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  • Day 80

    Der Unfall

    April 14 in the United States ⋅ 🌬 15 °C

    Tag 23
    Wegen des immer noch starken Windes, frühstücke ich wieder im Zelt und packe danach alles ein.
    Ein Paar Meter weiter hat unbemerkt eine Hikergruppe gezeltet. Diese geht eine halbe Stunde vor mir los.

    Der Weg verläuft neben oder im Flussbett und oft müssen kleine Nebenarme des Flusses überquert werden. Ich mache den Fehler und will immer wieder auf den Trail gelangen, wie er im Navi angezeigt wird. Doch der ist weitestgehend durch den Tropensturm „Hilary“, letztes Jahr, weggespült worden. Wenn ich den Trail dennoch erreiche, ist die Freude nur von kurzer Dauer. Denn einige Meter weiter fehlt wieder ein Stück und man muss wieder zum Flussbett absteigen.
    Also ändere ich meine Taktik, und orientiere mich nur grob am Trail.

    Ich mache öfters Fotos. Das Ganze erinnert mich etwas an die „Narrows“ im Zion Nationalpark. Auch ein schmales Flussbett in den USA. Das habe ich vor langer Zeit mit meinem Sohn und einer befreundeten Familie erkundet.

    Die Überquerung der Nebenarme gelingt mir meistens gut auch ohne nass zu werden. Ich platziere beide Stöcke etwa in die Mitte und schwinge mich dann ans andere Ufer.
    Doch einmal geht es total schief. Ein Stock bleibt stecken und beim Versuch ihn herauszuziehen, fällt er ins Wasser und treibt weg. Ich bekomme Panik und laufe ohne Rücksicht auf Verluste hinterher. Irgendwann erwische ich ihn doch, habe mir aber bei dieser Aktion nasse Schuhe und Strümpfe geholt.

    Mein Rucksack ist immer noch (zu) schwer.
    Bei einer Pause mache ich ein paar Rückenübungen. Da überholt mich unerwartet eine junge Hikergruppe. Spontan beschließe ich, ihnen zu folgen.
    Ich hoffe dann besser voranzukommen, da ich dann nicht immer nach dem richtigen Weg schauen muss.
    Sie laufen ziemlich zügig. Beim Versuch dranzubleiben, geschieht das große Unglück. Ich rutsche auf dem Stein- Sandgemisch aus, ein paar Steine rutschen weg. Dann ist es passiert. Ich verdrehe mir den linken Fuß.
    Mir wird sofort klar: dass ist keine Lappalie! Ich werde vorerst nicht weiterlaufen können😢

    Also schnalle ich den Rucksack ab, ziehe mir den Schuh aus, humple zum Fluss halte meinen Fuß ins Wasser, um ihn zu kühlen. Nach kurzen Überlegungen beschließe ich oberhalb vom Flussbett mein Zelt aufzubauen, in der Hoffnung, dass die Zerrung am nächsten Morgen abgeklungen ist. Zuvor fülle ich aber noch meine Wasserflaschen, damit ich nicht nochmal ans Wasser muss. Der Weg zu meinem geplanten Zeltplatz ist quälend laaang. Gestützt auf meine Stöcke, humple ich Meter um Meter nach oben, ziehe meinen schweren Rucksack hinter mir her. Auf allen vieren krieche ich den Absatz zum Zeltplatz hinauf. Bei jeder falschen Bewegung tut der Fuß wahnsinnig weh. Ich beschließe mich erst einmal auszuruhen. Bei einer Tortilla mit Erdnussbutter, überlege ich was ich tun kann. Tausende Gedanken schiessen mir durch den Kopf (Emergency Call, Hubschrauber, Ende der Reise😢?)

    Dann gilt es erstmal den Fuß zu stabilisieren, damit er beim Zeltaufbau nicht so belastet wird. Aber wie? Ich trenn von meiner alten Hose ein Bein ab, schneide es spiralförmig nach unten und erhalte eine lange Binde. Diese wickle ich mir dann um mein Fußgelenk. Trotzdem schmerzt der Fuß beim Zeltaufbau. Meine Gedanken kreisen & kreisen. Mobilfunk habe ich nicht, kann also nur per Satellit den Notruf absetzen. 🤔

    Ich lege mich draußen auf die Matte, um eventuell vorbeilaufende Hiker, um Hilfe zu bitten. Aber es kommt keiner vorbei.

    Der abendliche „Toilettengang“ ist mühsam und schmerzhaft. Langsam wird mir klar, ein weiterlaufen in den nächsten Tagen ist unmöglich. Ich bereite mich mental schon mal auf den Satelliten Notruf vor. Aber nun werde ich mal versuchen zu schlafen.

    Von mi 226,1 bis mi 230,6
    Höhe 1321 m
    4:17
    6,38 Mi
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