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  • Day 186–188

    Isla del Sol

    May 2 in Bolivia ⋅ ☁️ 12 °C

    Nach einer relativ kurzen Busfahrt erreiche ich die Stadt Copacabana, die auf einer Halbinsel im Westen des Titicacasees liegt. Dieser gilt als der größte Süßwassersee Südamerikas und ist fast so groß wie Korsika. Nach einer Mittagspause in der nichtssagenden Stadt steige ich auf eine Fähre und komme nach anderthalb Stunden auf der Isla del Sol an.
    Die Insel galt sowohl für die Tiwanaku als auch später für die Inka als heilig und beherbergte einst zahlreiche Heiligtümer, von denen einige noch erhalten haben sind. Der Mythologie zufolge erschienen hier der Schöpfer- und Sonnengott und erschufen die ersten Inka und damit Gründer des Reiches.

    Auf einer über 20 Kilometer langen Wanderung rund um die Insel versuche ich dem Mythos näher zu kommen und nach der lauten Metropole genieße ich die absolute Ruhe hier sehr. Ein Großteil der grünen Hänge der Insel ist durch flache Trockenmauern terrassiert und wurde somit landwirtschaftlich nutzbar gemacht. Zudem treffe ich auf zahlreiche Nutztiere, die von den insgesamt etwa 2.000 Inselbewohnern gehalten werden.
    Am nördlichen Ende der Insel entdecke ich schließlich die religiösen Stätten, zu denen der heilige Felsen, ein Opfertisch sowie ein gemauertes Labyrinth zählen.
    Auf dem Rundweg kann ich mehrere wunderschöne Buchten und Strände sehen und durchquere auch die drei Ortschaften der Insel. Sie sind vor allem von kleinen, einfachen Häusern und viel Landwirtschaft geprägt und das Leben hier erscheint mir beschwerlich. Nur langsam etabliert sich der Tourismus an einigen Stellen und so bin ich froh, mir ein ziemlich authentisches Bild machen zu können.
    Die gesamte Wanderung verläuft auf etwa 4.000 Metern Höhe und so macht sich vor allem zu Beginn jeder Anstieg durch starke Kurzatmigkeit bemerkbar. In dieser Höhe fehlt immerhin ein gutes Drittel des auf Meeresspiegel verfügbaren Sauerstoffs.

    Nachdem ich die Insel mittels Fähre wieder verlassen habe, erwartet mich in Copacabana eine Überraschung. Die ganze Stadt ist in Aufruhr und zahlreiche Besucher sind angereist, um die alljährliche Fiesta de la Cruz zu zelebrieren. Ein traditioneller Umzug durch die Straßen, bei dem Frauen in farbenfrohen Kleidern und Männer mit aufwendigen Kostümen und großen Masken ihre Tänze aufführen. Begleitet wird das ganze von Musikanten und Gesängen. Es erinnert mich sehr an die Llamadas in Montevideo, die ich vor etwa vier Monaten gesehen habe und lässt viele schöne Erinnerungen hochkommen.
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