Ans Nordkap - Juni/Juli 2024

Haziran - Temmuz 2024
Mit dem Flixbus reisen wir ab Friedrichshafen nach Hamburg und von da mit dem Dachzeltbus über Dänemark und Norwegen ans Nordkap und dann über die finnische Tundra und Helsinki zurück. Okumaya devam et

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    1 Temmuz 2024, Finlandiya ⋅ ☁️ 15 °C

    Rovaniemi, Montag, 1. Juli 2024

    Wir sind ja nicht anspruchsvoll, aber die Angelegenheit mit den Duschen (eine einzige) und Toiletten (nur zwei)) auf dem Zeltplatz ist grenzwertig. Wir sind ja schon zwanzig Personen, aber dazu gesellten sich am gestrigen Abend noch gut fünfzig Personen, die an einer deutschen Auto-Rallye teilnehmen (Baltic Sea Circle 2024 in 16 Tagen) und die sich ausgerechnet hier und heute mit allen Teilnehmern an diesem Platz für eine Absprache treffen.
    Die Anzahl der restlichen Camping-Gäste ist uns nicht bekannt, aber wir sind uns einig: Es sind zu viele Personen auf dem Platz für diesen reduzierten Sanitärbereich. An der Rezeption hätte es noch eine weitere Toilette gegeben, aber diese wurde um 17 Uhr (!) geschlossen. In der „Küche“ befindet sich noch die Waschküche und ein riesiger Trocknungsschrank, der für sauna-artige Zustände beim Abwasch sorgt…
    Regine und Kerstin werfen sich am Morgen (wie die beiden letzten Tage) mutig in die Fluten des Almansuvanto und stellen fest, dass er ebenso kalt ist wie der Lemmenjoki. Aber die Erfrischung tut gut und ersetzt die ohnehin nicht ausreichende eine einzige Dusche.
    Wir sind daher recht froh, den Ort gegen 9 Uhr zu verlassen und unser nächstes Ziel, Rovaniemi, ansteuern. Das ist die Hauptstadt Lapplands, demzufolge die Verwaltungshauptstadt von ganz Nordfinnland und wir erwarten daher etwas Grösseres und Interessantes vorzufinden.
    Nach etwa fünfzig Kilometer halten wir in Sodankylä bei der ältesten Holzkirche Finnlands, erbaut im 17. Jahrhundert. Sie wurde allerdings 1995 von Grund auf renoviert, weil sie infolge langer Vernachlässigung dem Verfall preisgegeben war und auseinander zu fallen drohte. Das Äußere wirkt tatsächlich recht neu, wohingegen der Innenraum durchaus einige Jahrhunderte alt sein könnte.
    Martin ist nicht sonderlich beeindruckt und prahlt mit der Kirche von Zillis (Schweiz) aus dem 5. Jahrhundert (!), die mit der berühmten Holzkassetten-Decke im Wesentlichen noch in ihrem Urzustand erhalten ist. Aber zu Hause ist eben alles besser… :-)
    Weiter geht‘s in Windeseile zum ebenfalls nur fünfzig Kilometer entfernten Santa Claus-Village, angeblich der Dauerwohnsitz von St. Nikolaus (In der Schweiz ist dies der Samichlaus.), der von hier aus mit seinem (einzigen!) Rentier-Schlitten alle (!) Geschenke aller (!!) Kinder auf der ganzen Welt verteilen soll. Wenn er dies in vierundzwanzig Stunden erledigen möchte, muss er sich mit geschätzt 120-facher Lichtgeschwindigkeit bewegen! Nur so viel zum Wahrheitsgehalt der Geschichte!
    Wir parken neben Hunderten von Wohnmobilen und Autos und bekommen zweieinhalb Stunden Zeit für die Besichtigung. Um es gleich vorauszuschicken: Fünfzehn Minuten hätten gereicht!
    Das Ganze entpuppt sich als „megalomanisches“ Souvenir-Shop-Ensemble, das zudem nur zur Hälfte geöffnet ist. Vermutlich ist Saison für den „Snow Man Park“ momentan eher ungünstig. Wir spazieren daher etwas ziellos umher und vertreten uns maulend die Füsse. Unter anderem stolpern wir eher zufällig über den im Boden eingelassenen Arktischen Polarkreis, der hier in Rovaniemi durchgeht, schiessen einige Fotos und verzichten auf teures „Meet and Feed“ der Rentiere.
    Gestern im interessanten SIIDA-Museum hatten wir nur ungenügende eineinhalb Stunden zur Verfügung und hätten viel mehr Zeit für dieses Museum (plus Aussenbereich) benötigt. Hier dagegen ist ewiger Kommerz-Langeweile angesagt. Regine begibt sich dennoch in einige Shops, unter anderem besucht sie das Post Office, wo sie ihrer Mutter und dem Enkelkind eine Karte schreibt. Dort sichtet sie auch Tausende von Wunsch-Briefen, die Kinder dem Weihnachtsmann geschrieben haben. Ob deren Wünsche wohl in Erfüllung gegangen sind? Oder warten sie womöglich heute noch darauf??
    Endlich fahren wir weiter zum nur acht Kilometer entfernten Rovaniemi und suchen den zuvor ins Auge gefasste Campingplatz am Fluss und in Stadtnähe auf. Wir können es kaum glauben: Pro Person sollen zwanzig Euro berappt werden. Im Internet lesen wir 10 Euro, aber dies interessiert die Leute an der Rezeption nicht. Krissi verfasst sogleich eine entsprechende Rezession. Recht so!
    Es ist ja nicht so, dass es in Finnland kaum Campingplätze gäbe!
    Der nächste (Napapiirin Camping) ist nur fünfzehn Minuten vom Stadtzentrum entfernt und hier sind wir mit nur 7 Euro pro Nacht willkommen. Der ebenfalls am Fluss gelegene Platz ist so gut wie leer; es gibt ein paar Zelte, einige Wohnmobile und viele kleine Hütten, die man mieten kann (35-55 Euro pro Nacht). Ausserdem finden wir ausreichend Duschen und Toiletten vor. Was wollen wir mehr?!
    Da wir noch früh dran sind, fahren wir zurück in die Stadt und haben eine Stunde lang Zeit, um das „Stadtzentrum“ besichtigen. Zudem ist es beim aktuellen Wetter (leichter Nieselregen bei 15 Grad) auf dem Campingplatz auch nicht gerade gemütlich.
    Rovaniemi wurde wie viele finnische Städte im Zweiten Weltkrieg dem Erdboden gleichgemacht. Dementsprechend besitzt die Stadt natürlich kein historisches Zentrum, dafür eine betonierte Fussgängerzone mit ein paar Geschäften. Die Zone reicht 500 Meter weit hinunter bis zum Fluss Kemijoki. Zu zweit spazieren wir dann noch dem Kemijoki entlang, drehen aber aus Zeitgründen bald wieder um. Andere vergnügen sich in der Mall und decken sich mit reduzierten Kleidungsstücken oder den Mitbringseln ein.
    Zum Abendessen gibt es Pellkartoffeln mit Tsaziki und Bratwürsten (Für Schweizer: Eigentlich sehen sie aus wie Cervelats).
    Obwohl Regen und kühlere Temperaturen nicht unbedingt zu langem Sitzen draußen einladen, haben einige noch ein geselliges Miteinander.
    Okumaya devam et

  • Auf in den Süden… vorerst bis Emolahti

    2 Temmuz 2024, Finlandiya ⋅ ⛅ 18 °C

    Emolahti Camping, Dienstag, 2. Juli 2024

    Bis Helsinki, wo wir am Freitag um 13 Uhr an der Fähre sein müssen, sind es ab Rovaniemi gute 800 Kilometer und wir wollen in der finnischen Hauptstadt noch zwei volle Tage verbringen. Das bedeutet, dass wir heute möglichst weit in Richtung Süden fahren müssen.
    Auf dem Weg liegt nach circa 150 Kilometer Oulu, die Hauptstadt des finnischen Nordens und mit über 200.000 Einwohnern die nördlichste Grossstadt Europas. Nach den bisherigen Erfahrungen mit der bescheidenen Schönheit der finnischen Städte liegt der Pegel unserer Erwartungen eher tief.
    Aber wir werden eines Besseren belehrt: Am Bottnischen Meerbusen gelegen, hat es ein schönes Hafengebiet, ein gut erhaltenes bzw. renoviertes altes Stadtzentrum mit hübschen zweistöckigen Holzhäusern und viele Fussgängerzonen sowie ein grosses Naherholungsgebiet direkt am Wasser. Dazu kommt, dass der Himmel nach anfänglichem Regen aufklart und wir in Oulu bei Sonnenschein eintreffen :-)
    Uns fällt sofort auf, dass überall - aber vor allen an offiziellen Gebäuden - wie wild renoviert wird; dies gilt auch für einige Strassen. Der Grund ist schnell klar: Oulo ist 2026 eine der europäischen Kulturhauptstädte und putzt sich dafür artig heraus. Die Atmosphäre ist beschaulich und der Individualverkehr scheint stark eingeschränkt. Dafür gibt es unzählige Buslinien und eine Menge waghalsiger Radfahrer, vor denen wir manchmal zur Seite springen müssen.
    Wir schauen uns zuerst den alten Fischmarkt (jetzt ein durchdesigntes Laden- und Restaurantgebiet) an und spazieren anschliessend durch das Hafengebiet. Danach machen wir uns zur - vermeintlichen - Fussgängerzone auf, wo wir auf der Karte den Bahnhof finden und uns schon nach rechts wenden wollen, als uns eine Ouluanerin in perfektem Englisch darauf hinweist, dass der Bahnhof links (!) liegt. Navigation will geübt sein… und Kartenlesen auch: Die angebliche Fussgängerzone ist die zentrale ÖV-Meile, wo alle Busse durchfahren.
    Wir kommen am Dom vorbei, in dem uns vor allem (oder nur :-) die imposante Orgel gefällt und dann am Rathaus, das gerade grundsaniert wird und nicht besichtigt werden kann.
    Auf unserem Zickzackkurs treffen wir immer wieder auf Mitglieder der Reisegruppe;
    Das ist leicht zu erklären, denn das Stadtzentrum ist überschaubar und es hat sehr wenige Menschen auf den Strassen.
    Noch ist Zeit für einen Bummel auf eine Halbinsel mit vielen historischen Holzhäusern, die samt und sonders renoviert worden sind. Jetzt sind die Strassen dran, die (historisch korrekt) gerade mit Pflastersteinen besetzt werden.
    Alles wird schön hergerichtet und wir sind sicher, dass 2026 viele Touristen den Weg nach Oulu finden werden.
    Um 16 Uhr fahren wir 165 Kilometer in den Süden und richten uns auf dem Emolahti Camping, am Nordende des grossen Pyhäjärvi-Sees (125 km2), gemütlich ein. Er ist übrigens nur einer von Hunderten von Seen unterschiedlicher Grösse in dieser Gegend.
    Regine gönnt sich nach dem Abendessen einen Saunabesuch und lässt es sich nicht nehmen, nach der Abkühlung im See noch einige Minuten in der nicht untergehenden Sonne zu schwimmen. So herrlich!
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  • Über Jyväskylä nach Helsinki

    3 Temmuz 2024, Finlandiya ⋅ ☀️ 16 °C

    Helsinki, Mittwoch, 3. Juli 2024

    Nach Sigrid kränkelt jetzt auch Martin und er hat sich gestern Abend mit einem Grippemittel gedopt. Die Nacht war bitterkalt, sodass Regine neben dem Merino-Shirt auch noch ihre Daunenjacke angezogen hat!
    Aber schon am Morgen um 6:30 Uhr scheint die Sonne so stark auf das Zelt, dass wir den Eingang komplett öffnen, um nicht zu ersticken.
    Regine schwimmt - wie auch am gestrigen Morgen - zum „Aufwachen“ eine Runde im See. Sie nützt jede Gelegenheit, um in ihrem Element zu sein. Die Temperatur ist gegenüber den Vortag geringfügig höher, etwa 19 oder 20 Grad, so dass Regine es immerhin zehn Minuten im kühlen Nass aushält.
    Beim Frühstück ist es weiterhin meist sonnig und wir brechen gegen 9 Uhr zur ersten Etappe auf. Das Ziel ist die Provinzstadt Jyväskylä - mit 145.000 Einwohnern immerhin die siebtgrösste Stadt Finnlands.
    Wir haben aber nur zwei Stunden Zeit für die Stadtbesichtigung, was bei den Dimensionen und Distanzen ein Ding der Unmöglichkeit ist.
    Wir entscheiden uns für den „Hafen“, der sich in der Bucht des schönen Jyväsjärvi-See befindet. Es liegen einige ältere Dampfschiffe und sogar ein Raddampfer im Wasser, jedoch sind all diese Boote in Restaurants und Bars umgewandelt. Es gäbe zwar interessante Rundfahrten, aber diese dauern fünf Stunden. Und dafür haben wir leider keine Zeit.
    Das Stadtzentrum lassen wir links liegen, auch weil Martin wegen seiner Infektion schlapp macht und nicht weiter gehen möchte. Er wartet an der Uferpromenade auf Regine, die sich - allerdings für uns beide! - in der Zwischenzeit im Supermarkt mit zwei Packungen Kekse eindeckt. Wir können nicht immer nur gesund leben!
    Pünktlich um 14 Uhr fahren wir vom Parkplatz neben dem Busbahnhof ab, jetzt mit dem Ziel Helsinki. Der Himmel verfinstert sich zusehends, es beginnt immer heftiger zu regnen und wir befürchten für den Aufenthalt in der Hauptstadt schon das Schlimmste: Ein Zeltaufbau bei strömendem Regen ist purer Stress! Anschliessend bei Regen unter der Plane essen zu müssen … so haben wir uns den vorletzten Abend in Finnland nicht vorgestellt…
    Darum ist die Freude umso grösser, als etwa 30 Kilometer vor Helsinki der Himmel plötzlich aufreisst und sich die Sonne zuerst zaghaft, dann immer stärker von ihrer besten Seite zeigt.
    Der Rastila Campingplatz liegt auf einer der vielen Halbinseln, etwa dreizehn Kilometer östlich des Stadtzentrums. Dort bekommen wir einen guten Platz unter Bäumen und befestigen dazwischen eine Wäscheleine. Bald hängen unter anderem auch Martins Kleidungsstücke dort.
    Die sanitären Einrichtungen auf dem Campingplatz sind sauber und großzügig gestaltet. Bei Männern und Frauen finden wir je fünf Toiletten vor, vier Duschen sowie Waschbecken mit Spiegel. Im Vergleich zu früheren Orten fühlt sich diese Ausstattung wie Luxus an :-)
    Regine nützt indes vor dem Abendessen letztmalig die Gelegenheit zum Besuch der camping-eigenen Sauna (zusammen mit Dunja, Krissi, Bettina und Philipp), die gerade mittwochs bis 20 Uhr kostenlos für Campinggäste ist.
    Das Beste: Zur Abkühlung können wir im leicht salzhaltigen Meer schwimmen - unmittelbar neben der Sauna. Regine kann dann das Abendessen richtig geniessen. Heute gibt es als Vorspeise wieder einen lecker zubereiteten gemischten Salat (Kerstin macht das beste Dressing aller Zeiten!), als Hauptspeise Reis mit Hühnchen, Erbsen und Karotten. Wie immer ist alles sehr lecker!
    Da wir am Ende des Essens noch gemütlich beisammen sitzen, nützt Philipp die Gelegenheit, in unser aller Namen unserem tollen Busfahrer, Chefkoch, Organisator und Reiseleiter LECH zu danken. Philipp hat in der Busküche eine kleine Überraschung versteckt, die Lech nach einigen Tipps auch findet. Das rote L mit unseren Unterschriften und dem Umschlag erfreut Lech sehr und das Lech-Abzugsbild prangt nach wenigen Sekunden an der Innenseite der Küchentüre.
    Danach sind alle am Planen für den morgigen Tag, weil es ja gilt, in wenigen Stunden soviel wie möglich von Helsinki zu sehen.
    Martin ist da pragmatisch: In nur einemTag kann man sowieso fast nichts sehen und am besten ist es, man flaniert durch die Strassen und lässt sich treiben. Falls nötig, benutzt man dann den öffentlichen Verkehr.
    Regine hat ein ganz anderes Konzept und möchte möglichst viel Information in die kurze Zeit packen. Wenn das mal gut geht…
    Sie streckt schon mal die Fühler bei anderen Mitreisenden aus, denen sie sich unter Umständen anschliessen kann, denn Martin braucht jetzt schon - gegen 22 Uhr - Dopingmittel gegen seine Erkältung und zieht sich ins Zelt zurück.
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  • Einmal quer durch Helsinki

    4 Temmuz 2024, Finlandiya ⋅ ☁️ 17 °C

    Camping Rastila, Helsinki, Donnerstag, 4. Juli 2024

    Martin kränkelt immer noch, aber mit vereinten Dopingkräften wird er physisch und mental aufgebaut. Damit sind wir nach dem Frühstück startklar für das City Sightseeing. Ute und Anneliese begleiten uns. Zum Glück ist die Metro-Station Rastila, von wo uns die Linie M1 direkt ins Zentrum bringt, nur zwei Geh-Minuten vom Camping-Eingang entfernt.
    Zuerst gilt es, die Tageskarten zu lösen, was gar nicht so einfach ist. Die lokale ÖV-App HSL ist zwar punkto Routenplanung etc. Spitze, aber Martin wundert sich, dass er nach Hinterlegung der Kreditkarte und der ganzen Abwicklung kein Ticket bekommt. Das ist ja fast so wie bei der DB-App in Deutschland!!
    Bald stellt sich heraus, dass man in Finnland bei solchen Transaktionen noch vor dem Bankeinzug klärt, ob der Kunde bei seiner Bank überhaupt kreditwürdig ist. Das Ticket selbst müssen wir in einem zweiten Anlauf lösen - jetzt klappt es. Aber bei Regine wird die Visa-Kreditkarte nicht akzeptiert und wir haben keine Ahnung warum…Darum lösen wir auch ihre Tageskarte über Martins Kreditkarte.
    Regine hatte zuerst daran gedacht, die Karte an der Metro-Station zu lösen, worauf sie zum Glück verzichtet und dies schon am Campingplatz erledigt hat. Denn als wir zur Metro kommen und Annelise das Ticket am Automaten lösen will, funktioniert dieser nicht! Und auch Annelieses Karte will die HSL-App nicht akzeptieren und wieder muss Martins Kreditkarte herhalten…
    Mit einem Sprint die unendlich lange Rolltreppe hinunter, schaffen wir es, die nächste Verbindung in die Innenstadt gerade noch zu erwischen. Die Fahrtzeit bis zur Haltestelle ‚Universität‘ beträgt zweiundzwanzig Minuten.
    Wir wollen eigentlich zum Hauptbahnhof und der dahinter liegenden Zentralbibliothek, aber die Finnen haben vergessen, dort eine U-Bahn-Station zu bauen; vermutlich war die Uni wichtiger… :-)
    So spazieren wir über den riesigen Bahnhofsvorplatz, betrachten innen im Bahnhof die großzügige Innenhalle und wundern uns, wie wenig Personen morgens um diese Zeit (etwa 10 Uhr) unterwegs sind - weder zu Fuss noch im Auto. Lediglich einige Fahrradfahrer begegnen uns in einer affenartigen Geschwindigkeit; haben sie doch fast überall auch breite Fahrradstrassen zur Verfügung - ein Paradies für Radfahrer.
    Die 2018 eröffnete Zentralbibliothek Oodi ist ein spektakulärer Bau aus Holz, Beton und Glas mit waghalsig geschwungenen Formen (s. die tollen Fotos von Regine!).
    Wir schlendern daraufhin durch die teure Einkaufsmeile der Innenstadt, besuchen die Akademische Buchhandlung, die vom Star-Architekten Alvar Aalto erbaut wurde und lassen es uns nicht nehmen, kurz das Magnum-Eis-Imperium zu betreten, ein sehr schönes Gebäude, das früher einmal ein Theater war und mittlerweile den Passanten ein schönes Café zum Verweilen bietet und für fünf Euro die Möglichkeit, sein eigenes Eis selbst zu kreieren. Wir verschieben diese Kreation und haben leider am Abend keine Zeit mehr dazu.
    Während wir darauf warten, dass Magnum um 11 Uhr öffnet, beobachten wir mit Interesse einen jungen Mann, der einen grossen Koffer nach sich zieht, diesen einige Meter vor uns öffnet und mit einem ausgeklügelten System einen Verkaufsstand aufbaut. Wie wir erst am Ende seiner Installation sehen, will oder muss er Passanten ansprechen und ihnen Verträge für den Stromanbieter „Väre“ aufschwatzen. Seine Motivation tendiert gegen Null und sein Outfit (von dem wie leider kein Foto haben) lässt sehr zu wünschen übrig. Wir ordnen es ein zwischen locker lässig und schlampig.
    Da wir ja noch anderes sehen wollen, reissen uns los schweren Herzens los; allzu gerne hätten wir gewusst, ob er sein „Einsatz“ von Erfolg gekrönt war.
    Ute verabschiedet sich nun von uns und wir spazieren zum nahegelegenen Dom, der gemäss Internet „äusserst sehenswert“ sein soll. Der wenig Kirchen-interessierte Martin bleibt auf den Steintreppen vor dem Dom sitzen und die Damen kaufen sich ein Kombiticket à 10 Euro für drei Kirchen; dies in der Annahme, dass auch die berühmte Felsenkirche hierin inbegriffen sei.
    Nach fünfzehn Minuten tauchen sie schon wieder auf und berichten, dass der Dom ausser den überlebensgrossen Statuen von Martin Luther und Philipp Melanchthon, einer grossen Orgel und einer riesigen Krypta (in der gerade ein Gottesdienst stattfindet) kaum Farbiges biete: Die Fenster sind „normal“ aus Glas und der Kirchenraum selbst ist recht nüchtern und ohne Ausschmückungen.
    Unser nächstes Ziel ist die Felsenkirche, die wir mit der Strassenbahn 2 erreichen.
    Wie Regine und Anneliese beim Eingang feststellen, ist diese aber nicht im Drei-Kirchen-Ticket enthalten. Also schleichen sie sich in einem geeigneten Moment an der Kontrolle vorbei, ohne zu bezahlen: Immer diese Ausländerkriminalität! :-) Martin wartet wieder draussen. Die in den Fels gehauene Kirche ist etwas ganz Besonderes: rund, die Wände drei Meter hoch im Fels, darüber Glas und oben ein leicht gewölbtes Dach aus Holz, das aussieht wie eine übergrosse Kippa. Die Akustik sei sehr gut, so die Aussage im Internet.
    Wir sind schon ein wenig fussmüde und nehmen erneut die Linie 2 der Strassenbahn, um einmal deren ganze Strecke abzufahren. An der Endhaltestelle weist uns der Fahrer auf Englisch (!) freundlich darauf hin, dass er hier jetzt elf Minuten Pause machen wird. Wir sind natürlich einverstanden. Was hätten wir auch sagen sollen…
    Nach einer Weiterfahrt von einer knappen Viertelstunde sind wir am Touristenhafen, wo der alte Fischmarkt (heute eine Ansammlung von Delikatessengeschäften und Bistros) liegt und eine grosse Anzahl von Barkassen, welche die Touristenschar herumschippern. Regine und Anneliese nehmen Kurs auf das riesige Schulschiff „Buque Escuela Gayas“ (aus Ecuador), das anlässlich von „Tall Ships Races Helsinik 2024“ vor Anker liegt. Eine Besichtigung wäre ohne Eintritt möglich, aber beide Damen sind nicht gewillt, sich am Ende einer gut 150 Meter langen Warteschlange einzureihen. Also genügen Fotos von aussen.
    Anschliessend besuchen wir das Tourist Office, eine wenig geglückte Holzinstallation, den „Fischmarkt“ und anschliessend die russisch-orthodoxe Uspenski-Kathedrale. Hier kommt sogar Martin mit!
    Jetzt wollen wir noch in die alte Nationalbibliothek (eine Institution mit Millionen von Büchern, von denen wir zum Glück nicht alle anschauen müssen), die architektonisch sehr hübsch ist. Und hier können wir auch die Toiletten gratis benutzen!
    Anschliessend brauchen wir zur Erholung unserer heiss gelaufenen Fusssohlen dringend eine längere Tramfahrt, dieses Mal mit der Linie 4. Wir fahren an die weit aussen auf einer Halbinsel liegende Endstation und wieder zurück bis zum Bahnhof. Es ist schon spät geworden und wir müssen uns ein wenig sputen, um mit der Metro rechtzeitig zum Abendessen um 20 Uhr im Camping zu sein. Auch dieses Mal erwischen wir die U-Bahn sozusagen „in letzter Minute“ und Martin schafft es noch, seine getrocknete Wäsche abzuhängen.
    Lech hat wieder ein leckeres Abendessen zubereitet: heute mit Karotten, einer Ladung Kötbullar (Hackfleischbällchen) und „Nudeln“ (Martin weist die kulinarisch etwas unterbelichteten deutschen Mitreisenden darauf hin, dass es sich hier eindeutig um Hörnli handelt :-).
    Unser letzter Abend in Finnland: Es geht ans Aufräumen und Einpacken, damit wir morgen auf der Fähre alles Notwendige dabei haben.
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  • Ab auf die Fähre!

    5 Temmuz 2024, Almanya ⋅ 🌬 19 °C

    Helsinki, Freitag, 5. Juli 2024

    Es heisst Abschied nehmen: Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei! Schon am Morgen machen wir uns bereit für die Reise von Helsinki nach Travemünde in Deutschland mit der Autofähre. Es sind unsere letzten Stunden in Finnland und überhaupt in Skandinavien. Martin geht es besser, aber Regine zeigt jetzt erste Anzeichen einer Erkältung…!
    Dafür ist Martins Wäsche im Dauerwind trocken geworden und er kann seinen Bestand zum letzten Mal auffüllen.
    Wir machen vom Campingplatz aus noch einen letzten Spaziergang Richtung Meer an den privaten Badestrand des Platzes. Trotz der Sonne ist es recht frisch und
    Badende sind um diese Zeit (11 Uhr) noch nicht in Sicht. Anneliese war jedoch vor dem Frühstück schon recht sportlich unterwegs. Regine hätte sie gerne ins Wasser begleitet, hat aus gutem Grund darauf verzichtet. Wir spazieren vom Badestrand aus weiter durch lichte Waldstreifen, bis es Zeit wird, zurück zum Bus zu gehen: Um 12 Uhr ist Abfahrt. Wir müssen spätestens um 13 Uhr an der Fähre sein, um uns in die lange Reihe der wartenden Fahrzeuge einzureihen.
    Tatsächlich sind wir schon um 12:30 vor Ort, was uns für den „Einstieg“ und das spätere Ausschiffen in eine Art Pole Position bringt :-). Da die Fähre nur eine Rampe hat, muss Lech den Bus auf Deck wenden, was er problemlos schaffen würde, wenn die Einweiser nicht völlig widersprüchliche Signale geben würden… Trotzdem gelingt das Manöver anstandslos.
    Jetzt checken wir ein und bekommen unsere „Schlüssel“ für die Kabinen als „Bordkarte“ ausgehändigt. Wir beziehen, wie von Martin mit Philipp vorbesprochen, gemeinsam mit ihm und seiner Verlobten (und „Bald-Gattin“) Bettina Kabine 8012. Demzufolge befindet sich unsere Kabine auf Deck 8 (von insgesamt 12). Das ist praktisch, denn der Ausstieg zum Cardeck ist auf Ebene 7; wir müssen unser Gepäck morgen Abend also nur ein Stockwerk nach unten tragen.
    Ziemlich pünktlich um 15 Uhr legt die Fähre namens „Finnlady“ vom Fährhafen Vuosaari ab und bewegt sich mit zunehmender Geschwindigkeit zwischen den vielen vorgelagerten kleinen Inseln aufs offene Meer zu.
    Nachdem wir das Spektakel genossen haben und vom Wind genug durchgekühlt sind, geht jeder seinem „Hobby“ nach: Regine, Dunja, Krissi, Bettina und Philipp besuchen die kostenlose Sauna mit Whirlpool - getrennt nach Geschlechtern - und geniessen die Zeit ohne weitere Saunagäste. Martin liest in der Kajüte auf seinem Bett und macht anschliessend ein Nickerchen.
    Nach der Sauna folgt das Abendessen, wobei wir uns aus dem Rucksack verpflegen, während einige wenige das üppige Abendessen gebucht haben. Um 19 Uhr finnische Zeit (18 Uhr in Deutschland und der Schweiz) beginnt der EM-Viertelfinale zwischen Spanien und Deutschland, sodass sich sämtliche Fussballfans in der Lobby auf Deck 11 vor dem Grossbildschirm versammeln. Martin, der so tut, als verstünde er etwas vom Fussball (!) prophezeit einen Sieg Deutschlands nach Verlängerung: 2:1. Wir leisten uns zum Spiel zwei Bier (14 Euro) und einen Kaffee (3,10 Euro)
    Es kommt fast genau so, nur dass statt Deutschland schlussendlich Spanien siegt, was der Stimmung in unserem Team aber keinen grossen Abbruch tut, weil offenbar keine fussballwütigen Teilnehmer darunter sind…
    Da das Spiel inklusive Verlängerung etwas gedauert hat, folgt unmittelbar danach das Match Portugal - England, von dem wir uns auch noch die erste Halbzeit „reinziehen“. Dann hüpfen wir - zum ersten Mal seit fast drei Wochen! - in ein richtiges Bett mit Matratze, Leintuch und Federbett: Der wahre Luxus! Wir schlafen so gut wie schon lange nicht mehr…! :-)
    Okumaya devam et

  • Travemünde - Zurück auf dem „Festland“

    6 Temmuz 2024, Almanya ⋅ ☁️ 25 °C

    Travemünde, Samstag, 6. Juli 2024

    In unseren Luxusbetten - ohne einen Schnarcher „an Bord“ und bei absoluter Dunkelheit - schlafen wir Vier tief und fest. Nach drei Wochen im Zelt, Wand an Wand mit Schnarchern, freuen wir uns über den guten Nachtschlaf.
    Während sich Regine, Bettina und Philipp schon um 8 Uhr in die Sauna begeben, liegt Martin - als diese um 9.30 Uhr zurückkommen - immer noch im Tiefschlaf. Er scheint viel Nachholbedarf zu haben!
    Ein langer Seetag liegt vor uns und wir vertreiben uns die Zeit im Café, mit Gesprächen, kurzen Spaziergängen aufs windige Deck auf der Suche nach einem windstillen Plätzchen, mit Lesen oder (Regine) am Nachmittag mit einem erneuten Sauna- und Whirlpool-Besuch.
    Einzig das Auftauchen eines U-Bootes und kurz danach das Sichten eines Kriegsschiffes bietet etwas Abwechslung. Alle rennen an die Fenster und zücken ihre Handys. Florian, dessen Kamera über ein gutes Teleobjektiv verfügt, meint, dass die Schriftzeichen auf dem Schiff russisch seien. Wir sind etwas verwundert darüber und stellen Mutmassungen darüber an, was wohl ein russisches Schiff in der Ostsee zu suchen hat. Klar, St.Petersburg ist nicht weit weg…trotzdem bleibt es uns ein Rätsel.
    Um 19 Uhr finnischer Zeit finden wir uns im Bistro vor dem grossen Bildschirm ein:
    Heute spielt im Viertelfinale die Schweiz gegen England und wir können das
    Fussballspiel doch tatsächlich in deutscher Sprache im ZDF verfolgen. Gute zwei Stunden (bis wenige Minuten vor der Ausschiffung) sehen wir zu, wie die Schweizer Mannschaft heroischen Einsatz bringt, aber schliesslich beim Elfmeterschiessen doch den Kürzeren zieht. Die Niederlage scheint weder Martin noch Philipp sonderlich zu bedrücken und andere Schweizer sichten wir nicht auf der Fähre.
    Insgesamt verbringen wir einen gemütlichen Tag auf der Ostsee und nach einer durchwegs ruhigen Fahrt, die nur ganz am Schluss etwa auf der Höhe der Insel Rügen durch ein kurzes und heftiges Gewitter unterbrochen wird, kommen wir um 21 Uhr deutscher Zeit (22 Uhr finnische Zeit) im Fährhafen von Travemünde an. Wir freuen uns über milde Temperaturen und Sonnenschein, über winkende Menschen an der Travemündung und darüber, dass wir die drei Reisewochen mit einer mini Kreuzfahrt beenden können.
    Das Ausschiffen läuft dann wesentlich gemütlicher und organisierter ab als jenes in Lissabon vom Kreuzfahrtschiff vor eineinviertel Jahren. Trotzdem warten wir geduldig längere Zeit, bis wir aufs Autodeck gelangen.
    Auf dem Weg zum top-modernen Campingplatz Travemünde (dessen Naturbad wir aus Zeitgründen leider nicht geniessen können), laden wir Ute und Angelika
    aus - beide sind „Nordlichter“, die keine weitere Nacht auf ihr heimisches Bett verzichten wollen. Auch Anneliese verlässt uns heute schon und setzt ihren Weg Richtung Süden mit dem Zug fort.
    Und da passiert es: Beim vielleicht letzten Wendemanöver auf der Reise fährt Lech im Rückwärtsgang gegen eine Steinmauer unweit des Bahnhofs und drückt die linke hintere Ecke des Busses ein! Das ist vor allem auch darum ärgerlich, weil er nun diesen Schaden in seinen fünf „Ruhetagen“ vor der grossen Islandreise selber reparieren muss! Trotzdem verliert er deswegen seine gute Laune nicht.
    Am Eingang des Campingplatzes wartet Dunjas Freund Piedro im weissen Porsche und kredenzt uns allen zum Abschied zwei Flaschen italienischen Prosecco. Wären Dunja noch weitere Mitbringsel in die Hände gefallen, so hätte der Porsche nicht ausgereicht.
    Lech hat den nahegelegenen Campingplatz schon vorgebucht und obwohl dieser um diese Uhrzeit eigentlich schon „geschlossen“ (Rezeption) ist, hat er einen Code für die Einfahrt und eine Platznummer zugewiesen bekommen. So fahren wir unter den neugierigen Blicken anderer Gäste zu unserem Stellplatz und bauen Zelte sowie Tische und Bänke auf. Die Plane brauchen wir dieses Mal nicht, denn es droht ausnahmsweise einmal kein Niederschlag. :-)
    Martin geht - wie fast immer - früh ins Bett, während die anderen die noch verbliebenen Alkoholvorräte „vernichten“: Wie durch Zauberhand stehen eine Flasche spanischen Rotweins, ein Flachmann Wodka und eine Flasche „Famous Grouse“ (schottischer Whisky) auf dem Tisch. Irgendwann muss ja Ballast abgeworfen werden… :-)
    Okumaya devam et

  • Teufelsritt mit FlixTrain und FlixBus

    8 Temmuz 2024, Almanya ⋅ ☀️ 17 °C

    Travemünde, Sonntag, 7.Juli 2024 und Tettnang, Montag, 8. Juli 2024

    An unserem letzten Tag ist - wie fast immer - das Frühstück auf 8 Uhr anberaumt. Lech hat beim Bäcker, der den Campingplatz auch am Sonntag beliefert, frische Brötchen bestellt! Da aber 8 Uhr (deutsche Zeit) für uns in Finnland immer 9 Uhr war, sind wir schon früh auf den Beinen.
    Und das ist gut so: Denn heute Morgen muss vor dem Frühstück jeder sein Zelt räumen, Schlafsack und Spannbetttuch verstauen, die „privaten“ Körbchen im Bus leeren, alle seine Habseligkeiten auf und unter seinem Sitz im Bus zusammensammeln und letztlich die Reisetasche „abreise- und ausladefertig“ packen. So haben wir genug zu tun und sind bei aller Wehmut froh, dass wir dies bei angenehmen Temperaturen und im Sonnenschein bei vollkommen blauem Himmel erledigen können und nicht unser „Ränzlein“ im nassen Gras schnüren müssen.
    Neugierige Blicke der Campingplatznachbarn bleiben nicht aus und etliche Wohnmobilisten, die schon gestern Abend ein kleines Schwätzchen mit uns hielten, wollen noch Genaueres wissen. Ob dies einmal künftige Daltus-Kunden werden? Wohl kaum! Sie lieben den Komfort im Wohnmobil, sprechen uns aber viel Anerkennung aus und bewundern den Mut, auf diese ungewöhnliche Art im Dachzeltbus und mit unbekannten Menschen zu reisen.
    Nach dem Frühstück (Für Reiseproviant ist auch gesorgt!) sind Tische und Bänke schnell verstaut. (Wir haben ja mittlerweile Übung darin!) und das Zeltteam mit Lech, Philipp und Bettina ist wie immer sehr fix. Bettina macht in den Dachzelten noch eine Endkontrolle, aber ausser Ohropax kommt nichts zum Vorschein. Aber diesen „Schnarchschutz“ braucht jetzt wohl niemand mehr.
    Nachdem alle Mitreisenden ihre Reisetaschen und Rucksäcke ausgebreitet haben, sind wir doch sehr erstaunt darüber, wie viel Kleidung und andere Artikel manche Personen mitführen bzw. wir sehen, dass deren Gepäckstücke längst nicht den von Daltus vorgegebenen Massen entsprechen. Regine hat penibel darauf geachtet, dass unsere Rolltaschen den Vorgaben für das Gepäckfach entsprechen: 80 cm lang, 30 cm hoch, 46 cm breit). Nun ja, es scheint, dass „Wiederholungstäter“ wissen, dass ihr Gepäck auch dann mitgenommen wird, wenn sie die angegebenen Masse überschreiten. Wir haben uns beschränkt und haben nichts vermisst; wir waren ja von Südamerika das minimalistische Mitnehmen und Packen gewohnt.
    Gegen 9.15 Uhr fahren wir vom Campingplatz Travemünde los. Wir wollen rechtzeitig am ZOB in Hamburg sein, damit vor allem Inge ihren bereits gebuchten Intercity nach Stuttgart noch erwischt.
    Das tut sie dann auch: Eine kurze Verabschiedung ist angesagt und Inge ist froh, dass das von ihr erstandene Rentiergeweih in Verpackungsmaterial und schwarzem Müllsack gut verstaut ist und dass vor allen Dingen andere Zugreisenden dadurch nicht sehen, was in diesem doch etwas unförmigen Paket enthalten ist. Somit lassen sich von vornherein entsprechende Kommentare vermeiden.
    Wir alle verabschieden uns herzlich von Lech und Kerstin, tauschen mit einigen noch die Adressen aus und mit einem letzten „ Macht`s gut und vielleicht sehen wir uns bei einer anderen Reise wieder“ begeben sich die meisten Richtung Hauptbahnhof. Florian wird von seinen Eltern abgeholt. Wie schön!
    Ob wir jemals jemanden aus unserer Reisegruppe wiedersehen werden?
    Wir sind dann auch die Letzten, die Lech und Kerstin am Zentralen Omnibusbahnhof in Hamburg (ZOB) noch zuwinken, als sie mit dem lädierten Bus wegfahren.
    Kerstin sagt, sie hätten jetzt noch viel zu tun, bis die nächste Reise (nach Island in fünf Tagen!) startet - vor allen Dingen stehe die nicht eingeplante Reparatur des Busses an.

    Wir haben nun sechs Stunden Zeit, uns in Hamburg die Beine zu vertreten, lassen die schweren Taschen im Schliessfach und spazieren (zu Beginn wie immer in die falsche Richtung!) zur Aussenalster. Es sind - sicherlich auch wegen des guten Wetters - unzählige Passanten unterwegs, darunter viele Einheimische, die ihrem Hobby frönen: Joggen, Flanieren, Radfahren, Fischen etc. Es ist ja schliesslich Sonntag…
    Auf einer Bank mit Blick aufs Wasser und bei eisigem Rückenwind, der nur mit Sonnenschein zu ertragen ist, arbeitet Regine fleissig an unserem Blog und Martin „analysiert“ die an uns vorbei defilierenden Personen, insbesondere Paare, welche zumindest optisch nicht zusammenpassen. Auf jeden Fall sind die Leute hier trotz des sonnigen Tages nicht bunt angezogen und wirken auf uns - im Gegensatz zum südländischen Friedrichshafen oder gar Zürich - eher etwas steif: Nordlichter eben! :-))

    Bis wir uns endlich aufraffen, noch ein wenig spazieren zu gehen, ist es dafür auch schon zu spät und wir bewegen uns Richtung Hauptbahnhof, wo wir schauen wollen, ob unser FlixTrain um 17:38 Uhr nach Leipzig schon ausgeschrieben ist. Das ist er und zwar wie von der Firma FlixBus angekündigt auf Gleis 8.
    Mit etwas Mühe finden wir noch einen Laden (Spar Express), in dem wir zum Anstossen für Martins 70. Geburtstag etwas Alkoholisches kaufen können. Zur Auswahl stehen Miniaturausgaben vom Jägermeister und ein Wodka; wir entscheiden uns für das Zweitere.
    Nun noch zurück zum ZOB , unser Gepäck aus dem Schliessfach holen und eine letzte „Pinkelpause“ auf den piekfeinen Toiletten (1 Euro).
    Am Hauptbahnhof warten wir weit vorne auf Gleis 8 an der Sonne auf unseren Zug; Dieser wird angekündigt und fährt gegen 17:30 Uhr ein. Die Wagen sind nicht angeschrieben und als wir (in den vermeintlich richtigen) einsteigen, herrscht ein rechtes Gedränge. Auf unseren Plätzen sitzen aber schon andere Reisende, ganz einfach, weil dies der falsche Wagen ist! Also schieben wir unsere ganze Habe weiter in den nächsten Wagen: Dieses Mal ist es der richtige! :-)
    Pünktlich fährt der Zug ab und nimmt schnell Fahrt auf. Unser Wagen ist rappelvoll mit vorwiegend sehr jungen Leuten. Es gibt WLAN (das nichts taugt), aber keine Ladebuchsen (angeblich schon, aber wo bitte?) und keine Klimaanlage (oder sie funktioniert gerade nicht). Dafür kann circa jedes zweite Fenster 10 cm breit geöffnet werden, was uns vor dem Erstickungstod rettet.
    Wir sausen in immer schnellerer Fahrt zwischen beiderseits Bäumen hin und Martin staunt ob des rasanten Tempos. Aber es kommt immer besser: Kaum ist der Zug etwas ausserhalb des Siedlungsgebietes von Hamburg, drückt der Lokführer mächtig aufs Gas und wir rasen mit „gefühlt“ 300 Stundenkilometern dahin.
    Martin hält sich prophylaktisch schon mal an der Stuhllehne fest und Regine?
    Genau: Sie arbeitet unbeeindruckt weiter am Blog :-)
    Weil die Fenster geöffnet sind und wir dicht an Vegetation, Gebäuden oder Lärmschutzwänden vorbei donnern, ist der Lärm barbarisch. Und genau in diesen Pegel hinein meint eine Mitreisende, ein Telefonat führen zu müssen, lautstark…versteht sich.
    Regine mutmasst, dass wir auf einer ICE-Strecke unterwegs seien, aber Martin gibt zu bedenken, dass wir uns in einem Wagen befinden, den Flixbus vermutlich für wenig Geld den Briten abgekauft hat…
    Wir kommen auf jeden Fall heil und pünktlich auf die Minute (!) in Berlin an, wo der Zug an drei Bahnhöfen Station macht. Pünktlich geht es im jetzt etwas schwächer besetzten Zug weiter nach Leipzig, wo wir wie von Flixbus vorausgesagt um 21.22 Uhr ankommen. Deutschland, Bahn und Pünktlichkeit .. Es geht also doch!! :-)
    Wir haben fast zwei Stunden Zeit, bis der FlixBus nach Friedrichshafen losfährt. Diese verbringen wir im sehr schön renovierten (und leider durch viel Neon-Reklame verunstalteten) Hauptbahnhof, wo wir auch unsere mitgebrachten Sandwiches und Früchte essen und uns schon mal einen Schluck aus der Pulle genehmigen: Man wird ja schliesslich nicht jeden Tag 70 Jahre alt.
    Der Busbahnhof ist gleich um die Ecke und wir sind vor 23 Uhr dort. Der Bus ist gut besetzt und wir sind die letzten, die einsteigen. Interessanterweise fährt der polnische Fahrer auch schon um 23:05 Uhr los (regulär wäre 23:10 Uhr gewesen), wohl, weil alle Reisenden bereits eingestiegen sind.
    Regine versinkt schnell in einen Halbschlaf, Martin leert die Wodka-Flasche… Aber auch er verschläft Mitternacht, sodass wir uns erst um 00:06 Uhr zuprosten: Happy Birthday Martin!
    Jetzt verfallen wir in eine Art komatösen Sitzschlaf, der immer wieder durch ein Manöver des Busfahrers oder Lärm eines Mitreisenden unterbrochen wird. Aber irgendwann kommen wir - nach einem Halt in Ulm und Ravensburg - ein paar Minuten zu früh (!) um 06:35 Uhr am Stadtbahnhof Friedrichshafen an (bei Sonnenschein!) und schaffen es gerade noch rechtzeitig auf die Busverbindung nach Tettnang, wo unweit der Haltestelle „Kirche“ Regines Auto auf uns wartet - geparkt von ihrer Tochter Silke. Alles eine Frage der Organisation… und so sind wir punkt 07:00 Uhr nach 27 Tagen wieder zurück „zu Hause“.
    Eine beeindruckende Reise mit vielen Herausforderungen liegt hinter uns. Jetzt brauchen wir zuerst einmal Urlaub!
    Okumaya devam et