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  • Day 31

    Von Düdinghausen bis Nendorf

    March 31, 2023 in Germany ⋅ 🌧 11 °C

    Ich schlafe ganz wunderbar und wache gegen halb sechs auf. Ich packe schnell zusammen, denn ab halb sieben soll es regnen. Was es auch tut, mehr oder weniger den ganzen Tag bis zum späten Nachmittag. Wettermäßig also wieder nicht optimal. An der Hütte vor Bergkirchen frühstücke ich. Man hat einen tollen Blick. In die eine Richtung zum Steinhuder Meer. In die andere Richtung zur Porta Westfalica und dem Weserbergland.

    Hinter Bergkirchen ist dann die 900 Kilometer-Marke erreicht. Der Regen strömt. Grund genug für den Schnaps. Weniger für das Freudentänzchen.

    Durch Wölpinghausen geht es dann hoch zum gleichnamigen Berg mit dem Wilhelmsturm und dem Haus Bergleben. Das hat sich der Wilhelm, einer von Schaumburg-Lippe, als Rückzugsort gebaut, ist fix in das erste fertige Zimmer gezogen und hat gleich das Zeitliche gesegnet. Ein anderer von Schaumburg-Lippe hat dann den Turm daneben gestellt. Wer den Grimm-Märchenweg dazugetan hat weiß ich nicht.

    An dem entlang geht's ins schöne Bad Rehburg mit einer Heilquelle, die King George der Zweite promoted hat. Hat hier wohl zuerst noch wie ein Thruhiker im Zelt gehaust.

    Nett durch den Wald und immer bei Regen komme ich nach Loccum mit seinem berühmten Kloster, das jetzt Predigerseminar ist. An der Kirche steht, dass die erst ab 1. April geöffnet ist, jedenfalls außerhalb der täglichen Gottesdienste. Mist. Ich gehe wenigstens in die offene Bibliothek im modernen Anbau. Eine junge Azubine sieht meinen Rucksack und fragt mich ob ich pilgere. So ähnlich, sage ich. Sie ist neugierig und fragt mich über meine Reise aus. Klar pilgerst du, sagt sie. Irgendwie hat sie natürlich recht. In ihrer Begeisterung zeigt sie mir die Bibliothek und dann auch Kreuzgang und Kirche. Fein.

    Weiter durch Wald und Feld geht's nach Heimsen mit dem Heringsfängermuseum (zu) und der Weser. An dieser entlang geht es weiter. Erst auf einem Fahrradweg und dann, bei Neuhof, direkt an der Weser. Eigentlich. Ein Schafbauer hat einfach den Weg mit einem mobilen Elektrozaun zugemacht. Nicht mit mir. Ich steige drüber. Am liebsten würde ich die Batterie abklemmen, aber die Schafe können ja nix dafür. Durch die gehe ich mitten hindurch. Über die Staustufe Schlüsselburg geht es direkt an der viel befahrenen Straße. Ohne Weg und Platz an der Seite. Nicht schön. Schlüsselburg mit Burg und Kirche ist nett. Auch die Pilgerherberge sieht gut aus. Es ist leider noch zu früh.

    An der Schleuse Schlüsselburg treffe ich dann die einzige Radfahrerin auf dem Stück Weserradweg. Wir schauen gemeinsam beim Schleusen zu. Es hat aufgehört zu regnen. Sie fragt mich über meine Reise aus. Auch sie scheint das für spirituell super zu halten und eröffnet mir, dass sie auch viel in den Wäldern unterwegs ist. Als Schamanin. Um unstete Seelen erschlagener Mädchen, Römer und Wegelagerer zu erlösen. Ich danke ihr. Da kann ich weiter ruhig im Wald schlafen. Aber sie meint nur die Hälfte der Seelen will tatsächlich. Die andere Hälfte ist noch da. Oh je. Ich verabschiede mich.

    Am Weserradweg und dann wieder direkt an der Weser und an Kiesgruben entlang komme ich nach Stolzenau. Zeit für Kaffee, Kuchen, Weizen und Pizza. Nach Stolzenau kommt noch das kleine Dorf Schinna, das auch ein Kloster hatte. Die Gebäude wurden abgerissen oder als landwirtschaftliche Gebäude umgenutzt. Man kann das Kloster nur erahnen.

    Dann kommt eine lange Strecke über Wirtschaftswege mit einzelnen Höfen. Schließlich erreiche ich Nendorf und kurz danach Hütte und Zeltplatz bei der Freiwilligen Feuerwehr. Hier werde ich übernachten. Sehr komfortabel.

    Es hat gerade wieder angefangen zu gießen. Ich liege im Trockenen.

    Gute Nacht!
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