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  • Day 81

    Bergung aus den Bergen

    April 15 in the United States ⋅ ☀️ 19 °C

    Tag 24

    Ich wache auf und es ist hell in meinem Zelt. Ich schau auf die Uhr und denke „kann ja nicht wahr sein“. Aber es ist tatsächlich der Mond, der so hell scheint.

    Die Nacht war sehr stürmisch, ein sehr böiger Wind bläst die ganze Zeit. Immer wenn ich dachte, es ist nun vorbei, ging es wieder los. Es war schon beängstigend. Zumal ich mein Zelt, aufgrund meiner Verletzung, nicht so sturmfest aufbauen konnte. Ein paar Heringe hatte der Sturm tatsächlich herausgerissen. Aber ansonsten habe ich Schwein gehabt.

    Ich beschließe, vor dem Notruf erstmal zu frühstücken, denn in der Dämmerung würde mich sowieso niemand finden.

    Kurz nach 7 Uhr beginnt dann meine Notrufsession mit dem iPhone. Der Nachrichtenaustausch per Text sollte dann insgesamt über 2 Stunden dauern.

    Es war schwieriger als gedacht. Denn obwohl meine Standortdaten übermittelt werden und ich ständig meine Position beschreibe, fragte er mich nach „which City“ u.ä. Die Fragen passten nich zu den Antworten und umgekehrt. Entweder, ich mache etwas falsch, oder ein Teil der Nachrichten erreichen den jeweiligen Empfänger nicht. Zudem ist der Satellit oft nicht mehr erreichbar. Mein Programm teilt mir mit, dass er in etwa 10 Minuten einen neuen Satelliten für mich hätte.

    Es muss wohl an der ungünstigen Tallage liegen 🤔.

    So ungefähr stelle ich mir die Verbindung zwischen dem Houston Mission Control Center und dem Apollo-Raumschiff bei der ersten Mondlandung vor.

    Irgendwann war es dann aber doch so weit, der „sheriff dept“ teilte mir mit, er würde jetzt einen Helicopter schicken, ich solle mich nicht wegbewegen und unbedingt den Kontakt aufrechterhalten.

    Ich habe also 2 Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen. Zelt und Sachen zusammenpacken und gleichzeitig den Kontakt halten.

    Denn natürlich sollten meine Sachen schon gepackt sein, wenn der Helikopter landet. Aber das ist gar nicht so einfach, denn das iPhone muss ständig mit dem Satelliten nachgeführt werden oder sogar auf einen neuen Satelliten eingestellt werden.

    Irgendwann höre ich den Helikopter, ich winke wie Robinson Crusoe als er ein Schiff sah, aber der Helikopter fliegt vorbei.

    Ein Hiker kommt gerade des Weges. Ich erkläre ihm, dass es „mein“ Helikopter ist und frage ihn ob er mir helfen kann mich bemerkbar zu machen.

    Dann O-Ton sheriff dept : „DO YOU HAVE ANYTHING YOU CAN WAVE AT THEM TO FLAG THEM DOWN?“.



    Als der Helikopter wieder über uns hinweg fliegt, winken wir beide. Diesmal klappt es und er hat er uns scheinbar gesehen.

    „OUR AIRSHIP CAN SEE YOU, THEY ARE TRYING TO FIGURE OUT HOW TO HOIST YOU OUT. „

    Während der Helikopter über uns kreist, bedanke ich mich bei dem Hiker für die Mithilfe und packe hastig die restlichen Sachen zusammen.

    Dann ist er über mir und an einem Seil wird eine Person heruntergelassen.

    Das ist ja wie bei den „Bergrettern“, die Serie, die meine Frau so gerne schaut.

    Der Helikopter macht viel Wind, so dass meine Matte gleich mal in den nächsten Baum fliegt. Ich steige in einen Haltegurt, bekomme einen Helm und meinen Rucksack aufgesetzt und werde dann über das Seil nach oben gezogen. Vorher holt der Rettungsassistent noch meine Matte vom Baum und schärft mir ein, ich solle mich an den 2 Griffen festhalten und auf keinem Fall loslassen.

    Oben angekommen krieche ich in den Innenraum des Helikopters und bin erstmal erleichtert. Nun fliegt der Pilot wieder zu der Stelle zurück, um seinen Kollegen per Seil wieder an Bord zu holen.

    Es fallen nicht viele Worte, wir zeigen uns beide den Daumen 👍.

    Ich wollte ja schon immer mal Helikopter fliegen…😉

    Nach ein paar Minuten Flug, landen wir vor einer Feuerwache. Da stehen schon ein paar Leute und kommen mit einer Krankentrage angelaufen. Mit der Trage werde ich zum Krankenwagen transportiert und verladen.

    Dann werde ich gefragt „DO YOU HAVE ANY INJURIES OR REQUIRE MEDICAL ASSISTANCE?“. Ich verweise auf meinen linken Fuß. Ansonsten fehlt es mir ja an nichts.

    Sie wickeln meinen Fuß aus, machen Fotos, nehmen die Personalien auf, messen den Blutdruck. Der Rettungssanitäter sagt mir noch, wo es hingeht, und wir fahren mit dem Krankenwagen los.

    Nach gut 20 Minuten Fahrt kommen wir in Joshua Tree Hi-Dessert Medical Center an.

    Dort werde ich samt Gepäck auf einen Rollstuhl verfrachtet. Der Rollstuhl ist sehr robust und auch sehr viel geräumiger als in Deutschland.

    Der Rettungssanitäter schiebt mich in einen Wartesaal und verabschiedet sich von mir. Ich nutze die Zeit, um nach Hause zu telefonieren.

    Dann werde ich von einem älteren Arzt aufgerufen. Er fragt meine Daten ab, misst noch mal den Blutdruck und die Temperatur. Dann bekomme ich so eine Art Identifizierungsbändchen um mein Handgelenk. Die Frage nach den Schmerzen beim Laufen auf einer Skala von eins bis zehn beantworte ich mit 8.

    Die Verständigung ist etwas schwierig. Ich gebe ihm meine Übersetzer-App und er tippt es ein. Die deutsche Übersetzung ist identisch mit der englischen. Aha, es ist der Name eines Medikamentes 😉.

    Okay ich bin einverstanden zwei Medikamente (gegen die Entzündung und die Schmerzen) einzunehmen. Eine Schwester bringt die beiden Tabletten und ich spüle sie mit einem Glas Wasser herunter.

    Dann sagt er etwas von X-Ray und deutet mir an, wieder im Wartebereich Platz zu nehmen. Nach etwa einer halben Stunde wird mein Fuß geröntgt, dann heißt es wieder warten.

    Schließlich erklärt mir ein anderer Arzt etwas von „2 broken bones“, er würde mir die Nummer eines „bones doctor“ geben mit dem sollte ich mich in Verbindung setzen.

    Auf meine Frage, ob ich das auch mit einem Arzt in Deutschland klären könnte, sagt er ja. Ich gebe ihm mein Handy mit und macht für mich Fotos von den Röntgenaufnahmen.

    Dann kommt ein Pfleger und erzählt etwas von einem „Splint“. Ich kenne das Wort nicht, aber als er mir die Schiene anlegt, weiß ich was gemeint ist. Dazu muss er mein Hosenbein aufschneiden 😞.

    Er baut mir meine zukünftige zwei Ersatzbeine „Krücken“ zusammen, die ganz anders als die deutschen Krücken sind. Eine Schwester bringt eine 3. Tablette, die ich, ohne zu zögern auch noch herunter spüle. Abermals nehme ich im Warteraum Platz und warte auf die Schwester, die mit mir noch die Abrechnung macht (ca. 100$).

    Nun habe ich nur noch die Aufgaben ein Hotel zu buchen und dann per „Uber“ dorthin zugelangen.

    Meine Wahl fällt auf das Motel „Safari Motor Inn“ in Joshua Tree. Es liegt in der Nähe und kostet unter 100$. Ein freundlicher Uber-Fahrer hilft mir beim Ein- und Ausladen von meinem Gepäck.

    Vorerst buche ich nur eine Nacht, in der Hoffnung, dass es mit dem Rücktransport nach Deutschland schnell klappt.

    Ich telefoniere mit meiner Familie, wir planen, wie es nun weitergeht. Zuerst einmal mit dem ADAC Ambulanzdienst absprechen was alles zu tun ist. Gott sei Dank übernimmt, dass alles meine Frau und mein Sohn von zuhause aus. Nun heißt es warten.

    Der Mann von der Hotelreception ist sehr freundlich und hilfsbereit. Er bestellt für mich 2 Pizzen und bringt mir Wasser sogar auf’s Zimmer.

    Ich bin ihm sehr dankbar! 👏🏻👏🏻👏🏻
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