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  • Wandern im Himalaya 1/2

    April 19, 2022 in Nepal ⋅ ☀️ 9 °C

    Wandern in Nepal, Wandern im Himalaya, dem höchsten Gebirge der Welt – sich diesen Traum zu erfüllen ist schon wirklich was besonderes und genau, das haben wir die letzten 17 Tage machen dürfen.

    Der Annapurna Circuit gilt als einer der weltweit schönsten Trekks.
    Dementsprechend häufig wird er von Menschen aus aller Welt begangen – in den letzten Jahren vor der Pandemie waren es bis zu 40.000 Menschen jährlich.
    Das praktische daran: Es gibt eine sehr gute Infrastruktur für Wanderer. In jedem Dorf gibt es so genannte „Teahouses“ mit einfachen Unterkünften und fast überall mit warmen Duschen, Strom und sogar WLAN. Zudem ist in vielen Unterkünften die Nächtigung kostenlos, wenn man vor Ort frühstückt und zu Abend isst.

    Von Pokhara – dem geografischen Mittelpunkt Nepals - sind wir also am Montag vor zwei Wochen mit dem Bus nach Besisahar und von dort mit einem Jeep noch ein Stück weiter taleinwärts gefahren, wo wir dann zu Fuß auf einer Höhe von etwa 1100 m losmarschiert sind.
    Tag für Tag haben wir uns nun Höhenmeter für Höhenmeter „hochgewandert“. Anfangs noch in einem schmalen Tal und dschungelartigen Wäldern mit Bananenstauden, Kardamonpflanzen und sogar Palmen verändert sich die Vegetation nach und nach bis sie in Nadelbaumwälder übergeht und wir den teils schroffen Felsen langsam näher kommen und auch der tibetische Buddhismus mit seinen im Wind wehenden bunten Gebetsfahnen und teils jahrhundertealten Gompas (Klöster) immer dominanter wird.

    Besonders am 4. Tag als wir am Weg Richtung Upper Pisang sind, verändert sich die Landschaft spürbar. Das Tal öffnet sich zunehmend, die Landschaft wird karger und das Annapurnamassiv rückt näher und so genießen wir bereits zu Mittag in unserer neuen Unterkunft auf 3.300m angekommen den Ausblick auf den 7.937 m hohen Annapurna II.

    Und hier haben wir jenen Abend verbracht, den ich bereits im vorangegangen Blogbeitrag beschrieben habe. Am späten Nachmittag verwandelten sich die Regentropfen zunehmend in große Schneeflocken und sie legten eine wunderschöne Schneedecke über die Landschaft. Wobei uns hier in erster Linie mal doch die Unsicherheit eines möglicherweise länger andauernden Wintereinbruchs doch mehr beschäftigte als die Freude über die schöne Schneelandschaft.

    Unser Gastgeber meinte sehr gelassen, dass die Sonne morgen schon alles wegschmelzen würde und ansonsten geht ihr halt erst morgen oder übermorgen.
    Eine sehr gelassene Antwort mit der er wunderbar die Klarheit darüber vermittelt, dass wir gegen das Wetter sowieso nicht ankämpfen können und schließlich gelingt Leben ausschließlich mit der Natur und nicht gegen sie. Wer sollte diese Haltung wohl besser verkörpern als die Bewohner Nepals, die den Kräften der Natur immer und immer wieder in einer sehr direkten und unerbittlichen Art und Weise durch Erdbeben, Muren und Überschwemmungen ausgesetzt sind.

    Dennoch beruhigte es uns sehr als wir am nächsten Tag bei Sonnenschein aufgewacht sind und uns bei unserer Wanderung der Schnee unter den Füßen weggeschmolzen ist. An diesem Tag erreichen wir Bragha, ein kleines Dorf mit Steinhäusern, wo wir die Nacht verbringen. Am folgenden Tagen machen wir eine „Akklimatisierungswanderung“ zum „Icelake“ auf 4.600 m.
    Bereits ab 2500 Höhenmetern kann der Mensch die Veränderungen des höheren Drucks und dem fehlenden Sauerstoff unter anderem mit Kopfschmerzen, höherer Atemfrequenz spüren. Ab hier wird empfohlen pro Tag nur noch 300-500 Höhenmeter (entscheidend sei dabei die Schlafhöhe) aufzusteigen, um dem Körper ausreichend Zeit zur Anpassung zu geben. Unterstützend können auch Wanderungen in noch höhere Lagen (wie zB dem Icelake) unternommen werden. Der Aufenthalt dort trägt zusätzlich zu einer erfolgreichen Akklimatisierung bei.

    Ab etwa 4000 Meter Höhe merken wir dann nochmals deutlich stärker, wie sich unser Atemrhythmus beschleunigt und unser Gehtempo langsamer wird.

    Beim Abstieg vom Icelake besuchen wir noch das Kloster von Bragha. Nachdem die buddhistischen Mönche des Dorfs über den Winter zur Lehre in Kathmandu sind, beaufsichtigt ein älterer Herr das Kloster und so wird erst einmal im Dorf nach dem Mann gerufen, der die Schlüssel des Klosters verwahrt. Es kann bis zu einer Stunde dauern bis er schließlich die Türen des Klosters öffnet – wir haben Glück und kommen gerade zur richtigen Zeit als eine Handvoll Touristen gerade ebenso auf die Besichtigung wartet.
    Von außen sehr unscheinbar und durchaus renovierungsbedürftig, erwartet uns in dem über 500 Jahre alten Kloster eine sehr beeindruckende Kulisse. Unzählige Buddhastatuen in den verschiedensten Varianten, alte Texte verwahrt oberhalb der Statuen, gestickte Seidenwimpel und insgesamt eine sehr bunte Farbenpracht in dem lediglich durch ein kleines Dachfenster und unseren Smartphonelichtern beleuchteten heiligen Räumen.

    Die kommenden zwei Tage genießen wir das gewaltige Annapurnamassiv, direkt vor unserer Nase – Annapurna II, Annapurna III, Annapurna IV, Gangapurna und wie sie alle heißen, zahlreiche 6000er und 7000er Berge. Wir wandern einmal links und einmal rechts vom Tal hinauf und bekommen stets wieder wunderbare Ein- und Ausblicke.
    An einem Tag wandern wir zur „Praken Gompa“ hinauf. Auf fast 4000 Metern liegt hier unterhalb einer Felswand ein kleines Kloster aus Stein in der eine 74-jährige Nonne lebt. Nachdem vor 5 bzw. 10 Jahren ihre Mutter und ihr Vater verstorben ist, lebt sie nun alleine, völlig abgeschieden hier oben. Wir erhalten von ihr eine Segnung für die Passquerung des Thorung-La und bekommen noch eine Tasse Schwarztee serviert und nachdem wir noch eine ganze Weile den Blick auf die Berge genießen, wandern wir schließlich wieder hinunter.

    Für uns ist es ein Glück, dass zurzeit so wenige Menschen unterwegs sind, dennoch ist es nett entlang des Weges mit der Zeit immer wieder bekannte Gesichter aus der ganzen Welt zu treffen (u.a. Frankreich, Weißrussland, Australien, Kanada, Niederlande, Deutschland, Schweiz, Russland, Indien, Israel, Dänemark, Tschechien).
    So lernen wir z.B. auch Miriam und Yannic aus Bern kennen. Die beiden sind vor acht Monaten in der Schweiz gestartet und über Südosteuropa, die Türkei, Georgien und Armenien weiter in den Iran nach Pakistan und nun über Indien nach Nepal gereist. Immer wieder haben sich unsere Wege gekreuzt und es war sehr, sehr schön unsere oft so ähnlichen Erfahrungen miteinander zu teilen. Die beiden haben nun vor noch ein weiteres Jahr reisend unterwegs zu sein und ihre Weltreise über Südostasien und Südamerika noch fortzusetzen.

    Von Manang dem letzten „Dorf“, wo es sogar eine Bäckerei gibt und wir uns ein leckeres Osterfrühstück gönnten :-), warteten noch zwei Tagesetappen bis zum „Low Camp“ auf 4540 m. Die zwei Etappen waren deutlich kürzer und wir sind trotz mehrerer Pausen bereits zu Mittag angekommen. Die Landschaft wird deutlich karger und die Bergwelt nochmals eindrucksvoller. Wir fotografieren viel und teils wird uns erst durch die Fotos bewusst durch welche gewaltigen Naturphänomene wir hier wandern dürfen.

    Fortsetzung folgt :-)
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