Satellite
Show on map
  • Day 130

    Tafetchna - Zagora: Tockenheit

    March 12 in Morocco ⋅ ☀️ 26 °C

    Der Tag beginnt für uns früh um 6:45 Uhr, denn wir haben nur noch 58 km bis zum Ziel vor uns und die Vorfreude auf die Oasenstadt Zagora ist groß! Heute ist der erste Tag des muslimischen Fastenmonats Ramadan und wir entscheiden uns, unser Frühstück erst einige Kilometer außerhalb des Dorfes zu uns zu nehmen.

    Funfact: Der erste Tag des Ramadan ist an die Sichtung der ersten schmalen Mondsichel nach Neumond im neunten Monat des islamischen Kalenders geknüpft. Da Marokko sehr weit westlich liegt im Vergleich zu anderen muslimischen Ländern, beginnt hier der Ramadan häufig einen Tag später als zum Beispiel im nahen Osten. Dieses Jahr hier also am 12. März statt wie woanders am 11. März.

    Ganz genau wissen wir nicht, wie die Leute auf nicht fastende Menschen reagieren. Auf den ersten Blick scheint es jedoch gesellschaftlich akzeptiert zu sein, dass Tourist*innen dies nicht tun, auch öffentlich. Nach einer halben Stunde auf dem Sattel machen wir Pause an einem Gewächs, was das Prädikat "dornigster Busch des Landes" verdient hat. Die Landschaft ist wieder komplett anders, vor allem wegen der diesigen Sicht auf die Berge und der Ebene vor uns.

    Gestärkt und mit leichtem Gefälle kommen wir gut voran und sind schon bald im Draa Tal. Uns eröffnete sich ein Meer aus Palmen, sodass man die Oase vor lauter Palmen nicht mehr sah ;) Aber Spaß beiseite, die Oase war trauriger Weise leider wirklich nicht gut zu erkennen, da selbst die Palmen stark unter der Dürre zu leiden schienen und statt saftigem Grün die Landschaft eher hellbraun erschien. Uns wurde allen während der Fahrt durch den Palmenwald ein wenig schwer zu Gemüte, da man hier die direkten knallharten Folgen des weltweiten Klimawandels zu spüren bekommt. Groß angelegte Bewässerungskanäle und Reservoirs waren komplett leer, der Boden staubtrocken. Man sieht, dass der seit Jahren hier ausbleibende Regen den Menschen jegliche Lebensgrundlage abgräbt. Ohne Wasser keine Pflanzen, ohne Pflanzen keine Viehzucht und Landwirtschaft. Ohne Nahrung kein Leben.

    Die Menschen in Marokko erleben gerade die nächste Jahrhundertdürre nach nicht einmal zwei Jahrzehnten [1] - eine klare Folge des voranschreitenden menschengemachten Klimawandels. Das große Flussbett der Draa ist vollständig ausgetrocknet und man sieht viele tote eigentlich auf Trockenheit und Hitze spezialisierte Palmen. Ab und zu fahren wir an sattgrünen Feldern dabei, die mit Wasser aus naheliegenden Brunnen bewässert werden. Wir fragen uns, wie lange die Situation noch standhalten kann, wenn jetzt schon Brunnen mit 65+ Metern Tiefe gegraben werden müssen, um an das kostbare Grundwasser zu kommen?

    Nach einer weiteren Stunde Fahrt kommen wir an unserem südlichen Endziel Zagora am frühen Nachmittag an und freuen uns auf einen ruhigen zweiten Tagesabschnitt. Wir haben ein Zimmer in einem schönen Riad [2] nicht weit vom Stadtzentrum entfernt. Unsere anfängliche Idee, wenigstens beim Essen bis Sonnenuntergang zu fasten, ging leider nicht auf, nachdem uns der Heißhunger gegen 16 Uhr gepackt hat. Aus Respekt und Unsicherheit über die Reaktion essen wir unsere Naschereien aber auf unserem Zimmer. Abends gehen wir noch essen, um Christophs gestrigen Geburtstag nachzufeiern und finden sogar auf dem Rückweg Eis am Stiel.

    [1] https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panora…
    [2]
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Marokkanischer_…
    Read more