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  • Day 141

    Grenzübertritt Villazón - La Quiaca

    February 19, 2022 in Argentina ⋅ ☀️ 16 °C

    Von einem Land ins nächste zu reisen ist immer etwas spezielles. In Lateinamerika die Landgrenzen zu überqueren, ist noch spezieller. Und wenn ein solches Vorhaben während Corona realisiert werden soll, wird es erst recht kompliziert🤯.

    So war es auch bei unserer Einreise nach Argentinien🇦🇷. Bereits einige Wochen vorher versuchten wir uns über verschiedene Kanäle zu informieren, wo und zu welchen Bedingungen eine Einreise über die Landgrenze nach Argentinien möglich ist. Einen weiteren Flug wollten wir unter allem Umständen verhindern, da wir so entweder wieder zurück nach La Paz oder ins weiter östlich gelegene Santacruz hätten reisen müssen. Ausserdem war es uns auch aus ökologischen Überlegungen wichtig, möglichst viel mit dem Bus zu reisen🚌.

    Argentinien hatte seine Grenzen erst im November wieder für Touristen geöffnet und die Einreisebestimmungen änderten seither gefühlt im Wochentakt😬. Bis zur Kontaktaufnahme mit unserem Couchsurfing-Freund Pablo waren wir nicht sicher, ob der Grenzübergang in Villazón nur für bolivianische und argentinische Bürger offen war. In den offiziellen Informationen war lediglich von einer "Safe Zone" im Grenzkorridor die Rede, was uns ziemlich verunsicherte.

    Als wir diese Frage dank der Unterstützung von Pablo endlich klären konnten, machte sich bereits die nächste Unsicherheit breit: PCR-Test, Quarantäne-Hotel, Antigentest - so ziemlich alles hörten oder lasen wir irgendwo. Selbst in Tupiza war man sich nicht sicher, ob geimpfte Personen einen PCR-Test brauchen oder nicht. Sowohl im Spital, als auch in drei verschiedenen Reiseagenturen riet man uns sicherheitshalber einen solchen Test zu machen🤷‍♂️.

    Dieser hätte pro Person aber umgerechnet 100 Franken gekostet, weshalb uns die Güterabwägung einfach fiel. Wir probierten auf gut Glück ohne PCR- oder Antigentest einzureisen und verliessen uns auf die spärliche Info der argentinischen Behörde. Vor kurzem kommunizierten diese nämlich, dass bei geimpften Touristen mit mindestens 14 Tagen Aufenthalt in einem Nachbarstaat ein Test entfallen würde. So richtig wohl bei der Sache war es uns aber nicht. Die Info fanden wir nämlich nur im Web, versteckt zwischen anderen Corona-Mitteilungen. Schlimmstenfalls hätten wir einfach einen Test in Villazón machen und zwei Tage warten müssen😉.

    So verliessen wir um acht Uhr morgens unsere Unterkunft in Tupiza und luden unser Gepäck in ein Collectivo. Knapp eine Stunde später waren wir bereits in der Grenzstadt Villazón, von wo aus wir die restlichen anderthalb Kilometer zum Grenzposten laufen mussten. Wie überall war dieser chaotisch organisiert und wir mussten uns durchfragen, um letztlich in der richtigen Reihe anzustehen. Geschlagene 45 Minuten warteten wir, um auf der bolivianischen Seite den Ausreisestempel zu erhalten. Dabei standen nicht einmal zehn Personen vor uns an🤪.

    Aber es kam noch besser. Denn auf der anderen Seite der Brücke wartete bereits eine lange Menschenschlange auf die Kontrolle des für die Einreise nach Argentinien benötigten Gesundheitsformulars. An einem kleinen, zum behelfsmässigen Schalter umfunktionierten Fenster kümmerte sich eine einzige Frau um die Formulare, während auf der gegenüberliegenden Seite fünf weitere Grenzbeamte bei der Passkontrolle auf Kundschaft warteten🤦‍♀️.

    Die Aufgabe der Beamtin bestand darin, die Formulare auf Vollständigkeit zu prüfen, die Personalangaben mit dem Reisepass abzugleichen und alles mit einem Stempel zu versehen. Für eine einzige Person benötigte sie trotzdem mehr als zehn Minuten. Geschlagene zwei Stunden schmorten wir deshalb an der Sonne🥵, ehe wir den erlösenden Stempel erhielten, um abermals bei der Passkontrolle und nachher beim Scanning des Gepäcks anzustehen🎒🧳.

    Obschon Grenzübertritte in der Regel mühsam sind und die verschiedenen Schalter zum Spiessrutenlauf werden können, hat das ganze immer auch etwas interessantes an sich: Man trifft auf die unterschiedlichsten Menschen. Einige werden laut und wütend ob der Warterei, andere verkriechen sich in ein Buch, gamen auf ihren Mobiltelefonen oder streichen nervös im Warteraum umher 🤬📚👓😦. Insbesondere auf letztere schien es die argentinische Grenzpolizistin mit ihrem Hund abgesehen zu haben. Von Bolivien her wird nämlich immer wieder Kokain über die Grenze nach Argentinien geschmuggelt🍚🌱.

    So verwunderte es uns nicht, dass die Beamtin die hinter uns in der Warteschlange stehende Dame mittleren Alters ins Visier genommen hatte. Die Frau fiel mit ihrem energischen Auftreten bereits am bolivianischen Grenzposten auf und auch beim Anstehen am argentinischen Schalter benahm sie sich sehr auffällig. Nervös blickte sie immer wieder auf ihr Handy, verliess die Schlange um zu telefonieren, klammerte sich an eine alte Frau mit Rollator um eine Vorzugsbehandlung zu erhalten und suchte neue Bekanntschaften für eine Fahrgemeinschaft. Beim passieren des Zolls fing dann tatsächlich der Hund an zu bellen und die Frau brach in Tränen aus. Ob sie wirklich Drogen im Gepäck hatte, wissen wir nicht. Oftmals setzen Drogenhändler aber genau solche Personen als "Mulis" ein😥.

    Wir selber konnten den Zoll wieder verlassen, ohne unsere Rucksäcke auszupacken🤞 und machten uns sofort auf die Suche nach einer Wechselstube. Bargeld oder besser gesagt genügend Bargeld auf sich zu tragen, ist in Argentinien wichtig. Kreditkarten werden nicht überall akzeptiert und die Bezugslimiten am Bancomaten sind relativ tief. Hinzu kommen unverhältnismässig hohe Bezugsgebühren der argentinischen Banken. Wir hatten diesbezüglich bereits etwas vorgesorgt und uns in Bolivien einen Vorrat von 1'500 US-Dollar zugelegt, welchen wir in Argentinien in inoffiziellen Wechselstuben zum für uns vorteilhaften Blue-Dollar-Kurs wechseln wollten💵.

    Doch falsch gedacht! Weder ein offizielles Casa de Cambio, noch eine illegale Wechselstube konnten wir finden. So mussten wir uns wohl oder übel zu einer der beiden lokalen Banken fahren lassen, um nicht komplett auf dem Trockenen zu sitzen. Immerhin funktionierte unsere Debitkarte an einem der vier ausprobierten Bancomaten💳. Die Cash-Ausbeute blieb allerdings klein und die Rechnung fiel wie befürchtet hoch aus. 5'000 argentinische Pesos konnten wir als Maximalbetrag beziehen. Das sind umgerechnet etwa 43 Franken. Gekostet hat uns der Bezug 1'680 argentinische Pesos an Gebühren bei der argentinischen Bank und fünf Franken bei der Schweizer Bank, also ingesamt fast 20 Franken oder 50 Prozent des bezogenen Gegenwertes an Pesos. Über kurz oder lang kann so eine Argentinienreise ganz schön ins Geld gehen🥴.

    Auf jeden Fall waren wir froh um unseren Dollar-Vorrat. Zudem hatten wir uns bereits in Bolivien einen Western-Union-Account zugelegt. Aus Gesprächen mit argentinischen Reisenden wussten wir, dass dies die einfachste und kostengünstigste Möglichkeit ist, um in Argentinien an Bargeld zu kommen (egal in welcher Währung). Mal schauen, wie weit wir mit unserem Geldvorrat kommen😉.
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