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- quarta-feira, 25 de junho de 2025 16:10
- ☀️ 32 °C
- Altitude: 1.164 m
TurquiaBitlis38°17’7” N 41°59’19” E
Tankstellen-Camping
25 de junho, Turquia ⋅ ☀️ 32 °C
Inzwischen fast schon traditionell klingelt der Wecker um fünf Uhr. Heiko lässt die Drohne zum Sonnenaufgang über unserem Zeltplatz kreisen, wir teilen uns den letzten vorhandenen Apfel zum Frühstück, dann geht es an den Abbau des Zeltes und das Beladen der Fahrräder. Ein paar wenige Kilometer Abfahrt erwarten uns zu Beginn dieser Etappe, sie führen uns zunächst in den Ort Veysel Karani. Glücklicherweise haben trotz der frühen Stunde schon ein paar Läden geöffnet, so dass wir uns mit dem nötigen Proviant versorgen können, eine Einladung zu Tee und Schokoriegel gibt's obendrauf. Ab jetzt wird es für den Rest des Tages nur noch bergauf gehen und auch das Profil für den morgigen Tag sieht nicht anders aus. Es geht in die Berge...! Bei milder Steigung geht es auf der Hauptstraße langsam aber sicher aufwärts. Von der recht befahrenen Straße mal abgesehen radeln wir durch eine traumhaft schöne Landschaft. Wir bewegen uns durch eine imposante felsige Gebirgswelt, kommen an historischen Brücken vorbei, genießen den Anblick von Wäldern und erfreuen uns an dem hübschen Fluss Bitlis, der die ganze Zeit
zu unserer Rechten parallel zur Straße fließt. Es könnte also ganz wunderbar sein, könnte...! Denn während Claudia sich insbesondere darüber freut, dass die heutigen Steigungen allesamt gut fahrbar sind, wird Heiko von seinem Erzfeind zur Weißglut getrieben: Wir haben Gegenwind, direkt von vorne bremst er uns und rauscht in den Ohren. Wir lassen ein wenig Abstand zwischen unseren Rädern, damit Heiko ungestört und ungefiltert den einen oder anderen Fluch an den fiesen Gegner richten kann. An einer sehr kleinen Moschee entdecken wir einen perfekten Pausenplatz. Es gibt eine schöne Fläche zum Sitzen im Schatten und eine Wasserstelle. Heiko hält zur Abkühlung seinen Kopf unter das erfrischende Nass, außerdem werden Füße gewaschen und Hemden, Mütze, Kappe zumindest von den gröbsten Salzkrusten befreit. Etwas erholt, erfrischt und in saubererer Kleidung als vor der Pause sind wir bereit für die nächsten Höhenmeter. Glücklicherweise hat in der Zwischenzeit auch der Wind deutlich nachgelassen. Nach einer ganzen Weile erreichen wir einen kleinen Teegarten am Straßenrand und Claudia lechzt, wie so oft, nach einem Kaltgetränk. Wir halten also an, um nur kurz etwas zu trinken. Eigentlich! Aus dem Hintergrund ruft ein Mann in gebrochenem Deutsch, dass wir kommen sollen. Wir kommen näher und sehen, dass der Herr nicht allein ist, sondern zwei Ehepaare hier am Tisch sitzen und während einer Pause auf ihrer Autofahrt von İstanbul über Mardin, wo der Mann ursprünglich herkommt und noch ein Haus hat, nach Van ihr mitgebrachtes Picknick verzehren. Der Mann habe vor dreißig Jahren in Deutschland Elektrotechnik studiert, das Studium aber nicht beendet, sondern sich zur Rückkehr in die Türkei entschieden. Inzwischen ist er Rentner und davor sei er Fahrer des türkischen Präsidenten gewesen. Wir bekommen Besteck gereicht und werden zum aufgetischten Picknick eingeladen. Und das ist extrem lecker! Es gibt gefüllte Auberginen und Paprika, dazu Brot und bereits in kleine Stücke geschnittene Wassermelone. Nach einem abschließenden gemeinsamen Tee verabschieden wir uns von diesen vier supernetten Menschen und setzen ganz beseelt von der Begegnung unsere Bergauffahrt fort. Weiterhin werden wir regelmäßig durch Hupen und Winken gegrüßt, ein Auto kommt vor uns auf dem Seitenstreifen zum Stehen und der Fahrer schenkt uns eine Flasche Wasser sowie eine Rolle Pizza-Cracker. Im Laufe unserer weiteren Fahrt wird uns bewusst, dass es äußerst schwierig werden wird, einen geeigneten Zeltplatz zu finden. Auf der linken Seite befinden sich Felswände, die steil emporragen und rechts geht's ebenso steil abwärts zum Fluss. Die Chance einer ebenen Fläche wittern wir im Bereich von Tankstellen oder Restaurants an der Strecke, also checken wir Google Maps. Auf unserer Straßenseite sind in Fahrtrichtung zwei Restaurants und eine Tankstelle verzeichnet, die nicht allzu weit entfernt sind. Was wir in jedem Fall brauchen ist Wasser und so bestimmen wir als erstes Ziel die Tankstelle. Bei "Tuncer Petrol" angekommen erwerben wir das nötige Wasser und nehmen für ein Getränk auf der Bank einer überdachten Sitzgruppe Platz. Der Tankstellenbetreiber weist seinen Angestellten an, uns noch mit einem Tee zu versorgen. Wir scannen das Gelände der Tanke und stellen fest: Hier könnte man auch zelten! Als der Chef der Tankstelle, der mit seinem schwarzen Mercedes und dem düsteren Gesichtsausdruck dem Klischee von Menschen entspricht, denen man lieber nicht im Dunkeln begegnen möchte, uns plötzlich mit einem sehr freundlichen Lächeln Pflaumen anbietet, nutzt Heiko die Chance. Die Sache ist schnell geregelt. Die Frage, ob wir auf dem Gelände der Tankstelle übernachten dürfen, scheint nicht mal groß zu überraschen, ohne Zögern erhalten wir die Antwort: "Tamam, Problem yok - Einverstanden, kein Problem!" Nach Plauderei über dies und das (u.a. Zölle auf Mercedes...) und einem weiteren Tee stellen wir Zelt und Stühle auf. Sehr schön ist, dass es in einem separaten Gebäude Toiletten gibt. Und da zu diesem Gebäude auch eine Moschee gehört, gibt es hier die Möglichkeit, sich die Füße zu waschen, so richtig mit Seife und so, perfekt! Während wir vor unserem kleinen Refugium sitzen, Tee kochen und Salat essen, wecken wir auch immer mal wieder das Interesse von Tankstellen-Besuchern. Einige schauen nur leicht irritiert, andere kommen vorbei, grüßen freundlich und stellen Fragen. Ein türkischer Herr mit Camper-Van zeigt uns mit gewissem Stolz Fotos von seiner Europa-Reise. Wir sehen u.a. reichlich Bilder von Bremen, Hamburg, Berlin, Paris und insbesondere Monaco. Außerdem bekommen wir Besuch von einem italienischen Vater-Tochter-Gespann auf Motorrädern. Für die beiden wie auch für uns ist es die erste Begegnung mit europäischen Touristen in diesem Teil des Landes. Es folgt ein kurzer Austausch der sich wie folgt darstellt: Heiko spricht mit der italienischen Tochter in der Türkei französisch, Claudia und der italienische Vater verstehen nur Bahnhof und warten interessiert auf Übersetzung. Das sympathische Pärchen braust schließlich weiter und wir setzen uns wieder vor unser kleines Zelt, wo wir vom Tankstellenchef noch einen Kaffee serviert bekommen. Draußen wird es dunkel und während an der Tanke die Beleuchtung angeht, machen wir im Zelt das Licht aus.Leia mais











