Eine kleine Welt-Reise

February 2023 – July 2025
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Mit Radlust unterwegs Richtung Osten. Read more
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  • Tag 311: Desert View bis Mini-Usbekistan

    January 14, 2024 in the United States ⋅ ☀️ 13 °C

    Zwar war die Nacht schon etwas wärmer als die letzte, aber als der Wecker klingelt will keiner von uns so wirklich den ersten Schritt aus dem Schlafsack machen.
    Egal wohin wir dann doch nach einer Weile um das Zelt herum treten, es geht immer durch minimum 10 cm Schnee. Da ist es nicht verwunderlich, dass unsere Schuhe bald nass sind. Die selben Schuhe, die uns in Usbekistan durch die Wüste gebracht haben, dienen uns jetzt immer noch, wenn auch deutlich abgenutzter und, wie wir schon so manches Mal feststellen durften, definitiv nicht wasserdicht!
    Zusätzlich zu der Feuchtigkeit spühren wir auch die Kälte des Schnees durch die Sohlen durch. Das bessert sich auch nicht gerade, als wir die Fahrräder dann durch den hohen Schnee wieder gen Straße schieben.
    Wir lassen es von der Höhe des Grand Canyons eine Weile rollen, halten dann nochmal an, um unsere Füße ein bisschen warm zu treten und fahren dann weiter.
    Wir fahren an einem Schild vorbei, das uns Auskunft darüber gibt, dass wir nun wieder im Kaibab National Forest sind und somit den Nationalpark verlassen. Ups! Dann waren wir also noch gar nicht aus dem Park draußen, in dem das Wildzelten strengstens verboten ist. Naja, das Eingangstor hatten wir gestern noch passiert, also halb so wild.
    So schnell wie wir im National Forest drin sind, verlassen wir ihn auch schon wieder und betreten damit das nächste Reservat. Die Navajo Nation erstreckt sich über vier verschiedene Bundesstaaten und ist Lebensraum für den Großteil der Diné, besser bekannt als Navajo, und der Hopi. Wir werden dieses Gebiet über mehrere Tage auf dem Weg zum Monument Valley durchradeln.
    Gleich zu Beginn der Reservatsgrenze kommen wir an einigen Ständen vorbei, an denen zum Teil handgemachter Schmuck verkauft wird. Wir erfahren, dass bestimmte im Schmuck verwendete Perlen die Kerne von Blaubeer-artigen Beeren sind. Das Fruchtfleisch wird von Vögeln abgefressen und die heruntergefallenen Kerne dann eingesammelt und weiter verarbeitet.
    Hier kaufen wir uns einen kleinen Traumfänger (typisch für manche, aber nicht alle Stämme!), der zum einen tatsächlich auch bei den hier ansäßigen Diné Verwendung findet und zum anderen auch die Navajo Nation finanziell unterstützt. Der Traumfänger wird im Schlafzimmer aufgehängt und fängt sowohl die bösen als auch die guten Träume im Netz ein. Wenn dann am Morgen die Sonne auf das Netz scheint, werden die bösen Träume vom Sonnenlicht verbrannt und die guten sammeln sich im Zentrum des Netzes und wandern dann nach einer Weile gefiltert in die Federn. Dort bleiben sie und können von da an immer wieder geträumt werden.
    Die Fahrt weiter nach Cameron ist atemberaubend. Immer wieder werden uns Blicke in kleinere Canyons ermöglicht, von denen die Ebene hier übersäht ist.
    Wir kaufen eine Kleinigkeit in einem kleineren, etwas teureren Supermarkt ein und werden auch hier häufiger angesprochen. Aufmerksamkeit erwecken wir, als einzige Radfahrer im Winter.
    Wir fahren noch ein Stück und kommen dann an einen ehemaligen Handelsposten, eine Trading Post. Hier steht heute ein Motel, eine Poststelle und ein Souvenirladen mit einigen Souvenirs der Diné, wie Traumfänger, Tongefäße oder Zeichnungen. Auch eine Teppichwebecke gibt es hier. Dort erklärt uns der junge Mann, dass er die Tradition seiner Großmutter aufgegriffen hat, nachdem diese verstorben war. Für die knapp 30 cm hat er bereits 10 Tage daran gearbeitet, wobei er die Muster im Kopf hat. Er erklärt uns weiterhin, dass je nach Region innerhalb des Reservats auch ganz unterschiedliche Teppiche als Wanddeko typisch sind. So hängen dort Teppiche mit roten Hintergründen, manche sind grau und braun gehalten und wieder andere sehr bunt.
    Vor der Trading Post unterhalten wir uns dann noch mit einem Diné, der im Grand Canyon National Park arbeitet. Er erzählt, dass seine Tochter mal mit einem Tobi aus Kaiserslautern zusammen war und er als Vater Tobi ihrem jetzigen Freund vorgezogen hätte. Außerdem erfahren wir von ihm, dass wir auf dem Reservat jede Straße beziehungsweise jeden Feldweg ohne Bedenken hinein fahren und dort unser Zelt aufbauen dürfen, wenn diese nicht ausdrücklich als privat ausgeschildert sind.
    Mit dieser guten Nachricht im Gepäck fahren wir nur noch ein kurzes Stück und folgen dann einem holprigen Weg, der von der Straße wegführt.
    Wir schauen uns nach einem guten Platz zum Zelten um und entdecken ein Auto, das etwas entfernt geparkt hat. Langsam fahren wir dort hin, weil wir die Fahrer nochmal fragen wollen ob es wirklich ok ist hier zu zelten und sehen dabei, dass die beiden drei Hunde dabei haben. Sobald diese uns entdeckt haben, kommen sie auch schon verteidigend auf uns zugerannt. Erst nach dem dritten Ruf hören sie auf den Besitzer. Dieser packt die Hunde nacheinander und bringt sie zum Wagen. Dabei ruft er uns noch die Worte "Don't let them attack you, they'll bite!" zu. 'Das Kennenlernen lassen wir dann mal besser', denken wir und fahren noch ein Stück weiter.
    Wir finden einen Hügel, hinter dem uns keiner von der Straße aus sehen kann und bauen dort im Sand unser Zelt auf.
    Wenn uns die Temperatur nichts anderes sagen würde, könnten wir glatt denken wir seien zurück in Usbekistan. Heute morgen noch im Schnee aufgewacht und jetzt mitten in der Wüste. Schon verrückt!!
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  • Tag 312:Mini-Usbekistan bis Veteranstree

    January 15, 2024 in the United States ⋅ ⛅ 8 °C

    Heute morgen ist es mal wieder trotz des Sands um uns herum ziemlich frisch. Auf dem weiteren Weg begleiten uns Berge mit vielen verschiedenen Schichten und um uns herum scheint alles in einem rötlichen Licht. Nicht etwa wegen der aufgehenden Sonne, sondern eher wegen des rötlichen Sandsteins, der hier sehr verbreitet ist.
    Wir fahren nicht weit und kommen dann an einen weiteren Sightseeing-Punkt, der nicht sehr bekannt zu sein scheint. Dass nicht allzu viele hier sind mag allerdings auch an der Jahreszeit liegen. Ein großes Schild auf der rechten Seite der Straße weist uns den Weg. Die dort ausgewiesenen "Dinosaur Tracks" liegen direkt neben der Straße. Nur wenige kleine Holzverschläge stehen dort und dienen im Sommer den Diné als Verkaufstheke für handgemachten Schmuck und Souvenirs. Heute ist nur einer der Tische belegt.
    Sobald wir uns den Verschlägen nähern, ist auch schon ein Mann bei uns und bietet uns eine Tour gegen eine kleine Spende an. Wir hatten schon davon gehört, dass sich hier einige Diné als Führer anbieten, um etwas über die Dinosaurierspuren zu erzählen. Da wir uns allerdings erst einmal selbst ein Bild davon machen wollen, lehnen wir zunächst höflich ab und suchen einen Platz für die Räder.
    Dann machen wir uns auf die Suche nach den im Gestein verteilten Spuren, die nicht im Geringsten zum Schutz abgesperrt sind. Tatsächlich finden wir recht schnell Spuren und erfahren nach einer Weile, dass dies Raptorspuren sind, vermutlich von einem einzigen. Es ist unvorstellbar wie hier damals die Saurier durch liefen und vor allem, dass bis heute deren Spuren noch so gut erhalten sind!
    Auch ein versteinertes Skelett finden wir. Das ist allerdings nicht mehr so gut erkennbar.
    Immer wieder bieten uns die hier wartenden Diné ihre Führung an, fragen dann allerdings auch nach einer Spende. Knapp 40% der auf dem Reservat ansäßigen Diné leben unterhalb der Armutsgrenze. Diese Zahl hat uns sehr überrascht, als wir sie das erste Mal hören. Leider sind hier viele von Arbeits- und Perspektivlosigkeit und somit auch von hohem Alkoholismus betroffen. Daher zögern wir, hier unsere Hilfe in Form von Geld anzubieten. Ein Ablehnen unsererseits führt allerdings keinesfalls dazu, dass uns unfreundliche Worte entgegnet werden. Ganz im Gegenteil wünschen sie uns sogar noch eine gute und sichere Weiterreise.
    Nachdem wir die Saurierspuren angeschaut haben dauert es nicht mehr lange, bis wir an das Ortsschild von Tuba City kommen. Wie so häufig hier in den Staaten ist auch dieses von Kugeln durchlöchert. Sehr verwundern tut uns das mittlerweile nicht mehr. Ganz interessant ist allerdings das Schild daneben, das auf die Navajo Code Talker des 2. Weltkrieges hinweist. Um Informationen sicher zu übermitteln und nicht zu riskieren, dass die Deutschen oder Japaner diese abfangen, wurde die Sprache der Navajo (Diné) verwendet. So saßen auf beiden Seiten Navajo, die die Informationen in ihrer Sprache übermittelt beziehungsweise auch empfangen haben. So wurde beispielsweise das Codewort "Beshbechahe" (dt. Eiserner Hut; heutzutage eine andere Schreibweise) für Deutschland verwendet und "Nehemah" (dt. Unsere Mutter) für Amerika. Witzigerweise wurden die Franzosen schlichtweg als "Daghahi" bezeichnet, was soviel heißt wie "Bart". Auch das Alphabet wurde mit mehreren Navajobegriffen verbunden. So gab es für den Buchstaben A drei verschiedene Übersetzungen, die variabel genutzt werden konnten. Musste also beispielsweise der Ort "Guadalcanal" durchgegeben werden gab es für den Buchstaben A drei verschiedene Begriffe, sodass der Feind nicht so leicht den Code knacken konnte.
    In Tuba City kaufen wir ein und treffen noch vor dem Laden den ehemaligen Präsident der Navajo Nation, der Unterschriften sammelt, um für den US Congress gewählt werden zu können. Auch wir werden um Unterschriften gebeten, erklären dann aber, dass diese nichts helfen werden, da wir aus Deutschland sind.
    Wir fahren wieder aus dem Ort heraus. Rechts und links der Straße liegen nun vereinzelt Häuser, manche davon sind auch achteckig.
    Als es an der Zeit wird einen Zeltplatz zu suchen, fahren wir in einen Weg hinein. Zunächst sehen wir noch kein Haus, dann tauchen ein paar auf. Wir entscheiden uns noch an diesen vorbei zu fahren und dann einen Zeltplatz zu suchen. Als wir das letzte der Häuser erreichen und von diesem die Straße eigentlich noch weiter geht, wird unsere urspüngliche Entscheidung dann doch recht schnell hinfällig, als mehr als zehn Hunde uns entgegen gerannt kommen und wie verrückt bellen. Wir bewegen uns zunächst rückwärts und dann nach einer Weile vorwärts wieder von dem Hof weg und entscheiden uns lieber, an einem der anderen Häuser nachzufragen, ob wir dahinter unser Zelt aufstellen dürfen. Wir finden schnell welche die draußen sind und die zur Not ihre Hunde (hoffentlich) zurück rufen könnten und fragen dort nach. Als wir auf den Hügel hinter dem Haus deuten und nachfragen, ist die Reaktion erst einmal etwas zögerlich. "Wir könnten schon dort zelten, aber nachts geschehen dort merkwürdige Dinge auf dem Hügel, weshalb sie uns eher davon abraten." Was genau dort vor sich geht und ob es eventuell nur etwas spirituelles ist, erfahren wir nie. Wir entscheiden uns doch lieber weiter zu fahren und es nicht selbst heraus zu finden.
    Als wir am nächsten Haus vorbei kommen, werden wir von dem Besitzer herangewunken. Er habe gesehen, dass wir von den Hunden zurück gedrängt wurden und wir am Haus unterhalb waren und fragt uns, ob wir einen Zeltplatz suchen. Er bietet uns an, um das Haus herum oder unter einem nahegelegenen Baum zu zelten. Jeffrey, ein Diné und ehemaliger Navysoldat, erzählt uns ein bisschen von sich und fragt uns nach unseren Erlebnissen mit dem Rad. Er deutet auch auf einen alten Baumstamm, der zwischen seinem Haus und unserem Campingplatz liegt und erklärt, dass dort einmal ein Diné gewohnt hat, der in hohem Alter im Haus gestorben ist. Die Angehörigen haben ihn dann darin zurück gelassen und sind weiter gezogen. Vermutlich war das Haus aus spiritueller Sicht nicht mehr bewohnbar. Mit der Zeit ist das Haus dann in sich zusammen gestürzt und hat den Mann dort begraben. Scheinbar ist es keine Seltenheit, dass Häuser nach einem Todesfall verlassen werden.
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  • Tag 313: Veterans Tree bis Sand Spring

    January 16, 2024 in the United States ⋅ ☀️ 6 °C

    Der Wecker klingelt. Es ist noch ziemlich kalt. Das Thermometer im Zelt zeigt -5 Grad an. Wir entscheiden uns gerade dazu, noch ein kleines bisschen liegen zu bleiben, um uns für das Frühstück aufzuwärmen, als sich Schritte nähern. So etwas sind wir eigentlich nicht gewohnt. Klar kam in den Stan-Ländern oder der Mongolei auch mal jemand zu unserem Zelt, aber da hat es auch fast schon dazu gehört.
    Wir lauschen also und hören dann eine Stimme sagen: "Good morning. Wake up! Rise and shine!" Das erinnert uns direkt an einen Moment in Usbekistan, genauer gesagt in Mekhnatobod im Ferganatal. Dort wurden wir eingeladen die Nacht im Laden des Besitzers zu schlafen und morgens (allerdings damals um 5 Uhr statt jetzt um 7 Uhr) wurden wir lautstark geweckt. Eine recht ähnliche Situation, nur dass uns diesmal kein muslimischer Ladenbesitzer weckt. Es ist Jeffrey.
    Er lädt uns ein mit ihm gemeinsam im Haus zu frühstücken und uns warm zu duschen. Angespornt von der Aussicht auf ein warmes Zimmer packen wir so schnell wie möglich zusammen und schieben dann zum Haus.
    Wir werden direkt freudig von den beiden Hunden begrüßt, die wir gestern schon kurz kennen gelernt haben. Jeffrey öffnet uns die Tür und wir betreten sein Haus. Gemeinsam frühstücken wir Navajo Brot (aus Mehl, Wasser und Salz; allerdings nicht frittiert, wie es hier für Navajo Tacos verwendet wird), Tost mit Butter und bekommen beide einen Teller mit angebratenen Kartoffelraspeln und Schinken. Dazu probieren wir Navajo Tee. Die Thelesperma-Pflanze (auch Grünfaden, aus der der Tee gemacht wird) gehört zur Gattung der Sonnenblumen und wächst hier um das Haus herum. Leila, Jeffreys Frau, trocknet diese und macht daraus dann den Tee. Im Gegensatz zu Grün- und Schwarztee, die aus einer anderen Pflanze hergestellt werden, enthält der Navajo Tee (manchmal auch unter anderen Stammesnamen wie "Hopi Tee" oder "Zuni Tee" bekannt) kein Koffein. Deshalb konnten ihn auch damals die Mormonen trinken und haben ihn selbst daher auch als Mormonen Tee bezeichnet.
    Jeffrey erzählt uns, dass seine Frau im nahen Flagstaff an einer Schule mit Inklusionskindern arbeitet und dass sie gestern Abend zu Jeffrey meinte, er solle uns doch ins Haus holen und dort schlafen lassen, da ss viel zu kalt sei. Er meinte allerdings, wir wären stark genug und können auch draußen schlafen. Recht gehabt hat er zwar, doch hätten wir sicher auch kein warmes Bett abgelehnt.
    Wir erfahren auch, dass die runden Häuser auf dem Reservat moderne Hogans sind, ein typisches Haus der Diné. Normalerweise wurden solche Hogans nur mit Erdmaterialien gebaut, aber aufgrund der geringen Langlebigkeit bevorzugen viele heutzutage andere Materialien.
    Jeffrey zeigt uns auch noch einen moderneren Moccassin seiner Frau, einen geflochtenen Korb, in dem ein Hochzeitspaar den Kuchen serviert und anschließend der Tradition nach an eine wichtige Person weiter gibt, einen Kamm aus getrockneten Getreidestielen, den ein Mädchen bekommt, wenn sie volljährig wird und einen Webrahmen, auf dem die typischen Teppiche gewebt werden.
    Als uns Jeffrey all diese traditionellen Dinge zeigt, sprechen wir ihn darauf an, was für ein Aufsehen seine Kultur und die anderer Stämme in letzter Zeit in Deutschland erregt hat. Er erklärt uns, dass er (und seiner Meinung nach auch viele andere Ureinwohner) sehr stolz darauf sind, wenn Weiße ihre Kultur verehren und auch Kleidungsstücke, wie Moccassins, oder traditionellen Schmuck tragen. Wir gehen noch weiter und fragen ihn danach, welcher Ausdruck für ihn am respektvollsten ist. Er erklärt uns, dass für ihn persönlich "Native American Indian" (dt. indianischer Ureinwohner von Nordamerika) sehr respektvoll ist. In Amerika wird meist "Native American" (dt. Ureinwohner Nordamerikas) verwendet, beliebter als Selbstbezeichnung ist wohl allerdings der Ausdruck "American Indian", zu Deutsch also "Indianer". Manche fühlen sich durch das Wort "Native" nicht angesprochen und lassen dieses daher lieber weg. Uns ist auch schon oft aufgefallen, dass die Betroffenen selbst das Wort "Indian" in einigen Bezeichnungen und sogar Gruppennamen verwenden. Da das Wort für den Großteil der Personen selbst keine Beleidigung zu sein scheint, haben wir beschlossen es auch weiterhin so zu verwenden.
    Gesagt sein sollte allerdings, dass manch einer mit diesen Begriffen auch an die vielen Unrechte erinnert wird, die den einzelnen Stämmen widerfahren sind. So haben wir gelesen und auch von Jeffrey nochmal erfahren, dass in den USA bis 1969 und in Kanada sogar noch bis 1996 sogenannte Boarding Schools für die Eingeborenen bestanden. Seit etwa 1880, zu der Zeit wurden einige der Reservate zugewiesen, mussten die Kinder der einzelnen Stämme für einige Zeit in diese Internate, um zu lernen "weiß" zu sein. Oft wurden diese Internate in Zusammenarbeit mit den Kirchen geführt, die dort eingewiesenen Kinder geschlagen, misshandelt und psychisch gedehmütigt. Eine Methode um den Kindern ihre Sprache oder Kultur auszutreiben war es, ihnen Seife in den Mund zu legen, sobald sie ihre Muttersprache verwenden. Und erst vor kurzem sind einige Massengräber nahe solcher Schulen gefunden worden. Sie arbeiteten stets nach dem Motto: "Töte den Indianer, aber rette den Menschen!". Leider hat es wohl häufig mit dem ersten Teil geendet.
    Auch Jeffrey hat uns einiges davon bestätigt. Die Kinder kamen oft verstört zurück und bis heute haben viele Erwachsene dadurch noch Identitätsprobleme, auch die Nachfahren, die von diesen Erfahrungen geprägt wurden. Kein Wunder, dass manche auf die Diskussion um die richtige Bezeichnung also etwas sensibel reagieren. Wie wir es bisher mitbekommen haben, wird eine Sammelbezeichnung als Indianer grundsätzlich nicht negativ aufgefasst, dennoch bezeichnen sich die Betroffenen selbst lieber mit ihrem eigenen Stammesnamen. Generell gilt doch: Egal welche Bezeichnung man auch verwendet (solange sie nicht allzu harsch ist), entscheidend ist doch, auf welche Weise sie Verwendung findet. Solange es mit Respekt geschieht und allen Beteiligten (früher oder später) klar ist, dass es nicht "den Indianer" gibt, sondern sich jeder Stamm von grundauf unterscheidet, ist doch allen mehr geholfen, als das Thema zu ignorieren oder gar Angst zu haben über die Vergangenheit aufzuklären, weil eventuell nicht die beste Bezeichnung genutzt wurde.
    Jeffrey gibt uns auch eine Führung durchs Haus und zeigt uns seine sehr große Familie. Dabei erzählt er auch von den Geschwistern seiner Frau. Von ihren insgesamt über 10 Geschwistern sind bereits zwei an Alkoholmissbrauch gestorben und einer sitzt im Gefängnis ein. Besonders der Alkohol macht hier vielen zu schaffen. Jeden Tag werden wir angesprochen, ob wir nicht etwas Geld haben. Allerdings geschieht dies immer auf so freundliche Weise, wie wir es selten erlebt haben. Meistens werden wir erstmal gefragt, wohin wir fahren und was wir schon alles gesehen haben, bekommen dann Lob zu hören, werden nach ein bisschen Kleingeld gefragt und wenn wir keines für sie haben, sagen sie es sein überhaupt kein Problem und wünschen uns dann noch eine schöne und sichere Weiterfahrt. Nicht ein einziges Mal wurde es komisch!
    Wir unterhalten uns auch kurz über die Präsidentschaftswahl und erfahren, dass Jeffrey die Republikaner wählt, weil diese seiner Meinung nach in seiner Region mehr gemacht haben, wie beispielsweise Arbeitsplätze geschaffen. Mit der Parteienauswahl ist er nach seinen eigenen Worten allerdings im Reservat die Ausnahme.
    Nach all den sehr interessanten Gesprächen duschen wir dann auch mal und bedanken uns bei Jeffrey für alles.
    Wir fahren weiter, wieder einmal durch herrliche Landschaft, essen zu Mittag und werden dann von einem Spaziergänger herbeigerufen, der uns ebenfalls Dinosaurierspuren zeigen möchte. Diese sind ziemlich verwaschen und nur schwer zu erkennen. Am Ende bittet er um eine Spende und meint, sie sei für seine Familie, damit sie Essen bekommen. Wir lehnen allerdings ab, bieten ihm dafür aber direkt von unserem Essen an. Als er dieses nicht annimmt, bestätigt sich, dass er das Geld vermutlich nicht für Essen für die Familie ausgegeben hätte.
    Wir verabschieden uns, fahren weiter und kommen dabei immer höher. Mit der zunehmenden Höhe sinken die Temperaturen immer weiter.
    Wir fahren eine Einfahrt hinein, die allerdings sehr verschneit ist. Durch den recht hohen Schnee laufen wir umher, um nach einam geeigneten Platz zu suchen. Das einzige das wir allerdings erreichen ist, dass unsere Schuhe nass und unsere Füße immer kälter werden.
    Ohne fündig zu werden, fahren wir noch ein Stück weiter und nehmen dann wieder eine Einfahrt. Hier ist es allerdings flacher und dadurch etwas weniger verschneit.
    Wir befreien unseren ausgewählten Platz vom Schnee, damit sich das Wasser nicht über Nacht durch den Zeltboden drückt, bauen dann schnell auf, ich räume drinnen ein, Lukas kocht und dann genießen wir das warme Essen während wir eingepackt im Schlafsack sitzen.
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  • Links das Hogan, rechts das Schwitzhaus

    Tag 314: Sand Spring bis Navajo Monument

    January 17, 2024 in the United States ⋅ ⛅ 4 °C

    Es ist mal wieder ganz schön kalt morgens. Bei Minusgraden im Zelt frühstücken wir uns machen uns dann abfahrbereit.
    Bald schon kommen wir an einer verlassenen Tankstelle vorbei, die wirklich gut bemalt ist. Dort biegen wir ab, um Richtung Navajo National Monument zu fahren.
    Auf dem Weg nach oben ergeben sich herrliche Blicke ins Tal, während um uns herum alles verschneit ist.
    Je höher wir kommen, desto häufiger zeigt sich auch die Sonne und umso mehr Kleidung müssen wir ablegen.
    Bald kommen wir an einen kleinen Aussichtspunkt, von dem wir in einen Canyon hinab blicken. Interessant ist hier, dass der Canyon durch die schmale Schlucht eine Flora und Fauna eines Berges dieser Region hat der auf dem Kopf steht. Während hier die Dichte und Variation an Tieren und Pflanzen zunimmt, je höher man kommt, passiert genau das selbe je tiefer man in den Canyon hinabsteigt. Grund hierfür ist größtenteils die Sonne, die bei diesem engen Canyon nur den oberen Rand berührt und somit nicht die Pflanzen und Tiere im schattigen Canyongrund vom Leben abhält.
    Ein kurzes Stück fahren wir noch und sind dann am Visitor Center angelangt. Dort schauen wir uns erstmal im Inneren um, essen etwas und wärmen uns dabei auf.
    Dann wandern wir hinab zum Aussichtspunkt, von dem aus wir einen Blick auf die von 1267 bis 1286 erbaute Indianersiedlung haben. Bestehend aus Holz, Sandstein und Mörtel wurden die ehemals 120 Räume in einer großen Höhle erbaut, um im Sommer vor der brennende Sonne und im Winter vor den kalten Winden zu schützen. Normalerweise gibt es auch eine Tour in die Höhle hinunter, da allerdings Wintersaison ist, wird der Zutritt untersagt.
    Nicht nur die Gebäude sondern auch der Weg hinunter zum Aussichtspunkt ist sehr interessant, da hier viele Schilder über die Nutzung einiger Pflanzen durch die Navajos und Hopi informieren. Es ist wirklich immer wieder erstaunlich, gegen was Pflanzen alles helfen können und dass die Menschen das damals so wussten.
    Einige Beispiele und deren Nutzung:
    -Große Wüsten-Beifuß: bei Bauchschmerzen, Kopfschmerzen und Erkältung
    -Feigenkaktus: Nahrungsmittel
    -Rundblättrige Büffelbeere: Augensalbe für Schafe
    -Pinyon-Kiefer: Nuss (als Nahrungsmittel); Harz (Befestigung von Pfeilspitzen am Pfeil, Reperatur von leckenden Töpfen, um Körbe wasserdicht zu machen, Kaugummi)
    -Cliff Rose: Pfeile, Wundsäuberung
    -Blaue Palmlilie: Frucht (Nahrungsmittel), Blätter (Herstellung von Seilen), Wurzeln (Seife)
    -Utah-Wacholder: Holz (Dachbalken, Feuerzunder, Feuerbohrer, Anzünder), zerkleinerte Rinde (Windeleinlage, Seile, Stabilisierung für Töpfe), Blätter als Brei (Abführmittel), Beeren (Nahrungsmittel)

    Dem Vorbild der Menschen von damals folgend, probieren wir natürlich auch mal von dem Harz, dem historischen Kaugummi. Eine schlechtere Idee hatten wir selten, da wir den recht bitteren Geschmack bis zum Zähneputzen nicht mehr los wurden.

    Direkt neben dem Visitor Center können wir auch ein Hogan genauer anschauen. Dieses männliche Hogan ist etwas langgezogen, nach oben hin spitz und wird ausschließlich für religiöse und private Zeremonien verwendet. Ein weibliches Hogan ist dagegen rund mit flacherem Dach, ist groß genug, dass eine Familie darin überwintern kann und dient im Sommer als Lager. Es gibt auch einige Regeln, die sich um die Hogans gefestigt haben:
    1. Bei einem Todesfall im Hogan wird der Verstorbene darin begraben und der Eingang versperrt, um andere abzuhalten oder der Verstorbene wird durch ein extra für diesen Zweck im Norden hinein geschlagenes Loch nach draußen gebracht und das Hogan verbrannt.
    2. Ein Hogan wird verlassen, wenn in der Nähe ein Blitz einschlägt.
    3. Wenn sich ein Bär am Hogan reibt, ist es ebenfalls nicht mehr bewohnbar.
    4. Das Holz eines Hogans wird nicht ein weiteres Mal verwendet, egal für welchen Zweck.

    Wenn früher Krankenbesuche statt fanden, kamen die Besucher durch den nach Osten weisenden Eingang, sind an den im Süden sitzenden Männern vorbei, haben ihre Gaben den Kranken gegeben, die gegenüber des Eingangs im Westen saßen und gingen dann an den im Norden sitzenden Frauen vorbei nach draußen. Somit wurde der Verlauf der Sonne beachtet.

    Bevor wir wieder zum Visitor Center zurück kehren schauen wir uns noch das Schwitzhaus an, eine Miniaturversion des Hogans. Dieses besitzt keinen Kamin und diente damals als Bad sowie für besondere Rituale. Da in dieser Gegend Wasser knapp war, mussten die Menschen diese Art der Reinigung wählen. Dazu wurden Steine im Feuer erhitzt und ins Schwitzhaus gebracht. Die Badenden entkleideten sich und kriechten hinein. Dann wurde das Loch mit einer Decke abgedeckt und die Sauna began. Das Schwitzhaus diente auch als Versammlungsort um Lieder zu singen oder eine anstehende Jagd zu planen. Am Ende wusch man sich noch, falls vorhanden, mit etwas Wasser ab oder trocknete sich mit Wüstensand.

    Zum Glück haben wir es nicht mehr weit bis zum Zeltplatz, da wir uns entscheiden auf dem kostenlosen Campingplatz zu zelten den es hier dabei gibt.
    Wir bauen auf und kochen dann nach alter Gewohnheit im Toilettenhäuschen, in dem es viel wärmer ist als außerhalb.
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  • Ein weibliches Hogan (als Lebens- bzw Lagerraum)Ein männliches Hogan (für Zeremonien)Wie eine Statue eines Indianers

    Tag 315: Navajo Monument bis Poccis Home

    January 18, 2024 in the United States ⋅ ☁️ 10 °C

    Wir freuen uns am nächsten Morgen, als es wieder bergab und in die schneefreien Höhenlagen geht. Innerhalb kurzer Zeit ändert sich die Landschaft von mit Bäumen und Schnee bedeckten Hügeln zu baumloser Wüste. Je näher wir uns dem Monument Valley nähern, desto mehr Sandsteinmassive tauchen auf.
    In Kayenta kaufen wir nochmal für die nächsten vier Tage ein, da es vorher keine Supermärkte mehr geben wird. Dabei kommen wir an einer Art Freilichtmuseum vorbei, in dem nochmal ein Hogan und ein Schwitzhaus gezeigt werden und außerdem erklärt wird, wie eine Erungenschaft der Navajos deren Leben grundsätzlich änderte.
    Bis Anfang des 20. Jahrhunderts hatten die Navajos und Weißen nur wenig Kontakt und im Reservat war man hauptsächlich auf dem Pferderücken unterwegs.
    Die Navajos in New Mexico waren unter ihnen die ersten, die Wagen besaßen. Damit waren sie nicht mehr an eine Quelle oder an eine andere Art des Wasserzugangs gebunden und konnten überall über das Reservat verteilt leben. Die in Arizona lebenden Navajos kamen erst in den Besitz von Wagen, nachdem einige wohlhabendere Navajos in New Mexico bereits ihre ersten Autos besaßen. Dies geschah größtenteils im Zeitraum von 1920 bis 1930. Kaum zu glauben!
    Nach dem Freilichtmuseum fahren wor noch weiter und fragen dann an einem Haus, ob wir dort in der Nähe zelten dürfen. Für die Bewohner ist das kein Problem, weshalb wir bald unser Zelt aufgebaut haben. Allerdings gibt es eine Schwierigkeit: Wir haben tierische Beobachter, die sehr verzückt darüber sind, dass wir hier zelten. Deshalb baut jeweils einer von uns das Zelt auf, während der andere die Hunde durch intensives Streicheln ablenkt. Die jüngere der beiden nennen wir Pocci. Sie trennt sich auch nicht von uns, als wir schon im Zelt sitzen und essen. Stattdessen liegt sie Schwanz wedelnd davor und freut sich jedes Mal, wenn wir aus dem kleinen Netz im Zelteingang zu ihr heraus schauen.
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  • Westl. Fäustling, Östl. Fäustling, Merrick Monolith

    Tag 316: Poccis Home bis Monument Valley

    January 19, 2024 in the United States ⋅ ☁️ 8 °C

    Der Abschied von Pocci an diesem Morgen ist schwer. Aber so ist das auf einer Reise. Wir treffen herzliche Menschen, interagieren mit Tieren und sehen atemberaubende Landschaften, aber irgendwann kommt der Moment, an dem wir uns wieder von ihnen abwenden müssen und nur hoffen können, sie eines Tages wieder zu sehen.
    Zurück auf der Straße und nach ein paargeradelten Kilometern steht uns mal wieder der Mund offen. Was für eine Landschaft! Rechts und links der Straße ragen sogenannte "Mesas" empor, in anderen Worten freistehende Steinplatteaus. Was muss dieser Anblick doch für einen Eindruck auf die ersten Siedler gemacht haben, die hier durch kamen und nicht wussten was sie erwartet. Genauso ist es nicht verwunderlich, dass die Diné diese Region schützen wollen.
    Wir machen einige Bilder und überqueren dann die Grenze in unseren dritten Bundesstaat, Utah. Am Gate zum wirklichen Monument Valley holen wir uns für 8 Dollar eine Ticket und erfahren dann, dass wir mit den Fahrrädern zwar auf den Aussichtspunkt, aber nicht hinunter ins Tal fahren dürfen. Einen Grund erfahren wir nicht. Normalerweise führt vom Aussichtspunkt aus noch eine Straße hinunter ins Tal und teilweise zwischen den Mesas hindurch. Mit dem Privatauto dürften wir hier jetzt problemlos fahren.
    Wir radeln also noch die letzten Meter und erreichen dann den Aussichtspunkt. Der Ausblick ist gigantisch! Allerdings müssen wir eingestehen, dass uns das Monument Valley im Vergleich zum Grand Canyon doch nicht mehr so sehr vom Hocker haut. Vielleicht sind wir einfach etwas überreizt.
    Wir machen natürlich unzählige Bilder uns Videos, mit uns ohne Fahrrädern, und versuchen dann, ob wir nicht mit Privatleuten durch das Tal fahren können. Leider sind die Autos meist schon voll oder sie kommen bereits von der Tour durch das Tal zurück. Da der Weg mit dem Fahrrad und der mit dem Auto also keine Option ist, entscheiden wir uns dazu ein Stück zu Fuß hinunter zu laufen. Von einem Tourist werden wir noch vor herum streunenden Hunden gewarnt, die sich unten im Tal scheinbar über irgendeine Beute hermachen, aber davon bekommen wir nichts mit.
    Stattdessen machen wir ein paar Bilder an der wohl berühmtesten Stelle des Parks, an der Aussichtsstelle auf den "West Mitten" und "East Mitten". Die beiden Monolithe haben mit etwas Fantasie die Form von aufrechtstehenden Fäustlingen und sind DIE Attraktion schlechthin.
    Aus geologischer Sicht entstanden diese Felsmassive auf folgende Weise:
    Ursprünglich war dieses Gebiet von vielen Sedimentschichten bedeckt. Durch kleine Bäche aus nahegelegenen Gebirgszügen wurden Sedimente abgelagert die sich zu Schluffstein und Schiefer verfestigten. Diese bilden nun den Boden des Tals. Vom Wind verwehte Sanddünen lagerten sich anschließend auf diesem verhärteten Grund ab. Daraufhin sank das Gebiet ab und weitere Sedimente wurden durch Wasser und Wind in diese Region befördert und verfestigten sich zu Gestein.
    Diese wurden dann wiederum angehoben und seither durch Winderosion in die jetzigen Steinmassive geformt.

    Der Sage der Diné nach bildete sich die Erdoberfläche durch Überschwemmungen aus der Tiefe. Daraufhin stiegen ebenfalls aus der Tiefe Götter, Tiere und die Vorfahren der Menschen durch ein riesiges Schilfrohr empor. Um das überschwemmte Land zu trocknen gruben sie mit Steinwerkzeugen Gräben in die Erdoberfläche, durch die das Wasser abfließen konnte. Diese Gräben sind heutzutage die Flüsse und im Gestein sieht man der Sage nach noch heute die Spuren des einstigen Wassers, das hier gewesen sein soll. Nachdem das Wasser abgeflossen war, blieb nur noch feuchter Grund zurück, der nun den Schluff des Talbodens bildet.
    Die zuvor erwähnten Götter formten daraufhin die Berge, ließen Wälder wachsen und gestalteten die Erde wie sie heute ist.

    Es ist wenig erstaunlich, dass um die Entstehung dieser Felsmassive zahlreiche Geschichten kreisen.

    Unser ursprünglicher Plan war es eigentlich, auf dem Campingplatz am Aussichtspunkt zu zelten. Leider hat dieser allerdings über den Winter geschlossen und die Hotelzimmer überschreiten mit dem niedrigsten Preis für 160€ pro Nacht leicht unser Budget.
    Deshalb fahren wir noch ein paar Kilometer aus dem Park heraus und finden dann ebenfalls problemlos ein schönes Zeltplätzchen.
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  • Der König auf dem Thron (links) der auf sein Schloss herabblickt (rechts).Einer der wohl bekanntesten Drehorte.Der Mexican Hat, nach dem der Ort benannt ist.The Goosenecks, der wie ein Gänsehals mäandrierende Juan River

    Tag 317: Monument Valley bis Goosenecks

    January 20, 2024 in the United States ⋅ ☁️ 9 °C

    Nach gigantischem Sonnenaufgang fahren wir langsam aus dem von Felsmassiven gerahmten Tal heraus.
    Alle Felsmassive hier haben Namen, die wir über die Kartenapp Mapsme erfahren. Ein Fels ist ein brühtendes Huhn, ein anderer ein Indianer und wieder ein anderer ein König auf einem Thron mit seinem Schloss. Manche sind direkt zu erkennen, andere benötigen dann doch etwas mehr Fantasie.
    Völlig unerwartet kommen wir an einem der bekanntesten Filmorte vorbei. Wer "Forrest Gump" einmal gesehen hat und sich an die Szene erinnert, in der die Hauptfigur ewig rennt und kein Ende zu finden scheint, dem kommt vielleicht der Ort auf den Bildern bekannt vor.
    Wir sind nicht die einzigen, die hier anhalten um Bilder zu machen. Ich will nicht wissen, wie diese Straße hier in der Hauptsaison aussieht!
    Im Ort "Mexican Hat" verlassen wir das Reservat der Diné und kommen wenig später an einen weiteren atemberaubenden Aussichtspunkt. Der Anblick des "Goosenecks" begeistert durch seine drei Windungen, die alle von einem einzigen Aussichtspunkt aus zu sehen sind.
    Unweit des Aussichtspunkts bauen wir unser Zelt auf. Wir haben Glück, denn ausgerechnet hier ist sogenanntes BLM Land, also das Gebiet des Bureau of Landmanagements, auf dem man problemlos zelten kann.
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  • Ute-Tipi von innenHogan von innenEine Babywiege

    Tag 318: Goosenecks bis Bluff

    January 22, 2024 in the United States ⋅ ☁️ 9 °C

    Im Gegensatz zu den Tagen zuvor, wachen wir heute zu etwas Regen auf. Bis wir allerdings alles eingepackt und die Regenkleidung angezogen haben, ist es wieder weitestgehend trocken.
    Wir fahren mit der Erwartung los, dass es von nun an weniger zu sehen gibt und wir nun "endlich" mal etwas voran kommen. Wie man sich nur so täuschen kann!
    Die Landschaft wird alles andere als öde und bleibt stattdessen abwechslungsreich. Kurz bevor wir den kleinen Ort Bluff erreichen, werden wir auf ein Schild aufmerksam. "Bluff Fort 3 Miles" heißt es hier. Vermutlich nur eine Ruine von der nicht mehr viel übrig ist oder sogar nur ein Schild mit einem kleinen Infotext, denken wir.
    Wir fahren also nach Bluff hinein, machen Mittagspause auf einer trockenen Bank und fahren dann noch weiter. Wir haben schon fast wieder vergessen, dass hier noch das Fort angeschrieben war, als es plötzlich neben der Straße auftaucht. Von wegen Ruine! In liebevollster Detailarbeit wurde hier der ehemalige Ort von Nachfahren der frühen Siedler nachempfunden.
    Im Oktober des Jahres 1879 brachen insgesamt 260 Mitglieder der "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage", damals bekannt als Mormonen, vom Süden Utahs auf. Sie hatten von ihrer Kirche die Aufgabe bekommen eine Siedlung in der Region der vier Bundesstaaten Arizona, Utah, Colorado und New Mexico (auch bekannt als "Four Corners") zu errichten. Grund hierfür war wohl, sich die Region zu sichern und die herum streundenden Banditen in Zaum zu halten. Außerdem sollte eine bessere Beziehung zu den Diné, Anasazi Pueblos, Utes und Paiutes aufgebaut werden. Damit waren diese Siedler wohl die einzigen, die von Westen her auf eine Mission loszogen, um weiter im Osten eine Siedlung zu errichten.
    Bisher gab es bereits einen Weg über den Süden (und damit durch das Gebiet der Diné) und über den Norden. Der Letztere war allerdings für die Siedler zu lang und da der Aufbruch im Winter statt fand ebenfalls zu hoch gelegen und damit zu sehr dem Winter ausgesetzt. Der Weg über den Süden war dagegen zwar leichter und von den Diné durchaus geduldet, allerdings durften hier keine Rinder mitgebracht werden, die die Nahrungsquellen der Tiere der Diné auf der Durchreise abfressen würden.
    Daher mussten die Pioniere einen direkteren Weg finden. Die Reise war auf nur sechs Wochen ausgelegt, dauerte stattdessen allerdings sechs Monate. Die 260 Männer, Frauen und Kinder stießen auf der Reise auf einige unvorhergesehene Hindernisse. Das wohl berühmteste dieser Hindernisse war eine Felsspalte, die nun als "Hole in the Rock" bekannt ist. Diese Felsspalte war zu der Zeit allerdings so schmal, dass sie über Wochen verbreitert werden musste, damit die Pferde und Planwägen durch sie hindurch kommen. Auch Abhänge mit irrsinnigen Steigungen mussten mit den Tieren überwunden werden. Ein Wunder, dass immerhin alle menschlichen Teilnehmer der Mission lebend an ihrem Ziel ankamen.
    Um sich der Taten und Geschichten der Pioniere zu erinnern, wurde dieses Fort möglichst wahrheitsgetreu nachgebildet. In einer Art "Wagenburg" aus kleinen Hütten werden die Geschichten der damals beteiligten Familien erzählt. An jeder Hütte hängt ein Lautsprecher mit kurzen Texten in Englisch, Deutsch, Italienisch und weiteren Sprachen. Dadurch ist man praktisch mitten drin im Geschehen von damals.
    Auf dem Gelände steht ebenfalls ein Tipi der Ute. Es ist ziemlich geräumig mit einer Feuerstelle in der Mitte, einem kleinen Regal und ein paar Bildern von bedeutenden Kriegern der hier lebenden Stämme.
    Direkt daneben steht ein Hogan das ebenfalls sehr geräumig ist. Ein bisschen erinnert es mich tatsächlich an eine Jurte. Auf dem Boden liegen ein paar Felle. Auf diese Weise wurde wahrscheinlich in so einem Hogan geschlafen. Auch eine Babywiege mit einer Puppe steht im Raum. Das Kind wird hierrauf der Länge nach festgebunden und ähnelt damit einer Babywiege wie wir sie in Kirgistan gesehen haben.
    Als wir so über den Platz schlendern und uns über das Fort informieren, kommt in schnellen Schritten ein Mann auf uns zu. Er ist Volunteer in dem Fort und spricht uns auf Deutsch an. Vor Jahren hat Ted in Deutschland gearbeitet und dort sehr gut Deutsch gelernt. Er erklärt uns, dass er der Urenkel des Leiters dieser Mission durch das "Hole in the Rock" sei. Welche Tour wir machen, will er wissen. Als wir es erklären kann er es gar nicht fassen. Wir seien die modernen Pioniere und wir würden ihn an die Geschichten seiner Vorfahren erinnern. Dann will er uns vorerst nicht weiter stören und verabschiedet sich.
    Da es zu schütten beginnt entscheiden wir uns dazu, unter dem Dach des Forts auszuharren. Dabei kommen wir mit Ron und Bev (Beverly) ins Gespräch, zwei weiteren Freiwilligen des Forts. Beth erzählt uns, dass sich die Besucher im Sommer fast über den Haufen rennen, so viele kommen hier her. Die Männer des Teams sind dann meist im Hof und führen die Gäste umher, die Frauen verkaufen selbstgebackene Kekse und selbstgenähte Kleidung und andere Nähware. Das Fort hat auch eine Werkstatt in der die Freiwilligen (die meist ein Jahr, teilweise aber auch länger bleiben) verschiedene Verkaufsgegenstände für den Souvenirshop herstellen. Alle Freiwilligen sind hauptsächlich Mitglieder der "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage" und sind hier auf Mission.
    Draußen wird der Regen nicht weniger und so schauen wir uns noch einen Film über die Reise der Pioniere an, in dem man nochmal ganz gut sieht, was die Siedler früher leisten mussten. Was uns allerdings vollkommen überrascht hat war die Aussage einer der damals an der Mission beteiligten Frauen, dass sie im Fort manchmal Popcorn gemacht haben. So einen Luxus haben wir nicht, denke ich daraufhin amüsiert.
    Das Wetter scheint sich nicht zu bessern und so laden uns Beth und Ron zu sich nach Hause ein, um mit ihnen zu Abend zu essen. Gerne nehmen wir das an, denn mittlerweile sind wir schon ganz schön durchgefroren.
    Die beiden wohnen nicht weit entfernt in einem Haus, das ihnen zwar gestellt wird, für das sie aber dennoch Miete bezahlen. Zum Abendessen kommen auch Rons Bruder Kyle und seine Frau Ranae. Auch sie sind Freiwillige des Forts. Beide Familien kommen aus dem Norden von Utah, nahe Salt Lake City. Wir sitzen zusammen und genießen das leckere Essen, das Bev zubereitet hat. Da es draußen schon zu dämmern beginnt, steht noch die Frage offen, wo wir unser Zelt aufbauen können. Ein ursprünglicher Gedanke Rons in der Nähe des Forts zu schlafen, ist leider nicht möglich. Daher telefoniert Ron mit Ted (dem Deutschsprechenden), um einen Unterstand für uns zu finden. Stattdessen teilt er uns jedoch nach seinem Telefonat mit, dass Ted für uns eine Hütte hat in der wir schlafen können. Wir sind unfassbar dankbar und erfahren erst im Laufe des Abends, dass Ted uns in einer Art Motel gegenüber des Forts eine Cabin auf seine Kosten gemietet hat. Eine unfassbare Geste!
    Nach dem Essen werden wir also von Ron und Kyle, die gemeinsam eine Ranch im Norden Utahs besitzen, zu dieser Cabin gebracht. Was wir sehen übertrifft nochmal unsere Erwartungen. Das kleine Häuschen besteht aus einem Badezimmer mit (!) zwei Duschen, einer gut ausgestatteten Küche, einer Terrasse, einem Wohnzimmer und einem Schlafzimmer mit zwei Kingsize-Betten.
    Wir können es gar nicht wirklich fassen! Eigentlich wollen wir noch das Beste aus der Übernachtung in der Cabin mitnehmen, aber sind zu müde um noch irgendetwas zu machen.
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  • Unsere bescheidene Unterkunft
    Beispiele aus der Werlstatt des FortsDie "Twin Rocks" - dem Aussehen nach eher "Die Verliebten"

    Tag 319: Bluff bis Montezuma Creek

    January 22, 2024 in the United States ⋅ ⛅ 9 °C

    Wir stehen um 7 Uhr auf und packen weitestgehend zusammen. Um 8 Uhr werden wir dann von Ron und Kyle im Truck abgeholt. Gestern Abend hatten wir noch darüber gescherzt, dass die beiden immer einen Cowboyhut tragen. Also sage ich, als wir in den Truck einsteigen: "Two Cowboys in a truck. You must be Ron and Kyle." Wir scherzen etwas und fahren dann ein wenig aus Bluff hinaus, in die Richtung aus der wir gestern gekommen sind. Als die beiden nämlich gestern Abend erfahren haben, dass wir bei der Herfahrt die in den Stein gemeiselten indianischen Inschriften abseits der Straße verpasst haben, wollten sie uns diese noch zeigen. Manche von ihnen sind tatsächlich noch sehr gut zu erkennen, andere leider durch Vandalismus übermeiselt. So können wir ein paar alte Ziegen oder Rehe ausmachen, die teilweise jedoch in jüngster Zeit um ein paar Details erweitert wurden. Schade, dass manche selbst vor solch bedeutenden Kulturgütern keinerlei Achtung haben! Die beiden Brüder erzählen uns auch, dass hier in der Region noch viele alte Felswohnungen verschiedener Stämme zu finden sind. Allerdings werden diese nicht ausgeschrieben und auch auf keiner Karte markiert, da auch sie sonst Opfer von Vandalismus und respektlosem Umgang werden würden.
    Wir fahren von den Felsinschriften wieder zurück und zu Ron und Bev nach Hause. Dort wurden wir nämlich gestern Abend noch zum Frühstück eingeladen. Zusätzlich zu den vier Batemans stößt noch Ted Hill dazu, der Urenkel des Missionsleiters. Es ist wieder einmal schön und gleichzeitig witzig. Mit den fünf ist es so einfach ins Gespräch zu kommen, ganz so als würden wir uns schon eine Weile kennen.
    Bevor wir gemeinsam zum Fort zurück gehen überreicht uns Ron noch als Geschenk das "Book of Mormon" über das wir schon virl erzählt haben und alle hinterlassen uns noch eine kleine Nachricht und ihre Adressen. Weil Bev mitbekommen hat, dass der Reißverschluss meiner Regenjacke nun vollständig kaputt ist, nachdem er die letzten Wochen schon sehr oft gehakt hat, schenkt sie mir kurzerhand noch eine ihrer Jacken, die sie so gut wie nie anzieht, wie sie mir versichert. Jegliche Ablehnungsversuche meinerseits bleiben vergebens und so nehme ich die grüne, deutlich zu große Jacke mit Inschrift des "Grand Canyon" auf der Brusttasche mit und bin sehr froh darum eine wetterfestere Alternative zu meiner kaputten Regenjacke zu haben.
    Gemeinsam gehen wir wieder zum Fort in dem eine Predigt und Art Fortbildung für die Freiwilligen stattfindet. Auch zu dieser wurden wir eingeladen und sind gespannt mal etwas tiefer in diese uns so unbekannte Glaubensrichtung einzutauchen. Die Treffen unter den Freiwilligen finden täglich statt. Es wird gebetet, geschichtliche Hintergründe einzelner an der Mission beteiligter vorgestellt und die Aufgaben und Ziele des Tages besprochen.
    Am Ende des Treffens lernen wir noch Lisa Hill, Teds Frau kennen. Abwechselnd dürfen wir einen Blick hinter die Kulissen werfen, uns die Werkstatt anschauen und die Näherei. Es ist wirklich unfassbar was hier geschaffen wird!
    Wir führen lange Gespräche mit den sechs, machen Bilder und scherzen. Es ist manchmal verrückt wie schnell man sich doch mit uns vor einem Tag noch Wildfremden jetzt schon so verbunden fühlt.
    Wir essen noch auf dem Gelände zu Mittag, was noch um ein paar Cookies, Müsliriegel und Sandwiches von den Batemans ergänzt wurde und verabschieden uns dann schweren Herzens. Der Besuch bei Lisa und Ted in Phoenix und den Batemans auf der Farm im Norden Utahs muss leider bis zu unserem nächsten Urlaub in den Staaten warten.
    Da wir den Großteil des Tages noch im Fort verbracht haben, kommen wir heute nicht mehr so weit. Trotzdem sind die Felsformationen allein auf diesem Stück überwältigend.
    In Montezuma Creek kaufen wir noch für die nächsten Tage ein und finden kurz danach in einer Kurve der Straße, in der die Felsen etwas zurück weichen, ein ganz nettes Plätzchen.
    Wir bauen das Zelt auf, essen zu Abend und lauschen dem Geheule naher Coyoten.
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  • Tag 320: Montezuma Creek bis Blue Hill

    January 23, 2024 in the United States ⋅ ☁️ 8 °C

    Es ist wieder einkal bewölkt und frisch, aber immerhin regnet es nicht.
    Von unserem Zeltplatz fahren wir noch knapp 40 km in Utah und kommen dann in unseren 4. Bundesstaat Colorado. Allerdings bleiben wir hier nicht sehr lange und kommen auf den dort zu fahrenden 40 km weder an einer Tankstelle, einem Laden noch irgendeinem anderen Gebäude vorbei. Colorado ist für uns also nichts anderes als eine ewige Weite.
    Wir durchfahren zwischendurch noch das Gebiet der Ute und so schnell wie wir nach Colorado gekommen sind, so schnell verlassen wir es auch wieder und fahren nach New Mexico, ins "Land of Enchantment" (dt. Land der Verzauberung), unserem 5. Bundesstaat.
    Mit dem Zelten wird es hier etwas schwieriger, denn zu beiden Seiten der Straße verläuft wieder mal ein Zaun. Zum Glück geht dann doch an einer Stelle ein Weg rein, den wir auch entlang fahren und etwas weiter von dee Straße und den viel zu lauten Autos wegzukommen.
    Da es die letzten Tage viel geregnet hat müssen wir aufpassen nicht zu matschige Stellen zu erwischen. Aber spätestens als wir vom Weg wegschieben, um uns etwas besser zu verstecken, können wir es nicht mehr umgehen. Natürlich blockiert mein Rad wieder nach nur wenigen Metern und mich verlässt die Ruhe. Nach langem Tag jetzt noch ein blockiertes Rad und morgen das selbe wieder zurück?! Nicht immer ist es so angenehm, wie man sich das wünscht.
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