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  • Jour 11

    Steuerproblematiken

    3 janvier, Pérou ⋅ ☁️ 23 °C

    Die Thematik kennt Uli H. in Deutschland sehr gut, ist indirekt aber auch hier in Südamerika ein Thema. Also nicht in der Form, dass ich ein kleiner dicker Drecksack vom Tegernsee bin, sondern weil die peruanische Regierung hier Steuergeschenke an Touristen verteilt, die gar nicht so einfach in Anspruch zu nehmen sind.

    Um den Tourismus nach Covid wieder anzukurbeln, sind wir als Reisende aus dem Ausland bei Hotelübernachtungen und Co. aktuell nämlich von 18% Mehrwertsteuer befreit. Aber sag das mal Booking, wenn Du im peruanischen Wlan oder mit einer peruanischen Sim-Card Deine Buchungen tätigst. So geht es per VPN auf dem Handy zurück auf einen europäischen Server, nur um dann eine Fake-Buchung aus dem Ausland zu simulieren. Der ganz normale Wahnsinn im Reisezeitalter 2023/2024 nach Christus. Aber man nimmt, was man kriegt - macht der arme am Hungertuch nagende Bauer in Deutschland ja auch.

    Vokabel bzw. Satz des Tages:
    El mundo es injusto - Die Welt ist ungerecht.

    Wie auch immer, solche Tage gibt es auf längeren Spontanreisen - Du musst Dich um Dein weiteres Vorankommen kümmern, Touren, Guides und Co. für die nächsten Tage klarmachen und... zwei neue Sonnenbrillen kaufen, weil ich meine natürlich erfolgreich irgendwo versenkt habe und die von Lissy zerbrochen ist. Das Problem ist schnell gefixt und der erste Straßenhändler verkauft originale Ray-Ban, Esprit und Adidas für umgerechnet 'nen glatten 5'er. Zuschlag und HighFive. Mit etwas Mühe finde ich hier sicher auch so Casual-Dreck wie Stone Island oder Unfair Athletics.

    Sightseeing gibt es heute nur Im Miniformat, ein kleines Aquädukt etwas außerhalb der Stadt. Natürlich gibt es dafür angebotene Touritouren in Großgruppen, will ich aber nicht - also irgendwo für eine Stunde einen Fahrer mit entsprechender Wartezeit klarmachen. Virtueller Fußtritt an mich selbst - Du Arschloch hättest mal früh genug etwas spanisch lernen können.

    Etwas später hat man seinen kulturellen Hintergrund erweitert und stapft wieder durch die Innenstadt. Lissy schenkt beim Nachladen der Claro Sim irgendeinem Peruaner 20 Sol, weil eine 0 in der Handynummer leider keine 8 ist oder wird. Aber gerne doch. Nicht.

    Viel stressiger wird es zeitgleich mit Cruz del Sur, denn Murphy's law schlägt unweigerlich und treffsicher zu. Während des gesamten Peru-Aufenthaltes haben wir eine einzige lange Nachtbusfahrt über +10 Stunden und natürlich wird exakt diese vom Busunternehmen lapidar per Mail gecancelt. Na danke, knapp 600km zwischen Nazca und Arequipa in der kommenden Nacht ohne Transportmöglichkeit.

    Per Pedes mit leichter Aggression also zum Busterminal, wo sich das Jalala überraschenderweise aber arg in Grenzen hält. Fixe und problemlose Umbuchung auf einen früheren Bus ab Mitternacht, keine weiteren Zusatzkosten. Die deutsche Beamtenseele atmet einmal tief durch, auch wenn mich der Verlust der ersten Sitzreihe im OG wirklich schmerzt.

    An dieser Stelle endet der Tag eigentlich mit dem gemütlichen Zustieg in den Nachtbus. Davor überrascht Unterkunft Nummero 4 aber mit einem Umstand, den ich so nicht erwartet hätte - ich stehe eingeseift unter der Dusche und es gibt nur noch... heißes Wasser. Hallo? Kalt duschen ist unangenehm, okay. Aber wenn aus dem Duschkopf nur noch brühwarmes Wasserkocherwasser rauscht, hat man tatsächlich ein Problem. Sieht der Herbergspapa übrigens auch so und ich darf kurzerhand im bewohnten Nachbarzimmer weiterduschen, das sieht man hier in Peru nicht ganz so eng. Dort besteht zwar exakt das gleiche Problem, aber ich habe einen strategischen Wissensvorteil und nutze das bisserl erträgliche Restwasser in der Leitung. Wow, das war knapp.

    Wenig später beim Auschecken erklärt uns der Chef dann den Hergang. Wasser ist hier in dieser Wüstengegend ein rares Hab und Gut, es gibt quasi keine Regentage. Die örtliche Wasserversorgung wird daher minimiert und auf eine Stunde pro Tag begrenzt. In dieser Zeit werden die Tanks bestmöglich gefüllt und ggf. Wasser zugekauft. Ist dann Schicht im Schacht, in meinem Fall vom Kaltwassertank, brennt es Dir eben alle Hautfetzen weg. Wir sind hier ja nicht bei "Wünsch-Dir-was", sondern bei "ist-so".

    Die Köter der Straße hinterlassen mir ebenfalls noch ein nettes Abschiedsgeschenk und ich knalle kurz vor Mitternacht in den größten Hundehaufen der Stadt. So richtig schön in die letzte Sohlenritze der Trekkingschuhe quillt der Baz'. Was für eine Freude, mit einem Plastiklöffel bewaffnet auf dem öffentlichen Scheißhaus von Cruz del Sur den Mist sprichwörtlich wieder auszulöffeln und rauszukratzen.

    Vokabeln / Satz des Abends:

    cocina de huevos - Eierkocher

    tienes mierda en tu zapato, tienes mierda en tu zapato - haste Scheiße am Schuh, haste Scheiße am Schuh

    Guten Schlaf im 1/2 stündig-verspäteten Nachtbus.
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