen könne, was kein Problem war. Ich half mit die Decken vom Staub zu befreien und legte sie zusammen. Währenddessen schmissen sie den gesammelten Müll in eine große Tonne und zündeten ihn an. Die Hütte hatte ein längeres Vordach, wegen des Regens stand die Tonne mit dem brennenden Müll mit darunter. Der Wind war zum Glück günstig aber ein paar Mal bekam ich den ungesunden Rauch ab. Es war nicht Papier was sie verbrannten, sondern vor allem Kunststoff. Ich war einerseits froh nicht nass zu werden und hoffte schnell nach draußen zu können. Das üble, die Familie hatte ein Kleinkind mit oben, welches sich anfangs in der Hütte befand. In diese ist der Rauch jedoch als erstes gezogen. Selbst die Erwachsenen hörte ich ein paar mal Husten, bis sie es Herausbrachten. Das Kind wurde dann etwas quengelig, um es zu beschäftigen, gab es die Süßigkeiten von den Opfergaben, welche sie schnell wegnahmen.
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