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  • Day 61

    Letzte Ausfahrt: Strandtherapie.

    February 22 in Colombia ⋅ ☀️ 28 °C

    Der Tag startet zäh. Die Entscheidung der Hafenbehörde in Sachen Ausfahrsperre lässt lange auf sich warten, eigentlich müssten wir bereits im Auto sitzen und in Richtung Medellin heizen. Tun wir aufgrund von Tom's siebten Sinn allerdings nicht, sondern pokern auf ein Go für die Boote - und das kommt kurz vor acht am frühen Morgen dann tatsächlich wie die Jungfrau zum Kind. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

    In der folgenden Stunde ist sichtbar Betrieb im Dörfchen, plötzlich kriechen die Touris überall wie Ratten aus ihren Löchern und strömen zu den einzelnen Touristikbüros. Wir natürlich mittendrin, wobei sich das Prozedere wie üblich in Südamerika ewig zieht. Hauptsache zwei Deutsche sitzen pünktlich auf die Minute am vereinbarten Treffpunkt, nur um dann 1 1/2 Stunden sinnlose Luft wegzuatmen. Hier wirst Du im Bezug auf Zeit definitiv wehmütig.

    Direkt ruhig ist das Meer trotz teilweiser Entwarnung nicht, es weht durchaus noch die sprichwörtliche Steife Prise. Da eine Verschlimmerung der Windstärke am Nachmittag als gesichert gilt, wird die Tour um eine gute Stunde verkürzt - der Timeslot für die Rückkehr ist schlichtweg vorgegeben. Friss oder Stirb, aber man nimmt, was man bekommt.

    Per Speedboot ballern wir querfeldein zum Etappenziel, den Islas de san Bernado. Hauptattraktion sind die beiden großen Inseln Titipan und Mucura, dazwischen liegt die Santa Cruz del Islote, deren Anblick mich eigentlich am meisten reizt. Hier leben auf einem Hektar Miniinselchen ungefähr 1300 Menschen, damit ist sie die vollgestopfteste Insel der Welt - und das sieht man ihr auch an. Skurriles Teil.

    Unser Drop Off ist Titipan direkt daneben, wo ich zuerst versuche meine Bandscheiben wieder auszurichten, nachdem uns die Kombination Speedboot, Wellengang und knüppelhartes Wasser kräftig die körpereigenen Stoßdämpfer verbogen hat. Wenn die Genesung nicht hier gelingt, dann vermutlich nirgends auf der Welt - hätte Picasso typisches Karibikflair mit Pinsel und Farbe auf Leinwand gebannt, dann würde das Bild vermutlich genau so aussehen.

    Meine Traumwelt wird eigentlich nur kurz von einem weiblichen kolumbianischen Brummer getrübt, der sich bei ohnehin schon klar sichtbar vorhandenen Gewichtsproblemen tatsächlich den Arsch im doppelten Kardashian-Style aufpimpen hat lassen. Danke, aber diesen Anblick im knappen Bikinihöschen der Größe 50 vergesse ich nie mehr - da braucht der Hafen keine eigenen Wellenbrecher mehr. Zugegeben, Bodyshaming ist 2024 tendenziell ein Anzeichen eines miesen Charakters, aber manchmal sind die Grenzen des guten Geschmacks tatsächlich überschritten. Und Lissy hat es zuerst gesehen!

    Nach knappen drei Stunden Karibikflair ruft die Speedboot-Crew zur Heimreise, bei der es nochmal richtig ruppig wird. Tatsächlich wäre Speedboot-Fahrer ein ernsthafter Grund für einen beruflichen Perspektivenwechsel. Raus aufs Meer und Vollgas, ohne dass dir irgendwelche Affen die Vorfahrt und die Nerven rauben. Notfalls fährst Du einfach drüber, fällt im Meer eh' nicht weiter auf.

    Die Mama vom Hotel brutzelt uns am Abend noch ein paar Rühreier, wohlgemerkt bei Kerzenschein und auf Gas. Wenigstens konnten wir unsere Astralkörper noch vom Salzwasser befreien, bevor ein stundenlanger Stromausfall uns und die gesamte Stadt zur vorzeitigen Bettruhe mahnte.

    Haben wir ausnahmsweise mal gar nicht soviel dagegen, morgen ruft mal wieder eine Wegstrecke der Marke "kann sich nur ein Psychopath ausdenken. Nur leider hört der auf den Namen Thomas.
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