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  • Zu Hause bei Onkel Ho

    January 8, 2020 in Vietnam ⋅ ⛅ 20 °C

    Kleiner Disclaimer vorweg: wir schreiben diesen Text natürlich nicht live aus Hanoi. Wir sitzen gerade im Zug von Ninh Binh nach Hué und haben endlich Zeit, mal ein paar Texte nachzuholen. Die Tage in Vietnam sind echt vollgestopft und die erste Priorität der letzten Tage war es in der wenigen freien Zeit am Abend erstmal alle Bus-/Zugfahrten bis nach Ho Chi Minh City (HCMC) zu buchen. Unsere Reise wird uns wahrscheinlich nach Hué, Hoi An, Tuy Hoa, HCMC und Ha Tien verschlagen. Von dort geht es dann nach Kambodscha. Bevor es soweit ist, hatten wir aber wundervolle Tage in Hanoi und Ninh Binh, von denen wir euch in diesem und den nächsten Posts berichten wollen.

    Unsere Reise nach Hanoi begann etwas holprig, wir warteten in Sa Pa einige Zeit länger als erwartet auf den Bus. Jedes Mal, wenn einer ankam wurde uns versichert, der nächste Bus sei dann wirklich unserer. Mit einiger Verspätung kam dann unser Bus und damit auch die erste Überraschung: „Schuhe aus“, ein Bus ohne Schuhe betreten? Ja, wir bekamen kleine Tüten dafür und sollten sie mit hineinnehmen. Dann die nächste Überraschung: der Bus hatte keine Sitze, sondern Liegen. Wir hatten also eine 6-stündige Sleeperbus-Fahrt vor uns. In zwei Ebenen übereinander sind schon angeklappte Sitze, die man extrem weit nach hinten stellen kann. Wir richteten uns also ein und lagen halb, halb saßen wir. Es war eine sehr lustige Erfahrung, welche uns auf die Nachtbusfahrt von Tuy Hoa nach HCMC vorbereitete. Früher als erwartet und viel zentraler als gedacht kamen wir in Hanoi an und stürzten uns direkt in den wuseligsten Teil der Stadt. Wir mussten einmal das „Old Quarter“ durchqueren, um zu unserem Hotel zu kommen.
    Und siehe da, auf halben Weg laufen uns zwei bekannte Menschen über den Weg: Judiths Eltern 😳. Was für ein Zufall, das Hallo war natürlich groß. Lustigerweise hatten wir auch noch im gleichen Hotel gebucht und unsere Zimmer lagen übereinander 🙊🤔.
    Das Ganze war natürlich vorher geplant gewesen, die beiden hatten ihren 4-wöchigen Südostasienurlaub extra in Hanoi beendet, um mit uns nochmal ein paar Tage zu verbringen. Dass wir uns aber auf der Straße trafen und nicht erst im Hotel, war wirklich Zufall 😅.
    Wir hatten uns natürlich unglaublich viel zu erzählen, die beiden hatten nach dreieinhalb Wochen in Thailand, Angkor Wat und Vietnam einiges zu berichten und auch wir sprudelten nur so über mit Geschichten. Ein paar davon tauschten wir bei einem gemütlichen Bier in der Innenstadt aus und gingen erst spät zu Bett 🍻.
    An den nächsten Tagen war das volle Touriprogramm angesagt. Am 07.01. ging es erstmal das Old Quarter angucken, das alte Stadtzentrum, wo es nur so von Touris und Geschäften wimmelt. Kleine Straßenküchen reihen sich an Touriläden, Restaurants und Straßenstände. Es ist ein buntes Treiben. Und dazwischen brausen Motorroller und Autos herum, Fußwege gibt es meist nicht oder sie werden von sitzenden Menschen, Läden und Straßenimbissen blockiert. Die erste Lektion: wenn du die Straße überqueren möchtest, musst du einfach zielstrebig loslaufen und darauf vertrauen, dass man dir ausweicht - sonst kommst du nie auf die andere Seite. Manchmal war es für die drei anderen wirklich schwierig Jonas zu folgen, der das Ganze noch aus Kambodscha kannte und etwas mutiger war. Mehrere Male fanden wir uns auf verschiedenen Straßenseiten wieder. Vor allem die Überquerung von größeren Straßen kann manchmal ganz schön schwierig sein 😂.
    Auf unserem Weg machten wir an einem kleinen Tempel im See Hồ Hoàn Kiếm Halt, der an die Verteidigung Vietnams vor einer chinesischen Invasion erinnert. Der Legende zu Folge hatte der damalige vietnamesische Kaiser von einer goldenen Schildkröte ein magisches Schwert geschenkt bekommen, mit welchem er dann die Chinesen besiegte. Danach kam die Schildkröte zurück und nahm das Schwert mit sich an den Grund des Sees, der mitten in der Stadt liegt. Diese Geschichte trug sich vor mehr als 400 Jahre zu und lustigerweise lebte im See wirklich eine extrem alte, riesige Schildkröte, die in den 1970er Jahren starb und danach geborgen wurde. Für sie wurde ein kleiner Schrein auf einer separaten Insel errichtet. Sie wurde über 400 Jahre alt. Diese Schildkröte konnten wir auch im Tempel begutachten, bevor wir uns wieder ins Getümmel der Hauptstadt stürzten.
    Nach ein paar Straßen führte Jonas, der HappyCow vor der Nase hatte, uns zu einem Eisladen, der veganes Schoko-, Passionfruit- und Salzkaramelleis bereithielt. Gut gestärkt ging es weiter zu einer riesigen Markthalle (Dong Xuan Market, Berliner*innen kennen unter diesem Namen vielleicht die große vietnamesische Markthalle in Lichtenberg), die aber nicht allzu spannend war.
    Spannender war das erste mal „Grab-en“, Grab ist eine Taxiapp (wie Uber), mit der man für wenig Geld von (privaten) Motos oder Autos abgeholt und durch die Stadt gefahren werden kann. Da es feste und vorher klar kommunizierte Preise gibt, ist diese App super für Touris. So muss man keine langen Verhandlungen führen, bei denen man eh nicht weiß, was der angemessene Preis für den Weg wäre. Außerdem ist Grab deutlich sicherer, da man dauerhaft geortet wird. In Hanoi haben wir das viel genutzt, weil es keinen öffentlichen Nahverkehr gibt.
    Wir Grab-ten uns also zum Mittagessen an den großen West Lake, an dem auch eine schöne Pagode (Tran Quoc-Pagode) lag. Beim Mittag hatte Jonas endlich wieder einer vernünftige Pho (trad. Nudelsuppe aus Vietnam, die eigentlich zum Frühstück gegessen wird). Nachdem wir die nahegelegenen Pagode besucht hatten, ging es noch in den Literaturtempel. Dort wurde die konfuzianistische Lehre weitergetragen. Die Anlage war sehr groß und wirklich beeindruckend.
    Von so vielen Eindrücken erschöpft, retteten wir uns in ein kleines Café und von dort zum Abendessen.
    Auf dem Nachhauseweg versuchte Jonas noch ein paar Bananen zu erstehen. Da die Frau aber immer nur „Two“ für zwei Bananen haben wollte und sich immer wieder wegdrehte, holte Jonas einen 2.000 Dong Schein heraus. Sie schien immer noch nicht wirklich an uns und unseren zwei Bananen interessiert zu sein. Nach mehrmaligen Nachfragen schüttelte sie heftig den Kopf. Wir verstanden sie wollte 20.000 Dong, für zwei Banenen ... (Kilopreis im Laden übrigens 10k Dong). Nachdem sie immernoch lieber mit anderen kommunizierte, als mit uns zu verhandeln, legte Jonas die Bananen wieder zurück. Das interessierte sie dann plötzlich doch! Jonas kassierte von ihr beim Weggehen einen Schlag auf den Arm und lautes Gemäckere 👊😂. Es war zwar nicht hart, aber trotzdem erstmal DAS Gesprächsthema des Abends 😂.
    Den restlichen Abend verbrachten wir mit Uns-ärgern, da der Reiseanbieter für unsere Ha-Long-Bay Tour uns weniger als 12 Stunden vor Beginn mitgeteilt hatte, dass die Tour ausgebucht sei (und das obwohl wir schon bezahlt hatten und eine Bestätigung zugesendet bekommen hatten). Etwas missmutig planten wir alles um und blieben dann am 8.1. noch in Hanoi. Dort liefen wir durch das französische Viertel und besuchten eine große Anlage, die Ho Chi Minh (Onkel Ho im Volksmund) gewidmet ist. Auf dem Gelände befindet sich ein Museum, sein Mausoleum und sein altes, sehr spartanisches Wohnhaus. Dieses ist eine kleine Holzhütte mit wenig Einrichtung, aber einem schönen Blick auf einen kleinen Teich. Die ganze Anlage ist sehr ruhig und friedlich. Wie in Moskau und Peking gibt es aber eben auch ein riesiges Mausoleum des großen Befreiers, das auf der einen Seite eines riesigen Platzes liegt. Anders als in den anderen beiden Hauptstädten ist dieser Platz aber nicht direkt in der Innenstadt und abgesehen von ein paar Touris menschenleer. Der Platz erzeugte einen ganz anderen Eindruck als der Tianmenplatz oder der rote Platz.
    Von dort ging es in ein lustiges kleines Café (wo wir super leckeren Coconutcoffee ☕️/ Caramellcoffee tranken) und nach dem Abendessen noch zum Wasserpupentheater. Diese traditionelle Form des Theaters wird schon seit Jahrhunderten in Vietnam praktiziert und wurde 1010 vom damaligen Kaiser auch am Hof etabliert. Die Geschichten, die wir sahen, stammten aus dieser Zeit und zeigten Szenen aus dem Alltag der Landbevölkerung, als auch mystische Erzählungen. Zwar verstanden wir nicht alles, aber trotzdem war die Gestaltung und musikalische Untermalung wirklich beeindruckend. Die Puppen schweben an Stäben über das Wasser, im Hintergrund war ein großer Tempel aufgebaut aus dem die Puppen hervorkamen und an der Seite saßen die Musiker*innen auf zwei Podesten. Die Vorstellung gefiel uns wirklich gut, nur leider haben viele andere Besucher*innen das ganze nicht so ernst genommen wie wir. Einige kamen bei der einstündigen Vorstellung eine halbe Stunde zu spät. Ständig ging die Tür auf und zu, weil noch ein Zuspätgekommender hereingelassen wurde. Handys waren an und klingelten und hinter uns wurde viel getuschelt (Jaja Judith und Jonas die Allmans/Spießer) Dafür, dass wir ein vietnamesisches Kulturgut präsentiert bekamen, verhielten sich einige aber auf jeden Fall nicht angemessen. 🤬
    Den Frust darüber ertränkten wir dann in der „Beerstreet“, einer engen Gasse, die vollgestopft ist mit kleinen Plastikhockern. Überall saßen biertrinkende Touris und genossen das günstige vietnamesische Bier (hier gab es das ab 15.000 Dong ~60ct). Wir tranken ein paar Bier in der lärmigen Gasse und gingen früh heim, da wir am nächsten Tag endlich in die Ha Long Bucht fahren würden.

    Wir haben übrigens keine eigenen Fotos gemacht, sondern uns ganz auf Judiths Papa verlassen, weswegen wir bisher nur eine kleine Auswahl aus Hanoi haben. Seid also nicht enttäuscht, dass es nur ein paar wenige Fotos gibt.
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