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- torsdag 26. juni 2025 13:07
- ☀️ 26 °C
- Høyde: 1 660 m
TyrkiaTatvan38°29’41” N 42°17’15” E
Tatvan

Wir haben eine gute Nacht auf der Tankstelle verbracht und beginnen den Morgen wie üblich mit einem Obstfrühstück. Währenddessen haben wir eine Entscheidung bezüglich der weiteren Route nach Van zu treffen. Unser ursprünglicher Plan sieht vor, dass wir vor Erreichen der Stadt Bitlis die Hauptstraße verlassen, um auf einer kleinen Nebenstrecke ostwärts in die Berge zu schwenken. Alternativ könnten wir weiter der Hauptstraße bis zum Ort Tatvan und dann mehr oder weniger am See entlang Richtung Van folgen. Beide Möglichkeiten bieten Vor- und Nachteile. Autoverkehr versus Ruhe, Sicherheit versus Abenteuer, Zivilisation versus Einsamkeit und Risiko von Wildtierbekanntschaft (...in ca. 20km Entfernung existiert eine Braunbärenpopulation, warum also nicht auch hier?). Nach reiflichem Überlegen und Abwägen fällt die Wahl auf die Sicherheitsvariante, wir werden Tatvan ansteuern. Nach einem letzten Tee von den Tankstellenjungs verabschieden und bedanken wir uns und rollen gegen halb acht auf die Straße. Entlang des Flusses Bitlis geht es kaum merklich bergauf. Zu unserer Freude sind wir inzwischen in einer Region und Höhe angekommen, in der Temperaturen mit um die 27 Grad deutlich niedriger und angenehmer sind als in des ersten Wochen unseres Urlaubes. Wir erreichen bald einen Punkt, an dem wir die Wahl haben: Fahren wir durch zwei Tunnel ohne Seitenstreifen oder begeben wir uns alternativ für ca. 2,5 Kilometer als "Geisterfahrer" in den Gegenverkehr. Da letztere Option mit einem breiten Seitenstreifen einhergeht, wählen wir den Gegenverkehr. Fasziniert von den Bergen die uns umgeben, nehmen wir auch die zusätzlichen Höhenmeter, die uns dieser Weg einbringt, gerne im Kauf. Die Fahrt in die Gegenrichtung erweist sich tatsächlich auch als völlig unproblematisch, der Seitenstreifen ist ausreichend breit und die entgegenkommenden Fahrzeuge stören sich in keinster Weise an uns. Kurz bevor wir die Stadt Bitlis erreichen, legen wir noch eine kurze Tanstellenrast ein: Kurz im Schatten sitzen, ein kaltes Getränk schlürfen und Sonnencreme nachlegen. Ein älterer Herr kommt zu uns und ist sehr interessiert an unserer Sonnencreme. Heiko lässt ihn testen und er scheint sehr angetan. Als der Mann erneut an uns vorbeikommt, schenken wir ihm eine Tube Sonnencreme aus unserem Vorrat. Er ist sichtlich gerührt und freut sich. Aus den letzten Jahren wissen wir noch, dass Sonnencreme in der Türkei extrem teuer ist, weshalb wir auch unseren Bedarf für die komplette Zeit aus Deutschland mitgebracht haben. Die weitere Fahrt geht für uns durch die sehr langestreckte Stadt Bitlis. Besonders hübsch zeigt sich der kleine Altstadtkern mit historischen Häusern und Brücken sowie einer großen Festung. Am Ortsausgang von Bitlis werden wir sportlich gefordert. Es gilt, eine böse Steigung zu bewältigen, an deren Ende wir neben einer Moschee ein Weilchen pausieren. Auf der recht stark befahrenen Hauptstraße radeln wir weiter, erstmals ist nun auch der Iran ausgeschildert. Angesichts der aktuellen Situation lässt es uns nicht unberührt, dass wir der Straße lediglich noch 200km folgen müssten, um an der iranischen Grenze zu stehen. Auch während unserer Reise verfolgen wir die Nachrichten und die räumliche Nähe stimmt uns umso mehr nachdenklich. Nicht mehr lange rollen wir abwärts vor uns hin, bis zum ersten Mal der Van Gölü (Van-See) zu sehen ist. Selbstverständlich muss dieser Anblick fotografisch festgehalten werden, bevor wir gemeinsam mit unzähligen anderen Fahrzeugen in die 80000-Einwohner-Stadt Tatvan fahren. Einige Kilometer schlängeln wir uns entlang der Haupteinfallstraße durch den wuseligen und lauten Verkehr, dann erreichen das vorab recherchierte Hotel. Nach dem ersten Anblick nehmen wie jedoch eine Planänderung vor, da bereits eine recht hohe und schmale Treppe überwunden werden muss, um die Rezeption zu erreichen. Hinsichtlich unseres Wunsches, die Räder mit hineinzunehmen, ist dieser Umstand eher unglücklich. Etwas um die Ecke auf der anderen Straßenseite gibt es ein zweites Hotel, hier sehen die "Zugangsmöglichkeiten" besser aus. Wir werden sehr freundlich empfangen, erhalten ein sehr schönes Zimmer im fünften Stock und unsere Räder dürfen eine kleine Ecke im Speisesaal in der ersten Etage bewohnen. Es folgt das übliche Prozedere nach dem Bezug eines Hotelzimmers: duschen, Wäsche waschen, Akkus der elektronischen Geräte sowie des eigenen Körpers laden. Am späten Nachmittag verlassen wir das Gebäude, es zieht uns als erstes an den See. Dort angekommen fällt uns direkt das "Bisiklet Café - Fahrrad Café" auf. Hier werden verschiedene Fahrräder und kleine Kinderautos, welche durch die Eltern ferngesteuert werden können, vermietet. Auf der autofreien Uferstraße sehen wir viele kleine Kinder in Mini-Autos und auch diverse kleine und große Menschen bei ihren mehr oder weniger geglückten Versuchen, Fahrrad zu fahren. Wir schlendern die Promenade entlang und beobachten das bunte Treiben. Viele kleine Buden sind aufgebaut, auf den Wiesen wird gepicknickt, Fahnen kündigen das morgen beginnende Kultur- und Kunstfestival an. An einigen Stellen sind Leinen mit kleinen Luftballons in Strandnähe über dem Wasser gespannt. Wir sehen, dass es mehrere Stände an der Promenade gibt, wo man gegen Bezahlung mit Luftgewehren auf die Ballons schießen kann. Schräg. Wir flanieren weiter und machen die Bekanntschaft mit einem in der Schweiz lebenden türkischen Ingenieur, der hier vor Ort gerade beruflich zu tun hat, und mit einem jungen Arzt aus Tatvan, der uns auch gleich seine Telefonnummer gibt für den Fall, dass wir Hilfe brauchen. Bei einem Straßenhändler holen wir uns Çiğköfte-Dürüm auf die Hand, die für unseren Geschmack deutlich zu scharf geraten sind. Da Heiko die pikante Rolle auch tatsächlich nicht ganz aufessen kann, gibt es auf der Hauptstraße noch Tantuni, eine ursprünglich aus Mersin stammende Streetfood-Spezialität. Satt und zufrieden begeben wir uns ins Hotel und freuen uns auf den morgigen Ruhetag.Les mer