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  • Day 206–208

    Die Welt geht unter

    February 7 in Kazakhstan ⋅ 🌧 3 °C

    Wir lieben Nachtzüge und so reisen wir nach Kasachstan über Nacht ein. Müssen dabei gar nicht das Bett verlassen und bekommen von den freundlichen Grenzbeamten unser Visa direkt im Schlafwagen ausgestellt.
    Angekommen in Shymkent, das Texas Kasachstans (wegen seiner Bodenschätze in einer trockenen Landschaft), gießt es Hunde und Katzen und hört den gesamten Tag nicht auf. Irgendwann wird Schnee daraus und dazu ist es noch bitter kalt.

    Kasachstan ist wohlhabender und der Lebensstandard hier am höchsten in den "Stan"-Ländern. Nichtsdestotrotz ist auch hier nach wie vor eine ambivalente Abhängigkeit zu Russland vorhanden und die politische Führung latent autokratisch.

    Angekommen am Bahnhof, kämpfen wir uns klitschnass zum Hostel durch mit Bus und über die überfluteten Gehwege und die vollen Straßen der Stadt. Hier ist der Kommerz schon deutlich angekommen: Moderne Supermärkte, Starbucks und neue Einkaufzentren zollen von einer starken Wirtschaft, die auch hier spürbar ist. Kasachstan hat reichlich Bodenschätze wie Gas, Öl, Kohle, Gold und vor allem riesige Uranvorkommen, welche in viele Teile der Erde exportiert werden.

    Im "Museum zur Erinnerung an die Opfer der sowjetischen Repression" wird die Landesgeschichte aufgearbeitet und es ist eines der wenigen Länder, das sich an dieses schwere Thema herantraut. Es gibt einen Flyer auf Englisch, ansonsten sind die Erklärungen auf den gleichgestellten Landesprachen Kasachisch und Russisch. Wir haben Glück und eine junge Mitarbeiterin erklärt uns alles in hervorragendem Englisch. Nur nach der Frage, der heutigen Situation mit den über 127 Etehnien im Land, möchte Sie keine Antwort geben, weil sie Probleme fürchtet... der Autokratie sei dank.

    Da es in Kasachstan nur getrennte Schlafsäle gibt, gehen wir noch zusammen einen Kaffee trinken. Als wir unseren Ausflug nach Turkestan (Seidenstraßen-Stadt) für den nächsten Morgen planen und dabei eine kasachische App zum Mitfahren nutzen, scheitern wir mit diesem Versuch. Die zig Mitfahrgelegenheiten, die uns innerhalb von Minuten anrufen, sprechen russisch oder kasachisch und wir geben diese Idee auf. In dem Moment bietet uns ein Mann vom Nachbartisch seine Hilfe an. Er ist doch glatt der Manager vom dem kasachischen Box-Weltmeister und auch sein Bruder und wohnt mittlerweile in Los Angeles. Gerade ist er auf Heimatbesuch und möchte uns gerne Helfen. Er organisiert kurzerhand seinen Fahrdienst für den nächsten Morgen und lädt uns auch noch ein. Da Kasachen Gastfreundschaft sehr wichtig ist und er uns nicht zu sich einladen kann, holt er noch ein Bündel Geldscheine aus der Tasche und sagt wir sollen davon Essen gehen und uns eingeladen fühlen von ihm... was für eine krasse Gastfreundschaft!

    In Turkestan erleben wir den kasachischen Teil der Seidenstraße und ein ehemals einflussreiches Zentrum. In der Stadt vermischen sich extrem die moderne und historische Welt, weil alles ineinanderfließt. Betonklötze von Shopping-Malls mit fancy Cafés und schicken Restaurants, einer neuen kasachisch-türkischen Universität (hier kann man Gastfreundschaft und Tourismus studieren) sowie Moscheen und Koranschulen.

    Das angrenzenden Mausoleum von Hodscha Ahmad Yasawi ist das Highlight hier und gehört seit 2003 zum Weltkulturerbe der UNESCO.
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