• GR10 – über Kälte, Schnee und Seen

    July 10 in France ⋅ ☀️ 20 °C

    Frisch, munter, motiviert und gut genährt wanderten wir mit schweren Rucksäcken los.
    Der Vormittag stand ganz im Zeichen des Wassers, und das laute Rauschen der Flüsse und Wasserfälle begleitete uns lange Zeit.

    Dann verschwand das Rauschen, und wir fanden uns zwischen grossen Felsblöcken wieder, über die wir steile Höhenmeter zurücklegten. Die Landschaft und die Seen waren malerisch, und früher als gedacht erreichten wir unser Ziel: das Refuge des Oulettes de Gaube.
    Dort tranken wir Kaffee und sahen den Wolken beim Wachsen zu. Sie schossen wie Türme in die Höhe, der Wind blies uns um die Ohren, und der Nebel nahm uns immer wieder die Sicht.
    Nach langem Hin und Her entschieden wir uns zu bleiben, obwohl der Wandertag noch lange nicht zu Ende gewesen wäre. Da man sein Zelt im Nationalpark erst ab 19:00 Uhr aufstellen darf, verbrachten wir den Nachmittag in der kalten Herberge, tranken Kaffee, spielten Schach und setzten ein Puzzle zusammen, bei dem 14 Teile fehlten.

    Als es endlich Abend wurde, irrten wir durch den Nebel bis zum Fuss des kleinen Gletschers, stellten unser Zelt auf und kuschelten uns so schnell wie möglich ins Bett.

    Am Morgen besuchten uns die Schafe, und nach ein wenig Überwindung standen wir bei knappen 3 Grad auf. Das frühe Aufstehen hatte sich gelohnt – die morgendliche Stimmung war wunderschön, und wir machten uns zügig an den Aufstieg zum höchsten Punkt des GR10.
    Der Abstieg führte uns durch ein kleines, unspektakuläres Schneefeld, wohl der letzte Schnee, den wir auf dieser Reise aus der Nähe sehen würden.
    Am Ende des Tages klagte Philipp über Schmerzen in der Achillessehne. Nach einigen schmerzvollen Kilometern fanden wir einen Schlafplatz. Nach einer eiskalten Nacht wanderten (Chantal) und humpelten (Philipp) wir los.
    Schon nach wenigen Minuten war klar: So wird das nichts. Philipps Schmerzen waren zu gross.
    Zurück zum Schlafplatz? Zu kalt. Den ganzen Tag in Zeitlupe humpeln? Keine Option. Einen Bus suchen? Für Philipp ausgeschlossen.

    Das Ende der Geschichte: Wir legten diese Etappe auf der Hauptstrasse zurück, um wenigstens einen festen Untergrund unter dem humpelnden Bein zu haben.

    Am nächsten Morgen fühlte sich Philipp wieder top, und so machten wir uns auf zu einer wunderschönen Etappe im Naturreservat Neouvielle – durch duftende Wälder und glasklare Seen. Für Chantal eine der schönsten Etappen bisher.
    Im Naturreservat darf nur an einem Ort biwakiert werden, und so trafen wir auf einer Lichtung hinter einer Staumauer auf etliche andere Zelte, die mehr oder weniger vorschriftsgemäss ab 19:00 Uhr aufgebaut wurden.
    Auch hier kamen wir wie fast täglich mit anderen Wanderern ins Gespräch, was immer sehr interessant ist.

    Am nächsten Tag führte uns der Weg durch ein Skigebiet hinunter ins Tal. Unterwegs sahen wir viele Fahrradfahrer, die die über 2000 Höhenmeter ins Tal deutlich leichter hinter sich brachten als wir. 😅
    Da wir am Folgetag nicht in ein Gewitter geraten wollten, lag nur eine kleine Wanderung vor uns.
    Im beschaulichen Loudenvielle warteten wir das Unwetter ab. Als wir im Trockenen sassen und es wie aus Kübeln schüttete, Blitze vom Himmel schossen und der Donner über das Tal rollte, wussten wir: Wir haben alles richtig gemacht.
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