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  • Day 149

    2.Tag CDT Wyoming

    August 26, 2021 in the United States ⋅ ⛅ 22 °C

    Donnerstag der 26.8.2021

    Die Nacht war gut, obwohl es mehrfach geregnet hat, jedoch immer nur sehr kurz und es hat stetig der Wind geblasen, somit hatte ich trotz geschlossenem Zelt, keine Kondensation.
    Die Coyoten kamen recht nah, mit wurde später erzählt dass zur Zeit deren Nachwuchs flügge wird und auf der Suche nach einem eigenen Revier ist. Das würde erklären warum ich sie so nah gehört hab. Teenager 😄
    Ich hatte mich entschieden, von dieser Quelle wieder zurück zur Straße zu gehen. Roadwalk ist doof, aber ich müsste sonst heute wieder 32 Meilen machen um an einer Wasserstelle rauszukommen. Alternativ könnte ich auch nur 24 Meilen machen, oder eben einen freiwilligen water carry zum Ende des Tages einlegen. Nein danke, dann lieber Straße mit verlässlichen Wasserstellen.
    Alles in allem sind’s 42 Meilen bis Rawlings. Also nur Straße für 1 1/2 Tage. Das bringt Erinnerungen an New Mexico hervor. So war ich auch gestern Abend beim Anblick der Straße, die sich durch diese gerade mal hügelige Landschaft zieht, direkt an NM erinnert.
    Um wieder zum Highway zu kommen, musste ich dem Trail für 4 Meilen folgen und dann nach rechts durch weites Weideland gehen. Es gab dort eine dirtroad über die Berge und eine durch die Wiesen. Wollte nicht unnötig kraxeln und habe den letzteren Weg eingeschlagen. Nach ca. 300 Metern bin ich dann aber wieder umgedreht, da ich ne Menge Jungbullen am Wegesrand sah. Gestern Abend konnte ich zumindest den rettenden Zaun sehen, aber hier wäre ich ihnen ausgeliefert. Ich bin ja nicht völlig leichtsinnig, also rauf den Berg. Die Aussichten waren auch viel schöner von hier oben.
    Nachdem ich dann zurück auf dem Highway war, dauerte es nicht lange bis ich den ersten Sobos begegnete. Immer toll sich da kurz auszutauschen und Tipps zur Stadt zu bekommen.
    Bis zum Nachmittag waren es sicherlich ein Dutzend Wanderer die mir entgegenkamen. Darunter auch eine junge Frau mit Trompete. Diese hatte ich an ihr gar nicht gesehen, aber ihr Freund der 200 Meter hinter ihr lief, hatte eine Ukulele dabei und die bemerkte ich. Daraufhin sagte er mir dass sie zusammen musizieren und seine Freundin eben die Trompete trägt. Mir war sie auch schon bei Instagram vorgeschlagen worden und das sah wirklich witzig aus. Leider ist da die Realität wieder weniger lustig, denn ich begegnete ihr mit einem Lachen und fragte sie:“Am I almost there?“
    Ich meinte natürlich Rawlins, welches noch in weiter Ferne lag. Für diesen Tag sogar unerreichbar weit entfernt. Sie entgegnete mir sehr schroff:“yeah,sure“. Da wusste ich dass weitere Worte nicht von Nöten sein würden und wünsche ihr nur:“Well, have a nice day“. Völlig unironisch meinerseits. Sie „bedankte“ sich mit einem „aha“!
    Wow, dachte ich mir wiedermal. Wie kann man morgens schon so kacke drauf sein? Bei einer solchen tollen Tätigkeit wie wandern? Bei nicht zu heißem und nicht zu kaltem Wetter? Hat sie jemand gezwungen hier zu sein?
    Ich mache mir über sowas immer viel zu viele Gedanken, aber es ärgert mich eben. Vielleicht ärgere ich mich auch etwas über mich, dass ich nicht direkt zurückgebe was ich da empfange und die Person fühlen lasse wie doof sie sich gerade verhält. Aber so bin ich nicht und werd ich wohl auch nicht mehr.
    Sie hatte zumindest keinen Stress mit ihrem Freund, mit welchem ich mich dann unterhielt. Wir hatten nämlich Spaß und witzelten recht lange, für eine kurze Begegnung auf der Straße.
    Später begegneten mir dann noch insgesamt 5 Leute in den gleichen Hemden. Einer der 5 wollte eine Outdoor Gear Company gründen und hier wurden seine Hemden zur Probe getragen.
    Als Empfehlung für die Stadt wurde mir immer wieder ein Thai-Restaurant genannt und eine Sportsbar. Allerdings beides downtown und mein Hotel war eher im Industriegebiet. Da hier in den USA, bzw. In Wyoming, was noch schlimmer ist, lag die eigentliche Stadt vom Hotel unerreichbar weit entfernt. Ich hatte allerdings Walmart und BK in der Nähe meines gebuchten Hotels.
    Immer wieder überriss ich heute die Möglichkeit doch noch heute in die Stadt zu kommen, bzw. Überlegte dass ich ja in Sichtweite der Stadt mein Nachtlager haben werden würde.
    Am späten Nachmittag, nach meinem dritten Mahl des Tages, wurde der Himmel immer dunkler. Ein Unwetter zog vor mir über die Straße hinweg. Es regnete auch sichtlich stark aus den Wolken heraus, als ich jedoch zu der Stelle kam, war der Boden wieder trocken und die Wolken längst nach Osten weitergezogen. Allerdings war das nächste Unwetter von Westen her schon im Aufzug. Dunkelgraue Wolken unter denen in der Entfernung die Blitze zu Boden zuckten. Der Wind wehte mir immer mal wieder ein paar Tropfen auf die Haut und ich hatte wirkliche Befürchtungen, dass mich das völlig durchnässen wird. Von den Blitzen mal ganz zu schweigen. Flache Landschaft in der ich der höchste Punkt bin. Drei Autos fuhren an mir vorbei und ich überlegte dass es gescheit wäre mich ein Stück mitnehmen zu lassen, zumindest bis man aus dem Risikogebiet heraus ist. So streckte ich meinen Daumen raus. Ein roter pickup fuhr an mir vorbei und hielt nicht. Der Wind war jetzt schon recht stark, so stark dass ich meinen Schirm nicht aufspannen könnte. Es vergingen einige Minuten, da kam der nächste Truck über den letzten Hügel. Ich guckte zu dem Zeitpunkt sehr verzweifelt in den Himmel und streckte dann direkt meinen Daumen raus. Er fuhr vorbei, stoppte dann aber. Kurzer Sprint hinzu ihm und auf die Tür. Ich fragte ob ich meinen Rucksack auf die Rückbank stellen darf und er meinte nur „wait a Minute, you are not an American“ woraufhin ich sagte „no, I’m German“. Er antwortete nun „I hate germans“ und ich konnte ihm nur antworten „good, because I hate Americans“.
    Wir lachten beide und er drückte mir ein Bud Light in die Hand. Los ging die Fahrt.
    Es hörte bis wir in der Stadt waren nicht mehr auf zu regnen. Ich war auch nicht mehr wirklich in der Lage einzuschätzen wo wir jetzt waren und ob ich noch laufen sollte. Wir unterhielten uns sehr angeregt und ehe ich mich dann versah, war die gesamte Strecke schon gefahren. Wir sind noch bei einem Kumpel von ihm vorbei und dann setze er mich bei meinem gebuchten Hotel ab. Sein Angebot bei ihm zu übernachten musste ich ausschlagen, da ich hier noch einkaufen und essen gehen wollte.
    Im Hotel erklärte ich dann dass ich einen Tag zu früh sei und schon heute ein Zimmer brauche. Kein Problem. Zimmer war super und auch die hiker box.
    Ich machte allerdings erstmal ein nickerchen, das letztenendes viel zu lange gedauert hat.
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