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  • Day 78

    Franz Josef, Neuseeland

    January 5, 2017 in New Zealand ⋅ ⛅ 11 °C

    Purer Leichtsinn!

    Eigentlich begann dieser Tag wie jeder andere mit dem obligatorischen Nutellabrot zum Frühstück. Ausgeschlafen entschieden wir uns dazu eine Wanderung zum legendären Franz Josef Gletscher zu unternehmen ohne zu Ahnen, was genau auf uns zu kommen wird. Denn in diesem Vorhaben bestand schon der erste Fehler, weil wir als erfahrene Bergsteiger mit professioneller Ausstattung versteht sich - Nikes - entschieden uns nicht für den Seniorenweg zum Gletscher sondern für die fünf Stunden Wanderung.
    Punkt ein Uhr starteten wir unser Abenteuer.
    Spätestens am Warnschild hätten wir begreifen müssen, dass dies nichts wird, aber dank unseres jugendlichen Leichtsinns marschierten wir eifrig drauf los. Die ersten zwei Stunden waren auch gar kein Problem.Wir trillerten Wanderlieder und fotografierten jeden Winkel aller Wasserfälle und Aussichtspunkte, welchen wir begegneten und selbst das schwankende Wetter konnte unsere Euphorie nicht stoppen. Als wir allerdings nach drei Stunden erst die Hälfte des Wegs zurückgelegt hatten, wurde uns allmählich bewusst, wir schaffen diese Wanderung hin und vor allem zurück nicht den besagten fünf Stunden und vor Sonnenuntergang. Obwohl wir unser Tempo anzogen und wesentlich weniger Stopps einlegten, kamen wir nicht wirklich vor an. Als dann noch eine dicke schwarze Regenwolke aufzog, beschlossen wir umzudrehen, denn die Ausrutschgefahr wurde zu groß. Nur wollten wir nicht zum Auto zurückkehren ohne den Franz Josef Gletscher gesehen zu haben. An einem bestimmten Wasserfall, welcher uns zuvor schon ins Auge gesprungen war, kam uns plötzlich die grandiose Idee diesen hinunterzuklettern und am Bachlauf zum Gletscher zu laufen. Theoretisch auch ein spitzen Einfall nur in der Praxis gestaltete er sich als etwas schwieriger, weshalb das Drama seinen Lauf nahm...
    Im Nachhinein war das Hinunterklettern des Wasserfalls wirklich noch am Harmlosesten. Lediglich ein paar lockere Steine und Sprünge machten uns den Abstieg schwer. Doch schon nach den ersten paar Schritten schoss uns so viel Adrenalin ins Blut, dass wir das Risiko gerne eingingen. Gemütlich liefen wir den Fluss bergauf entlang bis sich eine Klippe in unseren Weg stellte. Spätestes an dieser Stelle wäre der perfekte Moment gewesen die Aktion abzubrechen und wie jeder vernünftige Mensch umzukehren und den offiziellen Weg zu nehmen. Doch unsere Vernunft hatte uns an diesem Tag definitiv im Stich gelassen. Denn den Wasserfall wieder hinaufzuklettern war absolut keine Option. Da sich an der Klippe/ Felsen ein Seilchen befand, musste sich schließlich schon mal jemand da hoch gewagt haben. Auf dem Felsvorsprung sah die Situation dann doch etwas anders aus und uns wuchs die Situation eventuell über den Kopf. Nachdem Krissi fast abgestürzt und von einem Steinbrocken begraben wurde, blassen wir die Aktion endlich ab.
    Blieb nur noch der Weg zurück- aber wie? Eigentlich blieben uns nur zwei Varianten. Entweder den Wasserfall hochklettern oder am Fluss entlang laufen. Natürlich entschieden wir uns für Option B. Zunächst verlief endlich mal alles nach Plan. Wie konnten über die Steine und Felsen am Flussufer laufen. Selbstverständlich blieb es nicht dabei, denn wir mussten Arme des Flusses mehrmals durchqueren, dh. barfuss durch eiskaltes Wasser stapfen, von der Strömung ganz zu schweigen. Als wir bis zum Oberschenkel in Eiswasser steckten, wurde uns auf jeden Fall klar, warum es auf dem Warnschild hieß: "Do not cross the river!".
    Aber keine Sorge uns ist nichts zu gestoßen, denn auf die super Wanderschuhe von Nike ist eben Verlass.
    Das Ende vom Lied war, dass wir nach 6 Stunden durch den Wald irren froh waren wieder auf geteerten Wegen zu laufen und noch glücklicher als wir wieder bei unserer geliebten Bea ankamen. Den Gletscher kannten wir zu diesem Zeitpunkt immer noch nur vom Parkplatz aus.
    Aber am nächsten Morgen in neuer Frische machten wir uns ein zweites Mal auf den Weg zum Franz Josef Gletscher - dieses Mal aber auf dem Seniorenweg!
    In einem Punkt sind wir uns aber einig: Im Nachhinein war unsere Aktion ziemlich dumm, aber verdammt lustig, denn nicht jeder kann von sich behaupten einen Wasserfall hinunter, eine Klippe auf und ab geklettert und durch einen eiskalten Fluss gelaufen zu sein. Hinzukommt, dass der Weg wesentlich aufregender war als der Gletscher selbst!
    Aber für kein Geld der Welt würden wir diese Aktion nochmal starten!
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