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  • Jobwechsel?

    2023年9月26日, トルコ ⋅ ⛅ 23 °C

    Nach der üblichen Morgenroutine verlassen wir gegen halb zehn "unser" Stoppelfeld. Nur wenige Bergabkilometer sind es bis in den Ort Orta (er heißt wirklich so...), wo wir an einer Tankstelle für ausreichend Wasser und Kekse an Bord sorgen. Nebenbei werden wir noch zu einem Tee eingeladen. Durch eine steppenartige Landschaft führt unser Weg nach Verlassen des Dorfes, in dieser Kulisse könnte auch ein Western gedreht werden. Dank des recht ruppigen Streckenzustandes fühlt es sogar sich fast so an, als würden wir mit unseren Drahteseln durch die Prärie reiten. Ein Auto, das neben uns anhält, holt uns in die Realität zurück. Der Fahrer wohnt drei Dörfer weiter und möchte uns gerne einladen. Heiko vermittelt ihm ein dankendes "vielleicht" und nach Austausch unserer Telefonnummern "reiten" wir zunächst weiter unseres Weges. Tatsächlich sollen wir dann bereits im ersten Dorf hängen bleiben. Eine Frau auf einem Traktor überholt uns und winkt freundlich. Einige Augenblicke später legt sie den Rückwärtsgang ein
    und kommt neben uns zum Stehen. Sie möchte uns zum Tee zu sich nach Hause einladen. Und so folgen wir ihrem kleinen Traktor bis auf den Hof. Mal wieder bleibt es nicht bei Tee, sondern die Bäuerin tischt eine ganze Mahlzeit auf. Warmes Brot serviert sie uns, dazu gibt es Oliven, frisch geerntete Tomaten sowie Butter und Käse aus eigener Herstellung. Die Frau berichtet uns, dass sie Witwe ist und ihre Kinder in verschiedenen Städten wohnen. Sie selbst sei nie bis über das wenige Kilometer entferne Orta hinausgekommen. Haus und Hof bewirtschaftet sie allein, was nicht immer einfach sei. Wir haben den Eindruck, dass sie sich über etwas Gesellschaft und Menschen zum Reden (auch wenn diese längst nicht alles verstehen...) freut. Und wir freuen und unsererseits über die Gastfreundschaft und die Köstlichkeiten auf dem Tisch. Nach dem Essen werden wir noch in den kleinen Stall am Haus geführt. Die neun Kühe der Bäuerin sind mit einem Hirten unterwegs, aber sie zeigt uns stolz ihre fünf Kälber, die aktuell etwa vier bis fünf Monate alt sind. Als wir wieder auf dem Hof stehen und uns eigentlich verabschieden wollen, hat unsere Gastgeberin noch eine spezielle Aufgabe für Heiko. Nicht sein Fahrrad soll er besteigen, sondern ihren Traktor. Nach kurzer Einweisung in alle Hebel und Knöpfe knattert Heiko über den Hof, auch das von der Bäuerin geforderte Einparkmanöver (rückwärts) meistert er bravourös. Sie wartet bereits mit ihrer Schaufel an einem Haufen von Irgendwas, um das Gefährt zu beladen. Die Kooperation klappt, Heiko hat sichtlich Spaß, genug Arbeit ist da..., alle Voraussetzungen für einen Jobwechsel mit Verbleib in der Türkei scheinen erfüllt. Aber bleiben wir in der harten Realität..., wir sollen wohl weiterfahren. Aber gerade, als wir genau das in die Tat umsetzen wollen, erscheint auf einem höher gelegenen Grundstück die Nachbarin unserer Gastgeberin. Lauthals wird ihr zugerufen, dass wir deutsche Radreisende sind. Nun möchte die Nachbarin uns auch einladen und winkt bereits mit dem Teeglas. Was bleibt uns also anderes übrig, als uns von der ersten Gastgeberin zu verabschieden und einige Meter weiter bei der nächsten einzukehren...! Uns werden Plätze auf der Terrasse zugewiesen, von wo aus wir der Bäuerin zuwinken können, die kurz darauf wieder mit ihrem Traktor vom Hof tuckert. Wir genießen indes das fünfte und sechste Glas "Einladungs-Tee" des heutigen Tages und auch "Yemek, yemek" (essen, essen) heißt es erneut. Ein weiteres warmes Brot mit Butter (die selbstgemachte von der Nachbarin...) wartet darauf, von uns verzehrt zu werden, dazu gibt es Käse und Pepperoni aus dem Garten. Mit reichlich vollen Bäuchen gelingt uns irgendwann der Abschied und wir radeln wieder gen Süden. Als wir den dritten Ort erreichen, sind wir fast ein bisschen froh, dass wir den zweifelsohne netten Herrn, der uns hier einladen wollte, nicht antreffen. Auf eine aktive Kontaktaufnahme verzichten wir, das Fassungsvermögen unserer Mägen hat schlicht und einfach Grenzen. Im weiteren Streckenverlauf erklimmen wir unseren letzten Gipfel in 1700m Höhe. Unsere Idealvorstellung sah so aus, dass wir hier oben einen schönen Platz zum Zelten mit Fernsicht und Sonnenuntergang finden. Leider erfüllt sich dieser Wunsch nicht und so bleibt es bei einer Gipfel-Pause. Rasch verlieren wir auf der Weiterfahrt wieder an Höhe, stets rechts und links nach einem guten Lagerplatz Ausschau haltend. Ganz einfach ist es aber heute nicht. Entweder sind die passenden Wiesen eingezäunt oder der Untergrund ist zu "pieksig" für das Zelt oder uns ist die Gegend nicht ganz geheuer oder, oder, oder...! Wir sind bereits ein beträchtliches Stück abwärts gerollt, als wir einen Platz entdecken, der mit Abstrichen einigermaßen okay ist. Während wir noch an der Straße stehen und überlegen, hält ein Auto neben uns. Der Fahrer spricht deutsch, da er in Bielefeld gearbeitet hat, und wohnt im nächsten größeren Ort namens Çubuk. Er gibt uns seine Kontaktdaten und würde sich freuen, wenn wir uns morgen auf unserer Durchreise bei ihm melden würden, um gemeinsam Tee zu trinken. Auf Nachfrage erklärt er uns noch, dass das Zelten an der von uns ausgesuchten Stelle kein Problem sei, dann fährt er weiter. Wir bugsieren unsere Fahrräder von der Straße hinunter auf die "wilde Wiese" und machen es uns auf unseren Campingstühlen bequem. Heiko kocht Kartoffeln zum Abendessen, bei Einbruch der Dämmerung stellen wir das Zelt auf. Etwas verunsichert werden wir, als später ein Auto auf unserer Höhe hält, der Fahrer aussteigt und telefoniert. Er hält ein zweites Auto an, die Fahrer unterhalten sich und wir fragen uns, ob das Ganze möglicherweise uns und unserer "Wildzelterei" gilt. Tatsächlich stellt sich aber heraus, dass der Grund für das Anhalten genau an dieser Stelle eine Autopanne ist. Die Fahrer haben folglich ganz andere Sorgen als zeltende Touristen. Ganz im Gegenteil: Als sie uns wahrnehmen, winken sie uns freundlich zu und stellen ein paar interessierte Fragen, das war's auch schon. Das defekte Fahrzeug, welches noch eine ganze Weile mit eingeschaltetem Warnblinker am Straßenrand steht, wird irgendwann abgeschleppt und wir treten ein letztes Mal die Nachtruhe in unserem kleinen Zelt an. İyi geceler!
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