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  • Day 2

    Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen

    October 20, 2017 in Serbia ⋅ ☀️ 20 °C

    Bevor ich morgen dann Belgrad auskundschaften kann, stand heute aber erst noch ein Arbeitstag auf dem Programm. Das Treffen war als offener Austausch von Startups aus dem Portfolio eines Schweizer Business Angels und Investoren aufgesetzt. Die Lokation, wo mich das Taxi an diesem herrlichen Herbsttag hinbrachte, überwältigte mich sogleich. Kein steriles Hochhaus-Sitzungszimmer, sondern ein trendiges Clublokal am Fluss Save, der wenige hundert Meter danach in die Donau mündet. Das kubische Gebäude aus rostigem Eisen erinnerte mich dann sogleich an meine Heimat Murten, mit dem Monolithen von der Landesausstellung von 2002 und den leider nur noch vereinzelt vorhandenen Blechstücken.

    Vom Innern war die gegenüberliegende Flussseite mit der Altstadt und der imposanten Festung, wo die beiden Flüsse dann zusammenfliessen, zu erkennen. Keine einfache Aufgabe, bei so einem Ausblick immer konzentriert den Referenten zu folgen, zumal dann auch noch riesige Transportschiffe und Segeljachten direkt vorbeizogen. Dafür waren dann die vielen Pausen für den persönlichen Austausch auf der Terrasse schon etwas besser geeignet…

    Im Stile der TV-Sendung „Höhle der Löwen“ präsentierten die Jungunternehmer in 5-Minuten-Pitches ihre Businessideen, die sie mit viel und unverkennbarer Passion verfolgten. Teilweise war es schon ihr zweites oder drittes Unternehmen, das sie aufbauten. Aber ich schreibe ja einen Reiseblog und nicht ein Managementbuch, weshalb ich es hiermit belasse mit den Ausführungen zur Startupkonferenz.

    Eine Pausendiskussion mit einem lokalen Investor führte mich dann aber wieder zum Thema des Vorabends (siehe Blog von gestern), was ich hier noch erwähnen möchte. In Serbien hat es aus kommunistischer Zeit sehr viele ausgezeichnete (Informatik-)Ingenieure, das wurde gefördert, während Wirtschaftswissenschafter eher eine knappe „Spezie“ sind. Einer der anwesenden Startups aus der Schweiz hatte entsprechend seine ganze Entwicklung nach Belgrad verlegt. Das Lohnniveau, das etwa um Faktor 10 kleiner ist und das Potential der Fachkräfte waren die Motivatoren dafür. Und da wäre nun die Öffnung mit der Personenfreizügigkeit wieder ein Risiko, dass diese Leute – wie es die Erfahrung vom Nachbarland Kroatien gezeigt hat – im grösseren Stil abwandern und dieser Standortvorteil verschwindet.

    Der gemütliche Marsch zurück zum Hotel am Abend eröffnete mir dann einen ersten Blick in die wunderschöne Altstadt und weckte die Vorfreude, Belgrad dann schon noch einen ganzen Sightseeing-Tag zu widmen.
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