• Christoph Hübner
Jan – Jun 2020

Spanisch für Anfänger

Hier möchte ich meine überwiegend fotografischen Eindrücke vom Backpacking durch Südamerika zum Besten geben. Ich bin zum ersten Mal auf eigene Faust und zum ersten Mal auf einem anderen Kontinent unterwegs. Baca lagi
  • Abschied von Patagonien

    21 Februari 2020, Argentina ⋅ ☀️ 22 °C

    Verläuft meine Reiseroute vorerst längere Zeit durch Chile, kam ich nicht um einen mehrtägigen Abstecher nach Bariloche in Argentinien herum. Die Wandertouren hier stellten zugleich den Abschied von Patagonien dar, da es hier endet, ohne eine scharfe Grenze im Norden zu besitzen.

    Dass man trotz zahlreicher Flüsse wieder auf der trockenen Andenseite ist, bemerkt man nicht nur anhand der Vegetation, sondern auch an den staubigen Wegen. Der montane Wald wird dabei durch die imposanten Alerce-Bäumen geprägt, die mehrere Meter Stammdurchmesser besitzen und mehrere tausend Jahre alt werden können.

    Da ich zur Abwechslung mal einige Tage ohne neue Bekanntschaften hatte, genoss ich die Ruhe in den Bergen und die Abende mit einem Hörbuch. Während der zweitägigen Tour über den Wolkenpass mit spektakulärem Sonnenuntergang lernte ich dann doch wieder ein paar Leute kennen, mit denen ich eine gute Zeit und, zurück in Bariloche, einige Biere hatte. Kulinarisch sind hier jedoch auch schweizerische Einflüsse in Form von Schokoladenmanufakturen anzutreffen, die ich bei einem Stadtbummel probieren musste. Weniger lecker ist zum Glück mein Zelt für die ebenso stets hungrigen Raupen, die momentan in großer Zahl auftreten.
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  • Kopf in Valdivia, Gedanken zu Hause

    1 Mac 2020, Chile ⋅ ☀️ 21 °C

    Bei meiner Ankunft in Valdivia nach einer langen Busfahrt am späten Abend stolperte ich direkt in ein großes Stadtfest, um dann noch eine ganze Weile unfreiwillig durch die Stadt zu irren.

    Schon länger verzichte ich weitestgehend darauf Unterkünfte und Aktivitäten im Vorfeld zu planen, sondern schaue spontan vor Ort, was sich anbietet. Wenn der Campingplatz dann voll und das nächstbeste Hotel zu teuer ist, kann das schon mal nerven. Dafür kann man sich bei dieser Art des Reisens von einem Moment in den nächsten treiben lassen. So erlebt man sehr intensiv, was für ein wunderbarer Luxus Zeit und Freiheit sind.

    Meine Gedanken sind in diesen Tagen, sei es beim Beobachten der Seelöwen, die, wenn sie nicht gerade auf der faulen Haut liegen, auf Abfälle vom Fischmarkt warten, beim Strandspaziergang an der Pazifikküste im unweiten Niebla oder beim Biertest in der in Chile bekannten Brauerei Kunstmann (natürlich von einer deutschen Familie gegründet), bei meinem Opa.
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  • Protestmontag

    2 Mac 2020, Chile ⋅ ⛅ 18 °C

    Mein letzter Abend in Valdivia fiel auf das Ende der chilenischen Hauptferienzeit, die von Weihnachten bis Ende Februar andauert. Obwohl die Regierung nach den eskalierten Protesten letztes Jahr eingelenkt hat und Ende April ein Verfassungsreferendum stattfinden wird, machten viele, überwiegend junge Leute, ihrer angestauten Wut weiterhin Luft.

    Die Proteste richten sich gegen die große Ungleichheit im Land. Während die Wirtschaft seit der Diktatur Pinochets zwar stets gewachsen ist, bildete sich durch unregulierte Privatisierung (sogar Wasserrechte können hier erworben werden) eine verhältnismäßig kleine Oberschicht, der quasi das ganze Land gehört. Ärmeren Schichten wird der Zugang zu Bildung und damit gutbezahlten Jobs durch hohe Schul- und Studiengebühren erschwert. Das Niveau der staatlichen Schulen und des öffentlichen Gesundheitssystems ist schlecht. Vielen älteren Menschen sind jedoch auch noch die Schrecken der Vergangheit bekannt, in die ein politisch instabiles Land stürzen kann.

    Da ich mir selbst ein Bild machen wollte, begab ich mich ins Stadtzentrum, wo mehrere hundert Demonstrierende Straßen verstopften und Parolen riefen. Dort entging mir nicht, dass auch Steine in Richtung der herannahenden Polizei geworfen wurden. Nur innerhalb weniger Minuten wendete sich die Dynamik als Tränengasgranaten in die Menge flogen und Wasserwerfer vorrückten. So musste auch ich schnell flüchten und wurde noch Zeuge entstehender Straßenkämpfe, bei denen die Demonstrierenden Berge aus Müll, Autoreifen, etc. auf den Straßenkreuzungen in Brand setzten, Ampeln und Fassaden beschädigten und ihren Hass gegen Staat und Polizei zum Ausdruck brachten.
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  • 5 Tage in einer anderen Welt

    8 Mac 2020, Chile ⋅ ⛅ 18 °C

    Direkt am Tag nach meiner Ankunft in Pucón startete ich zu einer Fünf-Tages-Tour um die Vulkane der Region, die sogenannte Villarrica Travers. Auch um in der Ruhe der Berge meines verstorbenen Opas zu gedenken, da ich dies ja nicht im Kreis meiner Familie tun kann.

    Und was waren das für Tage. Ich hoffe, meine Bilder transportieren zumindest ein wenig das Gefühl, was ich während der Wanderung hatte, wie in einer anderen Welt zu sein. Sicher trug dazu auch bei, dass ich stunden-, teilweise tagelang keinen anderen Menschen zu Gesicht bekam, es keine Campingplätze entlang des Weges gibt und Wasser manches Mal zur Mangelware wurde. So musste mir einmal das zum Kochen der Nudeln verwendete Wasser am nächsten Morgen für meinen Haferbrei und zum Zähneputzen dienen. Dafür belohnt einen die Natur dann jedoch mit frischem Quellwasser und glasklaren Seen, deren Temperatur auch für mich Warmduscher erträglich war (auch durch die geothermale Wärme).

    Die Landschaften wechseln von Lavafeldern, auf denen das Gestein gerade erst erstarrt zu sein scheint, über Geröllwüsten, die von bizarren Felsen und den imposanten Vulkanen gesäumt sind, hin zu Araucarien-Wäldern, in denen man wohl nicht überrascht wäre, wenn auf einmal ein Dinosaurier aus dem Gebüsch stapft.

    Die Tierwelt beschränkt sich jedoch auf unzählige Eidechsen und einige Vögel, wie dem rotköpfigen Magellanspecht (leider kein Foto, da immer zu weit weg). Einmal flog ein Andenkondor so dicht über mir, dass mir die Größe dieser Tiere erst richtig bewusst wurde (bis 300 cm Spannweite).

    Die Aktivität im Krater des erst 2015 ausgebrochenen Vulkans Villarrica kann man nachts anhand der schwach leuchtenden, aufsteigenden Dämpfe erahnen, während man das Kreuz des Südens in der Milchstraße sucht.
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  • Schlaforte

    11 Mac 2020, Chile ⋅ ☀️ 20 °C

    Obwohl er für mich schon zur Normalität geworden ist, lohnt es sich auch mal einen Blick auf meinen Alltag als Backpacker abseits der vielen Erlebnisse zu werfen. Da kommt es schon mal vor, dass ich wie jetzt an fünf hintereinander folgenden Nächten an fünf verschiedenen Orten schlafe.

    Während der jüngsten Mehrtageswanderung war das natürlich mein mir sehr ans Herz gewachsenes Zelt. Da ich einen Tag eher als geplant zurück nach Pucón kam, war im Hostel nur noch ein alter VW-Bus frei, der zwar nicht mehr fahrtüchtig ist, dafür aber liebevoll als Schlafkoje umgerüstet wurde. Die Nacht darauf konnte ich dann wieder in den günstigeren Schlafsaal wechseln. Ein solchen, wenn auch nur mit vier Betten und privatem Bad bewohne ich nun auch im Hostel in Valparaíso, nachdem ich die letzte Nacht im Bus geschlafen habe. Sitze in Nachtbussen sind hier jedoch üblicherweise sehr bequem und fast waagerecht verstellbar.
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  • Buntes Stadtleben

    14 Mac 2020, Chile ⋅ ☀️ 21 °C

    Zum ersten Mal habe ich nun einen etwas größeren Sprung gemacht und bin nach Valparaíso gereist, was sich unweit von Chiles Hauptstadt Santiago entlang einer Bucht und mehrere Hügel hinauf schlängelt.

    Aus europäischer Sicht wirkt die Stadt etwas schmuddelig, ist dabei aber authentischer als herausgeputzte Touriorte wie zuletzt Pucón. Da gehört es bei der aktuellen politischen Lage schon zum Stadtbild, wenn auf einmal ein gepanzerter Wasserwerfer um die Ecke kommt.

    Kein Scherz, ich bin dieses Mal völlig zufällig auf einen der Proteste hier gestoßen, der mehr oder weniger nebenher ablief. Ein surreales Bild, wie Busse und Passanten ihrer normalen Wege nachgehen, während keine 100 Meter weiter Steine und Tränengasgrananten fliegen. Die teilweise noch deutlich minderjährigen Demonstrierenden bekommen dabei in Form von Hupkonzerten Unterstützung. Trotz allem ein erschreckendes Bild, auf welchen Hass die im Grunde machtlosen Einsatzkräfte treffen. Ich frage mich, warum sie überhaupt ausrücken, denn sie verhindern keine Sachbeschädigung und kommen so nur der Provokation nach. Vielleicht wissen sie das auch, müssen aber notgedrungen Präsenz zeigen.

    Valpo, wie man es hier nennt, ist auch die südamerikanische Hauptstadt für Streetart. Stundenlang bin ich an mehreren Tagen mehr oder weniger ziellos durch die Straßen und Gassen gelaufen, um immer wieder neue Kunstwerke, oft verknüpft mit politischen Botschaften, zu entdecken. Zusammen mit den bunt bemalten Häusern und dem unübersichtlichen Wegenetz, zu dem auch unzählige Treppen und mehrere Aufzüge gehören, zog mich die Stadt mit Leichtigkeit in ihren Bann.

    PS: Das Coronavirus beeinflusst das Leben hier momentan noch nicht.
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  • Gefühlte Normalität

    16 Mac 2020, Chile ⋅ ☀️ 23 °C

    Während das Coronavirus weltweit für nie dagewesene Auswirkungen sorgt, schlendere ich durch die Staßen Santiagos, chille im Hostel und hätte davon ohne Nachrichten und in Panik geratende Reisende im Hostel wohl noch gar nichts mitbekommen.

    Fakt ist, dass nun auch die lateinamerikanischen Länder ihre Grenzen vollends schließen. Da ich einen Abbruch der Reise und das damit verbundene Chaos einen Rückflug nach Deutschland zu bekommen für nicht sinnvoll halte (vielleicht ist es ohnehin schon aussichtslos), bleibe ich bis auf weiteres in der Hauptstadt Chiles. Noch sind die Einschränkungen des öffenlichen Lebens kaum spürbar. Ich rechne aber auch hier mit einer deutlichen Verschärfung der Maßnahmen in den kommenden Tagen, sofern die Zahl der Neuinfektionen nicht stagniert.

    Eine gewisse Brisanz bekommt die Lage durch die Proteste im Land. Sollten diese weiterhin tausende Menschen auf die Straßen bringen, wird sich eine Verbreitung des Virus nicht aufhalten lassen. Sollte infolge der Lage die für Ende April angekündigte Abstimmung über eine Verfassungsänderung verschoben werden, werden die Menschen wohl kaum abwartend daheim sitzen bleiben.

    Für den Moment bleibt einem aber wohl nichts anderes übrig als abzuwarten.
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  • Das Leben in den Zeiten des Coronavirus

    18 Mac 2020, Chile ⋅ ☀️ 23 °C

    Chile befindet sich in der sogenannten Phase 4 der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie und hat den Katastrophenfall ausgerufen, um auch das Militär involvieren zu können. Konkret sind touristische Orte geschlossen und größere Menschenansammlungen untersagt. Für Supermärkte, Geschäfte, Bars und Restaurants gibt es momentan jedoch keine Einschränkungen. Vor Banken und Supermärkten bilden sich vereinzelt Schlangen und Grundnahrungsmittel sind teilweise vergriffen. Auf den Straßen Santiagos herrscht jedoch weiterhin reges Treiben. Einige der Straßenhändler haben ihr Sortiment schnell auf Atemschutzmasken oder Desinfektionsmittel umgestellt.

    Ich war die letzten Tage nur kurz draußen und verbringe die Zeit vor meinem Laptop mit spanischer Grammatik und auf der Dachterasse des Hostels mit Gesprächen und Kartenspielen bei einem Glas Wein (vielleicht auch zwei). Der Ausblick auf den Plaza de Armas bei sommerlichem Wetter ist auf jeden Fall unschlagbar.

    Die meisten anderen Europäer im Hostel planen ihre Heimreise innerhalb der nächsten Tage mit einer der wenigen noch startenden Flugzeuge. Ich bleibe jedoch vorerst bei meiner Entscheidung hier bis auf weiteres abzuwarten. Ich sehe für mich keinen Vorteil in dieser Sitation nach Deutschland zurückzukehren.
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  • Ab in die Quarantäne

    28 Mac 2020, Chile ⋅ ☀️ 23 °C

    Da mir die momentan die Muse zum Fotografieren fehlt, was wohl daran liegt, dass ich keine spektakulären Landschaften, sondern nur noch Alltägliches ablichten kann, kommt auch mein Blog etwas ins Stocken. Die neusten Entwicklungen sind aber auf jeden Fall einen Eintrag wert:

    Mit aktuell knapp 2000 offiziell Infizierten verschärft auch Chile langsam, für meinen Geschmack zu langsam, die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Seit gestern gilt eine vollständige Ausgangssperre (mehr oder weniger) für den Großraum Santiago. Das Hostel, wo ich mich nun über zwei Wochen aufgehalten und schon wie zu Hause gefühlt hatte, musste aufgrund ausbleibender Gäste leider schließen (am Ende waren wir noch zu Zweit mit den Angestellten). So musste ich Chao zu den unzähligen Schachpartien mit Carlos, einem bolivianischen Arzt (dem anderen Gast), Max, der verspielten Hostelkatze, etlichen lustigen, alkoholisierten Abenden und dem Ausblick auf den Plaza de Armas sagen und mir überlegen, wie es nun weitergeht. Folgende Optionen sah ich:

    1. einen Rückflug ergattern
    2. vorübergehend in ein anderes Hostel und mittelfristig in eine Wohnung, Airbnb etc. ziehen
    3. mit Roshny, einer Chilenin, zu ihrer Familie nach Antofagasta gehen

    Ersteres scheint nachwievor kurzfristig möglich, wenn auch mit hohen Kosten und eventuellem langem Ausharren im Flughafen verbunden. Und es kommt natürlich direkt die Frage auf, was ich in der momentanen Situation in Deutschland machen soll. Zweiteres wäre wohl damit verbunden, dass ich für eine unbestimmte Zeit allein wäre und nur zum Einkaufen raus käme. Die Entscheidung fiel mir also nicht wirklich schwer als Roshnys Mutter der Idee zugestimmt hatte.

    Roshny hat schon einen vierjährigen Sohn (Mateo), studiert eigentlich gerade in Santiago und wohnte kostenlos im Hostel, da sie ein wenig beim Putzen half. Wir haben uns während der zwei Wochen super verstanden. Da sie, wie auch ihre Familie, kein Englisch spricht, werden die nächsten Wochen also gleichzeitig ein Intensivspanischkurs für mich.

    Nach einer zehnstündigen Busfahrt mit viermaligem Halt zum Temperaturmessen sind wir momentan noch in La Serena, wo wir Mateo von der Familie seines Vaters abgeholt und auch die Nacht verbracht haben. Beim Blick auf die Karte wird klar, dass Antofagasta nicht wirklich in der Nähe Santiagos liegt. Uns stehen heute noch einmal zehn Stunden Busfahrt bevor...
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  • Chilenisches Leben

    3 April 2020, Chile ⋅ ⛅ 22 °C

    Seit einer Woche wohne ich nun schon mit einem Teil von Roshnys Familie in einer kleinen Wohnung in Antofagasta. Roshnys Vater ist vor einigen Jahren verstorben und ihre Mutter lebt mit ihren beiden jüngsten Töchtern (insgesamt hat sie acht Kinder!) und ihrem neuen Lebenspartner zusammen. Mit uns dreien sind wir damit zu siebt.

    Hier gilt bislang nur die landesweite Ausgangssperre von 22 bis 5 Uhr, sodass wir uns tagsüber frei bewegen können, was wir aber auf ein Minimum beschränken. Ohne Auto kommt man ohnehin nicht weit und die Stadt bietet auch nicht Unmengen lohnenswerte Ausflugsziele. Das Stadtzentrum, den benachbarten Fischerort Juan López und das Wahrzeichen der Stadt, den steinernen Bogen an der Küste La Portada, habe ich schon entdeckt.

    Ansonsten fühle ich mich hier sehr wohl und mein Spanisch wird immer besser. Auch wenn wir den ganzen Tag drinnen sind, kommt keine Langeweile auf, da ich den Mädels bei ihren Online-Schul- bzw. Uniaufgaben helfe, mich mit Roshnys Mama über Essgewohnheiten austausche und auch mal was koche. Mateo sorgt dabei stets für Tumult und erinnert mich sehr an meine ebenso wilde Nichte.
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  • la once

    9 April 2020, Chile ⋅ ☀️ 22 °C

    Einer der Unterschiede zu Deutschland ist der Tagesablauf und die Mahlzeiten hier. Da wir nie vor 2 Uhr im Bett sind, frühstücken wir entsprechend spät gegen 11 Uhr, wodurch sich auch das Mittagessen auf 15 bis 16 Uhr verschiebt. Abends gibt es dann nur noch eine kleine Vesper, die sogenannte Once (wörtlich: Elf).

    Auch das chilenische Spanisch ist mit etlichen Wörter gespickt, die nur hier verwendet werden und es einem nicht gerade erleichtern die Leute zu verstehen. Mein Lieblingsausdruck: "arriba de la pelota" (wörtlich: auf dem Ball), meint "betrunken sein" und lässt sich gut merken, da man betrunken genauso wankt als würde man auf einem Ball balancieren. Wir beschränken uns hier jedoch auf ab und zu ein Glas Wein oder Bier.
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  • In Chile nichts Neues

    10 Mei 2020, Chile ⋅ ⛅ 20 °C

    Ein knapper Monat ist seit meinem letzten Eintrag vergangen und ich bin erstaunt wie schnell die Zeit verging, ohne dass sich viel Berichtenswertes ereignet hätte. Von Lockerungen der Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus ist ein Südamerika noch nichts zu spüren. Ganz im Gegenteil gilt für Antofagasta erst seit wenigen Tagen eine komplette Ausgangssperre. Um zum Supermarkt zu gehen, muss man online einen Passierschein beantragen, der dann drei Stunden lang gilt. Dumm nur, dass die Website dafür hoffnungslos überlastet ist.

    Mein Touristenvisum habe ich um weitere 90 Tage bis Ende August verlängert. Für den Fall der Fälle, und weil es stets in meinem Kopf ist, habe ich auch nach Flügen geschaut, die es nachwievor nach Deutschland gibt.

    Ich fühle mich wohl hier und habe nicht das Gefühl der Familie zur Last zu fallen. Ewig möchte ich so aber natürlich nicht ausharren und meine Hoffung auf eine baldige Weiterreise ist noch nicht erloschen. Da Roshny mit ihrer Mutter bezüglich Mateos Erziehung nicht immer harmoniert, möchte sie zurück in ihre Heimatstadt Iquique. Gleichzeitig plant die Familie aufgrund Julians Arbeitsstelle den Umzug nach Calama Ende Juni (beide Städte liegen nördlich von hier).

    Den Tag weiß ich gut zu füllen, ohne dass Langeweile aufkommt, wenngleich man dabei öfters als gewollt wenig sinnstiftenden Youtube-Videos oder Ähnlichem verfällt. Mateo hält dabei alle auf Trab. Heute hat er zum Beispiel munter die Wand in meinem Zimmer mit einem Wachsmalstift beschmiert, immerhin mit den Buchstaben seines Namens. Solche kleinen Anekdoten ereignen sich täglich. Roshny hat mir die Haare mit meinem Barttrimmer geschnitten, Yasna einen 25-kg-Mehlsack gekauft, damit wir das Brot jetzt immer selber backen können und ich war während eines der ab und an vorkommenden, teilweise mehrstündigen Stromausfälle bei einer Nachbarin, die mich auf ein Bier einlud, nachdem ich ihr beim Tragen ihres neuen Kühlschranks geholfen hatte.
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  • Es geht zurück!

    20 Mei 2020, Chile ⋅ ☀️ 19 °C

    Während ich von den ersten Lockerungen in Deutschland lese und hier nur noch fürs Einkaufen und mit Passierschein rauskomme, kippte meine gedankliche Waage auf Zurückkommen. Ich möchte nicht länger auf unabsehbare Zeit ausharren und die Gastfreundschaft der Familie hier in Anspruch nehmen. Immerhin mache ich das jetzt schon knapp zwei Monate.

    Die Situation in Lateinamerika hat sich in den letzten Tagen zugespitzt, da durch weiterhin steigende Fallzahlen kein Ende der Beschränkungen in Sicht ist und Proteste der armen Bevölkerungsschichten zunehmen. Zynischerweise hat die Regierung Chiles, die für ihre unzureichende Unterstützung in der Krise kritisiert wird, jüngst neue Wasserwerfer gekauft.

    Sofern es keine drastischen Verschärfungen gibt, geht mein Flug in genau zwei Wochen von Antofagasta nach Santiago, von da nach Sao Paulo und von da nach Frankfurt, von wo aus ich die Bahn nehme. Ich bin guter Dinge, dass alles klappt, da die Flugverbindung komplett von LATAM Airlines bereitgestellt und von der deutschen Botschaft empfohlen wird.

    Natürlich freue ich mich auf das Wiedersehen, jedoch überwiegt noch ein wenig die Ernüchterung. Im Moment bin ich bereits am Schreiben von Bewerbungen.
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  • Auf bald ... vielleicht

    2 Jun 2020, Jerman ⋅ ☀️ 24 °C

    Auf einmal ist er da, der Tag meiner Abreise. Abril hatte für mich am Vorabend ein kleines Video mit Fotos erstellt und Yasna extra noch etwas zu Essen vorbereitet. Während mich Julian die kurze Strecke zum Flughafen fuhr, war es dann doch ein komisches Gefühl, dass diese Zeit und meine Reise nun zu Ende geht.

    Ich möchte mit der Familie in Kontakt bleiben und eines Tages zurückkehren, um dort weiterzumachen, wo ich aufgrund der Corona-Pandemie abbrechen musste. Aber wer weiß schon, was in Zukunft alles sein wird.

    Das komplett gefüllte Flugzeug erreichte Frankfurt mit Verspätung und ich musste lang am Gepäckband auf meinen Rucksack warten. Dadurch verpasste ich meinen Zug, konnte aber glücklicherweise kostenfrei den nächsten nehmen und kam am Tag später endlich zu Hause an. Nach zwei Monaten in der Wüste war es erst verrückt wieder grüne Wiesen und Bäume zu sehen, aber schon nach einem Tag fühle ich mich als wäre ich nie weg gewesen. Naja, jetzt erst mal zwei Wochen Quarantäne...
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    Tamat perjalanan
    2 Jun 2020