Unterwegs 🇺🇿
August 30 in Turkey ⋅ 🌙 22 °CErste Interkontinentalreise ohne Transit in Doha
Bereits in Istanbul habe ich gemerkt, dass das Konzept von Warteschlangen für Usbeken anders funktioniert. Die Erfahrung setzt sich bei der Passkontrolle fort. Es gibt eine extra Schlange für Leute mit Visa on Arrival, die ist aber nicht besetzt. Plötzlich kann man sich dann doch bei anderen Schlangen anstellen und bekomme schließlich nach Japan meinen zweiten Stempel in den Pass. Shahlo und ihre Schwester holen mich mit einem Yandex Go (Russisches Uber) vom Flughafen ab. Ich bin bei einem Bekannten von Shahlos Mama untergebracht, der mit seiner Frau für 3 Wochen verreist ist. Sie sind gläubige Hindus, das Apartment riecht etwas nach Weihrauch und ist etwas schlicht für europäische Verhältnisse, aber sauber und hat Charme. Ich lege mich für eine Stunde hin, dann treffen wir uns mit dem Rest der Familie zum Mittagessen. Wir suchen ein Taxi bzw. das Taxi sucht uns, man erkennt sie an der Lichthupe. Das Erste schickt Shahlo weg, Yandex würde 10.000 Som (70 cent) nehmen, der Taxifahrer will 15.000 (1,05€).
Nach dem Mittagessen laufen wir durch die Stadt, manche Viertel sind etwas vernachlässigt, das Zentrum ist aber sehr modern und könnte auch zu einer europäischen Stadt gehören. Man merkt aber die sowjetische Vergangenheit und dass es eine autofreundliche Stadt ist. Zebrastreifen werden meistens ignoriert, manche Ampeln springen direkt für Fußgänger und Autofahrer gleichzeitig um und überall gibt Über- oder Unterführungen.
Am Tag darauf war usbekischer Nationalfeiertag, das 33. Jubiläum der usbekischen Republik. Anscheinend gab es Feierlichkeiten und Feuerwerke, die fanden aber außerhalb der Stadt statt, hat uns zeitlich nicht gepasst. Ansonsten waren wir auf einem der großen Basare in Tashkent und haben dort Streetfood gegessen. Je nachdem was man bestellt hat man hier auch deutsche Preise. Was die Preise für Essen angeht, findet man hier alles. Nationalgerichte bekommt man schon für 1-3 Euro, wenn man in eine fancy Bäckerei geht zahlt man dasselbe schon für ein Croissant. Die Schere zwischen arm und reich scheint hier stärker auseinander zu gehen, verstärkt durch die vielen russischen Flüchtlinge.Read more
Mit einem A320 neo von Uzbekistan Airways fliegen wir ans andere Ende von Usbekistan in die Regionalhauptstadt von Karakalpakstan, Nukus. Hier steht die zweitgrößte Sammlung sowjetischer Kunst, nach der in Moskau. Auf einem Bild sieht man den Fischerhafen von Moynaq, einer Kleinstadt am Aralsee. Nach dem Museumsbesuch brechen wir zu einer 3-stündigen Taxifahrt Richtung Moynaq auf. Moynaq war einst die einzige Hafenstadt Usbekistans, heute liegt der Aralsee 200km entfernt. Um das Jahr 1960 träumte die UdSSR davon, der größte Baumwollexporteur der Welt zu werden und begann in Usbekistan die Wüste kurzfristig in fruchtbaren Boden zu verwandeln. Die neu entstandenen Felder wurden mit Wasser aus dem umgeleiteten Amudarja, wichtigster Zufluss des Aralsees, geflutet. Die Bevölkerung, die sich durch ihre landwirtschaftlichen Erträge zuvor selbst versorgen konnte, wurde abhängig von Importen aus anderen Ländern der Sowjetunion.
Bilder am Aussichtspunkt, der früher der Hauptkai war, zeigen die Folgen dieser Unternehmung. 1960 noch war der Aralsee der viertgrößte See der Welt, heute versickert der Zufluss weit vor dem See, der Verlauf auf Satellitenbildern noch gut erkennbar.
Auf dem Rückweg nehmen wir wieder stückchenweise ein paar Anhalter mit, Bezahlung ist dabei normal, hitchhiking habe ich bisher nicht gesehen.Read more
Am nächsten Tag machen wir uns auf die Suche nach einem Taxi nach Xiva, uns wurde gesagt wir finden diese in der Nähe es Basars. Mit einem Kilo Gurken, einer Tüte Mandeln und einer Tüte getrockneter Aprikosen verlassen wir Karakalpakstan in Richtung Choresmien.
Die Region Choresmien ist heute aufgeteilt zwischen Usbekistan und Turkmenistan, ihre Städte waren vor tausend Jahren intellektuelles Zentrum der Welt. Xiva ist unter anderem Geburtsstätte des Mathematikers al-Chwarizmi ("der Choresmier"), der Vater des Algorithmus und der Algebra (Quelle nicht geprüft).
Merw (heute Teil von Turkmenistan) war einst die größte Stadt der Welt bevor die mongolische Horde sie in Grund und Boden stampfte. Xiva war für die Händler auf der Seidenstraße die erste Oase nach wochenlangem Marsch durch die Wüste.
Die Innenstadt ist Weltkulturerbe und sieht älter aus als sie ist. Die meisten Bauten stammen aus dem 19. & 20. Jahrhundert, die Art zu bauen blieb aber bis in diese Zeit dieselbe. Der blaue abgeschnittene Turm ist ein Minarett, welches der Khan des Chiwa Khanats im 19. Jahrhundert bauen ließ, um ein höheres Minarett als das mächtigere Buchara Emirat zu haben. Als der Khan 1855 starb, wurde der Bau nicht mehr fortgesetzt und hat bis heute dieselbe Höhe behalten. Die Farbe sollte symbolisieren, dass es in dieser Stadt Wasser gab.
Als im 19. Jahrhundert die Russen nach Zentralasien kamen, soll von dem einstigen intellektuellem Zentrum nicht viel übriggeblieben sein, der überwiegende Teil der Bevölkerung bestand aus Analphabeten. Unter dem Zaren blieb die bestehende Kultur erhalten, als die Bolschewiken kamen wurde unter anderem das Alphabet vom arabischen ins kyrillische geändert und die Muezzinrufe verboten.
Die Juma Moschee ist eines der älteren Gebäude in Xiva aus dem 18. Jahrhundert und eine Moschee mit eher ungewöhnlichem Baustil. Die Holzsäulen sind sogar noch älter, manche datieren zurück bis ins 10. Jahrhundert.
Die großen Torbauten sind die Eingänge in Madrasahs, religiöse Schulen von denen es alleine in Xiva etliche gab.Read more
Traveler Soll die traditionelle Kopfbedeckung von hier gewesen sein, auf den Bildern von früher tragen die auch sowas. Dass es vor Sonne und Kälte schützt glaube ich, aber vor Überhitzung?
Im Bummelzug geht es nach Buchara.
7 Stunden dauert die Fahrt, jeder Platz ist ein Liegeplatz - oben und unten. Die meisten schlafen auch direkt ein, manche fahren auch noch viel länger als wir. Ab und zu kommen Verkäufer vorbei und wollen Ramsch oder Essen verkaufen.
Nach 7 Stunden rollen wir dann pünktlich in Buchara ein, einer der zwei bekanntesten Stopps auf der Seidenstraße. Der Taxifahrer kann uns nicht bis ans Hotel fahren, weil die Straße gesperrt ist - der Präsident ist in der Stadt.
Buchara ist eine der ältesten Städte der Welt, sie wurde im ersten Jahrhundert vor Christus erbaut und war lange unter persischem Einfluss. Die Leute sprechen hier und in Samarkand bis heute eine Abwandlung der tajikischen Sprache und eher seltener Usbekisch. Auch die Augenfarbe ist bei vielen heller. Wenn man den Museen in Khiva glaubt, waren die Choresmier und Tajiken abstammend der ursprünglichen Arier, welche ihren Ursprung im Pamir Gebirge haben. Etwas schwer vorstellbar, aber ich sehe tatsächlich einige blonde Einheimische, die sich als Tajiken herausstellen. Damit unterscheiden sie sich vom Aussehen her zu Usbeken, Kirgisen, Kasachen und Turkmenen, denen man das mongolische Erbe eher ansieht.
Insgesamt ist Buchara touristischer als Khiva und weniger gut restauriert, dafür aber älter und manche Ausgrabungen sind bis heute nicht beendet. Die Altstadt ist Heimat von weiteren Koranschulen und Karawansereien, außerdem steht hier ein Mausoleum der Samaniden aus dem 9. Jahrhundert, welches die vielen Zerstörungswellen weitgehend als Original überstanden hat.
Eine der Moscheen wurde auf den Ruinen eines zoroastrischen Feuertempels erbaut, welcher während der arabischen Expansion leider zerstört wurde.Read more
Mit dem Taxi gehts weiter nach Samarkand, wir kommen spät am Sonntag an und gehen direkt schlafen.
Man merkt sofort, dass es die touristischste Stadt unserer Reise ist, es wird schwerer ein Restaurant zu finden mit normalen Preisen. Unser Hotel ist direkt am Registan Platz, die angrenzende Straße ist eine Anreihung von Restaurants mit 1 Sterne Bewertungen, in allen wird von nachträglich veränderten Preisen, Gebühren für alles mögliche, usw. berichtet.
Die besseren Restaurants sind teilweise komplett reserviert von Touristengruppen, in einem waren es 3 spanische Reisegruppen zur selben Zeit.
Das ehemalige Samarkand heißt Afrosiyab und liegt heute etwas außerhalb der Stadt. Da die Mongolen unter Dschingis Khan die Stadt im 13. Jahrhundert nahezu komplett zerstört haben, sieht man hier auch nur noch Ruinen und ein Museum, das die Geschichte der Sogden und über Alexander den Großen erzählt.
Die islamischen Gebäude wie der Registan Platz stammen aus der Zeit nach Dschingis Khan. Samarkand war auch die Heimatstadt eines weiteren mongolischen Herrschers, Amir Timur bzw. Timur Lenk oder Tamerlan.
Dessen Reich erstreckte sich von der östlichen Türkei bis nach China und dem südlichen Kasachstan bis Nordindien.Read more
Häuser und Apartments haben in Tashkent keine Nummern. Nummeriert sind wohl nur die Wohnblocks, danach wird nach Eingängen unterschieden. An vielen Wohnungen ist keine Nummer dran, scheint aber auch egal zu sein, weil man eh nichts per Post schickt. Wenn man etwas geschickt bekommt, bestellt man es direkt zu einer Art Poststelle. Briefkästen gibt es keine.
In der Metro wird nicht angezeigt, wann der nächste Zug kommt, sondern vor wieviel Minuten der letzte abgefahren ist.
Entweder gibt es kaum Supermarktketten oder so viele, dass man selten im selben Supermarkt einkauft. Außerdem sind die Preise so wie in Deutschland oder sogar noch teurer.
Der Kurs sind 13.000 Som pro Euro, ich hatte bisher nur 3 Münzen in der Hand, einmal 1000 und 2 Mal 500. Rückgeld wird ab 1000 Som und darunter nicht mehr zurückgegeben, manchmal gibt es Ersatz, z.B. Kaugummis oder Qurt (ähnlich getrockneten Käsekugeln).
Oft bekommt man zum Essen nur Gabel und Löffel, möchte man etwas Zerteilen, nimmt man einfach die Gabel. Möchte man etwas auf die Gabel schieben, nimmt man ein Stück Brot.
Wenn man darauf achtet, fällt einem auf wie viele Boxautomaten es gibt, also wo man diesen Punching Ball schlagen muss und dann die Zahl mit der eingesetzten Kraft angezeigt wird. Stehen auch außerhalb von Rummeln an zufälligen Plätzen rum.
Wer ein bisschen diktatorischen Flair erleben will geht in das Islam Karimov Museum, die Ausstellung zeigt überwiegend Selbstportraits nach nordkoreanischem Vorbild. Unsere Führerin wirkte, als hätte sie einen strengen Leitfaden von dem sie nicht abweichen darf und man selbst fühlt sich verpflichtet alles interessant zu finden.Read more
Über das Wochenende machen wir einen Kurztrip in den Zaamin Nationalpark an der Grenze zu Tadschikistan. Der Nationalpark liegt am Pamir Gebirge und wird gerade zu einem Kurort ausgebaut.
Neben Wölfen und Bären gibt es hier auch die vom Aussterben bedrohten Schneeleoparden.Read more