Kalter Wind

2.928 TAGE AUF UNSERER LEBENSREISE IM BLAUEN BUS / DAY 6 TOUR DE EUROPE
(Fahrtstrecke 100 km) - der See heißt Storeskardvatnet, durch den der Fluß Hemsila fließt, über den ein Abschnitt desЧитать далее
2.928 TAGE AUF UNSERER LEBENSREISE IM BLAUEN BUS / DAY 6 TOUR DE EUROPE
(Fahrtstrecke 100 km) - der See heißt Storeskardvatnet, durch den der Fluß Hemsila fließt, über den ein Abschnitt des Kongevegen führt.Читать далее
DAY 6 TOUR DE EUROPE
(Fahrtstrecke 100 km)
Gol - Wasserfall am Hemsil Kraftwerk - Parkplatz am Kongevegen/ Storeskardvatnet - Hemsedal
"Der Kongevegen, benannt nach dem norwegischen König Sverre (1151-1202), wurde 1793 fertiggestellt und war in dieser Gegend Norwegens die Hauptverbindung zwischen Osten und dem Westen über die Berge. Mit seinen vier Metern Breite war er ideal für Pferdegespanne mit Wagen. Heute ist diese historische Strecke eine 110 km lange Wanderroute von Lærdal in der Provinz Song og Fjordane bis Vang in Oppdal in der Landschaft Valdres. Lange Abschnitte wurden in den letzten Jahren restauriert und seit 2016 ist der Kongevegen offizieller Wanderweg."
https://fjordkind-reisen.de/magazin/kongevegen-…
Die Temperatur ist gefallen, durch die Flusstäler pfeift ein starker, kalter Wind, der verwunderlicherweise komplett verschwunden scheint, wenn wir hinter die niedrigen Bäume treten. Dort ist es auch gleich wieder viel wärmer, wenn die Sonne scheint.
Wir sind in Nesbyen über den Fluß gefahren, am stillen Bahnhof vorbei, entlang der Bahnlinie oberhalb und dem Wasser links von uns. In einer Parkbucht steht ein deutscher Bus, sie suchen Distanz zu den Menschen, wollen in einsamen Gegenden reisen.
Oberhalb ihres Platzes hat das Hochwasser ein Floß fast vollständig auf einem Felsen abgesetzt wie eine Arche Noah. Ein Stück vorher liegt der Rest eines eisernen Brückengeländers wie ein gestrandeter Schiffsaufbau im Fluß, überall sind Stämme von Bäumen verhakt.
Die Kraft des Wassers. Hilde geht heute nicht hinein, schnüffelt lediglich am Ufer des unruhigen Sees. Über eine Schotterstrasse folgen wir dem hohen Wasserfall, der unseren Weg leitet. An seinem Fuß, zwischen Bäumen steht ein Zelt, zwei dänische Jungs übernachten dort, fahren tagsüber zum Fluß, um zu angeln.
Wir stehen zurückgezogen zwischen Stapeln von Holz, Hilde schnüffelt an ihnen, als ein surrendes Geräusch meinen Kopf drehen lässt, die Augen sehen gerade noch eine Drohne, die abdreht. Soviel zur Einsamkeit. Natürlich können solche Bilder aus großer Höhe toll wirken, aber brauchen wir das wirklich.
Ich weiß, ich kann die Zeit nicht zurückdrehen, auch wenn sich das angesichts der Weltentwicklung so mancher wünschen würde. Weil die "gute, alte Zeit" ja auch die Vielfalt der Menschen in so besonderer Weise betont hat. Letztendlich bin ich irgendwo falsch abgebogen, so kommt es mir vor. Keine Drohne, eher den Blick vor mir auf den Weg gerichtet, um nicht zu stolpern, sehe ich die Schnecke darauf warten, dass ich nicht auf sie trete.
Eine Hütte unterhalb des Felsen, den Wasserfall im Blick, erinnert mich an eine Reise vor fünfzig Jahren mit meiner norwegischen Freundin in den Hohen Norden, der dieses Mal nicht mein Ziel ist. Ich vergleiche, das ist vielleicht ein Fehler. Allerdings kristallisiert das auch die Veränderungen heraus.
Die alte Stabkirche in Gol ist in einen Freizeitpark integriert, die Aufnahme entsteht, indem ich auf der gut befahrenen Straße einen Verkehrsstau begehe. Die Campingplätze sind stark besucht, hier schlafen also die vielen Camper, die mir auf den Straßen begegnen. Preise von dreißig Euro aufwärts sind die Regel. Pro Nacht.
Heute stehen wir an einem Sportplatz in Helmsdal, mit einer Handvoll anderer Fahrzeuge. Exoten. Ich will nicht klagen, jeder hat das Recht, den anderen auszubeuten. Nur müssen wir uns dann nicht wundern, wohin das führen wird.
Am Königsweg ist keiner unterwegs. Wir stehen oberhalb des Sees, neben der stark und schnell befahrenen Landstraße, Verbindung zwischen Oslo und Bergen. Hier reduzieren die Lastwagen selten das Tempo, weil die Kurven langgezogen sind. Entsprechend laut ist die Luft um uns, auf der Brücke über den Fluß reißt der Wind mir fast die Mütze vom Kopf.
Für den Nachmittag ist es gut hier. Tee. Expedition Seidenstraße. Hilde liegt ausgestreckt im Sonnenschein am Heckfenster. Um uns herum Berge, dunkel und vom Sonnenschein aus dem Schatten herausgeschält, der See wechselt seine Farbe von Grau zu Blau.
Ich träume mir nicht das Gestern herbei, die Gegenwart ist schon zeitausfüllend genug, und für das Morgen bleibt nach dem Schlaf noch genügend Zeit. Ob das Luxus ist. Am Morgen mag ich nicht früh aufstehen, drei Stunden später fühle ich mich krank, es beginnt zu regnen, unsere Fliege kitzelt mein nacktes Knie. Sie ist alleine übrig geblieben, nervt nachts nicht, ich habe den Eindruck, sie fühlt sich wohl.Читать далее
DAY 6 TOUR DE EUROPE
(Fahrtstrecke 109 km)
Ulvik L52 - Panoramavegen - Ulnes - Røn E16 - Plassavegen - Rogne L51 - Beitostølen - Nähe Bitihorn
Wenn wir an einem Platz für die Nacht ankommen und ich die Sachen von hinten hole, um vorne die Fenster zu verschließen, dann geht Hilde auf dem Bett in Angriffstellung. Als erstes müssen wir kämpfen. Mit Knurren und Buckeln, Streicheln und Winden. Ich habe immer die Augen geschlossen, um nicht versehentlich von einer Kralle getroffen zu werden. Ihr Knurren klingt gefährlich und ist doch ganz anders, als wenn sie eine Beute mit den Zähnen festhält, oder jemandem signalisiert, das er Grenzen überschreitet.
Fünf Minuten jeden Abend, dann sind wir richtig angekommen. Dieses Verhalten von Hilde ist neu, vielleicht ein Jahr alt, und ich empfinde es als ein Zeichen großen Wohlwollens, einer Begrüßung des Abends, der Nacht, die vor uns liegt.
Es gibt noch andere Rituale, die Hilde pflegt, aber keiner ist so ausdrucksstark. Morgens, bei der Abreise, da bellt sie auch vergnügt. Es geht los, es geht los. Bewegung. Action. Heute morgen fahren wir zur Feuerwehr in Helmsdale. Dort gibt es Trinkwasser und Entsorgung. In Hilde's rotem Eimer habe ich meine Wäsche eingeweicht, hier walke ich sie durch und spüle sie frisch, verteile sie im Bus auf den Ablagen, damit sie in der Sonne trocknen.
Selbst für manche Norweger sind Campingplätze unbezahlbar, sagt mir abends unser Nachbar im Wohnwagen. Und ein Motorradfahrer ergänzt, dass es europaweit so wäre, dass er dreißig Euro für eine Übernachtung im Zelt zu bezahlen hat. Also geht nur Handwäsche, bis ich für die großen Teile eine andere Möglichkeit finde.
Mit unserem mitteleuropäischen Verständnis lässt sich Norwegen nicht bereisen, weil du in der Regel nicht einfach mal rechts oder links abbiegen kannst. Hier führen solche Wege oft über die Berge, gehen manchmal sehr steil in beide Richtungen, wie von der E16 zur 51. Oder aber über die Hochebene von der 52 zur E16.
Da fährt kein Lastwagen oder ein großer Camper entlang, sondern meist Einheimische in Pkws, die dort ihre Hütten haben. Radfahrer, Pferdegespanne mit gelangweilten jungen Mädchen im Wagen, die keinen Blick für die Landschaft haben, sondern zwischen Schlafen und Handy ihre Zeit verbringen.
Norwegens junge Prinzessinnen oder ein Erziehungsprojekt für "gefallene" Mädchen. Die Kutschenlenkerinnen haben mich schon ein wenig an den alten Schlag der Fürsorgerinnen erinnert, die Peitschen über den Köpfen von allen schwingen.
Spaß haben wir an der Schranke, denn zum Erhalt der Schotterpiste sind 55 Kronen zu zahlen. Meine Mastercard nimmt der Apparat nicht an, doch ein freundlicher Norweger hilft mir und öffnet das Tor in die Freiheit für mich mit seiner Karte.
Die Sonne scheint, und die Fahrt an den blausilbrigen Seen entlang ist ein Vergnügen. Aber langsam steigt die Straße an, durchquert den teuren Ort Beitostølen, und hebt sich auf das Gebirge der Riesen zu. "Jotunheimen ist das höchste Gebirge Norwegens und Skandinaviens. Der Name bedeutet übersetzt 'Heim der Riesen'. Er wurde 1862 von dem Dichter Aasmund Olavsson Vinje geprägt, inspiriert durch die nordische Mythologie und die wilde Landschaft der Gegend.
Die Landschaft ist mit schroffen Gipfeln, Gletschern, Moränen und vielen Trogtälern stark eiszeitlich geprägt. Mit dem 2469 m hohen Galdhøpiggen und dem 2464 m (mit Gletscherhaube) bzw. 2452 m (ohne) hohen Glittertind liegen die beiden höchsten Gipfel Norwegens in diesem Gebirge.
Insgesamt sind über 250 Gipfel höher als 1900 m und 20 davon sogar höher als 2300 m. In der Gruppe der Hurrungane, einer Bergkette im südwestlichen Bereich Jotunheimens, finden sich einige der wildesten Gipfel Norwegens wie der Store Skagastølstind, die bei Kletterern sehr beliebt sind. Westlich von Jotunheimen liegt der größte Festlandgletscher Europas, der Jostedalsbreen.
Moore und Fjellheide beheimaten eine einzigartige Pflanzenwelt. Die Waldgrenze ist mit 1100 m die höchste in ganz Nordeuropa." (Wikipedia)
Wir sind am östlichen Rand mit dem Bitihorn auf 1607m, der größten Erhebung. Der Parkplatz liegt auf 1163 Metern, um neun Uhr abends machen wir eine letzte Runde, wünschen unseren netten Nachbarn aus Belgien und Norwegen einen gesegneten, guten Schlaf.
Dann beginnt es zu regnen, gegen Mitternacht zieht ein Gewitter durch, die Temperatur fällt auf vier Grad, auf den hohen Bergen, die jetzt in den Wolken liegen, sollte es heftig geschneit haben. Morgens ist der Regen leiser, hat Pfützen auf dem Platz gebildet, einige Möwen kreisen um die Steintische herum, auf der Suche nach Futter.
Ich stelle mir die schwerwiegende Frage, ob ich eine lange Hose anziehen soll, da nimmt mir das erneute polternde Einsetzen der Tropfen die Antwort aus dem Mund. Besser wäre es wohl schon. Zumindest für den Spaziergang mit Hilde, denn der kalte Wind kommt in Böen von der Höhe runter.
Um neun Uhr schlafen alle noch, fürs Tanzen im Sonnenschein ist es einfach zu unfreundlich. Jetzt ist Kuscheln, Lesen und Relaxen angesagt, wenn man keinen Hund hat, der raus muss.Читать далее
Meine besondere Empfehlung ist dieses Buch, dessen zweite Hälfte ich in den letzten Tagen geradezu verschlungen habe. Sehr passend zu den kalten und regnerischen Fahrten durch das Gebirge des Jotunheimen! Gute Nacht
Und der Text zum Video:
2.930 TAGE AUF UNSERER LEBENSREISE IM BLAUEN BUS / DAY 7 TOUR DE EUROPE
(Fahrtstrecke 85 km) - Wir stehen auf einem kostenlosen Parkplatz am Ufer des Sees Vågåvatnet nahe dem Ort Vågåmo unweit der Brücke, mit der die L15 das Wasser überquertЧитать далее
DAY 6 TOUR DE EUROPE
(Fahrtstrecke 85 km)
Randsverk - Vågåmo
Und bis Randsverk viel Berge, Kälte, Regen, Nebel, Wind und Seen. Wir halten lange unterwegs an für eine gemütliche Mittagspause mit Blick ins Land. Elche nur auf den Schildern, die vermutlich schon seit Jahrzehnten dort hängen. Elche meiden Gegenden mit einem solchen Verkehrsaufkommen, bei der Man/Elk kaum in Ruhe äsen kann.
Trotzdem hätte ich fast einen unvorsichtigen Langohr überfahren, der sich vermutlich angesichts meines schleichenden Tempos komplett verschätzt hat, sodass ich scharf bremsen musste.
Nach den Bergen kommt Wald, in dem sich die Mücken wohlfühlen, sodass ich Hilde's Fell immer abstreife, damit nichts hängen bleibt. Mich stechen sie natürlich in die Stützstrümpfe, als wüßten sie, dass ich mich da einfach nicht wehren kann, und das Jucken aushalten muss.
Dann fällt die Straße um 10% bergab hinunter zum riesigen Vågåvatnet.
"Vågåvatnet ist ein See in den Gemeinden Lom und Vågå im Inlandet. Er hat eine Fläche von 14,05 km² und liegt 362 Meter über dem Meeresspiegel. Der Fluss Otta mündet am westlichen Ende des Vågåvatnet und setzt sich bei Vågåmo nach Osten fort, durch Ottadalen bis zum Zusammenfluss mit Gudbrandsdalslågen bei der Stadt Otta in der Gemeinde Sel. Vågåvatnet ist einer der 200 größten Seen Norwegens."
(Norw. Wikipedia übersetzt)
Wir stehen direkt am Ufer, nur ein Stück abfallende Wiese von vielleicht zehn Metern, dazu ein kleine Birke, deren Blätter im Wind wehen. Bei unserer Ankunft treffen wir auf ein älteres, deutsches Paar, das auf einer Radreise hier im Zelt übernachten will. Genauso wie ein jüngerer Mann, der von Portugal zum Nordkap unterwegs ist.
Auf der anderen Uferseite ist die Landesstrasse 15 auch am Abend immer noch gut befahren. Ihr folgen wir morgen nach Otta, wo wir die E6 bis Dombås befahren werden, um von dort unseren Zielpunkt am Wasser zu erreichen.
Ein Fjord ist eine tief ins Landinnere reichende, schmale, lang gestreckte Bucht. Also sozusagen ein Zeigefinger des Meeres. Und dort wollen wir in zwei Tagen beginnen, das Festland Europas an seinen Küsten zu umfahren.
Ein bisschen aufgeregt bin ich schon.Читать далее
ПутешественникJa, das ist eine tolle Landschaft! 😍 Mit Fahrrad und Zelt dort unterwegs zu sein; in diesen Bergen, bei diesem Klima/Wetter und inmitten der Mückenschwärme, finde ich sehr bewundernswert. 😮
2.931 TAGE AUF UNSERER LEBENSREISE IM BLAUEN BUS / DAY 8 TOUR DE EUROPE
(Fahrtstrecke 170 km) - Wir stehen auf einem kostenlosen Parkplatz am Ufer des Romsdalsfjorden zwischen Ijsfjorden und Åndalsnes. WIR SIND AM MEER ANGEKOMMEN!!!Читать далее
ПутешественникHey Peter, ich wünsche Dir alles Glück der Welt mit einer großen Portion Gesundheit. Da hast Du Dir ja eine interessante Route überlegt. Ich bin dabei. So lerne ich viele Orte kennen, an denen ich noch nicht war. LG Stephan
DAY 8 TOUR DE EUROPE
(Fahrtstrecke 170 km)
Sel - Dombås - Bjørli - Marstein - Åndalnes - Parkplatz am Romdalsfjorden vor Ijsfjorden
Bis Bjørli ist die Strecke ziemlich langweilig, sodass ich zügig fahren kann, ohne in tiefere emotionale Achterbahnen zu gelangen. Es gibt Erinnerungen an vorherige Reisen über die E6, freundliche Begegnungen auf Rastplätzen, günstiges Tanken für 1,70€/ltr, und wieder mal ein paar Sonnenstrahlen.
An einer Tankstelle ist ein offener Wasserhahn, dann kommt die erste öffentliche Überschlagung vom versteinerten, verengten Flußbett des Rauma. Direkt neben dem blauen Bus sozusagen. Und mit dem Zusammenrücken der Felsenhänge, die erst bewaldet und dann kahl werden, kommen die Wasserfälle immer näher, höher, intensiver.
Es ist sozusagen ein Übermaß an Wasserläufen, die von links und rechts, von vorne und hinten über mich hereinbrechen. Mich umzingeln, zu erschlagen drohen, meine Bereitschaft zur Aufnahme einer solchen Vielzahl von bewegten Bildern überfordern.
Ich bekomme Bauchweh, denn gleichzeitig finden sich vor meinen Augen die Opfer anderer Versuche wieder, in dieser Übermacht leben zu wollen. Ruinen von Häusern und anderen Wohnformen säumen die Straße. Und die, die geblieben sind, wirken klein im Anblick der mächtigen Wände voller schlangenförmiger Wasserflüsse, die sich herabstürzen.
Sicherlich, aus dem emotionalen und räumlichen Abstand einer Nacht am Fjord, kann das Ganze sich relativieren, wenn nicht für mich hier ein besonderer Beginn liegen würde. Ich habe das Glück, tatsächlich auf dem Handy Fußball gucken zu können, dabei zur Beruhigung der Nerven eine halbe Flasche Spätburgunder zu einer Tüte Chips in mich hineinzustreuen, aber mit der unglücklichen Niederlage von Kroos & Co kommt jetzt auch keine Entspannung auf.
Dann eine eisigkalte, regentrommelnde Nacht, der ich mit zeitweiser Standheizung entgegenwirke, während gleichzeitig unglückliche Träume mich heimsuchen.
Als ich verspätet aufwache, liegt die Hundeschnauze neben mir. Im grünen Wasser des Fjords spiegelt sich das gegenüberliegende Ufer mit den Bergen, die eine zarte Schneehaube tragen, während sich gleich einem Schal, Wolken in die Spitzen der dunklen Tannen gelegt haben.
Hier beginnt nach einer einwöchigen Anfahrt der erste Teil unserer Küstenwanderung. Bisher nur Theorie soll jetzt Wirklichkeit von einer Idee werden, deren Umsetzung ferne von irgendwelchen Planungen liegen. Ein bisschen Bauchziehen habe ich dabei, ob mir das wirklich gelingen mag, was ich mir gewünscht habe.
Entlang des Meeres zu fahren klingt simpel, aber selbst an der Ostsee wird das nicht immer einfach. Ich nehme Flüsse in ihrer Länge aus meiner Planung, denke aber, dass ich ihren Mündungstrichtern schon ein Stück folgen werde, denn letztendlich vermischt sich ja ein bisschen Meer mit dem Fluss.
Bei Fjorden ist das eindeutig, die sind - wenn auch manchmal tief im Land - begrenzt, obwohl in ihnen ja auch so mancher Fluß endet. Ich möchte weitgehend auf Brücken und Fähren verzichten, sofern das möglich ist. Und werde zahlreiche Sackgassen wohl mitnehmen müssen, um tatsächlich das befahrbare Festland zu erfassen.
Die große britannische Insel gehört für mich ebenso dazu wie Island und vielleicht sogar Grönland. Sizilien oder Kreta, die vorgelagerten Inseln wie Korsika, Gotland und Sardinien. Ich weiß noch nicht, wie weit ich diese Ausdehnung tatsächlich für sinnvoll halte, und habe auch das Glück, nicht jetzt alles entscheiden zu müssen. Aber ich wollte dir die Gelegenheit geben, mal das mögliche Ausmaß meiner Träume zu überschauen.
Und natürlich ist die Frage, ob das zeitlich in meinem Leben zu schaffen ist. Vielleicht hätte ich eher vor acht Jahren damit beginnen sollen. Aber besser jetzt als nie. Und - egal wie weit ich komme - Hermann Hesse hat im Gedicht 'Stufen' dazu Folgendes gesagt,
"Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten
An keinem wie an einer Heimat hängen
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten."Читать далее
DAY10 TOUR DE EUROPE
(Fahrtstrecke 115 km)
Åndalnes - Ijsfjorden - Klungnes - Åfarnes - Mittet - Myklebostad - Vistdalsheia - Eresfjord
Ernüchterung. Kurz hinter Åndalnes kommt ein Tunnelschild, 6,6 km durch eine dunkle Röhre, einspurig mit Gegenverkehr. Das schaff ich nicht. Aber der Trollstigen ist gesperrt, ich müsste einen riesigen Umweg fahren. Du kannst das. Jetzt mit dem Motorradfahrer, häng dich dran. Kurz vor dem dunklen Loch im Fels kann ich auf einen kleinen Notparkplatz abbiegen. Schnappatmung, mir ist schwindelig, mein Blutdruck ist in die Höhe geschnellt.
Keine Chance. Noch bevor die Tour richtig angefangen hat, ist sie schon zuende. Wie immer bin ich nicht vorbereitet, sonst hätte ich das natürlich wissen können. Aber so reise ich halt nicht. Wenn es also nicht in den Süden gehen kann, bleibt nur der Norden. Auch ein Umweg über Mølde würde am kilometerlangen Unterwassertunnel scheitern.
Als einziger Ausweg bleibt der Weg nach Trondheim/Bodø, den ich aufgrund der weiten Strecke nicht in Erwägung gezogen hatte. Und als ich mich entschlossen habe, klart der Himmel auf und beschenkt mich rund um den Romsdalfjord mit tollen Anblicken. Ein Friedhof im weißen Holzgewand über dem Wasser. Der Ort Klungnes, schräg links von der L64, fast drei Kilometer zum Wasser hin, von dem die Hauptstraße gerade weggefahren ist.
Am Fährhafen von Åfarnes kommt gerade ein Schiff an, wir fahren weiter am Langfjorden entlang auf schmaler Straße bis Myklebostad, wo der steile Aufstieg zur Höhe auf einem halben Tausender beginnt.
Bergab finden sich bunte Fahrräder in einem lockeren Anklang zur großen Tour, die gerade in Frankreich unterwegs ist. Dann der Ort Eresfjord am gleichnamigen Wasser, wo an einem kleinen Parkplatz ein deutscher Camper steht. Nein, sie haben nichts dagegen, wenn wir uns dazugesellen.
Sie haben erfolgreich geangelt, wir gönnen uns ein gutes Gespräch, der Sonnenschein gibt sein Bestes. Der Platz nahe der Straße trägt in seinen stillen Phasen ein ständiges Plätschern vom Wasser, das die vielleicht zehn Meter hohe zerklüftete Felswand hinunterläuft.
Ein Sonnenuntergang vom Feinsten, genau in meinem Blick, die farbigen Wolkenformationen spielen in ihrer Unterschiedlichkeit ebenso mit, wie das gekräuselte Wasser des Fjords, das vom leichten Wind bewegt wird. Die Wälder um die Wasserfälle am gegenüberliegenden Berg leuchten hellgrün gestreift, auf den Bildern wie unscharf, gemalt.
Goldgelb der Fjord zur Sonne hin, dunkelgrün von ihr weg. Wolken senken sich in farbigen Abstufungen über den Ort mit dem gleichen Namen. Fetzen von Blau. Und die Welt hält den Atem an.Читать далее
ПутешественникAlso, die Küstenstraße in Süditalien beziehungsweise nach Süditalien an der Ostküste entlang sind wir ja im Winter gefahren und dort sind ständig Tunnels und Brücken. Dort bist du zwar noch lange nicht, aber nur als Info. 🤗
Spaziergänge mit HildeDer Tunnel an sich ist nicht das Problem, es ist die Länge. Aber schon mal danke für die Vorwarnung.
DAY11 TOUR DE EUROPE
(Fahrtstrecke 222 km)
Als wir in Øksendal vor dem nächsten sechs Kilometer langen Tunnel stehen, der gleich einem dunklen Loch in den Felsen geschlagen wurde, verlässt mich schlagartig alle Energie. Ich versuche erst gar nicht durchzufahren, sondern drehe den Bus gleich.
Mission impossible. Ärgere mich über meine öffentliche Ankündigung und möchte am liebsten abtauchen. Zurückfahren ist immer unangenehm für mich, selbst auf den früher langen Spaziergängen mit Hilde wollte ich lieber einen Kreis gehen.
Zum Glück kann ich mich grade noch so beherrschen, stur zur E6 umzukehren, bis nach Dombås zurück zu fahren. Die einzige Möglichkeit, vorausschauend die Straßenführung abzutasten, ist, auf der Karte den Straßen zu folgen, ob irgendwo 'Tunnelen' steht.
Aber, ich kann und will nicht so leben, das nimmt mir jede Freude an der Reise.
Falls also jemand eine App kennt, bei der die Tunnel in die Navigation einfließen bzw herausgenommen werden können, bitte her damit.
Über die 666 und 665 kommen wir nach Torviktbukt am Fjord, der auf einer Seite in Batnfjordsøra endet, wo wir auf die E39 einbiegen. Sie startet in Dänemark und endet in Trondheim, und hier verwirklichen die Norweger ihre Phantasien von schwimmenden Unterwassertunneln und hängenden Brücken.
Zu meinem Glück wohl nur südlich von mir, denn eine nette Osnabrücker Familie erklärt mir, dass nach Norden keine längeren Tunnel mehr auf dem Weg sind. Das ist kurz nach der abenteuerlichen Überquerung des Fjords über die Gjemnessundbru.
Leider ist mir, wie schon im Video gesagt, das Tunnelgespenst ins Kreuz gesprungen, sodass ich meinen Kopf kaum nach links drehen kann. Unebene Straßen bereiten mir Ungemach, diese mistigen Verspannungen verfolgen mich in diesem Jahr gerne mal.
Von der Insel Bergsøya führt die E39 zur Fähre in Kanestraum, deren riesiger Bauch geöffnet auf uns wartet. Vermutlich ist die Überfahrt nicht kostenlos, aber da die meisten Reisenden mit einem "Pass" unterwegs sind, auf dem das Ticket automatisch abgebucht wird, kommt kein Kassierer vorbei.
Mir wird es dann wohl Monate später als Rechnung aus GB zugesandt, mit den anderen Mautkosten, die entstanden sind. Im Endeffekt ist das günstiger, da mir nicht die jeweiligen Gebühren mitberechnet werden, sondern lediglich eine Gesamtsumme gefordert wird.
In Halsa gibt es für 100 NOK einen Stellplatz direkt am Fährhafen, danach kommt lange nichts Adäquates. An der schönen Friedhofskirche von Halsa ist natürlich das Campen verboten, der letzte Zugang des Fjords zum Meer endet in Vineøra, wo es eine öffentliche Toilette mit Entsorgung gibt.
Lass es mich mal so sagen. Der Platz strömt soviel Unwohlsein aus, dass ich erst gar nicht auf die Idee komme, einen Trinkwasserhahn zu suchen. Bis Orkanger am nächsten Fjord, an dem auch Trondheim liegt, fahren wir durch Wald. Fjell, Mücken, einige Häuser am Wegesrand, ernüchternde Parkplätze, lieblose Asphaltflächen. Mitten drin ein Campingplatz.
Høgkjølen Fjellcamp mit kostenlosem Wlan, wo der Besitzer Deutsch spricht. Das klingt bei Norwegern gerne so, als hätten sie einen schweizer Akzent, aber für Reisende aus dem Mutterland des Camping ist das fast wie Knödel mit Schweinsbraten. Hier bin ich Zuhause, hier gehöre ich hin. Und so fühlt es sich auch an.
(Das ist keine Kritik an dem Verhalten anderer, reisender Menschen, das steht mir gar nicht zu. Jeder so, wie es ihm gefällt, es zu ihm passt. Aber ich möchte doch gerne mal fragen dürfen, was Menschen bewegt, wenn sie verreisen. Brauchen sie dann das heimatliche Feeling, das gemeinschaftlich Verbindende. Wenn ja, dann sollten Reisende auch gut verstehen können, wie sich Refugees bei uns fühlen)
Ob blond ob braun, im wattierten Oberkleid, langer Hose, Mütze mit Ohrenklappen. Die Sonne scheint mit 16°C, ein angenehmer Sommertag, zu dem beim Abendspaziergang ein launiger Wind weht, der die Mücken vertreibt.
Gehen Sie dort hinten in die Ecke, da haben Sie Ruhe, ist die liebevoll, freundliche Umschreibung des Besitzers, um mich aus dem lustigen Treiben auf dem Platz herauszuhalten. Knapp 17 Euro für die Nacht ist besser, als noch lange herumzusuchen, zumal ich mit meinem Nacken Ruhe und Wärme brauche.
Hilde stimmt dem zu, und so hört der blaue Bus schon früh am Abend unsere ruhigen Atemgeräusche.Читать далее
https://youtu.be/r1ldZtLDt3U?si=iOlZQpyZpD7k3RYA
Während wir hier zwischen Straße und Trondheimfjord im Regen parken, möchte ich Dir unser neues Video vorstellen.